Volltext Seite (XML)
Resolution von Interesse, die am besten den Geist der Sozialdemokratie beleuchtet: „Dos Kriegervereinsunwesen Deutschlands nimmt in neuester Zeit eine die moderne Arbeiter bewegung Deutschlands geradezu provozierende Ge stalt an. Nach den Berichten bürgerlicher Blätter Hot der Kyffhäuserverband Deutscher Landeskrieger verbände, dem auch der Sächsische Militärvereins bund angehört, Leitsätze sür die nationale Tätig keit der Kriegervereine beschlossen, die eine offizielle und demonstrative Kriegserklärung an die Sozial demokratie und die Gewerkschaften bedeuten. Die Landesversammlung der sächsischen Sozialdemo kratie nimmt von dieser die Militärvereine unver hüllt als arbeiterfeindlick-e politische Kampfesorga- nisation charakterisierenden Tatsache Kenntnis. Die Sozialdemokratie nimmt den ihr angebotenen Kampf mit aller Energie aus, um den Treibereien der Kriegervereine wirksam zu begegnen. Kein poli tisch oder gewerkschaftlich organisierter Arbeiter darf einem Militär- oder Kriegerverein angeboren, da diese unter dem Deckmantel der nationalen Phrase mit Hilfe der verwerflichsten Mittel die politischen und wirtschaftlichen Klassenorganisationen der Ar beiter bekämpfen." Und welches Deckmantels bedient sich die Sozial demokratie für ihre umstürzlerischen Pläne? Berlin. (Ter Kronprinz) wird sich am Donners tag zu einem Besuche beim Kaiser Franz Josef nach Ischl begeben — (Staatssekretär Dernburg) hat sich, wie tele graphisch aus Windhuk gemeldet wird, über die süd- westafrikanische Kolonie in günstigem Sinne ausge sprochen. Die Bevölkerung bringt dem Staatssekretär ihre Sympathie entgegen. Dernburg ordnete an, daß die vom früheren Gouverneur von Lindequist einge führten Eingeborenen-Verordnungen bestehen bleiben. Die Selbstverwaltung wurde von ihm akzeptiert, wie sie der Gouvcrnementsrat verlangt hat. Handels kammern werden in Swakopmund und Lüderitzbucht, eine Landwirtschaftskammer und ein Kreditinstitut in Windhuk errichtet. Gestern reiste Staatssekretär Dern burg nach dem Norden ab. Aus Nah und Feru. Lichtenstein, den 12. August 1908. *— Die WitterungSvorhersnge für morgen: Westwind, wolkig, kühl, zeitweise Niederschlag. *—Stadtbad. Wasserwärme l Uhr: 12Z * Ein Tag und Nacht tätiger Mitar beiter fürs Geschäft ist die Annonce, mW zwar zu jeder Jahreszeit. Kein vorwärtsstrcbender, den Zeit- Verhältnissen Rechnung tragender Geschäftsmann kann sie darum entbehren, der kleine, will er sein Ge schäft vergrößern, den Umsatz und Kundenkreis ver- »nehren, ebenso n^nig wie der große, will er auf der Höhe des Erfolges bleiben. Tie Auswahl der Zeitungen spricht beim Inseriere?! aber gleichfalls mit. Wer seinen Kundenkreis in der engeren Heimat hat, für den ist das Lokalblatt die gegebene Zeitung, in der er zweckentsprechend und auch mit Erfolg in seriert. Das „Lichtenstein - CaNnberger Tageblatt" wird in allen Bcvölkerungsschichten von Stadt und Land gelesen und die in ihm enthaltenen Inserate finden deshalb in diesen Kreisen die gewünschte Be- pchtung. *— Ein Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen entlud sich gestern nachmittag wieder über unserer Gegend und stört dadurch abermals die Ernte arbeiten, umsomehr, da es bei herbstlicher Kühle auch heute weiter regnet. *— Katsche H»»vert«arkschei«e, die die Nr 3610591 D tragen, find neuerdings