Volltext Seite (XML)
506 LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTIL-INDUSTRIE. No. 11. webe aus der Gravüre herausgenommen wird. Die erhabenen Parthien, welche die vertiefte Gravüre aufgenommen haben, sind seitwärts abgeschrägt, um der Kakel ihre Arbeit zu erleichtern. Letztere ist so eingeschnitten, dass sie sowohl für das gravirte Muster als auch für die Vertiefungen zwischen den Re liefs der Walze wirksam ist. Jede gravirte Reliefparthie erhält ihre eigene Rakel sammt Rakelhalter, welcher um Zapfen drehbar ist.— Hommey empfiehlt diese Art der Gra vüre nicht blos für Einpassfarben, sondern auch für mehrfarbigen Leistendruck mit Mo- letten und für Herstellung von Mischungs nuancen auf den Geweben. a. Untersuchung der Gewebe in Bezug auf den Appret. Von J. Depierre. Wenn man erfahren will, wie ein frem des Gewebe in der Appretur behandelt wor den ist, so hat zunächst das Auge anzugeben, ob der Stoff geglänzt, kalandrirt, ein- oder zweiseitig gestärkt ist. Beim Durchschauen durch das Gewebe erkennt man ferner, ob und wie dasselbe gestärkt oder auch be schwert ist. Ist dasselbe stark mit Appret beladen, so fühlt es sich hart an und wird beim Reiben zwischen den Fingern weich. Reisst man ein kurzes Ende vom Stoff ab und bemerkt man ein Stauben, so verräth dies einen Appret mit Beschwerungsmitteln. Endlich kann man mit einer starken Lupe beobachten, ob der Appret nur oben auf dem Stoff liegt oder ob er ins Innere des Gewebes eingedrungen ist, und ob er mineralische Be- standtheile enthält. Diese äussere Untersuchung giebt schon einige Anhaltspunkte für die Beurtheilung des Apprets. Dann hat man auch den even tuellen Feuchtigkeitsgehalt des Gewebes zu bestimmen. Man wiegt ein kleines Stückchen davon ab und lässt es so lange im Trocken kasten verweilen, bis man keine Gewichts-^ abnahme mehr bemerkt. Diese Wasser bestimmung giebt zwar zunächst keinen näheren Aufschluss über die Natur des frag lichen Apprets; da man jedoch weiss, dass die Cellulose an und für sich weniger hygro skopisch ist, als z. B. Weizen- und Kartoffel stärke, so deutet eine starke Gewichtsabnahme bei der getrockneten Probe immerhin auf reichlichen Appret in der Waare hin. Um zu erfahren, wie viel Appretmasse in dem appretirten Gewebe enthalten ist, wird eine gewogene Probe von bestimmter Grösse, z. B. 250 qcm, in destillirtem Wasser | mit Malz behandelt, gewaschen, getrocknet und wieder gewogen. Der Gewichtsunter schied giebt an, wie viel Stärke auf dem Stoff sich befindet. Um den Stoff weiter auf etwaigen Seifegehalt des Apprets zu prüfen, wird die Probe noch in Wasser abgekocht, dann durch kochende Säure genommen, ge waschen, getrocknet und gewogen, woraus , sich der auf die Appretmasse entfallende Ge- sammtverlust ergiebt, wofern man es mit un gefärbter Waare zu thun hat, für welche allein die Behandlung mit Säure zulässig ist. Erhält man auf diese Weise den Procent satz an trockenem Appret, so handelt es sich weiterhin um die qualitative Feststellung der Bestandtheile der verwendeten Appretmasse, eine Untersuchung, welche in zwei Opera tionen zerfällt. Mehrstündiges Auskochen in I Wasser entfernt Stärke-, Stärkepräparate, Gummi, lösliche Metallchloride und Sulfate, sowie erdige Bestandtheile. Nach dem Ab- j filtriren wird ein Theil der klaren Flüssig keit eingedampft und mit Jodtinctur versetzt, welche die Anwesenheit von Stärke erkennen I lässt. Tritt diese Reaction nicht ein, so wird ■ weiter eingedampft und das dreifache Vo- i lumen Alkohol zugefügt, wobei sich Dextrin und Gummi aus der Lösung ausscheiden, während Leim und Gelatine mit Tanninlösung I sich nachweisen lassen. Um das Gummi von dem Dextrin zu unterscheiden, .benutzt man den Polarisations apparat. Dextrin dreht rechts, Gummi links. Kommen beide Substanzen neben einander I vor, so kann man sie mit basisch essigsaurem Blei trennen, von welchem Gummi allein in der Kälte aus der Lösung ausgeschieden wird. Erhält man auf diese Weise keinen Niederschlag, jedoch beim Erhitzen der ein getrockneten Flüssigkeit auf dem Platinblech eine schwarze Kohle, so rührt dieselbe von einem Gehalt des Apprets an Pflanzenschleim von isländischem Moos her. Zucker wird mit der Fehling’schen