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Lichtenstein Tallnbevger Tageblatt Beilage z« «r. 187. Donnerstag, den 13. August isos. MiNeikmse« für Heas mrd Herd, Garte«, Feld «ad Wald. Lta Mit m in» M» eil lie -r- iiliin «> MsM, LßckM Nachdruck verböte» In d« Anlage Ler Wiesen wird so mancher Fehl« gemacht, und der Landwirt schüttelt verwun dert den Kops ob der geringen Ertrüge Ler nach seiner Ansicht vollkommen richtig angelegten Wiese. Die Fehler nach dieser Richtung find di« ver schiedensten : Da hat der eine «in Stück Luzernfeld in etwa» tteser, feuchter Lage, das tnsolge mangeln der Pflege -um größten Teil v «grast und verun krautet IP. Der Sedan!«, LirseS Feld in «in« Wiese umzuwandeln liegt nah« und di« Ausführung läßt nicht lange aus sich warten. Wie dies« Umwand lung vor sich geht, hatten wir leider nur schon -u häufig Gelegenheit, beobachten zu müssen. Zu Hause aus dem Heuboden werden einige Säcke Heublumen zusammtngefegt und hinaus geht», das ehemalig« Lu-«rnseld anzusäen. Daß «r ab«r ii srtn«n SSck«n Über Lie Halste Staub, Schmutz und zersallene Mitter, dagegen von brauchbarem Samen nm «inen kleinen Bruchteil hat, daran denkt unser Bauer nicht; erst der Erfolg kann ihn eines Bessern be- lehren; da» Unkraut wuchert wetter, die einzelnen LvzernbüsHel verholzen mehr und mehr und dl« gur«n Gräf« bltiben au». Sin and«« macht «» schon b»ss«r; « pflügt sein Ackerland lies um, eggt «» gut ab, versällt aber btt Ler Aussaat d«S Felde» in den gleichen Fehl«, « verwendet gleichsaill» Heublumen oder kauft bei einem Hausier«, der von Grassamenmischungen «eist gar nicht» versteht, vielfach auch zur Klasse d« nicht gerade reellsten Menschen gehört, da» benötigt« Quantum. Bequem ist e» ja, w«nn «an g«ad« zur recht«« Zeit den Samen und noch dazu um billige» Geld in» Hau» getragen bekommt, ab« die au» solchem Samen ausgrgangene Saat bittet kein erfreuliches Bild. Die guten Gräser find in d« Mind«zahl und werden bald vom Unkraut oder rasch wuchernden Kleesttde erstickt. Ss ist eben d« von Hausierern in den Handel gebrachte Gra». samen in den meisten Fällen nicht» andere» al» «twa» gereinigt« Heublumen, von denen die wenigen brauchbaren Samenkörner durch die Gärung de» Heue» ihre Keimfähigkeit verloren haben, während die hartschaligen Unkrautsamen ihre Krimkrast be- hielten. Durch Len Schaden de» Nachbarn klug gemacht oder durch Zeitungen eine» visier» belehrt, läßt sich «in Dritter au» einer renommiuten Samenhanvlung di« verschiebtnsten Säm««t«n kommen und schreitet, nachdem « sie mit einander gemischt zur Nursaat auf feinem wohlvorberrtteten Feld«. Ab« siehe, auch hier ist der Erfolg nicht b« erhoffte. Der Sam« geht auf, die Saat steht streift-, hier dichter Kleewuch», dort lange Halmgräf«, dabtt war aber doch der Sam« so gleichmäßig auSgestrrut worden i Gleichmäßig? — Nur scheinbar. Di« schwereren Kleesamen setzen sich nämlich sowohl im Sack« wi« auch im Saalgesäße stet» zu Boden, werden auch bttm Wersen de» Samrn» weiter hinautg«tragen wie der seine GraSsamen. D« Landwirt hat «S eben übersehen, zuerst den GraSsamen auSzustreuen und dann den puren Kleesamen einzusprengen. AuS