Volltext Seite (XML)
Lsk, plädiert nicht für die Begründung einer neuen Partei, sondern protestiert nur gegen den Sprachen. Paragraphen des Bereinsgesetzes. Ans Nah und Fern. Lichtenstein, den 27. März 1908. *— Wichern- 100. Geburtstag. Aus Anlaß des bevorstehenden 100. Geburtstages Wieherns am 21. April hat das sächsische Landeskonsistorium ange regt, daß dieses hochverdienten Mannes auch in der Predigt gedacht werde. Auch im Äoufirmandenunter- richt und bei den Jugendgottesdiensten möge man seiner gedenken. Besonders sei ani Palmsonntag im Gemeindeabend mit den Neutonsirmicrlen eine dank bare Gelegenheit geboten, Wjcherns Lebenswcrk ein gehend zu behandeln. * — Statistische». Aach den vorläufigen Fest stellungen der Berufs- und Betriebszählung vom 12. Juni 1907 entfielen auf Sachsen 4 581058 Einwohner. Das ist ein Zuwachs von 72 484 Einwohnern seit der letzten Volkszählung am l. Dezember 1905. Haushaltungen wurden 1085 985 gezählt. * Eine Versammlung der Saalinhaber im Bezirke der Amtshauptinannschaft Glauchau findet am Montag nachmittags 4 Uhr im Meisterhaus in Glauchau statt. Es sind auf der Tagesordnung Fragen, die zur Zeit im Mittelpunkte des Interesses des genannten Gewerbes stehrn, unter anderem: Die drohende Beschränkung des deutschen Saal- und Gast- wirtegewerbes an Sonn- und Festtagen: das öffent liche Tanzwesen in Sachsen und seine Gegner: die Zivilbehördeu bei Ueberlassung von Sälen bei Poli tischen Versammlungen usw. Referent ist Herr Tho- mas aus Dresden. * Helene von Kaltenhausen. In der Be rusung der 35jährigen Frau von Falkenhausen zur Leitung der neuen deutschen Kolonjalschulc für Frauen in Witzenhausen traf das Gründungskomitee eine austerordentlich glückliche Wahl. In ihrer Ausbil düng auf dem Eallnberger Lehrerinnen- seminar, das sie 1892 mit dem Zeugnis der Reife Verließ, liegt wohl die erste günstige Vorbedingung: weit schwerer aber für die neue lkolonjalerzieherische Tätigkeit fällt die reiche Summe von Erfahrung ins Gewicht, die sie in der Kolonie lselbst gesammelt hat. Mit den Eltern und zwei Schwestern kam Helene Ritze früh nach Südafrika. In der Rähe "von Windhuk ließ die Familie sich nieder und gründete wohl als erste deutsche Ansiedlerfamilie in Südwestafrika eine Farm, oll dje unsäglichen Schwierigkeiten kolonisatorischer Pioniertätigkeit in einem fremden Erdteil von Grund auf kennen lernend. Als das mutige Beispiel Nach ahmung gefunden, andere Kolonisten in der Nähe sich angesiedelt hatten und alsbald auch das Bedürf nis nach einer geregelten Erziehung des jungen Nach wuchses entstand, gründete die junge Farmerstochter, die ja ihr Lehrerinnenzeugnis i» der Tasche hatte, eine Privatschule in Windhuk, in der sie täglich nach halbstündigem beschwerlichen Ritt zu Pferde zum Un terricht erschien. In Fritz von Falkenhansen fand sic später den geliebte» Lebensbundgenossen, der sie mit sanfter Gewalt der zjemijch anstrengenden Lehr tätigkeit entzog, nm sie an feiner Leite das Leben in Afrika auch als Großsarmersfrau kennen zu lernen. 'Rach einer kurzen, glücklichen Ehe fiel der Brave im Hereroauistand, der uns so viel edles deut- sck)es Blut gekostet hat. Fran von Falkenstein kehrte mit ihren Kindern nach Deutschland zurück, das sie Tru-schlüffe! Roman von Constantin Harro. (3b. (Nachdruck verboten.) Er hatte liebe, lange Briefe von ihr erhallen, in denen sich die innigste Anteilnahme bei seinem Verlust ausjprach. Ans dem Gottesacker tvar er der Geliebten nicht ansichtig geworden. Dieses Fern bleiben dankte er ihr. Ach, Trante wußte freilich nicht, daß sie arg kompromittiert, daß sie in den Mund der Leute