wieder in Um lauf gesetzt worden. Sie sind an dem glatten Papier - zu fesseln, ohne aber das Interesse zu warmem Bek» ; fall zu steigern. So erfuhren denn auch di« Bene fizianten — Herr und Frau Hugo Peinert —, denen . das Stück übrigens nicht die Hauptrollen des Abendt - zuwies, keine besondere Auszeichnung ; mit dem Be- c suche ihres Ehrenabends dürften sie aber zufri^e« und dem schlechten Druck der Strafbestimmungen in der unteren linken Ecke erkennbar. Auch falsche Fünf- und Zweimarkstücke sind in Umlauf. Beson ders Zweimarkstücke mit dem Bildnisse König Ge orgs von Sachsen, der Jahreszahl 1904 und dem Münzzeichen E. Man sei vorsichtig bei Annahme von solchen Münzen. *— Sternschnuppenfällc konnte man ver gangene Nacht in beträchtlicher Zahl beobachten. Sie gehören zu den Perseiden, die alljährlich um die Mitte des August die majestätische Ruhe des Sternenhim mels durch ihre Lichtblitze beleben. *— Eine Betcrancn-Zusammenkunft findet bekanntlich kommenden Sonntag (16. Aug.) von nach mittag 3 Uhr an im Neuen Schützenhause hier statt. In unserem Verlage erscheint: 8 Bon Oberpfarrer L. Deibel. Exemplare werden in beliebiger Anzahl in 0 8 8 8 8 8 o 8 8 unserer Expedition, Zwickauerstraße, zum Selbst kostenpreis abgegeben. Expedition des Tageblattes und OeäLektnisprSäiKt für Herrn Diakonus Pastor Zie-krteä rtr«krrcd»r rlindiucll la licktttrtelil gestorben an« 20. Juli 1908. Die Veteranen werden alles ausbieten, den aus dein Amtskreise Lichtenstein und aus angrenzenden Ort schaften hier eintreffenden Kameraden durch musi kalische und gesangliche Darbietungen einige Stunden angenehmster Unterhaltung zu bieten. Möge die Zu sammenkunft einen recht frohen Verlauf nehmen. * Die Amtsräume -er Königlichen Amtshauptmannschaft Glauchau bleiben wegen Reinigung Freitag und Sonnabend, den 28. und 29. dieses Monats, für nicht dringliche Angelegenheiten geschlossen. Die Bausprechstunde fällt am 29. dieses Monats aus. *— Theater. „Muttersegcn", das rührsame Schauspiel, hat seit seinem Erscheinen schon unge zählte Sacktüchlein in Bewegung gesetzt, es übte ebenso gestern wieder einen wohltuenden Einfluß gewesen sein. . * Jahrmarkt i« Eallaberg. Wieder lächelt das Rathaus — diesmal im neuen Kleide — auf die Budenstadt herab, und wieder inspiziert die liebe Schuljugend eingehend jede Bude und jeden Ber- kaufsstand mit mehr oder weniger sehnsüchtige«! Blicken nach den tausend schönen Sachen, die sich morgen vor ihnen ausbreiten werden. Sie revi diert zu Hause alle Sparkassen und macht alle Gelder flüssig, um möglichst nach den Festtagen noch ein greifbares Andenken oder wenigstens einen — ver dorbenen Magen zu haben. Aber auch auf die E» wachsenen übt das Jahrmarktstreiben — wenigstens in den kleineren Städten — noch immer seinen ver führerischen Reiz aus, und so wird es während der Jahrmarktstage bei hoffentlich günstigem Wetter irr Callnberg an Besuchern nicht fehlen. Auch an aller» lei Unterhaltung in verschiedenen Gastwirtschaften ist kein Mangel. Näheres ist aus dem Inseratenteile zu ersehen. »— Blitzschlag. Gestern nachmittag gegen 4 Uhr schlug der Blitz in das früher Gruhlsche HauK in Neuölsnitz und äscherte es ein. Der Besitzer, Herr Heinrich, wohnt zur Zeit noch in Hohndorf. g. Mülset» St. Niklas, (lvestorben.) Gestern meldeten wir, daß die Familie des Gartenbesitzers