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zur Ausstellung in Chicago hat die Ziffer von 600 überschritten und befinden sich neben den altbewährten Firmen, welche schon wiederholt auf internationalen Ausstellungen die Ehre österreichischer Production zu wahren hatten, auch solche, welche, noch jung im Kampfe, sich diesmal das Lorbeerreis holen wollen. In sechs verschiedenen enormen Bauten hat Oester reich seinen Platz angewiesen, nicht überall genügen den Raum im Verhältniss zur Anmeldung enthaltend. In der Industriehalle werden die hervorragendsten Erzeugnisse der Industrie und des Kunstgewerbes zur Ausstellung gelangen und soll demnach in dieser Halle für reiche Decoration in erster Linie Vorsorge getroffen werden, umsomehr, als unser gewaltiger Nachbar Deutschland zur Rechten, sowie das befreun dete Italien zur Linken grossartige decorative Effecte planen und ausführen. Der schmale Streifen, mit welchem Oesterreich an der 15 m breiten Haupt- Avenue participirt, ermöglicht es, dass bei der Karg heit unserer Mittel immerhin eine imposante Ab grenzung durch eine Portalbildung gefunden werden konnte, welche sich über die ganze Breite des Oester reich zugesprochenen Raumes ausdehnend, eine Länge von 36 m einnimmt. Schweiz. Neue Stickmaschine. Wie verlautet, hat Herr Baum, Stickmaschinenbauer in Rorschach, eine verbesserte Stickmaschine construirt, die nahezu doppelt so viel leisten soll als die bisherigen. Er sei im Begriffe, in Rorschach eine neue Fabrik zur Herstellung dieser Specialität zu bauen. Frankreich. n. Die Lyoner Seidenindustrie weist im Jahre 1891, nach der Statistik der Syndikatskammer der Lyoner Seidenindustriellen, folgende Productionsziffern im Ver gleich zum Jahre 1890 auf: 1890 Werth in Frcs. 1891 Werth in Frcs. Glatte Gewebe aus reiner Seide und Chappeseide 140 500 000 131 700 000 Fa?onnirte Gewebe aus reiner Seide u. Chappe seide 38 700 000 37 100 000 Glatte Gewebe, gemischt 131 300 000 113 500 000 Faconnirte Gewebe, ge mischt 24 450 000 24 200 000 Crepe, Mousseline, Gaze und Grenadine . . . 17 900 000 17 700 000 Spitzen und Tüll . . . 15 200 000 14 600 000 Levanteartikel, Gaze mit Metallfäden 3 900 000 5 800 000 Posamenterien und Gold stickereien 13 000 000 13 000 000 im Ganzen . . 384 950 000 357 600 000 Grossbritannien. Zur Frage eines britischen Zollvereines. Kürzlich hat der frühere Premierminister von Neuseeland ‘ Sir Julius Vogel, die in England bereits mehrfach ven- tilirte Idee eines britischen Zollvereines zum Gegen stand einer Studie im „XIXth Century“ gemacht, welche in mehr als einer Hinsicht Interesse zu er wecken geeignet ist Er geht von derTdee aus dass eine Fortsetzung der bisherigen britischen Politik, bei welcher sich eine Colonie nach der anderen durch hohe Zollmauern gegen Mutterland und Schwester- colonie absperrt, binnen absehbarer Zeit zum Abfall der wichtigsten Colonien und zur Zerbröckelung des britischen Reiches führen muss. Die oft angeregte Idee einer näheren politischen Verbindung aller Theile des Weltreiches habe bei den wichtigsten Colonien keinen Beifall gefunden. Es bleibe also nur eine nähere wirthschaftliche Verbindung zwischen Mutter land und Colonien übrig. Die Aufgabe sei, ein ein heitliches Wirthschaftsgebiet mit etwa 300 Millionen Einwohnern zu schaffen. Die diesem Ziele entgegen stehende grösste Schwierigkeit sei das widerstrebende wirthschaftliche Interesse von Mutterland und Colo nien. Ersteres brauche zollfreie Einfuhr von Nah rungsmitteln und Rohstoffen, letztere müssten, um ihre Bevölkerung zu beschäftigen, Landbau und In dustrie durch hohe Zölle unterstützen. Mithin sei es unumgänglich, einen Ausweg zu suchen, welcher den Be dürfnissen beider Theile Rechnung trage, Liesen Ausweg sieht Sir Julius Vogel dann, dass England seine Industrieproducte hauptsächlich in den Colonien absetze und dafür von ihnen ausschliesslich seine Rohstoffe beziehe. Er ist der Ansicht, dass bei der ausserordentlichen Mannigfaltigkeit der klimatischen und Bodenverhältnisse im britischen Weltreich jedes Bedürfniss irgendwelcher Art nach einiger Zeit ge deckt werden könne. Im Jahre 1891 habe England für 435 Millionen Pfund Waaren importirt, davon kamen nur 99 Millionen aus seinen Colonien, der Rest mit 336 Millionen vom Auslande. Von dem, 309 Mil lionen Pfund betragenden, Export seien