Flüssigkeit aufgefunden. Um das Filtrat der wässerigen Abkochung auf lösliche Mineralsalze zu prüfen, befolgt man den gewöhnlichen Gang der qualitativen Analyse. — Der Rückstand, welcher auf dem Filter geblieben ist, besteht in der Regel aus China-clay, seltener aus Gips oder Kalk. Colophonium lässt sich erkennen, wenn man einen Musterabschnitt mit Sodalösung kocht; es bildet sich eine lösliche Harzseife, welche beim Versetzen mit Säure einen Syl vinsäureniederschlag giebt, während die aus Fetten etwa entstandenen Seifen die Fettsäure in Form einer auf der Flüssigkeit schwim menden Oelschicht ausscheiden. Will man diese Fettstoffe näher kennen lernen, so muss ein Musterabschnitt mit Aether behan delt werden, welcher alles Fett aufnimmt. Durch Verdunsten der ätherischen Flüssigkeit erhält man sodann den gesammten Fettgehalt des Apprets. Auf eine nähere Prüfung der einzelnen Fette kann sich die Praxis nicht einlassen; sie muss sich mit dem Auskochen in Wasser begnügen, wie es überhaupt nicht der Zweck der Untersuchung eines Apprets sein kann, die Bestandtheile desselben quanti tativ zu bestimmen; es genügt die qualita tive Untersuchung, welche dem Praktiker die nöthigen Anhaltspunkte giebt, um darnach einen seinem Zweck entsprechenden Appret zusammenzusetzen. StinwieB. der Frascis. (Diese Rubrik, für deren Inhalt die Redaktion eine Verantwortlichkeit nicht übernimmt, ist zur Discussion fachwissenschaftlicher Fragen bestimmt und werden die hier abgedruckten Einsendungen auf Wunsch gern honorirt. Die Redaktion.} Combinations-Kartenschlagmaschinen. (Antwort auf Frage No. 348: „In unserem Betriebe sind Jacquard- Musterstühle und mehrere Maschinenstühle, auf denen anstatt Rollen gelochte reihige Pappkarten gebraucht werden. Giebt es nicht Kartenschlagmaschinen, auf denen beide Gattungen Karten geschlagen werden können und wer liefert solche?“) I. Einreihige Pappkarten für Maschinenstühle und 100—600r Jacquardkarten, sowie auch Jacquardkarten und zweireihige Schaftkarten lassen sich auf einer Combi nations-Karte lisch lag-Maschine abwech selnd schlagen. Es genügt eine leichte Umdrehung des Transporteurs, die Maschine umzuschalten. Diese Maschine baut als Specialität Hermann Breiten, Aachen. Siehe Inserat-Seite 524 des vorliegenden Heftes. II. Wenn ich Ihre Frage richtig verstanden habe, so wünschen Sie eine Kartenschlagmaschine, auf welcher gleichzeitig Karten mit grobem und solche mit feinem Stich geschlagen werden sollen. Dieses ist meines Erachtens nicht denkbar. Zum Bezüge irgend einer Kartenschlagmaschine wollen Sie sich gefl. an mich wenden. Jos. Ruppel in Elberfeld. Fettsäure in Seifenabfallwässern. (Antwort auf Frage No. 349: „Wie kann man die gebrauchten, durch Schwefelsäure ausgeschiedenen Seifenbäder der Färberei am leich testen auf ihren Fettgehalt untersuchen?“) I. Da die Fettsäuren schon durch Säure abgeschieden sind, so genügt es, 2 g der Fettmasse mit 45 ccm Aether und 50 ccm schwach mit Schwefelsäure an gesäuertem Wasser 3 bis 4mal durchzuschütteln. Die ätherische Fettsäurelösung scheidet sich klar und wasser frei ab. Man hebt 20 ccm derselben mit der Pipette ab, giebt sie in ein tarirtes Bechergläschen, lässt den Aether verdunsten, wiegt nochmals ab und berechnet aus dem Rückstand der 20 ccm den Fettsäuregehalt der in Arbeit genommenen 2 g Fettmasse. • Kl. II. Von dem ausgesäuerten Seifenwasser messen Sie 1 Liter in einen geräumigen Scheidetrichter — even tuell in einen der Apotheke entliehenen Percolator — und setzen 50 ccm Schwefeläther oder reinsten Pe troläther zu, schütteln kräftig durch und überlassen einige Zeit der Ruhe. Die Flüssigkeit wird sich in kurzer Zeit in eine untere wässerige und eine obere ätherische Schicht gesondert haben. Durch vorsich tiges Oeffnen des Ablasshahnes entleert man die wässerige Lösung in ein beliebiges Sammelgefäss, die Aetherschicht jedoch, eventuell ein Papierflltrum pas- sirend, in ein vorher gewogenes Gläschen, spült den Scheidetrichter und das Papierflltrum mit etwas Aether nach und stellt das gewogene Gläschen, behufs Ab dunsten des Aethers, an einen warmen, gegen directe Flamme geschützten Ort. Ist aller Aether verflüch tigt, — was man durch gelindes Blasen mit dem