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sehr erfreulich; soll doch nach einer alten Bauern- iMel vom Märzenstaub das Lot einen Dukaten wert sein. Wer die erforderlichen Abnehmer fände, könnte alsd jetzt viel Geld verdienen. — Hoffentlich ist die Auf heiterung des Wetters, die uns die bei hohem Luftdruck aus nordöstlicher bis südöstlicher Richtung kommenden Winde gebracht haben, nunmehr von Bestand. Die Sonnenstrahlen entwickeln jetzt bereits eine bedeu tende Kraft. Zeigte doch das Thermometer Sonnabend mittag in der Sonne 30 Grad Celsius, eine Tempera tur, die zu der nächtlichen Kühle von 0 Grad und darunter, wie wir sie bisher zu verzeichnen hatten, seltsam kontrastiert. Unter dem Einflüsse der Wärme hat die Pflanzenwelt in ihrer Entwickelung bereits merkliche Fortschritte gemacht. In den Gärten haben sich die Frühblumen, wie Schneeglöckchen usw. rasch entwickelt, die Stachelbeersträucher haben Blätter an- «gefetzt und der Rasen hat bereits eine lebhaft grüne Färbung angenommen. Wenig frühlingsmäßig sieht «S noch im hohen Gebirge aus; vom Fichtelberg wurde unterm gestrigen Tage noch „gute Schlittenbahn, star ker anhaltender Reif und großartiger Rauhsrost" ge meldet. * - Zugsverbesserungen. Aus die von den städtischen Behörden Lichtenstein-Callnbergs, sowie von verschiedenen interessierten Körperschaften und Vereinen abgesandten Petitionen uni Zugsverbesse rungen auf der Linie St. Egidien—Stollberg ist unter dem 20. März folgendes Schreiben aus dem Königl. Sächs. Finanzministerium zu Händen des Herrn Bür germeisters gelangt. Euer Hochwohlgeboren beehre ich mich unter Bezugnahme aus die von Ihnen wegen des Fahrplanes der Linie St Egjdicn -Oelsnitz » E. geäußerten Wünschen folgendes mitzutcilen: Den Wünschen der Anwohner der genannten Strecke, den Zug, 1855, der jetzt nur in der Nacht nach Sonn- und Festtagen von St. Egidien 12.32 vormittags bis Lich- tenstein-Callnberg abgelassen wird, täglich bis Oelsnitz i. E. verkehren zu lassen, ist Rech nung getragen und vom I. Mai dieses Jahres ab die tägliche Ablassung dieses Nachtzuges bis Oelsnitz i. E. (Ankunft 12.50 vormittags vorgesehen worden. In umgekehrter Richtung wird ein neuer Zug 1854, ab Oelsnitz i E. 11.38 nachmittags, in St. Egidien 12 02 vormittags mit guten Anschlüssen nach Glauck-au und Cl-emnib verkehren. Das Halten des Schnellzuges 104 (ab Dresden Hauptbahnhof 6.00 nachmittags^ in St. Egidien und die Herstellung eines unmittelbaren Anschlusses von diesem Schnellzug nach Lichtenstein-Callnberg kann nicht zugestauden werden. Jedoch wird durch Einlegung eines neuen Eilzuges Dresden—Reichenbach i V. folgende gute Verbindung hergestellt werden: Eilzug 110 ab Dresden 7.45 nach mittags, ab Chemnitz 024 nachmittags, in Hohen stein-Ernstthal 0 44 nachmittags. Personenzug 1018 ab Hohenstein-Ernstthal 0.50 nachmittags, in St. Egidien 0.58 nachmittags. Personenzug 1853 ab St. Egidien 10.12 nachmittags, in Lichtenstein Eallnberg 10.20, in Oelsnitz i. E. 10.35 nachmittags. — In vor züglichster Hochachtung (gez. Dr. Otto, Geheimer Fi nanzrat. Wie aus vorstehendem ersichtlich, ist erfreuUcher- I Herren der Stadtvertretung, eingefunden. Nicht nur I die mündlichen Prüfungen in Volkswirtschaft, Ge- werbegesetzkunde und Geometrie, sondern auch die aus gestellten Zeichnungen gaben wiederum einen schönen Beweis von treuer Arbeit der Lehrer und Prüflinge im verflossenen Schuljahre. So Sonnte denn auch diesmal eine ganze Anzahl Schüler ausgezeichnet werden. Staatsdiplome erhielten mit beglückwün schenden Worten durch den Vorsitzenden der Anstalt, Herrn Maschinenfabrilant M. Endesfelder, aus gehändigt und außerdem je ein von zwei Gönnern der Schule gestiftetes Sparkassenbuch über 10 Mart aus Klasse 1: Walter Bankwitz, Hermann