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Tt«dtspark«ffe Callnberg Die für Sonnabend, den 8. d. M., vormittag« 10 Uhr im Hosraum de« Rathaus«» angekünbigl« B«rst»ig»rurg findet nicht statt. Tieferschüttert steht Alldeutschland jetzt an den Trümmern des Zeppelinschen Luftschiffes, dessen stolzem Fluge es mit Heller Be geisterung gefolgt war und dessen jenialem Erbauer es zujubelte. Mit der Trauer um den Verlust des von neidischen Blicken begehrend betrachteten lenkbaren Ballons, der die Erfüllung heißer von der Menschheit seit Jahrhunderten gehegter Wünsche brachte, verbindet sich das tiefste Mitleid mit dem Manne, der das Werk bald vollendet hatte. Sein Vermögen hat er daran gesetzt und verloren. Soll er aber nun tatenlos den Rest seines mit soviel glänzenden Erfolgen ausgefüllten Lebens hinbringen? Wir meinen: Das deutsche Volk muß wie ein Mann hinter dem kühnen Erfinder stehen und Mittel für den Bau eines neuen Luftschiffes beschaffen, damit das Lebenswerk Zeppelins durch vollen Erfolg seine Krönung findet. Jeder wird hierzu sein Scherflein bettragen wollen. In dieser Gewißheit laden wir Stadt und Land zur Einzeichnung in die in der Expedition des Lichtettstein-Calluberger Tageblatt ausliegende Subskriptionsliste ein! Auch der kleinste Betrag ist willkommen! Also auf zur Tat! Doppelt gibt, wer schnell gibt Das Ortskomitee. Bla« «sch,i«t löslich outz« Sonn» und Fr-tag« nachmittag« für dm folvrnde» Lag. — BiirtiljäßrUch« 1 Mark vv Pfennig«, durch die Post b«zoa«n I Mart 7S Pf Windln« Nummern 10 Pfennige. Bestellungen nehmen außer der SxprdUion in Wchtevpetn, Luckauer-raße Nr. v d, all« Kaiserliche« Pdstan-olten, Postboten, sowie die AulUöger entaeae», Inserat« werden di, s0ns«rspaliene »rundzeile mit 10, s-r auswärtige Inserenten«« 1VPsenntgen »,rechnet. Nerlamegell«MPfg. Im amtlichenLeilekostet die zwrtspaUig«Zelle3VPfa, U««fPrech MuschtuG Mr. 7. Anseraten-Nnnahm» täglich bi« fpttteD«»» I» PG«. Lrlegra«».«ldreff<r Lagedlatr« kss» Früher Wochen- und Nachrichlsblatt ^3 Tageblatt sibl HM«s. Mit. ßMtnf, M«s, 8t Win, HeiMsnt UttitM. MM Mmsltts, Ms» 8t Mts, 8t ZM 8t Mel«, Anitins, Äia, Memilsn, WchMel al iMä» Nmtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadlrat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirt AA, NMWfkMMLa. ——E «r. 183. LLLW«» Souaabend, d« 8. Avgust LÄLWWW 1S08. Lichtenstein, am 4. August 1908. Der Vollstrecknwglbomte. Sparkasse z« St. Cgidie«. Bedffnet: Die«4t«g- und Freitag« von nachmittag 3 bis 6 Uhr. Di» Einlagen werden mit 3^/,«/, verzinst und geheim behandelt. Geschäfts- lokal i Gemeindeamt daselbst. nnßinst all« Einlagen mit AM' »1» 'M» Di« an dm rrsten drei Tagen ein«- KalmdermonatrS bewirve» Spar- tnlagm werdm für dm vollen Monat verzinst. Die kaff« ««ediert an jedem Werktag« von 8 bi» 12 Uhr vormittag» und von 2 bi» 8 Uhr nachmittag», Sovnabrnd» von vormittag» 8 bi» nach mittag» S Uhr und bchandtlt alle SefchSste streng geheim. ihr 100 000 Mark gestiftet. Senftenberg bietet >000 anderen Systeme wohl erwartet haben. Mühelos und ohne den Ballynkörper jm geringsten zu verletzen, ist Graf Zeppelin auf freiem Felde niedergegangen. Warum also sollte er verzweifeln? Es ist wahr, der materielle Verlust ist bedeutend, aber er ist nicht