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Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Tageblatt sk ß»sünf, Mit, HMns, M«s, 8t. Wa, SänichÄkt »intm. MW. LliimÄns, Wti st. Ms, 5t. ZM 5t. Meli, 51m>tM Am. MtaHsa, W«i»M iv TWW Amtsblatt für das 5tgl. Amtsgericht und den Stabtrat zu Lichtenstein — — Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirt M—— ,»>. ! .. .. -u . , Atz. «r. 226. LLW^Wk Sonntag, de« 27. September NKZWKW! 1908 >l«je» Matt erscheint tSgliH außer Sonn» und Festtag» nachmtttag» für den folgende» rag. — vierteljährlich« vepraspret» 1 M«k vv Pfennig«, durch bi, Post bezogen 1 Marl 7V Pf Winzelnr Pumwnn 1v Pfennig,, veprllrmom nrhinm «ußer d« «rpedttion in Wchtenpetn, tzWiikarurstratz» Id:, d b, au« »>if«ltch«r Pdprmstaltrn, Popbotm, sowie di« Au»trSg«r entgeae» Tuf«ate werden dir fitnspespalten« WrunbzrU« mit 10, für autwärtig« Jnsrrrntm Mit 1V Mermignr b««chn»t. P«lamezeil« SV Psg. Iw «ntlichen Teil» kostet di, zweispallig, Zeil« WPfg WamHprrch-Muschlntz Nr« 7. Ins«otm»»«ia-m, «glich bi« »mmuLW« I» »H«. relegr«mu«»Ndrefs^t Lagedlatt« BekGAtttmstchumg Die Entschädig»»- für di« om 7. und 8. dieser Monats hier stattge« fundene M itär einquartierung wird in der Zeit vom Montag, d. 28. Sept, bis Sonnabend, d. 3. Okt -s S, Jahres wührend der Geschäfttstunden -egen Abgabe der Quartlerkarten in hiesiger Ltadttosse ausgezahlt. Nach Ablauf der -istilltln Frist erlischt jeder Anspruch: Lichtenstein, am 86. September 1908. D« Gtmdtrat. Die »olksbibliothek z« Calluberg ist Montag» von 2—3, Mittwochs und Eo»»»abe»d» 11—12 Uhr geöffnet. Stadtsparkaffe Lichtenstein. ikinlegerguthaben 8000lXX) Mark, Reservefonds 480000 Mk, »rschäftszeit 8—12 und 2—5 Uhr täglich. Einlegerzinsfuß Einlagen in den erstm drei Tagm eines Kalendermonats werden noch für den vollen Monat verzinst. Gewünschte Rückzahlungen er folgen in der Regel ohne Kündigung und ohne Zinsverlust in beliebiger Höhe. D-S Wichtigste ' * Tie Deputationen beider Kammern des säch sischen Landtages haben ihre Arbeiten wieder auf- genommen. * Die Türkei hat die bedingungslose Rückgabe der von Bulgarien besetzten Strecken der Orient- dahnen verlangt. Bulgarien hat diese Forderung abgelehnt. * Zwischen dein Gouvernement Kiautschou und der chinesischen Bevölkerung ist es zu Differenzen gekommen. * Ein Orkan hat die westindischen Inseln Nassau, Kew Providence, Long-Island, Rum Cay und Wat- Lings-Jsland verwüstet. Er zerstörte neun Zehntel aller Häuser. Auch Verluste an Menschenleben sind -u beklagen. * Der Landesverband des Bayerischen Flotten- pereins hat die Forderung nach dem Rücktritt des bayerischen Vereinsvorstandes entschieden abgelehnt. Bulgarien und die Türkei. Tie Uebernahine des Betriebes auf der bul garischen Strecke der Orientbahn durch Eisenbahu- truppen des Landes ist, wie auch die Sofioter Regie rung ihr Vorgehen nennen mag, ein widerrechtlicher Nkt der Besitzergreifung. Man neigt in unterrichteten Kreisen zu der Annahme, daß Bulgarien mit seinem Vorgehen einen Schlag gegen Konstantinopel führen wollte. Turch die Uebernahine der Bank wird der türkischen Regierung in deutlicher Weise kundgegeben, haß in Sofia auch mit anderen Zwecken, als bloß Mit dem südlichen Verkehr gerechnet wird. Außerdem enthält dm Forderung, daß von den Einnahmen der .Gesellschaft über 10 000 Franken, der gleiche Prozent satz wie in der Türkei, an die bulgarische Staatskasse vbgeführt werde, für kundige Ohren vernehmbar die diplomatische Forderung der Gleichstellung mit der Türkei. In Bankkreisen nimmt man freilich an, daß neben dem diplomatischen und