Berthel, Max Hermann Schäller; Schuldiplome: Fritz TilP, Arthur Neef, Arthur Triemer, Willy Brühl, Otto Emil Gerber; Bücherprämien erhielten folgende Schü ler der 2. Klasse: Max Bergmann, Emil Kunig, Albert Kuniß, Max Fankhänel, Friedrich Beckert, Hugo Engel; aus Klasse 3: Jol-ann Röhner. Belobigt wurdest aus Klasse 1: Kurt Hoyer, Friedrich Wohlfarth, Ewald Clauß, Max Richter; aus Klasse 2: Walter Tamm, Paul Pötschke, Karl Sehrer, Martin Riedel; aus Klasse 3. Artur Metzner, Louis Brunner, Robert Rosenbaum, Max Müller, Jol-annes Scheibner, Albert Mehlhorn, Will» Meinhold, Bernhard Riedel. Die sem Akte voran ging eine Ansprache des Herrn Schul direktor Poenicke, der zunächst betonte, daß die Schule ini Laufe des vergangenen Jahres durch An gliederung einer Malklasse eine Iveitere Ausgestal tung erfahren und daß auch die Teilnahme des Herrn Lehrer Schmidt an einem Kursus in der Buchführung der Anstalt zum Vorteil gereiche. Des weiteren be tonte der Redner, daß die Fortbildungsschule in Herrn Kultusminister Beck einen warmen Freund habe, das Bestreben der Anstaltsleitung würde darauf gerichtet sein, die vom Herrn Minister geäußerten Wünsche für die gewerbliche Fortbildungsschule nutzbar zu machen. Weiter dankte der Herr Direktor der Staats regierung sowie der Stadtvertretung für ihr der Schule erneut cntgegengebrachtes Wohlwollen, den Lehrern und den sonstigen Schülern, die der Schule Ehre gemacht, für ihre treue Arbeit, Herrn Endes felder für sein aufopferndes Bemühen um das Wohl der Schule, den Freunden und Gönnern für gestiftete (beschenke und endlich allen Anwesenden für den freundlichen Besuch der Prüfungen. Zum Schluffe entließ Herr Lehrer T ch midt die Abgehenden, indem er ihnen als Leitstern mit auf den Weg gab: Sei ein Mann! I. Eigne Dir die Einsicht und alle die Kenntnisse an, die Du zum Berufe brauchst. 2. Eigne Dir eine unerschütterliche Willenskraft an. 3. Tei sittlich stark und frei! Ein gemeinsames Vaterunser beschloß den feierlichen Akt. - Möge die Schule auch im 0. Jahre ihres Bestehens sich weiter entwickeln zum Legen von Lichtenstein Callnberg und Umge bung ! * Die Web und Wirkschule zu Lichten stein hielt am gestrigen Sonntag im eigenen Schul gebäude die diesjährigen Prüfungen ab. Recht viele Interessenten von Lichtenstein-Callnberg und der Um gebung hatten sich hierzu eingefundcn. Bon vor mittags II bis 121 Uhr wurden die theoretischen Prüfungen durch die Herren Oberlehrer Bergmann, genommen. Die praktischen Hebungen unter Leitung der Herren Eduard und Hermann Strass Minz und weise einem Teile der geäußerten Wünsche auf bessere - Kunz, Lorenz. Mehner und Meyer in Gesetzeskunde, Verbindungen Rechnung getragen worden. Hossent- Materialberechnen, Technologie und Buchführung vor- lich erlsalten wir nun auch noch eine bejsere Früh- verbindnng von St. Egidien ans. * —Gewerbliche Fortbildungsschule. Gestern Graf fanden von nachmittags 2 Uhr statt, an diese nachmittag fand von 3 Ubr ab jn der Aula der Bür- schlossen sich die Auszeichnung und Entlassung der gerschule die 8 Ostervrüinng genannter Schule statt, abgehenden Schüler. Hierbei hieß Herr Oberlehrer hierzu hatten sich zahlreiche Besucher, auch mehrere Bergmann zunächst im Namen des Web- und Wirkschulverein» sowie des Lehrerkollegiums cklle Be* sucher herzlich willkommen und bat, das Interesse, das heute sich kund tue, auch fernerhin der Schule zu erhalten. Dank gebühre aber auch dem hohen Mi nisterium, den städtischen Behörden von Lichtenstein und Eallnberg, sowie den Freunden und Gönnern der Schule für die derselben gewährten Unterstützungen und Geschenke. Redner hielt sodann eine tiefdurch dachte Ansprache, an die Worte einer Stiftung anknüp fend: „Spare, lerne, leiste was, dann haste, kannst», biste was!" Er