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Vorsia rttlok«» Mu Mu, '«nwifse n Haus- n in der »W« erfahren idttton. »4^ ^tier IHN«. ««sr ing-fShigr «el«» Sachsen-. n Reigen« »träge. r V,8 Uhr. ES««««. ssiv/' . Braun- Bogel. MU onntag, ,n 3. Mat. in r «. Kr«« he» leilosdwe ssres xatso, vä Vrgroes- jM, d ^H«a, »rvsprsÄrsa. . 1908. a«o feo «ir eia Lichtenstein Tallnberger Tageblatt ' 'M.»». I ,ß 8«H»S««D. — " "" 2. Beilage zu Ar. 86. Sonntag, de« 12. Upril 1W8. Palmarum! Von M. Ferno. „Heute ist der Tag der Palmen, .tzeuie da wir Blüten streu'n, Zog beim Gesang der Psalmen Der Herr in Salem ein — Frohlockend nahm die Menge An seinem Feste teil. Laut scholl's im Volksgedränge „Dem Sohne Davids Heil!" Bald aber wirst du sehen Ihn mit der Dornenkron' Im Purpurmantel stehen. Des Volkes Spott und Hohn: Wirst hören wie sie rufen Mit wildem Ungestüm Auf des Palastes Stufen: „Hinweg — an's Kreuz mit ilim " Die Verse zeichnen die große Palmsonntags-Tra gödie, wie sie die christliche Lehre uns überlieferte, den gefeierten, mit Palmen und grünen Zweigen begrüß ten Jesus, der wenige Tage darauf den Tod am Kreuz dulden mutzte. Wie mm jedes Fest oder einzelne Festtag sein Wahrzeichen hat, — das Weihnachisfest Krippe und Tarmenbaum, Ostern seine Osterfeuer, Pfingsten die Maienzweige, Johannis seinen blühenden Farnsamen und seine Wünschelrute, so wurde das Wahrzeichen des Einzugstages Jesu in Jerusalem - zu seinem Lei dens- und Todesgang, die Palme. Tie Sitte, Ankommende oder Heimkehrende mit grünen Zweigen und Palmen zu begrüßen, war iw Morgenland sehr verbreitet. Wir finden diese Sitte schon im heidnischen Altertum, namentlich im alten Rom. Als die vordringcnde christliche Lehre sich ver breitete, stieß sie überall auf oft und gern gefeierte Feste, deren Feier und Gebräuche tief jm gesamten Volksleben und Glauben wurzelten. Jm heidnischen Deutschland aus das Frühlingsfest, der Lichtgöttin Ostara geweiht, das den Sieg der Vegetation über alles starre Winterleid verkündete. Wie sie im fernen Morgensande den Heiland als Sieger empfangen hatten und gleichsam prophetisch verkündend, als Ueberwinder, indem sie ihm Palmen streuten, so empfingen die kindliche» Urmenschen eines rauhen Landes den geahnten nahenden Frühling mit Jubel und ehrten ihn durch Darbringung der ersten, meist noch so unscheinbaren Knospen. Nur aus sol chen alten liebgervordenen Sitten und Festen der Heid Nischen Germanen konnte die christliche Lehre weiter bauen. Das Frühlingsfest war so eng mit den» ganzen Volksbewußtscin verbunden, daß man diesem sogar seinen Namen ließ, der von Ostara, der Göttin des Ostens, des aufsteigenden LichiS, abgeleitet ist, wah rend man für das alte Julsest den christlichen Namen der „geweihten Nacht" einsühren konnte. Was die Palmen für den Orient waren, das wurden die silberschimmernden Kätzchen des Weiden baumes die ersten schwachen Zeichen wieder begin nenden Naturlebens, für nördliche Länder. Die gemütvoll-sinnige Art der heidnischen Urväter weihte diese ersten Zeichen neuen Naturlebens. Tas Malzeichen, welches den Sitz der segcnspendenden Gottheit bildete, war ein grüner Baum oder cs wurde wenigstens mit knospenden Zweigen geschmückt. Tie Zweige dieses Malbaums, an denen also auch ein Teil des göttlichen Wesens hing, besaßen daher natur ^mäß segnende und schützende Kraft. Tie Kirstie kam diesem unausrottbaren Glauben entgegen mit der Palmenweihe, die selbstverständlich später in die Kirstie