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Kehrer durch rege Teilnahme am Besuche der Prü fungen und Schulausstellungen betätigen! *— Rückfahrkarte». Anläßlich des Osterfestes tzelten die am 7. April und an den folgenden Tagen belüften Rückfahrkarten von tarifmäßig kürzerer Dauer für den Berkehr zwischen sächsischen Stationen Einerseits und solchen der böhmischen Nordbahn, der Friedländer Bezirksbahnen und der französischen Nordbahn andererseits, zur Rückreise bis zum 1. Mai. Hierbei erlischt die Giltigkeit um Mitternacht des letzten Geltungstages. *— Kursus. Das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts beabsichtigt, sür Lehrer an be ruflich gegliederten Fortbildungsschulen, deren Schü Iler vorwiegend im Gewerbe Beschäftigung suchen, im kaufe des vorstehenden Sommerhalbjahres wiederum in Chemnitz einen vierwöchentlichen Kursus zu veran stalten, um ihnen eine weitere Vertiefung in den Lehrstoff und die Unterrichtsmethode in den wichtig sten Gebieten der Berufskunde zu ermöglichen. Die !8ahl der Teilnehmer soll wiederum auf ungefähr 30 ibeschränkt werden. Tie Kosten des Kursus will das Ministerium auf seine Kasse übernehmen und den iKursisten, soweit tunlich, eine angemessene Beihilfe bewähren. *— Bevsammlung. Tie Freiwillige Feuerwehr hielt gestern ihre gutbesuchte Frühjahrs-Hauptvcr- sammlung im Vereinslokale ab. Davon ist unter anderem zu berichten, daß Herr Adjutant Wehland die Nachrechnung und Herr Kassierer Straß die Jahres- rechnung der Gesamtwehr vortrug. Es wurde außer dem beschlossen, am dritten Osterfeiertag einen Aus- burrsch zu veranstalten, dessen Endziel das „Neue ISchützenhaus" sein soll. *— Bortrag. Der hiesige Hausbcjitzerocrcin hatte für gestern abend zu einem Vortrage im „Gol denen Helm" eingeladen, zu dem als Redner der Se kretär des Verbandes der Sächsischen Hausbesitzer- Vereine, Herr Schumann aus Ehemnitz, erschienen tvar. Er sprach in ausgezeichneter Weise über den Nweck der Hausbesitzerverciue und über die Not wendigkeit des Anschlusses an den Landesverband. lEr wies letztere nach, indem er ,u beredten Worten bussührte, wie der Landesverband bisher erfolgreich sür die Interessen der Hausbesitzer gewjrtt, was er in Zukunft noch vor hat und welche Vorteile er seinen «»geschlossenen Vereinen bietet. Tie Ausfüh rungen waren sehr lehrreich und befriedigten allge mein, so daß die anwesenden Möglicher des Vereins einhellig für den Anschluß an den Landesverband Vintrateu, auch die erschienenen Gäste aus Hvhndorf stellten den Anschluß in Aussicht. Jedenfalls gilt auch für die Tätigkeit des genannten Verbandes: Nur Beharrlichkeit gepaart mit Energie führt zum Ziele. r. Mülsen ist. Jacob. «Die diesjährigen Ostcr- hrüfungent an der hiesigen Volks- und der Fortbil dungsschule finden am l()., 1l. und 13. April im Dimmer Nr. 5 statt. An die Prüfung der Fortbil- bungsschüler schließt sich am lo Mril nachmittags ö Uhr die Entlassung der abgehenden Schüler an. Sonnabend, den 1l. April, früh Z-ll Uhr feierliche öffentliche Entlastung der .Konfirmanden im Hecke! scheu Saale. Zn den Zimmern Nr. I, 2, <! und 7 sind die Zeichnungen, Arbeitsheste und Nadelarbeiteu bn den Prüsnngstagen, sowie am Palmsonntage von K bis 5 Uhr ausgestellt. Zum Besuche der Prüsnn gen, Ausstellungen und Entlassungsfeiern sind oje vcr- ehrlichen Behörden, Eltern und Freunde der Schule ergebenst eingeladen. Rach den Ferien beginnt die Schule um 7 Uhr. Montag, den 27. April, nachmit tags 2 Uhr ist Aufnahme der Neulinge und Diens tag, den 28. April, abends 6 Uhr Anmeldung der neu eintretenden Fortbildungsschüler. — Der Königlich Sächsische Militärverein beschloß, Königs Geburtstag durch einen Festball im Schützenhause zu feiern. 