gekommen Durch ilm! Wie konnte er gut machen, wenn er sterben mußte? Hatte nicht Arno Greifenhagen zwei Menschenleben anj dem Ge wissen, wenn Günther siel? Nie mehr konnte dan» Trautes Seele ganz gesunden. Sie würde fernerhin einer jugendstarken Enlw gleichen, der ein Blitz den aufstrebenden Stamm gespalten So wollte er sic denn noch einmal in all' ihrer Lieblichkeit bewundern, wollte von ihrer Liebe sich die Todesstunde tvcihen lassen. Er traf Traute nicht allein, Fran Ernesti war von ihm vor kurzen ins Vertrauen gezogen worden, und sie schieir dem heimlich Verlobten der jüngsten Tochter tvenigstens nicht unfreundlich gesinnt, wie ihr ja auch die wieder aufblühende Gesundheit Tildes jetzt endlich einmal Freude im Leben verhieß. Es wurde dem gewissenhaften Günther schwer, die arme Fr-au, der er so großes Leid autun mußte, unbe fangen zu begrüßen. Matilde und Oswald Trenkler waren im Wohn zimmer. Ihm schien es, als bedrücke seine Gegen wart die Anwesenden. Er verdankte eS Traute, als sie freimütig dem Brautpaar einen Spaziergang vorschlug. Der Oberlehrer atmete sichtbar auf. Und auch Tilde entzog sich gern dem feierlichen Ernste, den Günther heut - ihm selbst unbewußt — auf seine Um gebung übertrug. Er kam von einer geöffneten Gruft nicht wieder verlassen will, wie sehr ihr Herr muh an der glühenden afrikanischen Erde hängt. Ihre Erlebnisse hat sie in einem Buche niedergelegt, das unter dem Titel: „Ansiedler-Schicksale, elf Jahre in Deutsch-Südweftafrika", bei Dietrich Reimer in Ber lin erschienen ist. Mögen ihr aus der neuen kolo nialerzieherischen Tätigkeit, aus der Liebe und der Zukunft ihrer Kinder die schönsten Spätlingsfreudeu erblühen! * - Turnerische». Der Turnausschuß des Nie- dererzgebirgischen Turngaues hält den 5. April vor mittags 'F9 Uhr eine Sitzung im Gasthofe zu Lan genberg ab. Diejenigen Turngenossen, die in einer Gauriege zum Deutschen Turnfest in Frankfurt mit turnen wollen, haben ihre Meldung beim Ganturn- wart zu bewirken. *— Musterung. Zur Vorstellung gelangten heute 111 Mann aus Hejnrichsork, Mülsen St. Mjcheln sowie Röblitz und Ttangendorf. Davon waren taug lich 22 Gestellungspflichtige. Sic verteilen sich auf folgende Truppenteile: Infanterie (einschließlich Gre nadiere» 1<>, Kavallerie 1, Feld Artillerie 3, Jäger 1 rind Krankenwärter 1. * - Des Kindes Engel. (Keltern mittag wollte in der Hartensteiner Straße ein zirka 7jähriger Knabe dem Zuge der Rekruten ausweichen: hierbei mag er nicht genügend auf den Weg geachtet haben, denn er kam zu Falle und unter ein zweispänniges Ge schirr zu liegen. Glücklicherweise wuvde er weder von den Pferden, noch von dem Wage» verletzt. w. Hohndorf. (Das Trompeterkorps vom Kara binier-Regiment in Borna bot gestern abend ein schönes Konzert im Deutschen Hause hier. Ter Besuch war ein befriedigender. Lebhafter Beijall nach jeder einzelnen Nummer bewies die Anerkennung, die das sorgfältig gewählte Programm bei den Anwesenden fand. Mit dem Konzert war zugleich der Jahres- schmaus des Herrn Wagner verbunden, der, wie be kannt, vorzügliclu' Speisen und Getränke bot. IN. Hohndorf. (Das alte Lied.) Vergangenen Sonnabend gegen M Uhr abends wurden von der Schicht kommende hiesige Bergarbeiter von mehreren Raufbolden überfallen und mit Stöcken geschlagen. Als Täter sind drei polnische Arbeiter ermittelt wor- den. Blochwitz bej Grvßenlmin. (Im Mühlengetrjebe zerquetscht! Der Windmühleubesitzer Ernst Wenzel gerier am Dienstag, als er seine wahrscheinlich im Gange befindliche Windmühle oben im Bock schmieren wollte, mit den Kleidungsstücken in das Getriebe der Mühle. Dem Bedauernswerten wurde der Brustkasten vollständig zerdrückt. Ter Tod trat auf der Stelle ein. Der Sohn, der dem Vater behilflich war, war Augenzeuge des scluecklicheu Unfalles. Tie Mühle mußte erst rückwärts gedreht werden, ehe man den Körper befreien konnte. Bautzen. Etzcnickstarre.