Volltext Seite (XML)
Lichtenstein Lallnberger Tageblatt » — —.... ,8 JahvUa», — . - - - - - - Beilage zu Ar. 93. Donnerstag, den 23. April 1908. Mitteilungen für Haus und Herd, Garte», Feld und Wald. Wie tief soll gepflügt werde». Von L. Siegwart. (Nachdruck »«bot«»). Und wie mit der Wärme, so verhält «1 sich auch mit dir Aufnahme der anderen Lustfaktoren. Man Nagt oft darüber, daß ein etwa» heftiger Regenfall oft mehr schade al« nütz«, weil er den Boden zerschlemme und die Feuchtigkeit bald wieder verdunstet sei. Allerdings! Aber diese Wirkungs losigkeit der Regensälle haben die Menschen selbst verschuldet; denn eine durch reich« Düngeneste stets gelcckrrte Oberschicht kann gar nicht so zusammen- schließen wie ein magerer, aus der Ties« geholter Boden. Daher hat der richtig behandelte Acker auL sür einen plötzlichen Regen wett mebr Aufnahmefähig keit, well der Regen ins Innere der Ackerkrume ge langen und deshalb eine nachhaltigere Wirkung au»- üben kann. Schon unter diesem Gesichtspunkte ist es auch beim Rübenbau oorzuziehen, die ob.« Acker- krume mit dem Stalldünger nur mäßig tief unter zuackern und die Unt rgrundschicht mit dem Unter- grundpfluge aufzulockern. Auf diese Weise wird sowohl die Wärme« wie auch Regen- und Tauaus- nähme dem Boden weit besser gesichert und damit ein früheres, bifsereS und vollendetes Wachstum herbetgcführt. Jeder Landwirt hat doch au» eigener Erfahrung beachten können, wie erstaunlich das Wachsen der Rüben und anderer Kulturen gefördert wird, sobald mittelst Schaufelns die durch Tiefpflügen heraufqebracht« verkrustete Schicht durchbrochen und der Wirme und dem Sauerstoff erschlaffen wird. Nicht minder begreiflich ist, daß e» dem zarten Rübenpflänzchen unmöglich zum Heil« gereichen kann, wenn sein schwacher Körper gerade in der Anfangszeit durch eine scharfkantige, rohe, sestoer- schließende Erdschicht sich durchzwängen muß. Auch für das weitere Wachstum der Rüben ist e» ent schieden besser, wenn di« junge Rübenpflanz« mög- lichst früh und rasch an den Düngnvorrat in der Ackerkrume gelangt, als wenn die» erst spät erfolgt, was bet tiefem Düngrrunterpflügen der Fall ist. ES liegt cuf der Hand, daß die Rüben in «sr«em Falle eine bedeutend rasche« Entwicklung und Vollendung erreichen müssen. Nun möchte man vielleicht rinwenden, daß der Untergrundpflug sich doch nicht gut für alle Kulturen anwenden ließe. Ist auch nicht nötig, denn die Wirkung der Untergrundlockerung hält mehrere Jahre hindurch an. Wmn also für Möhren, Rüben, Kar- toffrln der Untergrundpflug gebraucht wird, so reicht der Nutzen sür die folgenden Kulturen mit auS, und allmählich kommen olle Aecker bei der Untergrund- lrckuung an die Reihe. Auch ist der Irrtum zu berichtigen, als müsse di« Untergrundlockerung eine möglichst tiefe sein. Das ist durchaus nicht erforder- lich; die Hauptsache ist, daß der dem gewöhnlichen Pfluge folgende Untergrundpflug bi« feste, schädliche Tenne zerreißt, welche durch den Druck der schweren Pflüge bewirkt wurde. Daher können zwei stark« Zugtiere diese Arbeit schon leisten. Noch sei bemerkt, daß das Ueterpflügen von Stalldünger für Rüben Allerlei. -j- Ein furchtbares Familiendrama hat sich in der Rue Therese in Paris abgespielt. In einem Hause wohnen im ersten Stockwerke der Graf und die Gräfin Lannes. Am Mittwoch mor gen