diesen wenigen Fällen wird der Landmann schon «in gut Tttl gtt«mt hab«n, wie man r» nicht machen soll, ab« dennoch beantwort«n dieselben die Frage, wie man «S machen soll, nicht «schöpsrnd. Wir wollen dah« nicht verfehlen, dtrfm bet der heut« mehr und mehr sich au-dehnenden Viehzucht, die ein« Strigerung de» FutterbaueS unbedingt nach sich ziehen muß, so wichtigen Punkt völlig zm Er- öttrrung zu bringen. Da» F«ld, welches ein« Wirse g«ben soll, muß völlig von Unkraut g«säub«rt fein; auch Qu«ck«n gehören -um Unkraut, und ist insolgrdesien schon im Herbste vorher das Land vorzubereiten, d. h. tief zu- stürzen und in rauh« Furche liegen zu lassen. Im Frühjahr erfolgt ein Eggen der rauhen Furche, hierauf folgt ein« -weite, flache Furche mit nach herigem zweiten Eggen, wodurch der Boden äußerst fein und krümelig wird. Auf diese» so zuberetttte Land wird gesäet, am besten erst tm Mat, wenn keine Fröste mehr zu fürchten sind. (Fortsitzung folgt.) Vieh-, Geflügel- und Singvögelzucht. — Eine Hauptrolle btt der Rentabilität der Geflügelzucht mit Hinsicht aus di« Eierproduktton spielt auch da» Alter der Leghühner. Diese sollen tm Allgemeinen nicht älter al» vier Jahre werden, da die Hennen bekanntlich tm dritten Lebensjahre die meisten Eier legen, während im 4. Lebensjahre der Eierertrag schon geringen wird, -war so, daß sie vom fünft. Jayr an da» Futter nicht mehr lohnen. Doch! gilt auch hier da» Sprichwort: „Keine Regel ohne Ausnahme." Ein gute» Legehuhn soll vom zweiten Lebensjahre an 120 bi» ISO Eier tm Jahre legen und so lang« e» dies« Zahl «inhält oder nicht zu sehr von drrsrlben abtommt, können wir dasselbe leben lassen. Bienenzucht. — Mittel gegen Bienenstich. Ein sichere» Mittel gegen den Bienenstich gibt e» nicht. Jed«, der gestochen wird, empfindet einen heftigen vchmerz, d« dadurch entsteht, daß da» Bienengift durch den Druck de» Stiche» au» der Gistblase in den hohlen Stachel und durch diesen in die Stich wunde läuft. Man muß daher, wenn man gestochen wird, zuerst den Stachel so rasch wie möglich au» der Stichwunde entfernen, damit sich nicht der ganz« Vorrat or» Gist«» in di« Wunde ergießt, alsdann sauge man, wenn e» angeht, die Wund« mit dem Munde au» oder drücke sie stark au». Alle» fernere Reiben und Kratzen bringt größere Entzündung her vor. Am besten bringt man kühlend« Mittel aus di« Wund«, al» Wass«, fruchte Erde usw. D« Schmerz hält aber nur einige Minuten an und nun muß man Mittel gegen die Anschwellung anwenden, gegen Li« «in Tropfen Urin odrr Ammoniak am besten Hilst. Forstwirtschaft, u. Jagd, Kynologie. — Bussarde und Hüynerhabtchr. E» kommen von den Bussarden drei Arten in Betracht, der Mäusebussard, der Rauchsußbussard und der Wesprnbuffard. Durch Vertilgen großer Mengen von schädlichen Nagetinen, inSdrsondere von Mäusen, werden die beiden erstgenannten Arten d«m Land wirt nützlich, der Mäusebussard erweist sich aber durch das Verzehren von Rebhühnern, Hasen und Fasanen der Jagd gefährlich, während der Rauch- fußbusiard für dt« Jagd fast gänzlich unfchädiich ist. Der Wefpenbusfard nährt sich hauptsächlich von niederen Tieren, mit Vorliebe verzehrt