strategischen Zweck auch ein Wirtschaftlicher verfolgt werde. Bulgarien hat im Lause der letzten fünf Jahre — vorzugsweise durch einen großen Rüstungsaufwand — seine Schulden last von 117 auf 147 Millionen Franken erhöht. Ein recht großer Betrag sür einen Vasallenstaat. Als Pfand wurden bisher die eigenen Bahnlinien ver wertet, die jetzt bereits überbeliehen sind. Als die letzte Konvertierungsanleihe Schwierigkeiten machte, luchte die bulgarische Regierung den im Lande liegen den Teil der Orientbahu zu erwerben, um neue Pfandwerte zu besitzen. Tie Verhandlungen schei terten aber an der Gescllschastsforderuug von 32 Millionen Franken. Nach der Rechtslage hat sich, wie gesagt, Bulgarien Avmsellos einen Verstoß zuschulden kommen lassen. Besitzerin der Bahn ist eine österreichische Gesell schaft, die von schweizerischen Banken unter der über wiegenden Beihilfe der Deutschen Bank finanziert tvorden ist. Oesterreich und Deutschland werden einen iderartigen Eingriff in die Besitzrechte von Staats angehörigen nicht guiheißen, wie wohl allem An schein nach ein Teil der Forderungen Bulgariens gründlich geprüft und bei der Direktion der Ge sellschaft befürwortet werden dürfte. Durch die Improvisation ist die politische Lage i»i Orient zweifellos ungünstiger geworden. Tie Spannung zwischen Bulgarien und der Türkei, die schon vorher bestand und stetig im Wachsen ist, wurde vergrößert und die Anssicht auf eine Ver ständigung erschwert. Die Lage ist für die beider seitigen Regierungen daher nicht ohne Schwierigkeit, selbst wenn der gute Wille zu einer Verständigung vorhanden sein sollte, weil auf der einen Seite die Jungtürken die Entschlüsse des Ministeriums beein- flussen und weil auf der anderen Seite das bulgarische Nationalgefühl sich in einem ungemein reizbaren Zu stand befindet. Nach einem freilich unbeglaubigten Gerücht soll Fürst Ferdinand schon vor einiger Zeit geäußert haben, daß er nur noch die Wahl zwischen einem Kriege oder der Revolution im Lande habe. Turch die Einführung der Verfassung in der Türkei ließ die Spannung etwas nach in der Voraussetzung, daß die Jungtürken den Selbständigkeitsbestrebungen Bulgariens keine Hindernisse bereiteten. Ta aber die Entwickelung umgekehrt ausgeschlagen ist, so ist auch in Bulgarien eine Reaktionserscheinung einge- treetn, die man in ihrer Bedeutung für den Frieden im Balkan keineswegs unterschätzen darf. Deutsches Reich. Berlin. (Ter Kaiser) wird Ende Oktober oder Anfang November dem Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich einen mehrtägigen Jagdbesuch ab statten. — (Tie nächsten Kaisermanöver- werden, wie Berliner Blätter melden, in Württemberg statlfindcn. Im Stuttgarter Gemeinderat machte der Vorsitzende bei der Beratung über die Herstellung des Abwässer kanals am Kannstädter Exerzierplatz die Mitteilung, daß die Militärverwaltung auf eine rechtzeitige Fer tigstellung dieses Kanals den größten Wert lege, weil die Kaisermanöver im Jahre 1000 in der dortigen Gegend abgehalten werden würden. — <Graf Zeppelin, wird nach einer Mitteilung der Motorluftschiff-Korrespondenz mit seinen 85 HP.- Motoren vor Mitte Oktober aufsteigeu. Wenn auch der Graf darauf verzichtet lyrt, die stärkeren 110 HP.