gegen zwei Uhr hö ten plötzlich die in d« Nähe wohnenden L ute gellende Hilferufe aus der Woh nung deS gräflichen Paares dringen; sie benachrich tigien die nächst Polizeiwache, und als mehrere Polizisten sich Zutritt in die W hnung verschafften, sanden sie die Gräfin blutüberströmt am Boden liegen. Der Graf lag in seinem Bette, eine Kugel die ihm durchs H-rz gegangen war, hatte seinem Leben ein Ende bereitet. Die Unordnung im Schlaf zimmer ließ sofort vermuten, daß zwischen den Ehe- leuten rin furchtbarer Kampf auf Tod und Leben stattgesundrn hatte. Ueberall zeigten sich Kugelspuren, und auf dem Boden lagen zwei Revolver. Dir Gräfin wurde irS Krankenhaus gefchcfft, wo sie rr- zählte, daß ihr Gatte plötzlich wahnsinnig geworden sei und auf sie R volverfchüffe abaefeuert habe, wo rauf sie in der Notwehr glrichfallS einen Rtvoloer ergriff und den Grasen ntederschoß. Nach ihrer Dar- stellung muß e» zu einem sörmli en Feuergefecht zwischen dem Ehepaar gekommen sein. Der Graf war Gutsbesitzer und erst vor drei Monaten nach Part» verzogen. Di« Gräfin ist eine geborene Ir länderin. - s Der diebessichere Sarg. Millionär« sind selbst nach ihrem Tod« nicht vor unli«bsam«n und Kartoffeln und -u-lrich da» Untrrgrunboflügrn sich oft vorz«itig zu einer ganz gelegenen Zeit voll- führen läßt. In diesem Falle könnt« z. B. da» späte« Pflauzgefchäft der Kattoffeln in der Art er folgen, daß bloß noch der Exstirpator und die Egge die letzt« Vorarbeit besorgten. Darnach dürft« das Setzen der Kartoffeln mittelst Spatens vorgrnommrn wrrden. Ein nochmaliges Ausflügen mittelst Pflug,» unterlass« man, damit nicht etwa di« wichtig« Düng«rgärung z«rstört werde. Landwirtschaft. Der weiße Senf gedeiht am besten da, wo RapS oder Rüben paffend fein würden, also auf mildem humusreichem, tiefgründigem, kraftvollem Boden. Wo kein Rübsen, der ja weniger Ansprüche macht al« Rap», mehr gedeiht, wird auch der Sens keinen befriedigenden Ertrag geben; letzterer wächst noch eher auf schwerem Lehm, alS auf leichtem Sandboden oder saurem Boden, Hauptsache bleibt immer die Bodenkraft. Die Dauer der Keimkraft hält am längsten an bei den Oelsrüchten und bei einigen Leguminosen, bet Senf und Hederich z. B. bis zu 20 Jahren, bei Erbsen und Bohnen über 5 Jahre. Wrizrn büßt trotz bester Aufbewahrung seine Keim- krast mit 10 Jahren vollständig ein; beim Roggen keimen schon im zweiten Jahr kaum noch 50 Proz. der Körner, im dritten Jahr fast gar keine mehr, so daß rr an immer eil jährigen Riggen zur Saat nehmen muß. Von Futterpflanzen wählt man am zweckmäßigsten ein- und zweijährigen Samen. — D ünflUNgSoers uche aus Wiesen mit Chil isalpeter. Im Joh« 1907 wurden im Erzgebirge eine Anzahl DüngungSv-rsuche au», geführt, die alle den Beweis erbrachten, daß e« rat- sam ist, außer einer KaliphoSphatdüngung die Wiesen noch mit Ehilisalptt« zu versehen. Ls wurü« d r Ehiltsalpeter nicht auf einmal gegeben, sondern 2/g davon im Frühjahr und Vz nach dem ersten Schnitt sukgrstreut, so wir» sich da» alS vor- tetlhast. Kamen Thomasmehl und Kainit wegen zu später Ausstreuung und zu trocken« W tterungn cht recht zur Geltung, so machte gleichwohl der Shtli- salptter die Düngung rentabel. Die Parzrllen wur den 1000 Q adratmet« groß genommen Zwei Parzellen erhalten j; 80 kg Kainit und 80 k§ Thomaß, mehl und eine davon