unersetzlich. Gras Zeppelin darf ver trauen, daß die deutsche Nation, deren Stolz und Zierde er ist, ihn in seinem Unglück nicht verlassen wird. Wie bereits gemeldet, ist ihm gleich am Tage der Katastrophe aus dem Reichsamt des Innern als erste Rate der ihm vom Reichstage bewilligten Ent schädigungssumme der Betrag von '>00000 Mark überwiesen worden. Wäre der Reichstag gegenwärtig versammelt, so würde er zweifellos unter jubelnder Zustimmung des Volkes beschliessen, dem Grasen Zeppelin weitere Mittel zur Verfügung zu stellen, damit er zum Deike und zum Ruhme unseres Vater landes in der Lage sei, ungesäumt den Kiel zu einem neuen Lustschiff zu legen. Ta aber die budgetrecht liche Lage es der Reichsregierung im Augenblick un möglich macht, etwas weiteres zu tun, so muß das deutsche Volk beweisen, daß cs Mann für Mann opferbereit zum Grasen Zeppelin steht. Aus allen Srten unseres großen Vaterlandes liegen Nachrichten vor, daß Stadtverwaltungen, Zeitungen und private Komitees Aufrufe zu Sammlungen für eine National- spende erlassen haben. Eine solche Spende wird dem schwergeprüften Manne die Ueberzeugnng geben, daß das deutsche Volk seine Lache zu einer Sache der nationalen Ehre und der nationalen Pflicht macht, und diese Ueberzeugnng wird ihn zu neuem Schassen ermutigen. Auch die Expedition des „Lichtenstein-Callnberger Tageblattes" hat eine Sammclüelle errichtet; mögen Zur Katastrophe bei Echterdingen. „Müßig sieht er seine Werke und bewundernd untergehn." Zum zweiten Male stchr der greise Pionier der Aeronautik vor den Trümmern seines genialen Werkes. Am 17. Januar 1006 wurde sein Luftschiff bei einer Versuchsfahrt am Bodensee von einem orkanartigen Sturm erfaßt und, weil die Mo toren und das Steuer versagten, total zerstört. Was damals der Sturm vernichtete, fraß jetzt das Feuer. Alber wie damals nur die tote Materie an Zeppe lins Werk vernichtet wurde, wie damals der Geist, der in dem Werke lebendig war, mit ungebrochener Kraft weiter forschte und schaffte, so wird es auch heute sein. Gras Zeppelin ist nicht der Mann, der lange Müßig steht; er wird rasch wieder an die Arbeit gehen, um sein Lcbenswerk zu Ende zu sichren. So schwer auch der Schlag ist, der ihn betrossen, den Mut Zeppelins und das Vertrauen in seine Sache hat er Nicht zu brechen vermocht, lind dieses Vertrauen ist buch voll gerechtfertigt, denn der brutale Zufall, der Vm Mittwoch das Luftschiff vernichtete, hat nur eineu Mangel an Festigkeit und Zuverlässigkeit der Motoren erwiesen, mit der Erfindung Zeppelins aber wenig vder nichts zu tun. Der Flug von Friedrichshafen nach Mainz und von dort heimwärts bis Echter- Ibingen hat im Gegenteil aufs neue bewiesen, daß dos gewaltige Problem der Manövrierfähigkeit und l^nkbarkeit des Ballons restlos gelöst ist. Auch das Gaben in reicher Zahl zufließen! * * * Die Hilfsaktion für Zeppelin. Es sind aus Stadt und Land schon namhaste Sum men gezeichnet worden, um dem Grafen die Krönung seines Lebenswerkes mit dem endlichen Erfolge zu er- möglictzen. Zn folgendem seien einige Spenden er wähnt: In Plauen i. V. hat sich die Sammlung schon auf RKlO Mark erhöht, in Ane stifteten In dustrielle Iß(M> Mark, die Tros den er Bogcn- schüyeugesellschaft gab WOu Marl. Zn Heidelberg spendete eine