Christian Mehlhorn an Pilzvergiftung erkrankt sei. Nun ist Frau Mehlhorn bereits gestorben, der 22- jährige Sohn liegt noch schwer krank darnieder, während der Vater sich ans dem Wege der Besserung befindet. Limbach. (Das Limbacher Stadtparksest) hak auch in finanzieller Beziehung glänzend abgeschlos sen, nachdem der letzte vom Wetter sehr begünstigte Sonntag auch alle diejenigen Scharen von Menschen aus der Umgebung hinausgelockt hatte, die an deck vorliergehenden verregneten Tagen zu Hause ge blieben nmren. Tie Gesamtzahl der Besucher wird' auf etwa 60 000 geschätzt. Lötzaitz i. E. (Großfeuer.- Montag vormittag in der zehnten Stunde entstand im Ortsteil Drei- Hausen Feuer, das sich in kurzer Zeit über die drei Wohnhäuser der Herren Fabrikschmied P. Trommler, Handarbeiter A. Hubricht und Handstricker A. Jo siger ausbreitetc. Von dem Mobiliar konnte nur wenig gerettet werden. Niederzwönitz. (Tödlich verunglückt) ist der Geschirrführer Hermann Bausch von hier, den beim Abladen von gepreßte» Strohballen auf dem Bahw- hofe in Zwönitz ein mehrere Zentner schwerer Ballett traf und so schwer verletzte, daß er alsbald starb. Er stand im 42. Lebensjahre und hinterläßt eins trauernde Witwe mit mehreren Kindern. in. Lelsnitz. (Herzschlag.) Am Sonntag abend versuchte das zirka 20jährige Mädchen P. A. sich im sogenannten Höhlteiche zu ertränken. Es wurde aus dem Wasser gerettet, verstarb aber später am Herzschlage. Plauen. (Verschiedenes? An einer Brotrinde auf die Tränendrüsen aus. Hat auch der Verfasser! ein wenig mit verbrauchten Motiven und theatra- j lischen Effekten gearbeitet, seine Zuschauer weiß er erstickt wurde gestern morgen der 2l Jahre alte Bäckergehilfe Arno Weller aus Saalig tot in seinem Bette liegend aufgefunden. Ter Vertrauensmann! Durch die Klippen. Roman von AlexRömer. 18. Nachdruck verboten. Der Papa wurde immer gleichgültiger, schnitt die Szenen, die sie ihm zu machen liebte, durch schleunige Flucht ab und dehnte seine Abwesenheit immer noch Länger aus. Sie waren nach Nizza gegangen und im Hotel d« la Mediterrane abgestiegen. Schon an demselben Abend fuhr der Papa nach Monaco, indem er der Tochter erklärte, es sei für sie zu spät, ihn zu be- Vlesten. In den nächsten Tagen wolle er sie hinführen. Muf ihre verdrießliche Frage, warum sie denn nicht in Monaco wohnen wollten, erwiderte er, es sei be quemer und passender. Annaliese hatte mit Grete aus ihrem Zimmer ge speist. Sie war von der Fahrt ermüdet nnd allein, ohne den Papa, an die Table d'hotc zu gehen, scheute sie sich- Weinend warf sie sich auf das Ruhebett, sie fühlte sich schrecklich unglücklich. Dämmernd kamen ihr Erinnerungen ans der Kinderzeit, die ihr ein Licht warfen über das Verhältnis der Mutter zum Vater, ein Ahnen überkam sie, daß die Mutter Gründe gehabt zu ihrem Benehmen, daß auch sie unter des Vaters Obhut nicht wohl geborgen sei. Grete drängte sie, aufzustehen, es war ihr lang weilig, den wunderschönen Abend bei der launen haften Herrin im Zimmer zu verbringen. Sie verstand das junge Mädchen zu behandeln und »nachte es in den meisten Fällen ihren Wünschen vefügig. Sie erreichte es auch heute, daß Annaliese sich ankleiden ließ, das neue weiße Promenadenkleid, den aus Paris verschriebenen Hut mit den weißen Fe dern. ' Sie selbst hatte sich längst aus der Stellung einer Jungfer zu