noch 15 kg Cytlisalpet« von dem 10 kg im Frühjahr und 5 kg nach dem ersten Schnitt gegeben wurden. In den meisten Fällen werden Thomasmehl und Kainit schon im Spät herbst auSgestreut. Walteten auf der mitKalipyos phat gedüngten Parzelle die Kleearten vor, so be günstigt der Ehilisalpet« die Entwickelung der tief wurzelnden Gräser, jdi« auch in trockenen Jahren einen guten Ertrag sichern. Paul Schmiedel in Gablenz «zielte auf 1 kg durch Kaliphokphatdün- gung 58,50 Mk. und kam Ehilisalpet« dazu 163 Mk Reingewinn. Friedrich Barth in Ehrenfried«Sdors brachte eS auf 86 und 403 Mk., Richard Grabner in Mitteldors auf 101 und 228 Mk., Arnold in Oberaffalter auf 39 und 130,50 Mk, Eduard Hut in Oberwürschnttz auf 36 und 178 Mk. Reingewinn. Besuchern sicher, di« Geld od« GeldeSwnt von ihnen haben «ollen. Innerhalb der letzten 2 Jahre find nicht wenig« als 27 amerikanische Milliardäre, di« sich unvorsichtigerweise mit Kostbarkeiten hatten br- hroben lassen, beraubt worden. Da ist e» ange bracht, schon bet Lebzeiten dafür zu Morgen, daß man wenigstens im Grabe seine Ruhr hat, und baS hat der bekannte amerikanische Milliardär Ross'! Sage denn auch getan. Er hat testamentarisch verfügt, daß man seine Leiche zunächst in «inen Bronzesarg etnschließen soll. Dieser soll in eine Stahlkammer gesetzt werden, die mit «in« feuersicheren E de auS« gefüllt ist. Dann wird der Giahlsarg noch mit verschiedenen trefflichen Sicherheitsschlössern vrrsehrn und überdies ist an diesem Luxussarg eine elektrisch« Alarmglocke angebracht. So ist «S leicht zu ver stehen, daß Ruffel Sage Uber 60 000 Mark dafür bezahlen muß, sich begraben zu lassen. - f- Die Vermählung o«S Prinzen Bikror von Nsenburg-Birstetn mit Fräulein Anna Rohrer, der Tochter einer Arztes aus der Gegend von Schloß Schlackenwerth in Böhmen, hat vor dem Standekamt in Nürnberg stattgesundrn. Der Großherzog von Hessen, in besten Landen die Familie de» Prinzen begütert ist, hat brkcmtlich Anna Rohr« den Titel einer Fleif.au von Rombach verliehen. T otzdem soll die Familie de» Prinzen erklärt haben, seine Frau nicht empfang«» zu wollen. Der Prinz ist in den Benz-Nutomobilwrlken in Mannheim tätig gewesen. Er nimmt den Rang eines Rittmeisters L la salto Obst« und Gemüfeba«. Wodurch entsteht der Baumkreb». Krebs entsteht bei mangelbaster Mundpflege, btt zu tiefer Pflanzung und zu feuchtem Standort, ferner in zu stickstoffreichem, magerem, kaltem und kiesigem Boden usw. Oftmals ist die Ursache in dem vast der Bäume zu suchen, auch spricht man von einem Pilz, der die KrebSbildung heroorrust. Gr gehört zu den schlimmsten Krankheiten, schadet dem Baume in der Entwicklung ungemein und ist nm schwer zu heilen. Sind die Bodenoerhältniffe die Ursache der Entstehung, so such« man dirsen Mängeln zunächst durchgreifend abzuhelfen. Kleine« Wunden find außerdem bis auf das gesunde Holz auSzuschneiden und mit Lehmbrtt zu verstreichen, dann mit Lein wand zu verbinden. Größe« Wunden säubere man so aut als möglich von allen toten Teilen und v«- stretche das bloßgelegte Holz mit Stetnkohlenteer. ES empfiehlt sich, sowohl bei kleinen als auch btt größeren KrrbSwunden, rings um die Wundstellen einige Längsschnitt« anzubrtngen. Auch haben wir in der Kalkdüngung «in Mittel, welcher der Krebs« bildung einigermaßen vorbeugt. Vieh-, Geflügel und