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Etwa zehn der sclniusten Obstbäume sind von der Wucht des Anpralles zu Boden geworfen. Der An- blick der Ueberreste des einst so stolzen Fahrzeuges krampft einem das Herz zusammen. Ein unförmiges, langgestrecktes Gewirr von Aluminiumbestandteilen liegt am Boden, alles ineinander verwickelt, ver krümmt, gebrochen Der Hintere Teil des Rahmens ist verhältnismäßig am wenigsten mitgenommen, namentlich die Hintere Gondel und die beiden Pro- jpeller dürften wieder gebrauchsfähig gemacht werden können. Auch das Gerippe der Hinteren Seitensteue rung smvie des großen Segels am Bug ist ziemlich unversehrt geblieben. Dagegen ist die vordere Hälfte samt Gondel und „Salon" im Mittelschiff vollständig zerstört, teilweise durch die Hitze geschmolzen, teil weise gebrochen und zu dichtem Knäuel verwickelt. — Nach übereinstimmendem sachverständigen Gut achten der Ingenieure Zeppelins ist der Unfall nicht durch eine Benzinexplosion, sondern durch Selbst entzündung des Gases entstanden. Eine weitere Meldung besagt: Das ausströmende Gas verband sich mit dem explodierenden Benzin zu einer riesenhaften Feuergarbe: das Gas dürfte sich zweifellos an den, zwar stillstehenden, aber doch glühend heißen Benzinmotor entzündet haben. Der Heftige Wind trieb das Luftschiff etwa l Kilometer weit in eine Mulde, indem er es gleichzeitig eUva 100 Meter hoch riß. Einer der in der Gondel be findlichen Monteure suchte sich durch Abspringen aus beträchtlicher Höhe zu retten; er erlitt bei dem Sturze so schwere Berletzungen, daß an seinem Auskommen gezweifelt wird. Ein in der vorderen tiesstehenden Gondel befindlicher Monteur erlitt Perbrennungen, ebenso ein Grenadier. Von dem umstehenden Pub likum wurden durch die sich losreitzendcn Anker Mehrere Personen zu Boden gerissen. Vom Militär waren 150 Infanteristen und 20 Dragoner anwesend, welche das Generalkommando in Stuttgart am Mor gen zum Luftschiff gesandt batte. Nur ein kleiner Teil dieser Soldaten wurde zum Halten des Ballons verwendet, da er sich bei dem Winde an seiner Ver ankerung Ivie eine Wetterfahne drehte. Graf Zep pelin war während der Katastrophe nicht anwesend, er wurde erst nach dem Unglück aus Echterdingen herbeigerufcn. Tie letzte Ursache der mißglückten Dauerfahrt liegt in der Bedingung einer 24stündigen ununterbrochenen Fernfahrt. Wenn eine Lokomotive auf der Eisenbahn nur acht Stunden im Gebrauch ist, kann man nicht von einem leichten Luftmotor ein 24stündiges Arbeiten erwarten: dergleichen Kraft proben kann man später einem vervollkommneten Luftmotor im Kriegsfälle zumuteu, der Defekt am Motor war neben der großen Hitze die Hauptursache des Hochsteigens des Luftschiffes und daher des Gas verlustes. Uebrigens ist bereits ein neues Luftschiff Zevvelins — Nummer 5 — seit Monaten im Bau. Der neugegrüudete Deutsche Luftslottenverein wird sich eine ruhige systematische Fortbildung der Motor- luftschiffahrt zur Aufgabe machen und dabei wohl den schweren Fehler vermeiden, der durch die Fest setzung der 24stündigen Dauerfahrt als Bedingung für den Ankauf durch das Reich gemacht worden ist. Zeppelin der Alte. Köln, 7. August. Der Kölnischen Zeitung zu folge steht es fest, daß Graf Zeppelin sein Werk ohne die geringste Unterbrechung weitersühren wird. Heute morgen war er, nachdem er sich körperlich und seelisch erholt hatte, bereits wieder an der Arbeit- Durch die Klippen. ! Roman von AlexRömer. lS. Nachdruck verboten. ; Seine Art war zu harmlos und ehrfurchts- ! voll, als ob sie sich darob hätte erzürnen können: > sie