geht dann noch kurz auf die Schule selbst und deren Besuch ein und wendet sich am Schluffe besonders an die Abgehenden, die er in trefflichen Worten zu stetem Fleiß und ernstem Streben mahnt. j Es erfolgte nun die Auszeichnung der Schüler. Der j Vorsitzende, Herr Fritz Seydel, bittet die Schüler, die Mahnung des Vorredners recht zu beherzigen, wenn sie in die Welt hinausgehen. Das Gelernte aber weiter auszuüben, damit sie ein nützliches Glied - der Menschheit werden. Einigen Schülern konnte als Lohn für ihre Leistungen eine Auszeichnung zuteil werden. Es erhielten die Staatsprämte, ein Belo bigungsdekret, Hugo Neugebauer-Callnberg, je 1 Schuldiplom Rudolf Dietze-Lichtenstein, Max Wach- Lichtenstein. Außerdem wurden den Schülern Hugo Todt, Martin Bramser, Emil Franke, Hugo Graf, Paul Selbmann, Paul Böttcher, Willy Schaller, Otto Brandt für ihren Fleiß und ihr gutes Betragen Bü cherprämien zuerkannt. Oeffentliche Belobigungen er hielten die Schüler Hugo Vogel, Martin Lohse, Martin Henke, Alfred Rudolph, Max Seidler, Alwin Ernst, Kurt Fischer, Georg Reinhold, Arno Walther, Richard Heinrich, Paul Grabner. Nach einigen Geleitsworten an die abgehenden Schüler und UeberMbe der Zeug nisse erreichte die Feierlichkeit ihr Ende. — Jn den oberen Zimmern der Schule waren die praktischen und theoretischen Schularbeiten ausgestellt. Man konnte verschiedene eigene Erzeugnisse der Schule auf dem Gebiete der Web- und Wjrkbranche, sowie schriftliche Arbeiten wahrnehmcn. Diese machten einen durch aus günstigen Eindruck und lieferten einen deutlichen Beweis von der treuen Arbeit der Herren Lehrer und dem Fleiß und der Sorgfalt der Schüler. Möge die Anstalt auch in Zukunft ersprießlich weiter arbeiten zum Wohle der Schüler und zum Segen der heimische« Textilindustrie. * Kaufmännische» Verein. Unter nochmali gem Hinweis aus den am Dienstag stattfindenden öf fentlichen Vortrag des Herrn Hauptmann Härtel aus Leipzig im Kaufmännischen Verein wird uns noch mitgeteilt, daß der bekannte Professor Hergesell dem § Herrn Vortragenden 4 Ausnahme» gütigst überlassen 1 hat, darstellend: Blicke von Zeppelins Fahrzeug mäd- - rend der Fahrt. * - Eine Schlägerei hat am vergaugcnen Svnn- j abend abend in der Nähe des Gärtner Zscherp'schen > Neubaues an der äußeren Zwickauer Straße sich ab- ' gewickelt. Ein Beteiligter ist hierbei derart aus die Straße geworfen worden, daß er das Fußgelenk brach ! und sich in ärztlich Behandlung begeben mußte. Es wird eine Personcnverwechselung vermutet, das heißt, : die Keile soll sür einen anderen bestimmt gewesen ' sein. Tie polizeilichen Erörte.ungen f!nd im Gange, die Täter haben natürlich Strafe zu gewärtigen. ! * - Einen Beinbruch erlitt gestern abend ein älterer Mann, der in einem hiesigen Balletablissement dein Tanzvergnügen huldigie. , * - Ein falsches Markstück wurde heute vor- f mittag auf dem hiesigen Postamte angchalten. Trugschlüsse! Roma« von Constantin Harro. (37. (Nachdruck verboten.) „Ach", ries er in tiefster Ergriffenheit, „warum ist diese Hedwig der gute Stern meines Vaters, wie ich jetzt weiß, mir so scheu aus dein Wege gegangen? Hätte sie doch zu mir gesprochen, mir mitgeteilt, wie viel sie meinem Vater gewesen — alles iväre anders gekommen — — " Ella lachte. Es Ivar kein frohes Lachen. „Ruhmredigkeit", meinte sie, „müssen Sie bei den Secburgfchen Damen suchen, nicht bei Hedwig Arndt, llebrigens — -- wer bekennt gern Farbe? Die Scheu Hedwigs vor Ihnen muß doch wohl einen anderen Grund gehabt haben? Meine Freundin sicht sonst jedem Menschen offen und ehrlich jn's Gesicht —" Er blickte ihr betrübt und erschreckt in die ernsten Augen „lind Lic meinen diese Befangenheit nur gegen über ?" „Ich habe nichts andeuten wollen", unterbrach sie rasch. „Machen Lie das niit