für 93 Millionen nach den Colonien, der Rest nach dem Auslände ge gangen. Würde England statt der 99 Millionen 336 Millionen seines Imports von den Colonien beziehen, so könnten diese fast seinen ganzen Export aufnehmen, und beiden Theilen wäre geholfen. Aber die natür liche Folge einer solchen Verschiebung der Handels verhältnisse unter Beibehaltung der gegenwärtigen Zollpolitik wäre ein grosser Ausfall der Zolleinnahmen auf beiden Theilen: denn sonst könnten die Colonial- producte nicht in England und die englischen Waaren nicht in den Colonien Absatz finden. Um diese Schwierigkeit zu umgehen, schlägt Sir Julius Vogel die Einführung eines Systems von Importprämien für Producte der englischen Colonien vor, da ein Diffe rentialzoll gegen fremde Erzeugnisse der Gefahr einer Vertheuerung der Rohstoffe wegen nicht angängig sei. Falls England die wichtigsten Nahrungsstoffe und Rohproducte, wie Wolle, Baumwolle, Getreide, Fleisch, Zucker etc., in dieser Weise, sobald sie aus den Co lonien kommen, durch eine Prämie bevorzuge und gleichzeitig seine eigene Landwirthschaft in Geld entsprechend entschädige, würden dadurch jährlich ein Aufwand von 5 bis 8 Millionen Pfund nothwendig werden. Diese Summe sollen die Colonien zu zwei Dritteln, das Mutterland zu einem Drittel zahlen. Dafür übernehmen erstere die Verpflichtung, alle nicht englischen Waaren mit einem Extrazollzuschlag von 10 Procent zu belasten. Sobald sich zehn Jahre nach Einführung der Importprämien England bereit erklärt, einen Tarif von mindestens 10 Procent gegen alle fremden Waaren in Kraft zu setzen, erlöschen alle Zollschranken zwischen dem Mutterlande und den Colonien, es tritt voller freier Handel zwischen ihnen ein, dagegen werden in dem ganzen wirthschaftlich geeinten Reiche gegen das Ausland Zölle erhoben, die nicht unter 10 Procent des Werthes betragen dürfen. Der Autor rechnet, dass auf diese Weise in etwa 21 Jahren der britische Zollverein eine voll endete Thatsache sein kann. Er verspricht sich da von die grossartigsten Vortheile. Englands Handel und Schifffahrt werden einen neuen Aufschwung nehmen und gegen alle Chicanen anderer Länder sicher gestellt sein, die Nachfrage nach englischen Producten in den Colonien werde unendlich wachsen. Dabei aber werde der englische Export nach dem Ausland nur unwesentlich sinken, denn das Ausland brauche die englischen Waaren, und England habe dazu in seinem Tarif die Waffen, es immer gefügig zu er halten. Endlich werde England auch von dem zu er wartenden grossen Aufschwung der Colonien grossen Nutzen ziehen. Im Frieden würden sie seinen Handel fördern, im Kriege könnten sie eine unschätzbare Hülfe sein. Um den Plan nach allen Seiten zu prüfen und allen Theilen annehmbar zu machen, empfiehlt Sir Julius Vogel der englischen Regierung, die Ein ladung Canadas zu einer Conferenz über ein finan zielles Arrangement anzunehmen. Canada solle bei die ser Verhandlung die Interessen der die Selbstverwaltung geniessenden Colonien vertreten, England dagegen die der nur halbfreien und der Protectorate. Er zweifle nicht, dass auf solche Weise ein befriedigendes Re sultat erzielt werden dürfte. Die Münchener „Allg. Ztg.“ bemerkt zu diesen Ausführungen mit vollem Recht, dass Sir Julius Vogel den Schaden, den Englands Industrie und Handel von Maassregeln wie den von ihm vorgeschlagenen erleiden müssten, denn doch gar zu wenig in Betracht zieht. Wie lange würde es wohl dauern, ehe die Colonien mit Hülfe der Prämien so weit wären, Englands riesige, jährlich wachsende Production aufzunehmen und ihr die nöthigen Rohstoffe zu liefern? Heutzutage kauft doch jeder Geschäftsmann unbekümmert um nationale Vorurtheile immer dort, wo er seine Be dürfnisse am besten und billigsten decken kann. Wenn die Colonien bei englischen Waaren jetzt nicht immer ihre Rechnung finden und umgekehrt, so wird die Prämie nichts daran ändern. Was soll ferner mit der Industrie werden, die sich in einzelnen englischen Colonien, wie besonders in Indien, so grossartig ent wickelt? Soll sie vielleicht, wie es einst in der spa nischen Colonialpolitik üblich war, künstlich ausge rottet werden? Wie die natürlichen Verhältnisse liegen, wird diese indische Industrie der englischen bald in England selbst Concurrenz machen! Glaubt ferner der australische Staatsmann, dass die übrigen Staaten, gegen