dachte im Grunde auch nur an ihn, wenn sie! ihn sah, aber zu Zeiten überkam sie plötzlich ein ! angstvolles, quälendes Gefühl, als ob sie doch herab gestiegen sei und ausgeschieden aus einer Sphäre, die ihre Werte besaß. Sie wollte es sich selber nicht eingestehen, wie sie in den ersten Monaten mit brennenden Augen und klopfendem Herzen umhergespäht hatte in dieser Residenzstadt unter den tausend, fremden, gleichgül tigen (Gesichtern nach einem. Der junge Husarenoffizier tauchte nirgends vor ihren Blicken auf. Von all den Reitern in den blitzenden Uniformen trug keiner seine Züge. Es war auch gut so — eine Begegnung — sie hätte ihr nur peinlich, quälend sein können. Was war ihr der junge Herr, von dem ihr jetziges Leben sie vollständig schied — nichts — durfte ihr nichts sein. Mit Herbert, ihrem Bruder, wechselte sie selten Briese, und nur inhaltlose. Man spürte da kaum etwas von Blutsverwandschaft. Elisabeth Werner schrieb ihr öfter. Sic hatte ihr Elternhaus verlassen, in dem sie sich überflüssig gefühlt hatte, und machte jetzt in Halle, in der chirurgischen Klinik, einen Diakonis- sinnenkursus durch. Ihre Neigung und ihre Fähig keiten wiesen sie auf diesen Weg, sie schien ent schlossen zu sein, sich dem Krankenvflegerinnenberuf dauernd zu weihen. Aus ihren Briesen sprach eine besonnene Ruhe und große Resignation. Die Fortsetzung der Flugversuch« wird zunächst mit dem bereits nahezu völlig Wickerhergestellten Modell Nummer 3 erfolgen. Dieser Ballon, der im Oktober 1906 seine erste Probefahrt machte und an den sich die Hoffnungen für die Zeppelinsche Luftschiffahrt nunmehr knüpfen, soll zunächst mit den neuen Mo- Wren ausgerüstet werden. Deutsches Reich. Berlin. (Die Rückkehr des Kaisers. 1 Die Rück kehr des Kaiserpaares nach Swinemünde erfolgte heute früh 8 Uhr. Der Kaiser wird voraussichtlich einer Seeschießübung des Swinemünder Artillerie- Bataillons beiwohnen und sich darauf nach Friedrichs- Hof zur Begrüßung König Eduards von England, der am 10. August daselbst eintrifft, begeben. — (Keine Weinsteuer?) Vielfach hieß es, unter den Plänen der Reichsfinanzreforni befinde sich auch der Vorschlag, eine Weinsteuer einzuführen. Wie setzt die „National-Zeitung" wissen will, ist von dein Plane einer Weinsteuer an maßgebender Stelle nichts be kannt. — (Landung eines deutschem Militärballons auf russischem Bodens Bei Petrikau im Gouvernement südlich von Warschau sind drei Berliner Militärlnst- schisfer mit einem Ballon gelandet. Die Offiziere wurden sofort von Gendarmen verhaftet und ihr Fahrzeug wurde von der Polizei beschlagnahmt. AuS Nah «ud Fer». Lichtenstein, den 7. August 1908. *— Die Witterungsvorhersage für morgen Nordostwind, wolkig, kein erheblicher Niederschlag. *—Stadtbad. Wasserwärme 1 Uhr: 16» A *— Die Erntearbeite» machen in der gesam ten Umgegend riesige Fortschritte. An vielen Stel len hat man bereits abgeerntet und das Stoppel feld liegt zu Tage. Die Witterung könnte etwas be ständiger sein, denn die hin und wieder erfolgenden kurzen Niederschläge stören den Landwirt einiger maßen bei seiner Tätigkeit. Das Urteil über das Ergebnis der Körnerfrucht indes lautet im allgemei nen befriedigend. Mit dem Fortfchreiten des Ab erntens der Felder fangen die Fluren bereits an, et was von Herbststimmuug anzunehmcn. Wer noch ein mal die Freude des Sommers, einen Spaziergang zwischen dem Halmenwald und wogenden Aehren- feldern genießen will, wird sich damit nunmehr be eilen müssen. *— Heimkehr. Im Reiseverkehr tritt jetzt eine rückläufige Bewegung ein, die Ferien- und Erholungs- reisenden strömen