er Wespen- und Hummtlnestrr, deren Waben er au» der Erd« scharrt. Die drei genannten Bussarde rechtfertigen durch ihr Verhallen di« dauernde und planmäßige Verfolgung, der sie fast überall ausgesetzt sind, keines wegs. Ander» verhüll «S sich mit dem Hühnerhabicht. Sein« Nahrung besteht au» allen Tieren, die er be wältigen kann, vom Nuuhahn bis zum kleinen Singvogel oder der MauS. Wir werden daher be rechtigt fein, ihn zu verfolgen und zu tüten. „Der Laussepp." Tin Bild aus den bayrischen Bergen von OttokarWvber. Nachdruck verboten. „Gelobt sei Jesu Christ!« „Ja Ewigkeit i" „rat' hall bttt«n, daß S' mir die Beicht' ab- nrhnun tät«n, Hochwürden." Hochwürden runzelte ein klein wenig die sonst glatte Stirn, trat ab« gleich darauf, die Stola um« grtan. in L«n Beichtstuhl. Der Beichtende mußt« nicht viel«, doch schwere Sünden anzuvertrauen haben, denn sein „Bekenntnis" enthitllnmwenige Worte, während die „Ermahnung", die mit einem kräftigen „schon wieder!" eingeleitet worden, schier nicht enden wollte. Endlich klang da» „adeolLo 1«" durch die klein« Kirche und dir befreite Sünder wankt« nach dem üblichen Handkuss« zum Hoch- Mar, bog die unendlich langen Beine, faltete di« knochigrn Hänte und leiut« halblaut die Gebete ab, die ihn von drückend« Schuld befreien sollten. Jetzt stand er auf, putzt« sorgfältig seine zerrissen« Hose an Ltn Kni««n ab, und trat nach einrm tttfrn Anixe an d«Ktrch«ntür in'S Freie. Dort hatte «ferne „Krainfen" stehen lassen, sie barg sttn Hab und «ut. D«u« wühlte « in den Hadem und Lump-n, mit den« fie bi» obenauf gefüllt waren, um nachzuf«hen, ob ktt» Fremd« sttn unbewacht gewesenes Eigen tum durch einen kühnen Griff vermindert hatte. Att « von der Richtigkeit seiner Bifärchtung über- zeugt «ar, schwang er den Korb auf den Rücken und schritt schlotternden Gange» den im Tale lieg«»- den Dorfhikrsern -u. Wem er begegnete, grüßte er durch da» Anziehen seine» Hute», und mit einem: ,«obt sei Jesu Christl", selbst die Schulkinder, die btt seinem Anblick« laut schrieen, ihm nachlitten, ihn neckten und mit kleinen Steinchen nach ihm warstn. Darüber «urd« « ärgerlich. Dann drehte er sich von recht» nach link» und hascht« nach den Knaben und Mädchen die ihn umsprangen, wie rin Uhu auf d«ur Ständer nach dem ihn umkreisenden Lustgestndel, schlägt und pfaucht. Selten gelang e» ihm, «ine» ob« da» An»«« zu grttfrn, ttn«m solch«» «folg- «tchen Angriff« folgt «tu jämmerlich«» Gtschrtt d«» Gefangenen, dem feine Genossen im Chore fekundi rten. Die nun folgende Exekution an dem Ergriffenen fi«l gewöhnlich glimpflich genug aus, wenn nicht dar Wort „LauSfepp" gefallen war. Ja, „Lauts pp l" Die» ein« Wort könnt« den anscheinend Blödsinnigen in höchste Wut mrsetzen. Da wurde da» sonst so braune Gesicht kreidebleich und zähnefletschend schlug er mit Händen und Füßen um sich, diese» Schimpf wort ärgert« ihn ab« g«ade darum so s«hr, weil «» wirklich berechtigt war, denn er hieß „Sepp" und in den Hadern und Lumpen, mit denen sein Tragkorb gefüllt war, wimmelte «» von dtefen argen quälenden Tinm. Und merkwürdig, «r hegte und pflegte diese unheimlichen Ansiedler wie einer, der um