verlegt wurde. Sie behielten nach den, alten Glauben auch die alte Kraft, wurden und werden noch im Hause . sorglich aufbewahrt, denn sie schützen vor Fcuerscha den, Krankheit, Hagelschlag und Blitzgesahr. In Bel gien werden sogenannte Palmzacken geweiht, kleine Buchsbaumzweige, die man dahejm unter einen Tast) sparren legt oder hinter das Kruzitir steckt, um das Haus vor Feuer zu schützen. In anderen Gegenden legt man sie aus das Feld, Hagel, Unwetter, Unge Ziefer abzuwendeu. I» Hessen pflegt man bei star kem Gewitter ein Feuer auf dem Herde zu entzünden und zum Schutz gegen den Blitz geweihte Palmzweige hineinzuwerfen. Wasser, j» dem über Nacht solche Zweige gelegen hatten, wirkte heilkrä tig für Menschen und Vieh. In vielen Ortschaften Throls, auch in der Nähe von Basel, ziehen die Knaben an, Sonnabend vor Palmsonntag hinaus und holen kleine Tannen bäume oder Lanuenzweige, ferner Zweige der Stech palme, Brrchsbaum und Haselruten. Tiefe Zweige werden mit gelben Weidenbändcrn, auch wohl mit buntem Seidenband und Aepseln geschmückt, dann i» . die Kirche mitgenommen, wo sie der Geistliche mit Weihwasser besprengt. Bis zum Ostersonntag werden diese geweihten Zweige im Garten oder Hof ausbe- Mährt, dapu bringt man sie in eine Kammer oder aus den Boden, wo sie stehen bleiben, um während des ganzen Jahres ihre Segenskraft zu bewahren. Heute lächelt man oft über solchen Brauch! Tas sollte nicht sein! Es spricht, ohne dem „Aberglau ben" das Wort reden zu »vollen, aus der Uebung dieser Jahrtausende alten Gebräuche eine Pietät, die den Menschen nur zur Ehre gereichen kann. Die Vorfahren fühlten sich, ohne diese besonders sichtbaren LegeuSzejcheu nicht recht sicher in ihrem Glauben und Hosfen und wollten stets daran erinnert sein. So haben sich vielsach diese Gebräuche, vou Generation aus Generation forterbend, bis heute er halten. Tie Wiedergeburt des Frühlings feierten die .Heiden mit dem Osterfest, die Anserstehung des Heilandes vom zeitlichen Tode zum ewigen Leben die Christenheit. Untrennbar ist hier der Gedanke der Auferstehung. Tie morgenländifche köstliche Palme, die b.i uns ein sorglich gehegter Zimmerschmuck ist, wird nie mals heimisch in unserer Zone werden. Teshalb wird unser Palmsonntag stets im alten deutschen Urzeichen des graniilberschimmeruden Weiden knöspchens stehen. 8« Uit» nt Anin» in kßmin Tas Färben und Verzieren geschieht aus mau cherlei Weise, nach alt erprobter und neuester Manier. Neu ist es auch, ganz weiße, hartgekochte Efer rings um mit Federzeichnungen zn zieren (mit Tuscbe durch Blumen, Figuren, Sprüche nsw. Ein besonders geschickter Zeichner verwandelt das Ci durch ein paar kühne Striche Frei nach Busch! iu ein Gesicht, dem sogar von gezupfter Wolle dir .Haare aufgetlrbt werden können. Bei einer lustigen Ostergesellschaft kann großer Jubel erregt werden, wenn zum Beispiel jeder in seiner hübsch gefaltete» Serviette ei» solches Ejergesictzt entdeckt! Aus To» knetet man die Nasen, schmückt ein Mäimergesicht mi! Schnurrbart aus Wolle, biegt für einen Griesgram mit tief hcrabgezogenen Mundwinkel» aus Trabt ei». Brille, die Haare bestehe» bei ihm nur aus einige» braunen WoNfäden in das Gesicht hereintzängend. sn sogar .Hüte und Häubchen lassen sich die Ciergesichter aufsetzen, zierlich ans Papier geschnitten oder vvn Spitzen geformt, mit Stecknadel» a» dem Wollhaar befestigt. Am einfachsten kann die gelbe Farbe Hergestell, werden, durch Zwiebelschaleu, die man schon