wieder nach Hause. Der Reisever kehr belebt auch die Züge von Norden nach dem Süden. Von der Ost- und Nordsee kehren mehr und mehr nach Mittel- und Süddeutschland die Reisenden in ihre Heimat zurück. Nach Maßgabe des starken Ferien - Verkehrs bei der Ausreise wird ein lebhafter Rückreise- Verkehr erwartet. *- Zahlt Steuer»! In Callnberg sind am 1. August fällig getvesen der dritte Termin Stadt anlagen, der zweite Termin Staats-Grundsteuer und der zweite Termin Wasserzins. Die Beträge sind spätestens bis zum 20. August an die Stadtsteuereiu- nahme abzuführen. * - Bor Fv Jahre», vom 2. bis 5. August, wurde ein Teil Sachsens, die Gegend von Chemnitz, Zwickau, Glauchau, Döbeln, Wurzen usw., von einer großen Wassersnot hetmgesucht. Der „Bogtk. AnZ.^ berichtete damals unter anderem darüber: In Aville kau hat die Mulde 3000 Klafter Kloßholz und 400 Stück Rechenpfähle, an der Zwickau-Schwarzenberg« Bahn 2500 Ellen Damm fortgeführt. Im Dorfe Pöll witz sind zwei Häuser und eine Scheune, im Dorfe Crossen fünf Häuser vernichtet, sechs droht der Ein> stürz. In Glauchau sind 50 und einige Häuser, itt Waldenburg 15 Häuser zerstört, 57 erheblich be schädigt, in Colditz vier Wohnhäuser völlig zerstört, außerdem müssen in Glauchau mehr als 100 Häuser, die einzustürzen drohen, abgetragen werden. I» Jerisau sind in einem Hause zwei Frauen und drei' Kinder ertrunken. *— Postsendungen an Soldaten in» Ms»* «über. Beim Lerannahen der militärischen Herbst übungen tvird darauf aufmerksam gemacht, daß eK sich empfiehlt, Postsendungen für die an den Uebungen teilnehmenden Offiziere und Mannschaften nicht nach den in kurzen Zwischenräumen wechselnden Marsch- quartiercn, sondern stets nach den. Garnisonorte zu richten. Für die richtige und beschleunigte Weiter sendung wird dann postseitig gesorgt. Es ist dringend notwendig, in den Aufschriften der Sendungen an Unteroffiziere und Mannschaften einschließlich der Einjahrig-Freiwilligen außer dem Familiennamen, dem auch Vorname und Ordnungsnummer hinzuzu fügen sind, Dienstgrad und Truppenteil — Regiment, Bataillon, Abteilung, Kompanie, Eskadron, Bat terie - genau anzugeben. Auch bei Sendungen a» Offiziere und Aerzte sind diese Angaben erforderlich. Mangelhafte Aufschriften haben meist Verzögerungen in der Ueberkunft zur Folge Die Nach- oder Rück sendung der Postamveiiungen, gewöhnlichen und ein geschriebenen Briefsendungen sowie der Soldaten pakete ohne Wertangabe bis zum Gewicht von 3 Kilo gramm erfolgt kostenfrei. Dagegen werden die im Postwege bezogenen Zeitungen nur auf Antrag, uni» zwar gegen Vorausbezahlung der Ueberweisungsge- bühr ins Manöver nackmesandt- * - Unfug! Zu der Notiz „Ein Schuf;", die wir gestern veröffentlichten, erfahren wir, daß drei junge Burschen, die sich anscheinend in Bierlaune befan den, an der „.Heldentat" beteiligt sind. Sie hatte» sich jedenfalls vorgenommen, einmal etwas auszu- führen und den Leuten gruselig zu machen. So schoß denn einer von ihnen mit einem Radfahrer-Pistol» der andere markierte durch ängstliches Stöhnen de» Verwundeten. Bald verschwanden die Täter, die durch ihren Unfug die Anwohner der Schloßgasse im Schlafe störten, im Dunkel der Nacht. Da ihre Per sonalien aber festgestellt sind, sehen sie einer empfind- liclwn Strafe entgegen. *— Das Gartenkonzert im „Goldnen Helm" war trotz des außerordentlich günstigen Wetters leider nur schwach besucht. Das ist nur zu bedauern: den» der Aufenthalt in den herrlichen Anlagen bei den Klängen unseres vorzüglichen Stadtorchesters ge* ivührte während der schönen Sommerabendstunde» eine