sich selbst aus, Herr Seeburg! Er mußte ihr innerlich recht geben. Es war sicher nicht im Sinne Hedwigs gehandelt, wenn sie ihm mehr verriet. Aber die Qual, die er mit seinem voreiligen Verlöbnis sich und Hedwig geschaffen, wurde nicht geringer durch ein Wissen, das ihm den Stachel eigenen Verschuldens noch tiefer in die Seele drückte. Er schickte sich an, Abschied zu nehmen. Ta war es Ella, die ihn zurückhielt. „Ich möchte mir wohl eine Frage erlauben, eine Frage, die Ihnen sonderbar oder wenigstens an- praßend erscheinen muß. Darf ich?" „Ich bitte von ganzem Herzen — — Ich bin Ihnen unendlichen Tank schuldig, Fräulein Greifen hagen. Verfügen Sie über mich". Aber die Frage kam nicht. Ella fah eine ganze Weile ins Leere. Tie hielt ihre Lippen fest zusammen gepreßt, als wollte sie ihnen wehren, ein trauriges Geheimnis zu verraten. Endlich hatte sie ihren Stolz niedergekümpsl. Es lag viel Weichheit in ihrer Stimme, als sie leise jagte: „Hat Ihnen vielleicht Leutnant Günther Seeburg sein Vertrauen geschenkt? Wird er Traute Ernestj die Treue halten?" „Gewiß, mein gnädiges Fräulein", ries Hermann sroh und überzeugt. „Das ist ein seltener Mensch, ein ossner, ehrlicher Charakter; da gibt es keine Ausslucht und kein Miswerstehen! Und diese Trante, ist sic nicht wie gcschafscn für ihn?" „Sic ist ein engelschönes, liebes Mädchen", be stätigte Ella fest. Sie sprach weiter: j „Hier wird also der Tod des Herrn Adolf See burg ein seltenes Glück begründen. Die Kaution fehlt nicht mehr. Tie jungen Leute können heiraten". Hermann zögerte ein wenig mit der Antwort. „Warum Ihnen nicht alles sagen, da ich Ihnen schon so viel anvertraut habe?" sprach er dann. Günthers Lebensvläne sind kein Geheimnis. Nein, er wird Traute fortsühren aus einem Kreise, der sie hochmütig bei Seite schieben will Cs wird ihm schwer, den Beruf auszugeben, den er sich einst er kämpfen mußte. Für Traute tut ers. Möglich ist es, daß meines Bruders Tod sein Glück beschleunigt; denn nun hält ihn nichts mehr an der alten Heimat fest. Als mein Bevollmächtigter gedenkt er nach Süd amerika, Joinville, zu gehen. Dort eröffnet sich seiner Tatkraft ein reiches Arbeitsfeld, das auch reichen Lohn verbeißt. Jn Joinville gehören mir Aecker, Ziegeleien und eine Brettschneidemühle. Ei« Freund von mir verwaltet dies alles. Aber er ist nicht mehr jung, hat selbst Vermögen und möchte die Last los sein. Günther und Traute in diesem Erden- Paradiese zu wissen, ist eine Herzensfreude. Und dort allein gebt dem deutschen Offizier, der deutschen, gebildeten Frau ihr Teutschtum nicht verloren. Im Gegenteil: Es kann sich nach alten Seiten hin betäti gen. Das ist ein Ziel für Günther, ein Schaffen voller Lust. — Ich habe schwer zu kämpfen gehabt, als ich mittellos, ohne helfende Freundeshand, ohne eine sorgende Gefährtin neben mir zn wissen, zunr Wanderstabe griff". Sie stand eine Weile in Nachdenken versunken, dann streckte sie ihm mit schmerzlichem Lächeln beide Hände hin. „Tas freut mich, daß Sie es so gut mit Günther meinen", sagte sie warm. „Ja sehen Sie mich nur erstaunt an, lochen Sic mcinetwegen über wicht Ich war die Närrin, Günther zu lieben — vielleicht liebe ich ihn heute noch! Was tut's? Er wird's nie er fahren, und meine Wünsckie sollen mit ihm ziehen über's Meer und soll sein Glück mehren und — ihres". „Sie?" sprach Hermann staunend. „Sie? Das! reichste Mädchen in der Stadt, das klügste dazu'?" Sie lächelte unter Tränen. „Kennen Sie nicht Günther genugsam, um ZK wissen, daß Gold und Wissen ihm niemals Schönheit und poetisches Empfinden ersetzen können? Sehe« Sie Trante an und betrachten Sie mich' Sie ist die Sternennacht mit ihren Wundern, ick bin der nüch terne Tag, der mit kaltem Lichte unbarmherzig alle« Dingen auf den Grund geht".