Liugvögelzucht, — Kalkberne der Hühner. AlS r;«tne sehr unangehme Plage stellen sich bei den Hühnern die sogenannten Nalkbetne ein; di« Beine der Hühner sehen dann aus, al» wären die Tiere im Kalk her um gelaufen. Die Hornschuppen sind entweder ganz verschwunden oder stehen aufwärlt. Die Ursachen sind Milben (Trabmilben), die sich unter die Hom- schuppen einbohrrn;dte grauenMaffen sindAuSschttdun- gen Di« Hühne« haben sehr zu leben durch heftiges Jucken und haben Tag und Nacht ketne Ruh«, magern zuletzt stark ab, legen wenig, spät« gar nicht mehr. Die Krankheit ist sehr ansteckend und solch« Hennen dürfen nie zum Brüten benützt werben, da eS die jungen Küchlein an ihren zarten weichrn Beinchen sofort erben. Wenn rechtzeitig behandelt, find die Kalkbeine hrilbar. Tüchtige- Etnreivm von Schmierseife (grüner) nach ein paar Tagen abbürsten mit warmem Wafs« und Einretben mit Schwefel- salbe od« Lreoltn mit einem Tttl Schmierseife nud einem Teil BrennspIrituS vermengt (event. murmel» zu wiederholen). Außer d« Behandlung der Hühn« ist R-irrigen von Sitzstangen «sp. Grnruerunfg der selben und gründliche Reinigung bez». rische». Tünchen der Stalles notwendig. Nach dem Ab waschen mit warmem Wiss« werden dir Beine mit einer Salbe von Schweineschmalz, Olivenöl und Schwefel gut eingrschmint. D a S zu f r Ü h e Zu l a s f e n derKal- binnen ist sür die fernere Entwickelung der Ti«« äußerst nachteilig. AuS einer zu zeitlich belegten Kalbin wird nie mehr eine starte, kräftige Kuh, sie bleibt im Wachstum zurück, verkümmrrt und bleibt stets weit hinter jenen Tieren zurück, bei welchen der richtige Zeitpunkt zum Belegen abgewartet wurde; hauptsächlich siedet man diesen Uebelstand in «rm«n Gegenden und bei kleineren Viehbeständen, wo die Tiere baldmöglichst nutzbringend gemacht werden sollen. Dabei bedenkt ab« da Viehzüchter nicht, daß er dadurch nur schwächlich« Tt«« erpttt. in der preußischen Armee ein. Sein Bruder Karl ist mit «in« Miß Berta Lewi» ans Nav-Oelean» o«mähtt, die « 1895 in London geheiratet hat. Die neue Prinzessin Asin bürg ist in fchlichtbürga- licher Art aufgewachsen und hat ganz allein di« Hausarbeit im Haus« de» Bata» besorgt, der nur eine bescheidene Landpraxis hat. Der Prinz kannte Anna Rohrer, deren HttmatSort zu den Besitzungen der Mutt« ihres jetzigen Gemahl» gehört, schon als kleine» Mädchen, und seine Neigung fdatiat viele Jah« zurück Durch sein« Mutter, die eine Schwester des Großherzog» von Lotkana ist, ist der Prinz ein Detter der Frau Toselli. s Ein seltenes Wild beherbergt gegen wärtig da« Quarnstedt« Gehölz im südlichen Hol stein : ein — Känguruh. Da» zu ttn«m Z«ku» gehörige Tier ist beim Transport au» einem in voller Fahrt befindlichen Zug« gesprungen und an scheinend unbeschädigt entkommen. BUH« ist «» den Nimroden der Gegend noch nicht gelungen, de» Tieres habhaft zu werden. - j- Aus dem Eheleben eine» ameri kanischen Milliardärs, Au» New York wird gemeldet: Die Scheidungsklage du MU. Katharina Gould gegen ihren Ehegatten Mr. Howard Gould gelangte dieser Tage vor dem höchst«« Gerichtshof zur Verhandlung und gewährte recht interefsante Einblick« in da» Ehrl«b«n dies«» Milliardär«. Skin« Gattin macht geltrnd, daß ihr Man» si« böswillig vrrlaffen habe, si« grausam behandel« und ihr ketne Unterstützung gewähre. Mr. Howard Gould wi«-«-