der einer Gesellschafterin aufgeschwungen und ihre Toilette demgemäß aufgemustert. Ihre junge Herrin war freigebig und ihr Posten der. einer gleichgestellten Vertrauten. Freilich verriet ihre Erscheinung geübten Augen auf den ersten Blick das herausgeputzte Mädcl-en aus dem Volk. Ihre Sprache und Manieren, ge ziert und ungebildet, ließen ihre Herkunft erkennen. Annaliese aber, daran gewöhnt und durch die Ver hältnisse einzig auf diese Gefährtin angewiesen, be merkte alles das nicht mehr. Grete, im rosa Musselinkleid mit weißem Spitzen- sichu, einen rosa Sonnenschirm kokett banlancierend, schritt neben ihr ans der Promenade des Anglais am Meeresstrande. Die Sonne war im Sinken, das azurblaue Mittel ländische Meer lag spiegelglatt, leise nur plätscherten die Wellen gegen den Kai, die Himmelsfärbung wech selte mit jeder Sekunde, vom glühenden Rot bis zu zarten, ins Violett spielenden Tinten, der Wider schein spiegelte sich auf dem Wasser — es war ein Abend zum Träumen und Genießen für empfängliche, vertiefte Gemüter. Aber diese Herrlichkeiten einer südlichen Natur waren Annaliese nicht mehr neu, ihr fehlten die feineren Sinne, um solche Schönheiten zu erfassen: Sie ging, von ihren jämmerlichen Gedanken einge nommen, daran vorüber. Von den auf und ab wandelnden Fremden aller Nationen wurden die beiden wenig beachtet, nur hin und wieder wandte sich ein Herr nach ihnen um, durch Gretes neugieriges, keckes Anstarren aufmerk sam gemacht. Sie bildeten doch ein auffallend un gleiches Paar. Annaliese halte sich auf eine der Bänke gesetzt und Grete neben ihr Platz genommen. Das Plappern des Mädchens, das jeden Vorüber gehenden Musterte und ihre ihrem Verständnis an ¬ gemessene Bemerkungen machte, überhörte sie heute-, Der Wind trug die Musik vom Jordan Public herüber« Annaliese, heute mehr denn je von dem Gefühl gren zenloser Vereinsamung erfüllt, hatte sich in de» Schwarm, der um den Musiktempel gruppiert war. nicht mischen wollen. Sie träumte verstimmt vor sich hin Ta verdunkelte ein Schatten, der dicht vor iHv austanchte, ihren Blick. Sie fuhr erschreckt empor und stieß einen Schrei aus, eiyen Hellen Jnbellaut. Sie schnellte von ihrem Sitz auf, die große, im posante Männergestalt, die, ohne daß sie es gewahrt hatte, auf sie zugeschritten war, beugte sich über dchk Hand, die sie ihm entgegenstreckte, und küßte sie ehv» erbietig. „Herr Regierungsrat Golm! O mein Gott! W« ich mich sreue — seit wann sind Sie hier? Bleib«! Sie?" Atemlos sprudelte sie die Worte heraus, der sck Empfangene konnte nicht im Zweifel sein über deal Willkomm, der ihm da ward'. > § Herbert Golms Augen skreisten flüchtig AnnalieseS, Begleiterin und glitten dann suchend im nächste» Umkreis umher. „Auch ich freue mich sehr, Ihnen zu begegnens sagte er bemmtenb ruhiger, „ich erkannte Sie sofort und sah mich nacy Ihrem Herrn Papa um." „Ach, Popa, der ist nach Monaco gefahren, gleich noch unserer Ankunft", entgegnete Annaliese arglos, „ich fühle mich hier schrecklich allein." Uebcr dos ernste Gesicht des jungen Herrn ein wunderlicher Schein, das Aufblitzen vollen Ver ständnisses. „Freilich, sehr begreiflich", sagte er immer i« dem gehaltenen, respektvollen Ton, ber AmralieseA Aufjauchzen etwas dämpfte. Aber sie empfand eN doch! aV ein großes Glück, gerade ihn hier gefirnÄM zu haben. - . - : M» ! I > ....