da» Wohl feiner MUchherde besorgt ist. Keinem Menschen gestattete er, die unreinen Lumpen zu be rühren, und sorgfältig achtet« er darauf, daß kein« seiner Schützling« zur Erd« fiel und in Verlust ge riet. Diese feine merkwürdige Eigenschaft war überall, sogar in der mehrere Wegstundrn entfernte« Kreis- stadt, in welche « von Zett zu Zeit kam, um Wald- kräuter und Schwämme zum Verkaufe anzubieten, so gut, wie fein« Perfon sübst bekannt. Den „LauS fepp' kannte Jeder uud Jede. Al» er heute in di« niedrige Stube de» klttnen Dolswirtshause» trat, nachdem er seinen Tragkorb wie gewöhnlich aus die Holzbank vor die Tür ge stellt hatte, um sich ein Sla» „Sauhäutemen", ein au» schlechtem Spiritus mit Wasser gemischtes Ge- tränk reichen zu laffen, saß unt« dem Kruzifix, in d« Ecke d« neue Forstadjunkt Wertisch. Der Grün- rock dehnt« feine langen Glied« nach dem Dienstgange, behaglich aus der Bank, halt« vor sich ein Glas guten Bieres stehen, und prffte mit sichtlicher Lust di« blauen Wölkchen, dt« er aus sein« schönge- schnitzten Stummelpfeife zog, in die Lust, während sein« Bein« auf dem Rücken eine- prächtigen deut schen Hühnerhundes lagen, d« blinzelnd unter dem Etchenttsche lag. Wertisch war einer d« Bitten, die mit einem gewissen »voo in den Dienst treten, weil sie das Stück hatten, »di« „höh««" mit Aus zeichnung bestanden zu haben, und die darum glauben, di« WttShttt löffelweise genosim, und das Recht zu haben, alle and«r«n Menschen von oben herab be handeln zu dürfen, drn „LauSsrpp" kannte er trotz feine» erst dreitägigen Aufenthaltes gar wohl. Ein scharf kundschaftend» Blick aus den sonst io blödblickenden blauen Augen des Sepp schoß ver stohlen nach dem Srünrock, glitt über drffen ganz« Gestalt, und suhr in die Dielen der Stube. Dann trat er grinsend in der Weise schwachsinniger Menschen an den Tisch, an dem der Forstadjunkt saß. „S'lobt sei . . ." „Ew'kttt!" Und d« Weidmann zwängte die Pfeifenspitze in den Mundwinkel, um so das Lachen, dar dort saß, niederzudrücken. „Mit Verlaub!" Und Sepp setzte sich. Dann legte er da» Stück Fil-, da» thm al» Hut diente, auf dem jedoch «in ungeheurer GemSbart steckte, neben sich auf die Bank, wischte sich mit dem Rücken der rechten Hand di« spärlich«» Haare au» der Stirne, und glotzte au» seinen blöden Augen nach seinem Gegenüber. „Na! Schon weit g'wefen, Sepp?" — Begann Wertisch in überlrgenrm Lone. Sepp grinst« und nickt« heftig mit dem dicken Haupt«. „Wohl! Jag«! War schon drunten im brennten Moa»'." „Wirst jetzt aufhöeen müssen mit dem Herum« schlissen im Jungmoas. DuldS nimm«. Bin da drauf schtar wia Teufel." „Wohl, wohl! Hast recht, Jaga! Dö ve,fluschten Buam, und dö Wilddiaberetl" „Koa Angst nöt! Kommt mer Koaner nöt aus." „Wohl, wohl! Glaub»." „Du kennst wohl dt« Buam, di« gern jagern gehn?" „Wohl, wohl!" antwortet« d«r LauSfepp grinsend. „Kannst mer'» nennen?" Begann nun Wut-sch aufmerksam werdend und beugte sich voll Erwartung weit über den Tisch. Sepp'S Gesicht glich rin« Fratze, al» er sagte: „Ja! Jaga, darf s' halt nö verrat'n dö Buam. Taten mt fünften hauen. Aber" — und er beugt« sich nah« an da» Ohr d«» g«spannt Horch«nd«n,