ungenannt gebliebene Privatperson 20 000 Mark, von Berliner Großindustriellen wur den, ohne daß eine offizielle Zeichnungsliste auslag, Das Wichtigste. * In Lichtenstein hat sich ein Komitee zur Samm lung einer Nationalspeude für den Grasen Zeppelin gebildet. * Anläßlich der Zerstörung seines Luftschiffes sind dem Grafen Zeppelin zahllose Kundgebungen zugcgangen. Der Kaiser hat dem Grasen telegraphisch seine Teilnahme ausgedrückt. * Kaiser Wilhelm sandte aus Stockholm Bei leidstelegramme an den Bürgermeister von Donau eschingen sowie an den Fürsten von Fürstenberg. * Der englische Dampfer Kirkwale sank bei Kux- Haven infolge eines Zusammenstoßes mit einer un bekannten Bark. * Die Grönland-Expedition unter Leitung des Dänen Mylius Erichsen hat die Kartenlegung ganz Grönlands vollendet. Erichsen ist mit zwei Ge fährten verunglückt. VNdere Problem, das der Landung, hat seine Lösung 7 igefunben, einwandfreier als es die Anhänger der > Mark an, Senator Possehl-Lübeck gab 100000 Mark, in München wurden auch bereits 8000 Mark gestiftet, der Bergverein Essen hat als Bei hilfe 100 000 Mark überwiesen. Die Familie Lanz in Mannheim hat öOOOO Marl gezeichnet, die Stadt Witten überwies, wie schon gemeldet, 5000 Mark. Auch im Au Stande, besonders in der Schweiz und in Sesterreich sind Sammclstellen errichtet. Friedrichshafen, 7. August. Für ein neues Luftschiff sind bis zur Stunde außer den öOOOOO Mark der Reichsregierung noch 1.800000 Mark aus Privatmitteln, also insgesamt 1800000 Mark ge zeichnet worden. Auf allen Bodenseedampsern wer den Beträge gesammelt. Es sammelte eine Dame im Handumdrehen auf einem Dampfer 600 Mark ein. Dortmund, 7. August. Tie Dortmunder Zei tung hat beim Reichsamt des Innern angefragt, ob die Reichshilse für den Grafen Zeppelin gewiß sei und ob private Sammlungen dem Reichsamte nicht vorgreifen. Das Reichsamt des Innern antwortete, daß das Reich helfen werde, jedoch private Hilfe nicht ausschließe. -i- * * Zn nachstehendem verzeichnen wir noch folgende Situationsberichte von der Unglücksstätte: Ter Platz, auf dem die Landung des Zcpveliu- schen Luftschiffes erfolgte, liegt etwa ein Kilometer von Echterdingen entfernt, im freien Felde. Nanir- licl-er Windschutz, wie Wälder, Baumgarten oder der gleichen ist nirgends in der Nähe. Tie Winde senden von allen Seiten ungehinderten Zugang zum Platze. Ter Ballon mar in der Fahrtrichtung mit der Längs achse von Nord nach Süd verankert worden. Ta der Plötzliche Sturm, der das Unglück herbeiführte, direkt von Westen kam, bot der Ballon den Windstößen eine so gewaltige Widerstandsfläcbe, daß die Verankerung und die zur Verfügung stehende Militärmannschaft un möglich zum Festhalten des Fahrzeuges genügen konnte. Heute wird von Einwohnern Echterdingens auf das bestimmteste erklärt, daß, wenn die Hilfe von Zivilpersonen in Anspruch genommen worden wäre, es zweifellos gelungen wäre, mit tausenden hilfsbereiten Händen das Unglück abzuwehren. Von allen Koppelungen losgerissen wurde der Ballon brennend in wilder Jagd über die Felder gegen Bern hausen getrieben. Ein Ballonct nach dem andern platzte. Schließlich wurden die unverbrennbaren Teils des Flugschisses mit aller Wucht zur Erde nieder geworfen, mitten im Baumgarten von Bernhausen.