5 Neuaufnahmen erfolgten, so daß der Verein jetzt 173 Mitglieder hat. Er wird am 28. Zuni an dem Fahnen jnbilänm des Militärvcreins 1 in Reinsdorf teil- nehmen. In Aussicht wird die Gründuug einer Süu- gecabteilung gestellt, die Bildung eines Svielmann- zuges aber beschlossen. Kamerad E. Enke tritt als zweiter Kommandant an Stelle des verstorbenen Kameraden Demmler. g. Marienau. (Zu dem lleberfaw auf hiesige junge Mädchen, von dem Wir neulich berichteten, ist weiter mitzuteilen, daß der Vorgang nicht so ernst zu nehmen ist, wie es erst erschien, sondern daß sich die Angelegenheit mehr als eine Neckerei unter jungen Leuten darstellt, der weniger Bedeutung beizumessen ist. Anzeige über den Fall wurde deswegen bisher nicht erstattet. Aue. (Unfall. — Brandstifter.! Schwere Ver letzungen am Kopfe erlitt hier ein Dienstmädchen da durch, daß der Eellulvidkamm in Brand geriet und das Haar entzündet wurde. — Ter hiesigen Polizei gelang es, den Brandstifter, der hier eine Herrn Kom merzienrat Gaup'nberg gehörige Scheune angezündet hatte, in dein wegen fahrlässiger Brandstiftung bereits vorbestraften Arbeiter Krauß zu ermitteln. Es konnte noch nicht sestgestellt werden, ob er auch die anderen in der letzten Zeit hier vorgekommenen Scheu- nenbrände verursacht hat. Chemnitz. (Selbstmord.) Im Küchwalde wurde Souutag vormittag iu der t>. Stunde von einem Spaziergänger der 30jährige Brauereibesitzer Rohr ans Seiferitz erhängt aufgefundcn. Die Leiche wurde polizeilich aufgehoben. Tie Ursache zum Selbstmord ist noch unbekannt. Oschatz. (Tödlicher Unfall.) Ani Donnerstag ver unglückte der iu der Leubener Mühle bejchüftigle Arbeiter Reinhold Müller. Er fiel von einer Holz führe, die er aus dem Walde brachte, und wurde überfahren. Seine Leiche fand man erst am Freitag unweit des Limbacher Steinbruchs. Reinsdorf. (Tödlich verunglückt- ist am Sonn abend vormittag aus dein Steinkohlenwcrke von Florentin Kästner und Ko. hier der Bergzimmerliug Schröter aus Obcchohndvrf. Er war mit zwei Ar beitern mit dem Abtragen des alten Seilscheiben- stuhlcs und dem Ausbauen des Gerüstes zu dem neuen Stuhle beschäftigt und wollte Holz zum Gerüstbau auf die oberste Bühue schaffen. Während er auf dem alten Seilscheibenbvden stand, mußte er auf eine Pfoste tret'», die etwas durchlocht war. Dabei spal tcte von der Pfoste ein Stück ab und Schröter stürzte in die Tiefe. Er fchlug anf die acht Meter tiefer liegende obere Hängebank auf und erlitt eine» Bruch der Wirbelsäule, der seine» sofortigen Tod herbei - führte. ZtvickäU. (Arbeiterbewegung? Eine Lohnbewe gung dec Vanhandwcrker von Zwickau und Umgegend hat mit einer Versammlung eingesetzt, die am Sonn tag von den Maurern abgchalten wurde. Ter in Bcr lin vereinbarte Mustertaris rief den schärfsten Pro test der Versammlung hervor, indes sand mau sich damit ab, weil eben daran nichts zu ändern ist. Dafür aber wird es wahrscheinlich zu heftigen Verhandln»-» gen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern kom men wegen der von den Maurern aufgestellten Äohi- forderungen. Die Maurer beschlossen, statt deS bis herigen Stundenlohnes von 41 Psg. einen Mindest lohn von 46 Pfg. zu fordern, daran unter allen Um ständen festzuhalten und die Abmachung bloß auf eia Jahr einzugehen, damit man für die folgenden Jahre freie Hand habe. Die Zimmerer werden wahrschein lich die gleichen Beschlüsse fassen. Die Arbeitgeber dürften auf die Forderung der Maurer kaum ohne weiteres eingehen. Gerichiszeiiung Leipzig- (Die Bluttat eines bulgarischen Kon servatoristen? Am 22. Dezember 1006 erschlug der 10 Jahre alte Musikstudierende Christo Miancoff aus Grabowo in Bulgarien die 17jährige Tochter Anna Frieda des hier in der Moltkestraße wohnenden Barbiers Ulrich, bei dem Miancoff wohnte. Miancoff tvar eifersüchtig auf das junge Mädchen, dem er