> Beim hiesigen Jnfan tcrie Regiment Nr. 103 ist ein zweiter Todesfall an (tzeuickstarre vvrgekommen. Ter Verstorbene ist der Soldat Leuschner aus Golk bei Meißen. Auch ist ein Mann desselben Regiments, namens Leske aus Schön feld bei Großenhain, dem Tnvhns erlegen, der jn der alten Kaserne neben der Genickstarre ansgebrochen rvar. - Glauchau. Tleberfahren. ltzestern vormittag gegen 11 Uhr wurde in der Flur Rfederlungwjtz ein unbekannter Mann vom Zwickau Chemnitzer Güter zuge überfahren und getötet. Allem Anscheine nalU liegt Selbstmord vor. Leipzig. (Opfer der Straßenbahn.) DaS drei jährige Töchterchen der Berliner Straße SS wvhn- haften Witwe Lützkendorf, Helene, wurde von einen» Motorwagen der Straßenbahn erfaßt und überfahren. Schwerverletzt ward das Kind nach der Polizeiwache gebracht, wo es alsbald den Geist aufgab. Schwarzenberg. (Verschüttet.) Im Lempelschen Kalksteinbruche in Wildenau, unter dem sich ein SO Meter tiefer Ausbau befindet, erfolgte am Dienstag eine Erdsenkung, bei der zwei Arbeiter aus Johann georgenstadt, 28 und 22 Jahre alt, mit in die Tiefe gerissen und verschüttet wurden. Nur einer von ihne» konnte gerettet werden. Zwickau. (Verunglückt' ist aus einem hiesigen Schachte der im 42. Lebensjahr stehende Zjnuner- lingsgehilfe Ebert aus Reinsdorf. Er wurde von einem Hunte erfaßt und derart am Kopfe verletzt, daß sein Tod ans der Stelle eintrat. Allerlei. s Was zu einem Wolkenkratzer gehört. Eins der 50 Stock hohen Geschäftsgebände, die in Newyork jetzt im Bau sind, erfordert folgende Ma terialien: 24 000 Tonnen Stahl für das „Gerippe" des Gebäudes, 37 G)o Tonnen Gußmörtel für die Korridore, soviel Steine, daß sie, aneinandergelegt, von Newhork nach Denver reichen würden, 4509 Ton nen Terrakotta für die Verzierung, genügend Glas, um drei StratzenblockS damit zu bedecken, für Heizung und Wasserleitung Röhren, dic von Newyork nach Albany reichen würden, gcnügcnd Drähte für eine Telegraphenlinie von Ncwvork nach Philadelphia und über 30 MO Glühlampen. f Versuchter Gatkcnmord und Selbst mord. In Berlin schoß der Arbcjt.r Teichert auf ! feine Fran und richtete dann die Waffe auf sich selbst. Ter Mann Ivar sofort tot, die Frau wurde schwer verwundet nach der Unfallstation gebracht. Der > Grund zu der Tat ivird in Zwistigkeiten gesehen, dic zwischen den Eheleuten insvlgc der längeren Ar beitslosigkeit dcS Mannes entstanden. Die Frau dürfte schwerlich mit dem Leben davonkommen. Dag Ehepaar hat drei Kinder im schulpflichtigen Alter. t Revolveranschlag auf einen Arzt. Während der Sprechstunde wurde auf einen Arzt in Charlottenburg ein Revolverattentat verübt. Der Täter ist ein anscheinend geisteskranker, junger Mann, dessen Elkcrn von dem Arzte behandelt und später dem Jrrenhause zugeführt wordcu sjud. Der letztere ist durch drei Streifschüsse nicht lebensgefährlich ver letzt: der Revolverheld wurde festgenommen. l Diebischer Pater. Großes Aussehen er regt in Neam-l die Vcrbastung des Paters Vale riana. Er war Beick'tvater dcs verstorbenen Herzogs von Monsarte und stalu uaG dessen Tode Familien- Juwelen und Rententitrcs im Betrage von 300 000 ' Lire. Weiter Ivird noch gemeldet: Da vor dem Herzog auch seine Gattin und die Haushälterin im Laufe iveniger Wochen plötzlich verstorben, nimmt die Polizei an, daß der Diebstahl mit den Todesfällen im Zu sammenhang