lange vorher sammelt und indem inan den, Wasser, in welchem die Eier gekocht werden solle», mehr oder weniger davon znsetzt, hellgelbe oder dunklere Eier erzielt. Auf gauz hellfarbige» -auch rosa Eier» sieht eine Tuschzeichnuug auch reizend aus Rosa färbt man mit Fernambut brasilianisches Farbholz und Krapp, dies wird eine Viertel Stunde lang mit den Eiern im Wasser gekocht. Beim Einkauf kau» man sich vom Drogisten oder beim Apotheker über das benötigte Quantum befrag-n. — Hat mau blaue Eier, indem man Backums und Soda in das Wasser tut, kann man mit einer neuen Stnhlseder, dje in verdünnten Essig getaucht wird, rote Schrift daraus hervorbringen: weiß wird sie, wenn die Feder j» Salzsäure oder Scheidwasser augeseuchtet wurde. Aus dunkel gefärbten Eiern lassen sich reizende Verzierungen dnrch Kratzen mit einem scharfen Feder messer, wodurch die Farbe entfernt wird, so daß das Weiß der Schale leuchtend tzervortntt, Herstellen: man zeichnet kleine Figuren, Arabesken nud der gleichen aus das Ei und kratzt dann cntweder die Figuren oder den Zwischenraum um dieselben aus. Fehlt die Geschicklichkeit zum Zeichnen schneidet man sich die Figuren (Sterne, Herzen, Häschen, Bmlnta ben usw.) aus Seidenpapier aus, klebt dies ans das Ei uud zieht die Umrifse mit einer Stopfnadel nach Einen hübschen Ständer für ein verziertes Ei stellt man einfach aus einer große» Garnrolle her: in der oberen Platte derselbe» schnitzt man eine Ver tiefuug, in welcher das Ei stehen kann und schmückt die weiße Holzrolle mit Brandmaterei. — Tie jiech auch schon hübsch aus, wenn sie mit Leim bestrichen, mit (Kries bestreut und nach den-, Trocknen dieier Auf tage bronziert wird. f Äbentc II e r. Ter Kommandenr des britischen Kriegsschiffes „Schlla", Kapjtänlcumant Machlactzan, war unlängst in Westindien bei einer Segelbooivartie von seinem Schisse verschlagen worden. Wje grsähr lich das Abenteuer war, geht aus »achsolgendem Tele gramm hervor: Kapitünleutnaut Machlachau war nach dem Globe, als sein Schiss bei Grenada in Westindien lag, am 1K. Mürz ju einem Segelboot allein in die See hinausgesahre», nm zn fischen. Plötzlich erhob sich ein heftiger Sturm, sei« Boot wurde in das Meer getrieben, der Kjel zerbrach und es schlug um. So mußte er zwei Tage laug um sein Leben kämpfen Das kleine Boot drehte sich fort während um und um und Machlachau konnte nur mit äußerster Anstrengung seinen Kopf über Wasser er halten. Seine Lage wurde dadurch noch grauen hafter, daß Haifische ihn angrifscn, derer er sich mit einer von: Boote gerissenen Planke erwehren konnte. Einmal sprang ein junger Hai ins Boot, doch trieb ihn ein scharfer Schlag mit der Planke in die Flucht. Endlich am 20. Mürz erblickte ihn eins der viele» Fahrzeuge, die nach ihm gesucht hatten, :>0 Meile» von Grenada entfernt. Machlactzan hatte seit zwei Tagen nichts zu essen und zu trinken gehabt und war zu Tode erschöpft. Ju Grenada herrschte all gemeiner Jubel, als man ihn glücklich an Land zurückbrachte. 