-Motoren des gescheiterten Luftschiffes in das ältere Schiff einzubauen, so sind doch Verbesserungen angebracht worden, die dem Ballon Zeppelin l die technische Möglichkeit einer 24 Stundenfahrt ermög lichen. Wenn die Proben befriedigen, ist noch in diesem Herbste eine große Fahrt zu erwarten, die hoffentlich glücklicher abläuft wie die mit dem Zeppelin 2. Gleichzeitig werden die Arbeiten am Zeppelin 3 energisch gefördert. — (Die Regierung und die Eholeragcfahr.) Die Konferenz im Reichsamte des Innern, die sich am 23. September mit der Eholeragefahr beschäftigte, hat beschlossen, vorlüusig keine besonderen Maßnah men zu ergreifen, da kein Grund zu einer Besorgnis vorliege. Auch die preußischen Behörden haben nach sorgfältigster Prüfung aller Verhältnisse keinen An laß zu besonderen Lckmtzmaßregeln gesunden. Man hat beschlossen, bei wirklickien Cholerafällen sofort seitens der zuständigen Stellen der Öffentlichkeit Mit teilung zu machen. — (Ein überraschender Heilerfolg.) Zu der itt der letzten Nummer von uns gemeldeten Ucber- führung des Fürsten Eulenburg nach Liebenberg er fährt die Deutsche Journalpost folgendes: Tie Aufs Hebung des Haftbeschlusses hat auf den Fürsten eine, „so überraschende psychologische Wirkung" ausgeübt/ daß er noch an demselben Tage von den Aerzten für transportfähig erklärt werden konnte. Jni solgedefsen Hot am Donnerstag mittag seine Nebers siedelung von der Charitee nach dem Liebenberger Schlosse stattgefunden. Der Transport erfolgte, Witz gemeldet, in einem Krankenautomobil, und zwar unter Leitung des Chariteearztes Tr. Ritter, der den Krani ken in den letzten Wochen behandelt hatte. Auf Wunsch des Fürsten, der seit Dienstag — wo der Haftbefehl aufgehoben wurde, merklich aufge lebt ist, traten am Mittwoch abend die Charitee, ärzte zu einem Konsilium zusammen, um über dis Frage zu beraten, ob der Fürst körperlich iu der Lage sei, das Chariteekrankenhaus zu verlassen. Titz Aerzte kamen zu dem Ergebnis, daß die seelische Wir kung des Gerichtsbeschlusses so grvß gewesen ist, daß auch eine Besserung im körperlichen Befinden deZ Fürsten unleugbar festgestellt werden konnte. Titz Aerzte sprachen sich daher dahin aus, daß nun einer Ueberführung des Fürsten aus der Charitee nach Liebenberg oder nach seiner Berliner Wohnnng Vorst ärztlichen Standpunkt aus nichts mehr im Wege stehe.. Anfänglich hatte man daran gedacht, den Fürsten nach seinem Berliner Absteigquartier in der Kaiserin Augusta-Straße zu bringen. Späterhin entschloß man sich jedoch, lieber Liebenberg als Aufenthalts ort für den Kranken zu wählen, obwohl die Reifs dorthin größere Anstrengungen erfordert- Man ging aber bei diesem Entschluß von der Ansicht aus, daß nur in Liebenberg der Fürst wieder genesen könne, um seine Verhandlungsfähigkeit zu erlangeUj — Auf die letztere wird es ihm wohl weniger an kommen. Auch fürchten wir, daß die Anberaumung eines neuen Verhandlungstermins sofort wieder iu nachteiliger Weise aus den Gesundheitszustand' des Fürsten einwirkeu würde. Zu einem Rücktrans port in Ims Untersuchungsgefängnis oder in die Charitee werden die Aerzte darum wohl schwerlich wieder die Genehmigung erteilen. Eher könnte es. sein, daß sie ihm den Aufenthalt im — fernen Süden empfehlen. Aus Nah und Fern. Lichtenstein, den 26. September 1008. *— Die Witterungsvorhersage für morgen: Trocken, örtliche Störung nicht ausgeschlossen. *— Ter Gewerveverein hielt gestern abend im Ratskeller eine guibesuchte Versammlung mit reich haltiger Tagesordnung ab. Nach Begrüßung der Erschienenen teilte der Vorsitzende zunächst mit, daß die Gauverbandsversammlung am 25. Oktober in Meerane stattfindet, ein Vertreter des Vereins soll jedoch erst in der nächsten Versammlung gewählt werden. Weiter beschließt man die Anschaffung von zwei Exemplaren des Bilderatlas für Sächsische Ge schichte, für je drei Mark, die der Gewerblichen Forti bildungsschule und der Pereinsbibliothek einverleibt werden sollen. Erfreulicherweise konnte man auch