stehe, und daß der Mönch alle drei Personen aus dein Wege geräumt babe, um sich in den Besitz des Vermögens zu setzen ! ! Prinz Joachim Albrecht van Preu ¬ ßen stein. >vie dic „Mil. pal. Korrespondenz" hört, in Unrerlmndlung wegen Ankaufs einer große» Be sitzung südlicb der Mailmic. wa er später dauernd zu und schritt einem offenen Grabe zu. Wie hätte er tiefes Simien von seinem Antlitz bannen können? Fra» Ernesti wuriU in dic Küche gernsen, die beiden blieben allcin. Trante hatte sich an den Geliebten geschmiegt nnd streichelte zärtlich seine Hände. Ihr Schweigen war beredter als Worte. Sie fühlte all dic Schmerze» mit, denen er zu unterliegen drohte, und was er verschwieg, das lastete als unbekanntes, unfaßbares Weh doppelt schwer auf ihrem Gemüt. Endlich errang sich Günther Lelbstbeherrschnng. Er warf allen Gram weit von sich, um nur einmal noch jung, glücklich, dasejnsfroh zu scheinen. Traute in ibrer herzgewinnenden Güte verscheuchte ein selt sames Ahnen, das fast ihr Tenten gelähmt. Sie war sröhlich mit dem Frölstichen. Es war lein Leicht sinn in dieser letzten Sonnenstnnde, die Günther dem Schicksal abtrotzte, nur ein Sichvcrsenken in glückliche Vergessenheit. Sie sprachen leise, abgebrochene Worte, aber es war der gleiche Herzschlag, den sie fühlten, und die gleiche Seelenhoheit, die sie nicht rühren ließ an vergänglichem Erdenschmerz. Sie standen über Leben und Tod, denn sic schlossen ihren Bund für die Ewigkeit. Wie hätten sie nicht lächeln, sich nicht den Tränenschimmcr von den Angen küssen sollen? Aber wir müssen aus lichtumslossencu Höhen immer wieder zu dunklen, sonnenarmen Tälern zurück kehren. Die Abschiedsstunde verrann. „Lebe wohl, mein einzig Lieb! Tcnke an mich. Immer, ewig!" Günther erhob sich schwerfällig, ein Fiebersrost schlich durch seine Adern. „Schon?" sagte Trante bittend. „Mußt Du schon fort?" „Ich muß, Geliebte!" Sie lehnte sich an ihn. „Morgen, so Gott will!" sagte er gefaßt. Ilir ivar plötzlich, als reiße der aschgraue Schleier, der ihre Augen gefangen genommen: grelles, uu- barmberziges Lichl zuckte über sie hin. Aul dem Ge liebten lastete mehr als der Tod des Vaters, als die llnsicherbeit der Znkunst. „Was hast Tu, Günthcr?" jcagie sie bang. „Tein Ernst ist so feierlich. Verbirgst Tu mir envas?" „O nictits, Liebliug. Aber lasse mich jetzt gehen." Sic saun uachdentend einen Augenblick, dann be-> gann sie: „IG verschwieg Tir etwas, Günther. Ich wollte Tir unangenehme Erinnerungen spare». Und sieh: Jetzt iällt es mich an wie Schuld. — — Güuther, wenn mein Verschweigen Sünde gewesen? Ach, laß mich jetzt noch bekennen — cs ist noch Zeit! Tu wirst das Rechte schon finden, ivenn Tn erst alles weist —" „Ich will nichts wissen", sagte er beinah rauh. Er fürchtete Erklärungen, er fürchtete ihre hellsehen, den Augen Sie aber sprach mit Entschlossenheit: „Ich will Tir nichts verheimlichen! Tn sollK wissen, daß ich vor mehreren Wochen Arno Greifen hagen tödlich beleidigt habe." Güntlser war auf diese Erklärung vorbereitet. Er beherrschte sich. „Erst hatir er doch wohl Tich beleidigt", sagte er lächelnd. „Tieie kleine Heimlichkeit vergebe ich Dir gern. Du wolltest mich nicht beunruhigen. Und Du hast Dir als tapferes Mädchen selbst geholfen. Er wird es nie mehr wagen, Deinen Weg zu kreuzen." „Meinst Du? Aber wenn er rachsüchtig ist?" „So sicht man sich eben vor. — Laß gut sein, Kind. Ich fürchte Arno Greifenhagen nicht. Und er wird sich besinnen, ehe er mich reizt." „Du magst recht haben", entgegnete sie seufzend, nur kalb überzeugt. „Hätte ich's nur gesagt! Aber es 1km immer etwas dazwischen, und — es erschien