besondere Erquickung. Nach Beendigung des of fiziellen Programms erfreute ein Hornquartett di« Hörer noch mit einigen Gaben, die auch lebhafte» Beifall fanden. Dresden. (Mit dem Automobil tödlich verun- glückt^ ist der Chauffeur Schneider, der bei einer Dresdener Automobilfirma angestcllt lvar. Schneider hatte in einem Rcjse-Auto Herrschaften von Dresde» nach Berlin gefahren und lvar auf dem Heimwege Erika verstand sie, sie hatte ihren Jugendtraum, ihre Glückshoffnungen begraben und richtete sich ihr Leben arg neu ein. Annaliese Lambeck, die Erbin, die Erika an jenem Abend in ihrem Hause wenig sympathisch erschienen war, weilte mit ihrem Vater auf Reisen. Ob der Tod ihrer Mutter ihre Verlobung mit dem Freilwrrn von Marwitz verzögert hatte, ob die Beziehungen zwischen ihnen sich gelockert oder gar gelöst l-atten, das ersah Erika nicht klar aus Elisa beths Briefen — und sie hütete sich, darnach zu fragen. Aus einzelnen kleinen Wendungen glaubte sie mitunter das letzte zu entnehmen, und ihr Grübeln darüber brachte ihr dann immer schlimme Stunden und Herzklopfen. Sie mußte los davon — ganz los Es war Mitte April, Frühlingswehen in der Natur, wie damals, vor einem Jahr, als sie auf ihrem Wege hierher in H .... Station gemacht hatte. Ein Jahr — es lag in der Erinnerung recht grau und glanzlos hinter Erika. Sie kam zurück aus der Wallstraße, wo ihr Kontor, ihre Arbeitsstätte, lag, und hatte den Weg bis zur kleinen Beerenstraße, der Wohnung der Groß tante, durch das Straßengewirr zu Fuß zurückge legt. Die lauen Frühlingslüfte lockten sie, sie atmete nach der erstickenden Atmosphäre in dem stauber füllten Lokal, aus dem sie kam, voll Wonne draußen aus. Sie ging, ohne viel rechts und links um sich zu sehen, in ihre Gedanken vertieft, ihren Weg durch den Menschenstrom, das Suchen nach einer vertrauten Gestalt hatte sie lange ausgegeben. Hufschlag nahe am Trottoir dicht an ihrer Seite machte sie jetzt aufschauen. Zwei Reiter auf stattlichen Pferden ritten in lebhaftem Gespräch in gemächlichem Schritt die Straße entlang, in blauen tzusarenuniformen — der eine» ihr zunächst, wandte sein (RZicht von ihr ab seinem Olesährten zu und lachte hell. Sie fuhr zusammen, ihr Herz schul wild, sie kannte dieses Lachen. Unwillkürlich stand sie still, und die Mensche» hinter ihr stießen sie und drängten sich au ihr vor über. Wer so in der Reihe der Massen geht, darf nicht still stehen, er stört die Ordnung, er wird beiseits gestoßen oder wider Willen vorwärts gestoßen. Die Vorüberdrängenden sahen sich nach ihr um- Und auch der Reiter wendete sich aus dem Rücke» feines Pferdes und sah sich um. Eine Blntwelle flammte in ihr Gesicht — ihre Augen trafen ineinander, er erkannte sie, er neigt« sich zurück, er grüßte. Der Meuschenstrom trennte sie rasch — sein Ge fährte war schon eine gute Strecke voran, auch « mußte weiter — zwischen sie nnd ihn schob sich das dichte Menschenwall. Vorüber! — Wie hell hatte sein «Besicht geleuchtet — als 08 — als ob er sie nicht vergessen hätte! Aberwitzige Torheit — nnd wenn — was ändert« das? Sie hatten einander noch einmal wieder in A« Augen geschaut, für den Bruchteil einer Sekunde —> und dann schied sie das Alltagsgetricbe, das Lebe« auf weit getrenntem Posten wieder für immer. An diesem Abend tvar Erika sehr schweigsam, und die alte Großtante fragte wiederholt, ob ihr Unangenehmes passiert sei. Die Alte erzählte eifrig und suchte die Gedrückt« aufzuheitern. Meta Gösch Ivar da gewesen, hatte stürmisch für einen gemeinschaftlichen Ausflug g« ! worben. Sie wußte einen stillen, reizenden Ort