schon öfters Szenen gemacht hatte. An dem Vormittage des genannten Tages waren die beiden jungen Leute in der Küche allein, Miancoff sollte wegen eines Lungen leidens in das Krankenhaus ausgenommen werden, nachdem er schon einige Tage zu Hause gepflegt wor den ivar. Ta ist cs denn wieder zu einem Auftritt gekommen, Miancoff hat das Mädchen mit einer Plätt glocke zu Bodeu geschlagen und seinem Opfer dann mit einer Schere einen Stich ancr durch den Hals beigebracht, der den sofortigen Tod zur Folge hatte. Er selbst fügte sich auch eine Verletzung am Halse zu, die sich aber als ganz ung fährlich erwiesen hat. Auf das Hilfegeschrei der in dem Nacbbarzimmer anwesen den Schwester der Ulrich erschien alsbald die Polizei. Miancoff ließ sich ruhig fesseln und abführen, er wurde zuerst jus Krankenhaus und dann in das Unter suchungsgefängnis gebracht. Hier spielte er zuerst den wilden Mann. Er ist dann in Hubcrtusburg, in Sonnenstein nnd in der Flechsigschcn Ncrvenklinik in Leipzig auf feine Zurechnungsfähigkeit hin untersucht worden, so daß die gerichtliche Verhandlung gegen ihn immer wieder hinausgeschobcn werde» mußte. Jetzt steht nnil Miancoff vor den Geschworenen Tie An klage lautete auf Totschlag. Außer elf Zeugen sind vier sachverständige Zeugen, vier ärztliche Sach verständige und ein Dolmetscher geladen. Ter An geklagte erklärte, daß er nicht die Absicht gehegt habe, die Ulrich zu töten, da er das Mädchen sehr geliebt habe. Er bchanptetc weiter, jede Erinnerung an den 22. Tezcmber verloren zu habeu. Es wurde gestern noch mit der Zeugenvernehmung begonnen. — Wir werden über den Ausgang der Verhandlung berichten. Allerlei e Betrügereien. Eigenartige Betrügereien gegen die Staatskasse sind in Köln ans Tageslicht gekommen. Ter Amtssckretür Eramer beim Kölner Schöffengericht, dem die Auszahlung der Zeugengc- bühren allein übertragen Ivar, wurde wegen Be trugs, Urkundenfäkschuiig und Unterschlagung amt licher Gelder verhaftet. Die veruntreute Summe be trägt nach den bisherigen Feststellungen 23 000 Mark ES dürfte jedoch längere (feit dauern, bis die ge samten Akten revidiert werden. Der ungetreue Be amte hat iu vielen Fällen Zahlen auf den Gebühren- anwcisungen gefälscht und größere Beträge daraus Trugschlüsse! Roman von Constantin Harro. (44 (Nachdruck verboten.) „Ich zauberte einen Menschen herbei: jung, hübsch, und, wenn möglich noch ein bißchen reicher als Hermann Seeburg. Ten stellte ich in den See- burg'scheu Salon und ließe ihn Feuer fangen an Kathies Perjönchcn. — Glauben Sie mir, sie machte dem Freier die Sache nicht schwer. Tenn sie hat Augst, die Kleine. Tas Märchen vom Ritter Blau bart erschreckt sie iw Traum und im Wachen". Hedwig schüttelte betrübt das Haupt. „Nein, nein' Ta irren Sie. Kathie weiß genau. Wie milde Hermann über sic urteilt. Sic muß ihn ja immer wieder entzücken, wie sic alle Männer cm zückt. Sie läßt ihn nicht frei!" „Warten wir es ab", antwortete Ella bedächtig. „Meine liebe, hübsche Grete! Deine häßliche Polly hätte Dir längst ein Brics- lein geschickt, wenn ihr nicht gar so viel durch den krausen Sinn ginge. Ach, Ivas lmbe ich junges Ding erlebt, seit der Zeit, da Du die Weinende in den Schnellzug nach D. stopftest und ich, kaum hier angekommen, den lieben, guten, einzigen Vater verlieren mußte. Weißt Du, Günthers Tod hätte mich wohl wahsinnig ge macht! Wäre dieser Arno Greifenhagen in der Stadt geblieben, ich hätte ihn vergiftet, erdolcht oder ihm wenigstens ein gut Teil Vitriol in die glatte Visage gegossen. Na, er riß ja nicht aus. Er ging auf Festung, und es gibt viele Leute in der Stadt, die ihn jetzt erst gar wie ein Wundertier betrachten. Einen, der meinem Bruder nach dem Leben wollte? Pfui! — Er sollte sich in ein Mauseloch verkriechen oder