1 Polizisten als Einbrecher. Erbauliche Zustände herrschen, wenn man den Angaben eines Londoner Blattes Glauben schenken darf, in der Polizeiverwaltung der Stabt Philadelphia. Es habe sich herausgestellt, daß das Polizejkorps in großem Umfange an den Einbrüchen beteiligt sei. die dort in letzter Zeit geradezu epidemisch geworden waren. Tie Stadt befinde sich iu deu Händen einer großarti gen Verbrecherorganisation, vvn der viele Mitglieder Polizisten seien. Vier Polizeibeamic sind bereits in Untersuchungshaft genommen, die Freilassung gegen Bürgschaft wurde abgeiehnt. Jm Hause des einen fand man eine enorme Menge bei Einbrüchen ge stohlener Güter. Ein anderer der verhafteten Poli zisten legte ein Geständnis seiner Einbrüche ab und erklärte, das ganze Polizeikorps sei mit Verbrechern durchsetzt: in seinem Distrikt sei die Hülste aller Poli zisten Einbrecher, und in den anderen Distrikten herrschten dieselbe» Zustände. Ter Direktor der öffentlichen Sicherheit Clan erklärte, daß viele Poli zeioffiziere »»ter Anklage gestellt werden würde», drei Offiziere wurde» bereits vom Amt suspendiert. Bei den Pertzandlimge» war Hauvtzeuge ein zwölf jähriger Knabe, der von den Einbrecher-Polizisten, wie Oliver Twist in Tickens Roman, dazu benutzt wurde, durch fchmaie Fenster zn kriechen und die Türen zu öffnen. e Dies und Das. Ein jähes Ende sand eine Automvbilfahrt, die der Berliner Schriftsteller Ru dolf Zabel von Frankfurt am Mai» angetreten hatte, und die ihn nach Indien führen sollte. Aus der Strecke Ingolstadt—Pfasfciiberg fuhr das Automobil gegen einen Baum und wurde total unbrauchbar gemacht. Ter Frau lsabels wurde die Kinnlade zerschmetterr, dem Chauffeur der rechte Arm gebrochen und das Schulterblatt verletzt. — Durch die Unsitte, das Herd fener mit Petroleum anziisachcn, sind in Elberfeld zwei junge Meufcheiileben vernichtet worden. Ter neunjährige Soh» einer Fuhrmannsfamilie griff in Abwesenheit der Mutter, die als Wäscherin tätig war, zur Petrateumlanne. Tie Kanne explodierte und setzte nicht nur die Kleid.r dieses Knaben, sondern ancb die des sechsjährigen Brüderchens in Brand. Mit schweren Brandwunden bedeckt wurden dje Unglück Uchen Kinder in das Krankenhaus geschasst. Gesteru nachmittag erlöste sie der Tod von ihren Schmerzen. ! Immer wieder Fran Toselli! Ter Badischen Presse in Karlsruhe zufolge hat Frau To selli, nach einem am Montag bei einer befreundete» Familie in Lindau eingegaugenen Telegramme, ihre endgültige Trennung von ihrem Manne und ihre Ab ficht einer Rückkehr nach Teutschland angezeigt. Dje „Inform." weiß auch von Zwistigkeiten des Ehepaares Toselli zu berichten, behauptet aber, sic seien in letzter (seit bcigelegt worden. Ten nicht geringste» Anteil daran habe die Großherzogin von Toskana gehabt, die bald nach der ersten Meldung von den Zwistigkeiten zu Besuch bei der Herzogin vvn Parma j» Viareggio eintraf. Sie war über das. was ihr gemeldet wurde, sehr gekränkt nnd erklärte schon feit vielen Wochen, genau darüber unterrichtet zu fein, daß trotz aller Tementis, die Herr Toselli loslicß, zwischen den Ehe gatten große Zwietracht herrsche und die Scheidung schon nahe vor der Tür gestände» habe. Tie Groß herzogin, die sehr zurückgezogen lebte und keinerlei Besuche empfing, ließ sich täglich von dem Stand der Tinge und von dem Erfolg der Bemühungen unterrichten. Nach der iieiiesten Nachricht scheint die Versühnung freilich schnell wieder in die Brüche ge gangen zu sei». i Eine S ck> reckensta t. In einem Plötzliche» Wahnsinnsan'all hat die Tirektorsgatti» Anim Barta in Tabor bei Prag ihre drei Kinder in einen Teich geworsen und ist selbst nachgesprungen. Alle vier sind ertrunken. k Erschossen. Dje jugendliche Wiener Schau spielerin Margarete Metternich Potenberg vom Belle vue Theater iu Stettin hat sich ans Liebesgram er schossen. f Auf der Chieagoer Hochbahn ist ein Wagen mit 50 Personen vom Gerüst gestürzt, KO Personen sind verletzt.