welche der unnatürliche britische Zoll verein gerichtet wäre, so ganz ruhig zusehen werden ? In dem Momente, wo England sich gegen ihre Waaren absperrt, dürften sie nicht nur das Gleiche thun, sondern, was noch empfindlicher für die Briten wäre, die Versorgung des Inselreiches mit Rohstoffen und Nahrungsmitteln erschweren. * * * * Maschinenlieferung. Die bekannte Maschinen fabrik Robert Hall & Sons in Bury hat den Auf trag erhalten, der dortigen Vulcan Spinning & Manu facturing Co., Lim., 1000 Webstüble sammt Zubehör und Vorbereitungsmaschinen für Baumwollwaarener- zeugung zu liefern. Russland. In der polytechnischen Schule zu Riga ist ein bedauerliches Ereigniss geschehen. Der Professor von Glasenapp demonstrirte in einer Lehrstunde durch Experimente die Wirkungen des bekanntlich leicht explodirbaren Nitroglycerins. Durch eine dabei erfolgte Explosion wurde von Glasenapp so schwer verletzt, dass man an seinem Aufkommen zweifelt. Eine g anze Anzahl von Schülern wurde mehr oder weniger schwer verwundet. Das chemische Laboratorium der polytechnischen Schule ist durch die Explosion fast ganz zerstört. * * * Export von Baumwollwaaren. Zahlreiche Baum- wollwaaren-Fabrikanten haben beschlossen, auf meh reren persischen Märkten Niederlagen zu errichten, da Dank der Zollvergütung für nach Persien einge führte Waaren der russische Handel in Persien einen grossen Aufschwung nimmt. Peru. —r. Der Export Frankreichs nach Peru leidet nach dem Bericht des dortigen französischen Consuls unter mehreren Umständen, welche im Folgenden näher bezeichnet werden. Die französischen Artikel sind zwar anerkannt besser in Qualität, jedoch theurer im Preise gehalten als andere. Nun aber spielt die Preis frage auf derart ( verarmten Märkten, wie in Peru, ent schieden die erste Rolle und zwingt sogar manchen französischen Geschäftsmann in diesem Lande, gewisse Waaren, statt sie aus Frankreich kommen zu lassen, in England, Deutschland oder Belgien zu bestellen. Dann bewilligen die Firmen anderer Länder, namentlich Deutschlands, grosse Erleichterungen in den Zahlungsbedingungen, um sich die Anhänglichkeit des, wenn auch unbedeutenden, peruanischen Marktes zu erwerben und zu sichern. Manche derselben ge währen einen neun- bis zwölfmonatlichen Credit, während die französischen Häuser auf sechs oder gar nur dreimonatlicher Zahlung bestehen, ein Mangel an Entgegenkommen, welcher unserem Verkehr in einem Lande mit solch’ schwierigen Zahlungsverhältnissen in hohem Grade schadet. Anstatt ferner gemüthlich zu warten, bis eine Kundschaft sich zeigt, suchen unsere Concurrenten dieselbe fleissig in ihren Geschäften auf und legen ihre Musterkarten, Prospecte und Preis listen vor. Ihre Reisenden lernen auf diese Weise zugleich die Bedürfnisse und den Geschmack der Concurrenten kennen, und da sie mit genügender Vollmacht ausgerüstet sind, können sie sofort fixe Bestellungen aufnehmen. Die Errichtung endlich von Musterbureaux und permanenten Agenturen, welche die Interessen von industriellen Syndikaten vertreten, wie solche in Lima mit Erfolg für ameri kanische, deutsche und englische Häuser arbeiten, fördern die Entwickelung des Exports dieser Länder zum Schaden Frankreichs in fühlbarer Weise. Die ganze fremde Einfuhr von Wollgeweben hat im Jahre 1890 die Summe von 7,750,000 frs. nicht überschritten; von diesen kamen auf Frankreich 5,085,000 frs., während der französische Import von Wollgeweben im Jahre 1884 noch 10,040 000 frs. betragen hatte. Neu ertheilte Patente. Deutschland. 10'. October 1892. 25. No. 65 398. Lamb’sche Strickmaschine zur Herstellung von Fangwaare. — G. H. Nüster und H. Barth in Oschatz i/S., Strehlaerstr. Vom 13. Aug. 1891 ab. — 25. No. 65 536. Lochnadelbarre für Ketten- Wirkstühle; Zusatz zum Patente No. 63 271. — J. Hunger in Taura bei Burgstädt, Sachsen. Vom 4. Juni 1892 ab. — 25. No. 65 558. Strickmaschine mit Vorrichtung zum Plattiren und Verstärken der Waare an einzelnen Stellen. — J. Arzberger in Markersdorf, Bez. Leipzig. Vom 8. April 1892 ab. — 29. No. 65 448. Verfahren zur Verwerthung von Car- bonisationsrückständen. Dr. Th. Körner in Unter liederbach bei Höchst a/M. Vom 21. April 1891 ab. — 86. No. 65 427. Jacquardmaschine, deren Platinen durch eine Hülfsmaschine gesteuert werden. — J. Lee- mann in St. Gallen; Vertreter: F. C. Glaser, Kgl.