all' seine Habe den Armen geben, damit ihn her liebe Gott nicht gar zu sehr straft. — Sein Vater, der dicke Kommerzienrat ist „Ge- ! Heimer" geworden. Diners und Tanzkränzchcn konnte ! die Fran Gcheimrätin nicht veranstalten ohne Arno. Was tot sie? Sic überließ ihren Mann der Pflege Ella's und dampfte dem .Herrn Sohn nach. An die acht Wochen hat sie in der traurigen Feste G. ge sessen und dafür gesorgt, daß Arnochen die Moneten wieder ausgingen. Dann ließ sic das Söhnchen wieder allein. Nun blühen die Rosen und Arno Greifenhagen sitzt auf einem ganz himmlifchen Goldfuchs und sieht den Menschen noch hochmütiger in's Gesicht als früher. Ein Vierteljahr Festungshaft ist ihm geschenkt worden. Es heißt: er will die Filiale des Geschäftes in Berlin übernehmen und bedeutend ver größern. Hier ist ihm das Pflaster eben noch zn heiß. — Za, denke Dir, wie unverschämt dieser Freche ist! Sitzi da aus seinem Fuchs wie angegossen und wir, Mama, Kathie und ich, fahren die Allee ent" lang. Er sich drücken? Bewahre! Kommt uns ent gegen, läßt das Pferd noch ganz extra tänzeln, daß mau denkt, na, dem Himmel sei Dank, jetzt wird's ihm durchgehen und er bricht vielleicht doch ein Paar Kirschen! Prosit die Mahlzeit! Mein Arnochen pariert das Pferd, zieht den Hut mit Eleganz, sieht Kathie in die blauen Augen, sie — unsere Kathie — dankt zuckersüß für den Gruß! Zch habe ihr aber meine Meinung nicht schlecht gesagt! Ich habe den Kopf nicht bewegt, ich hatte gerade den Genickkrampf, und Mama starrte so aufmerksam in die Lindenblüten über uns, daß sic Herrn Greifenhagen garnjcht be- merite. Tas habe ich ihm gegönnt! — O, er ist ja bei Günthers Krankheit sehr teilnehmend gewesen, hat durch Ella sich erkundigen, hat sein Bedauern, seine Reue aussprechen lassen! Was kaufe ich mir dafür? Günther hat die entsetzlichen Schmerzen doch leiden müssen! Ohne Traute wär« es dvrbei ge ¬ wesen mit ihm! — — Zetzt aber, jetzt Grctc, sind die Beiden sein raus mit 'nem Siebziger! Unserem Günther hat Ztalien anfgeholfcn, und nun geht er in die Schweiz, wcil's in der Riviera zu heiß wird. Kreuzfidel ist er uud schreibt mir, mir so nette Briefe! Onkel Hermann erlaubt noch nicht, daß er nach Joinville geht. Du die Stadt heißt nach einem Prinzen Joinville, weil er dort alles Land besaß. Aber deutsch sind sie dort alle, feiern Sedan und Bismarck und bläuen ihren Göhren deutsche Geschichte ein, daß es eine Art ist — - Na, also? Wo war jch stehen geblieben? Z«, bei Günther! Onkel Hermann, er ist der reizendste Vormund, den es gibt! Etsch — siehst Til! Will nicht, daß er sich dort gleich in die Arbeit stürzt. „Tic Gesundheit ist die Haupt sache, Geld Nebensache", sagt er. Er geht also näch stens selbst hin uud bereitet dem juugcu Paare einen stauncnswcrtcn Empfang. Und weißt Du, wer mit will mach dem gelobten Lande, wo einem die Bananen und Mandarinen in den geöffneten Schnabel fallen? Deine Freundin Polly ! Ja, ja, ich mache eine Spritz tour über den Ozean! Und wenn es mir sehr gut in Günthers Villa gefällt, so bleibe ich gleich dort. Dann ade, Kunstschule! O, denke nickt, daß ich meine geliebte Kunst ganz aufgebcn will ! Ich komme wieder, ich gehe nach München. Aber vorläufig, da ich noch gar so jung bin, möcht' ich mal nicht „Stiefkind" sein, möchte mich von Traute verhä, schein lassen. O, fic Mts. Weil Günther etwas aus mich hält, weil ich sei« närrischer, häßlicher Kobold immer dar bleibe. Nun möchte ich wohl Schluß machen. Jch plau derte zu viel aus der Schule. Na, bei Dir sind meine Geheimnisse gut aufgehoben, sonst wärest Du nicht nach meinem Gusto, was? Also: Frau Ernesti hat sich nach und nach ausgesöhnr mit dem überseeischen Schwiegersohn. Spricht sie von Traut«, so sagt sie: „meine Tochter, dte Frau Leutnant Seeburg". Putzige: