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in Wald und Feld! Noch versendet die Sonne leinen I blühenden Brand, wie wenige Wochen später, noch I Wird nicht der Staub in mächtigen Wolken aufge- Wirbelt. Jetzt bereitet das Wandern noch Lust und Freude. Denn grün ist der Wald und grün die Fluren, und bunte Blümlein erheben dazwischen ihr Haupt. Junge Btrkenreiser mit saftgrünen Blät tern rauschen im Winde hin und her. Darum frisch den Wanderstab zur Hand und all die Herrlichkeit dngeschaut. So schön wie im Mai ist keine Wander schaft. Schon früh heraus heitzts aus dem Bett. Tie Sonne ringt sich erst durch Wolken hindurch und strahlender Tau funkelt noch an den Gräsern. Wie schön ist jetzt die Welt! Wie klar und durchsichtig die Lust! Still ruhen noch die Felder, nur das Wild stritt aus dem Walde und sucht nach süssen Kräu tern. Im Dorf wird es dann an Werktagen lebendig. Peitschen knallen, der fleißige Landmann geht an die Arbeit, und bald findet der Wanderer die Fel der voll regsamer Menschen. Alle schauen fröhlich drein und die Arbeit geht ihnen rasch von der Hand. Das macht, weil die Sonne endlich so freundlich vom Firmaments lacht! *— Lie Witterungsvorhersage für morgen: Mvrdwestwind, Bewölkungszunahme, zeitweise Regen. Stadtbad. Wasserwärme 1 Uhr : IN," k. * BezirkSauSschutzsitzUNg. Tie nächste Be -irksansschuß-Sitzung findet Donnerstag, den 4. Juni dieses Jahres, vormittags 11 Uhr, im Sitzungs saale der Königlichen Amtshauptmannschaft, König straße 3 in Glauchau, statt. — DaS HnldigungStelegramm, das am ver tzaugenen Montag abend der hiesige Königlich Säch sische Militärverein an den König sandte, fand fol- jgende Beantwortung: Se. Majestät der König habe» das Gelöbnis unwandelbarer Treue gern entgegen genommen und lassen dem Verein für freundliche Glückwünsche herzlich danken. von Eriegern, Oberst und Flügeladjutaut. * - 16 Jahre blind. Herr Schuhmachermeister Müller sen. hier, der seit zirka 16 Jahren des Augenlichtes beraubt war, ist nach nur kurzem Kran kenlager am Dienstag von seinem schweren Leiden durch einen sanften Tod erlöst worden. * Gesangskonzert. Wie wir in Erfahrung bringen, steht unserer Stadt Anfang Juli dieses Jahres der Besuch des Freiwilligen Kirchenchores zu Leipzig-Sellerhanfen bevor. Alljährlich unter Nimmt diese Sängervereinigung eine Partie, für die diesmal Lichtenstein mit seinem herrlichen Stadt park und Stadtwalde in Aussicht genommen ist. Bei Gelegenheit dieses Beincbes fall nliUi-cizoicc-, »nnngr nun, hier ein Gesangskonzert abznhaUen. Wir nehmen gerne Gelegenheit, Gesangsfrcnnde schon jetzt auf dieses Konzert, das voraussichtlich nur Vor zügliches bieten wird, aufmerksam zn machen. * - Einen Aamilicnabend, verbunden mit Königs-Geburtstagsfeier begeht der Evangelische Ar beiter-Verein am Himmelfahrtstage im Goldenen Helm. Gütige Mitwirkung haben zugesagt der Juug- frauenverein und der Posaunenchor vom Jünglings- Verein, während die Ansprache Herr Pfarrer Back haus Callnberg halten wird. Gäste, durch Mitglie der eingeführt, sind willkommen. Besuch- Tie Jugend-Abteilung des Schwimmvereins „Aegir"-Chemuitz gedenkt nächsten Sonntag eine Schwimmsabrt nach Lichtenstein zu veranstalten, bei welcher Gelegenheit auch in un serem Ltadtbad Einkehr gehalten werden wird. *— NoOimevtSsost Für das vierte Regiments-1 fest ehemaliger Angehöriger des 5. Königlich Säch sischen Jnfanterie-Regiments „Kronprinz Nr. 104", einschließlich „Maxer",- am 4., 5. und 6. Juli die ses Jahres in Ehemnitz hat sich ein Ehrenausschuß gebildet, dem auch Herr Generalleutnant und Divi sions-Kommandeur Barth angehört. An der Spitze des Hauptausschusses steht als geschäftsführender Vorsitzender Herr Richard Röber. Festkarten zu 1 Mark, außer Porto, vermitteln die Herren Kame- raden-Obmänner und Vorsteher der 104er Vereine, sowie der Hauptausschuß durch Kamerad Paul Wei chelt, Chemnitz, Zschopauer Straße 138. Das Pro gram ni ist außerordentlich reichhaltig, dies allen ehemaligen 104ern zur Nachricht. Und nun auf zum Regimentsfest. - *— Der neue Duker! Während das durch das neue Münzgcsetz geschaffene 2'» Pfennigstück erst im nächsten Winter ansgeprägt werden soll, wird der neue Taler schon früher in den Verkehr kommen. Mit seiner Ausprägung wird begonnen werden, so bald der Bundesrat der Probeprägung seine Zu stimmung gegeben hat. P. HvhuVorf. ^Königs Geburtstags wurde auch iu unserer Gemeinde in schönster Weise begangen. Eine Reveille leitete den Festtag ein, nm 9 Uhr folgte der Schulaktus, bei dem Herr Lehrer Ebert die Festrede hielt. Einen würdigen Abschluß bil dete der veranstaltete Kommers in Leistners Restau rant, in dessen Mittelpunkte die Festansprache des Rechnungsbeamten Herrn Christian Narr stand, die die patriotischen Gefühle der Auwesenden^mächtig anregte. Mükseu St. Michel«. (Die Arbeitcrveriiche- rungs-Gesetzch lassen ihre Segnungen auch in un serer Gemeinde reichlich spüren. Es gelangen jähr lich zur Auszahlung: 6630,40 Mark Invalidenrente au 47 Männer und 4161 Mark an 33 Frauen. 1222,20 Mark Altersrente an 10 Männer und 738,40 Mark au 7 Frauen, 172,80 Mark Krankeureute an einen Manu nnd 126,60 Mark au eine Frau, 1023,40 Mark Unfallrente an 9 Männer und 179,40 Mark an 3 Frauen und an 2 Personen 223,92 Mark Wit wengeld. Die gegenwärtige Gesamtsumme beziffert sich demnach auf 14 520,12 Mark. g. Mülsen St. Niklas (Königs Geburtstag' wurde am Montag früh durch eine von der Ge Wehrsektion des Königlich Sächsischen Kriegervereins ausgeführte Reveille eingeleitet. Vormittags fand Schulaktus im Meper'schen Gasthofe statt, bei dem Herr Lehrer Röber die Festansprache hielt. Abends war Festball im Meper'schen Saale vom Krieger- prrsi» c-wv piote ezorr TMntpirrktor Gensel die Festansprache, die in einem Hoch auf König Friedrich August ausklang. Auf das vom Herrn Gemeiudepor- stand Grimm am Vormittag im Auftrage des Krie- gervereins au Se. Majestät abgesandte Huldiguugs tclegramm traf bereits nachmittags vom Schloße Wachwitz aus der Königliche Dank ein. Chemnitz. (Tödlich verunglückt.) Montag abend in der achten Stunde ist der 4tjährige, bei der Dünger-Abfuhr-Gesellschaft beschäftigt gewesene Gc- schirrführer Friedrich Oswald Wagner von hier töd lich verunglückt. Er wollte aus der Oststraße im Stadtteil Gablenz die Stränge des vor einen Tonnen- wagen gespannten Haudpserdes in Ordnung brin gen. Dabei schlug das Pferd aus und traf den Bedauernswerten so unglücklich mit dem einen Hui an den Kopf und mit dem anderen au die Brust, daß er bewußtlos zusammenbrach und kurz darauf seinen inneren schweren Verletzungen erlag. Areiverg. (Zum Diebstahl in den Muldenhüt? ten.) Der in der Nacht zum Sonnabend in den M«l- denhüttener Werken gestohlene Platinkessel ist, wte schon kurz gemeldet, am Sonntag nachmittag ial einer durch den Bahndamm führenden Schleuse ver steckt aufgefunden worden. Die Fundstelle befindet sich ganz nahe bei Muldenhütten am Waldrande. Hierhin haben sich die Einbrecher mit ihrer Beute geflüchtet, als sie sahen, daß der Einbruch schnell bemerkt wurde, und das Lüttenpersonal, mit La ternen ausgerüstet, die nach dem Walde zu führen den Fußspuren verfolgte. Den Dieben blieb so keine Zeit, den Kessel zu zerschneiden, weshalb sie ihn in die Schleuse versteckten, um ihn hier späte« abzuholen. Das ist ihnen aber durch einen hie sigen Realgymnasiasten vereitelt worden, der am Sonntag nachmittag, wie schon oft vorher, in der Schleuse Schnecken suchen wollte, dafür aber den Kessel fand. Daß es die Diebe eilig um die Flucht hatten, beweist die Tatsache, daß von dem Kessel nur eiu einhalb Kilogramm wiegendes Stück des kostbaren Metalls, von dem ein Kilogramm etwa 4700 Mark kostet, fehlte. Inzwischen ist festgestellt worden, daß an diesem verbrecherischen Bravour stück nicht nur zwei, sondern höchst wahrscheinlich füus Personen beteiligt gewesen sind. Jah»tSdorf i. E. (Ausgesperrt) Infolge des Beschlusses des Arbeitgeber-Verbandes erhielten in unserem Ort gegen 400 Arbeiter nnd Arbeiterinnen der Wirkwarenbetriebe die Entlassung. Die Aus sperrung der Textilarbeiter und Arbeiterinnen in den Orten Thalheim, Brünlos, Auerbach, Gornsdorf, Meinersdorf, Burkhardtsdorf uud Umgegend erfolgt am Sonnabend, den 30. Mai. Insgesamt müsse« 4000 Arbeiter und Arbeiterinnen die Arbeit nieder- legeu. Tic Nichtorganisierten Arbeiter und Arbeite rinnen, soweit von der Aussperrung mit betroffen» werden voraussichtlich vou den Unternehmern untev- stützt. Dhalheim. (Postdiebstahl.) Am 16. Mai abends ist ein Geldbeutel von dein Postamt Thalheim i. E. nach dem Postamt 4 in Chemnitz, der einen Geld brief von dem Postamt 1 in Chemnitz init 3500 Mork Papiergeld und zwar mehrere hundert Mark in 10-, 20- und 50-Mark-Scheincn, zirka 2000 Mark in Banknoten mit 100 Mark uud eine Rcicbsbanl- note von 1000 Mark enthalten hat, auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weise abhanden gekommen. Die Nummern der Kassenscheine und Banknoten sind sämtlich nnbekannt. Aus die Ergreifung des Die bes, von dem noch jede Svur fehlt, sowie auf die Wiedererlangung des Geldes ist eine Belohnung vo« 2<x> Mark ausgesetzt worden. Leipzig. (Verhaftet.) Ter Rechtsanwalt Hugo Burckas 1, der sich im vorigen Jahre wegen Be truges vor der hiesige» Strafkammer verantworten sollte, aber flüchtig wurde, ist in Wien verhaftet worden. Er wird an die Leipziger Staatsanwalt schaft ausgeliefert. Ruppertsgrün. (Fanlilienunglück.) Am Sonn abend traf vou dem Kommando des Schießübungs- Platzes in Zeithain beim hiesigen Gemeindeamt die telegraphische Meldung ein, daß der Soldat Witzel, dessen Eltern hier wohnen, ohne Erlaubnis vo« seinem Truppenteil sich entfernt hat. Genannter ist der Bruder der Selma Witzel, die sich vor 14 Tagen durcb Erschießen den Tod gab. Ten Eltern er wächst nun wieder eine neue große Sorge. ZwitküU. (Krematoriumbau.) Das Königliche Ministerium des Jnueru hat den vom Rate ein- ' gereichte» Entwurf des Stadtbauamtes zum Bau Die Furcht Roman von Friedrich Jakobsen 18 ick . erboten Seitdem Max Köruer durch seine glänzende Ver teidigung des jungen Patriziers die Gesellschaft wie der einmal gerettet und die Zahl der „Irrsinnigen" um einen vermehrt hatte, war er in den Mund der Leute gekommen lind konnte sich als einen gemachten Mann betrachten. Pom ersten Juli ab verlegte er sei» Bureau aus der düsteren Hafengegend an den eleganten Juug- fernstieg, engagierte für sechstausend Mark einen ge wandten Vorsteher, der die gewöhnlichen Sachen ab fertigen konnte und machte sich in seinen eigenen Sprechstunden etwas rar. Tas Publikum kam natür lich infolgedessen scharenweis, aber dennoch war Kör- ner etwas erstaunt, als ihm eines Tages die sein gestochene Karte des — Professors Smith herein 'gebracht wurde. „Junge, Junge", sagte er halblaut, „hast Tu end lich einmal vorbeiknriert, und sind sie Dir mit dem Staatsanwalt ans den Hacken? Ich lasse den Herrn Proiesfor bieten " Ter junge Rechtsanwalt sah der Konsultation tuit Spannung entgegen. Tie Zeitungen schwiegen zwar seit einiger Zeit über den Amerikaner, denn der glühende Hochsom mer zerstreute den größten Teil der Redakteure iu das Gebirge, aber Smith batte dafür mit Fra» Har de» ei» so vollstä»diges Fiasko gemacht, daß Max an ihm ei» pathologisches Interesse gewann. Viel leicht bot sich hier wieder die Gelegenheit z» einer glänzende» Verteidigung. Und wirklich machte der Professor bei seinem Eintritt in das Sprechzimmer den Eindruck eines körperlich und seelisch leidenden Menschen. Freilich stand er hier keinem gefügigen Medium gegenüber, sondern die klngen, grauen Augen des Juristen schienen ihn selbst bis in die Nieren zu durchforschen, aber der Gegensatz zwiscben dein, was Körner erwartet hatte und was er wirklich sah, war dennoch so groß, daß er sich einer flüchtigen Empfin dung der Teilnnbnie nicht verschließen konnte „Es freut mich. Sie kennen zu lerne», Herr Pro fessor", sagte er, „»ehmcn Sie bitte Platz. Tarf ich Ihne», bevor wir miteinander verhandeln, eine Er frischung anbieten? Tiefe uiigewöhnliche Augusthitze, unter der wir alle leiden, scheint an b an Ihnen nicht spurlos vorüber gegangeu zu fein." Smith trocknete sich die Stirn mit dem Taschen tuch. „Ich danke, Herr Rechtsanwalt, es geht schon vorüber, aber Sie haben recht, was da draußen in de» Straßen von Hamburg brütet, das kann die ser Stadt viel Leid bringen. Kann ich mein An liegen vortrageu?" „Bitte." „Zuvor eine Frage, die aus meiner llukeunt- »is der deutschen Verhältnisse beruht. Erteilen -ie auch einen Rechtsrat, wenn Ihnen nur die uackteu Tatsache» ohne Nennung vo» Name», Ort u»d Zeit mitgeteill werde»? I» Amerika ist das »icht sel ten." — „Bei uns desto seltener", entgegnete Körner vor sichtig. „Tas Vertrauen, welches der deutsche Klient seinem Aiitwalt entgegenbriugt, beruht auf unserer Pflicht der Verschwiegenheit. Wo uns dieses Ver trauen entzogen wird, da müssen wir im Interesse der Allgemeinheit ebenfalls unsere Klauseln machen. Sie tragen mir einen Fall vor, wie er in jedem Lehrbuch stehen kau», und wir unterhalten unS juristisch darüber, wie etwa der Professor mit seine« Studenten in einer Vorlesung. Haben wir uns recht verstanden?" „Vollkommen", jagte Smith mit einer Verbeu gung. Er saun eineu Moment nach und fuhr dan« lebhafter fort: „Es bandelt sich um die testamentarische Ver fügung über eiu sehr großes Vermögen uud um zwei Erb-»andidaten. Ter eine ist gegenwärtig, der andere verschollen. Rach dem Testament soll die Erbschaft während einer bestimmte» Zeit gerichtlich verwaltet werde». Gibt der Verschollene iimerhalb dieser Zeit ei» Lebenszeichen von sich, so wird er Erbe; andern falls erbt der Anwesende Er hat aber die Erb schaft herauszugöben, falls sich später gesetzliche unk bürgerlich unbescholtene Erben des Verschollenen mel den. Habe ich mich klar ausgedrückt?" „Ja", jagte Körner und rückte unruhig aus sei- uem Stuhl. Smith bemerkte es und lächelte flüch tig „Also weiter, Herr Rechtsanwalt. Ter an wesende Erbkandidat erhält innerhalb der vorer- wähmei! Frist von dem Verschollenen ein Lebens zeichen seltsamer Art, nämlich die briefliche Mittei lung, daß der .Verschollene in, Begriff steht, sich selbst zn töten. Dennoch beschwört er nach Ablauf der Frist vor Gericht, daß ihm kein Lebenszeichen zugegaugen sei, und erhält infolgedessen die Erb- scbaft ausgehändigt. Später meldet sich ein legi timer Soh» des Verschollenen, der bereits eine Ge fängnisstrafe verbüßt hat, und beansprucht die Erb schaft auf Grund des Testamentes. Ist das alles! wiederum deutlich?" (Fortsetzung folgt.) ...