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Anilin der Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. in Elberfeld (Nummer 10 dieses Jahrgangs, Seite 453) bringen wir heute eine ausführlichere Besprechung dieses Anilin schwarzverfahrens speciell für Baumwollgarne, wobei wir nicht unterlassen wollen, beizu fügen, dass wir über dasselbe mittlerweile sehr günstige Urtheile gehört haben. Das rohe Baumwollgarn wird mit 2°/ 0 Soda abgekocht, zuerst in warmem, dann in kaltem Wasser, welches mit 1 / 4 °/ 0 Salzsäure vom Gewicht des Garnes versetzt ist, schliess lich in reinem, kaltem Wasser gewaschen und getrocknet. So zubereitet netzt sich das Baumwollgarn schnell und gleichmässig in der Anilinfluorat-Flotte, so dass ein zweimaliges Umziehen der Strähne in derselben genügt. Diese werden nach dem Imprägniren mit der Flottenflüssigkeit von Hand leicht aus gewunden und in die Schleuder gegeben, deren Kupferwandung mit einem in der Flottenflüssigkeit zuvor genetzten Baumwoll tuch ausgeschlagen ist. Man schleudert mög lichst gleichmässig '/.i Stunde lang aus, bis das Garn nur noch sein eigenes Gewicht an Flotte ist die Oxydation beendigt, die Strähne zeigen dann eine schwärzliche Farbe, werden von der Maschine genommen, chromirt, gewaschen und geseift. Das Recept für die Anilinfluorat-Flotte haben wir schon früher angegeben, wollen es aber, um das ganze Verfahren bei sammen zu haben, hier wiederholen: In einem kupfernen Doppelkessel werden 600 g Stärke mit 25 1 Wasser ver kocht und in den heissen Kleister 1200 g Kaliumchlorat eingerührt. Nachdem letzteres Salz sich aufgelöst, lässt man den Kleister erkalten und giesst ihn auf einmal, unter Umrühren, in ein Holzfass, welches die Lösung von 500 g kryst. salpetersaurem Kupfer und 6000 g Anilinfluorat in 10 1 kaltem Wasser enthält. Nach weiterem Zusatz von 1 kalten Wassers bekommt man dann genau 50 1 Anilinfluorat-Flotte, welche mit hölzernen oder kupfernen Schöpfern in kleine hölzerne Kübel gegeben wird, und in diesen Kübeln werden dann die Garne, in Halbe getheilt, mit der Schwarzflotte imprägnirt. Die aus geschleuderte Waare wird auf der Trocken- Farbstoffe die Wolle durch Kochen mit Glaubersalz, Kochsalz oder besser mit phos phorsaurem Natron, walkecht und säureecht färben, zeigen in dunklen Ausfärbungen eine Lichtechtheit, welche derjenigen der blauen Alizarinfarbstoffe gleich kommt. Bisher fehlte es jedoch in dieser Reihe an Farbstoffen, welche auch in hellen Färbungen, bei derselben Echtheit gegen Walke, eine dem geküpten Indigo ähnliche Lichtechtheit besitzen und eine Anwendung da ermöglichten, wo, bei den grössten Anforderungen an Licht- und Walkechtheit, geküpter Indigo nicht zu ver- werthen ist. Solchen Anforderungen ent spricht nun das neueste Product genannter Firma, das Sulfoncyanin G. Dasselbe färbt ungeheizte, lose, gesponnene oder gewebte Wolle, auchKammzug durch einfaches Kochen mit Glaubersalz, oder für dunkle Töne unter Hinzufügen von essigsaurem Ammoniak, von Hellblau bis Tiefdunkelblau. — Die Färbungen genügen betreffs Wasch-, Walk- und Trag echtheit hohen Ansprüchen; sie widerstehen dem Einfluss des Lichtes und der Luft ebenso gut, als die in der Wollenechtfärberei be nutzten, Chrombeize-färbenden, blauen Alizarin farbstoffe. Mit weisser Wolle verwebt, blutet das Sulfon-Cyanin nicht im mindesten ins Weisse, dagegen wird bei starker Walke mit weisser Baumwolle letztere schwach angeblaut. Selbst gegen kochendes Wasser sind die mit Sulfon-Cyanin hergestellten Färbungen echt. Dasselbe lässt sich mit anderen, direct fär benden Farbstoffen, wie Chrysophenin und Geranin G, zur Herstellung einer Reihe von Tönen combiniren, aber auch mit allen auf Chrombeize färbenden Alizarin- und Diamant farben, da der neue Farbstoff durch Chrom salze nicht verändert wird. Sulfoncyanin G, bei weitem lichtechter als Indigocarmin, ist zugleich alkali- und reibecht und ändert bei künstlichem Licht den Ton der Farbe nicht. Zum Färben verwendet man am besten Holz gefässe, da Ausfärbungen auf Kupfer, Zink und Eisen eine etwas grünere und stumpfere Nuance erzeugen. Die Vorschrift für Wolle, Seide und Gloria verlangt für hellere Fär bungen 10°/ 0 Glaubersalz, für dunkle 5°/ 0 Glaubersalz und 5°/ 0 essigsaures Ammoniak. Man geht bei 40° ein, bringt in 20 Minuten zum Kochen und bleibt 3 / 4 —1 Stunde im Kochen. enthält. Das übrig gebliebene Bad und die von der Schleuder ablaufende Flüssigkeit wird aufbewahrt bez. gesammelt, um bei der nächsten Färbung wieder Verwendung zu finden. & Die ausgeschleuderten Strähne kommen auf die Trockenmaschine, welche in einem hölzernen Kasten aufgestellt ist (siehe Abbil dung), nachdem die hölzernen Haspelstäbe, vor erstmaligem Gebrauch, mit Anilinfluorat-Flotte abgewaschen worden sind. Die Kammer, zu gleich für das Trocknen und das darauffolgende Oxydiren bestimmt, wird von einer Dampf leitung mit indirectem Dampf auf 42—43 0 R. erwärmt, während die Maschine mit ihren Haspeln bis zu 120 Umdrehungen in der Minute macht. Nach der ersten und zweiten Viertelstunde wird die Maschine zum Still stehen gebracht, um die Strähne umzuziehen. Ist das Garn genügend angetrocknet, so wird oxydirt, indem man durch die Trichter der Rohrleitung directen offenen Dampf in den Kasten eintreten lässt und die Temperatur so regulirt, dass das nasse Thermometer des Hygrometers 32° R. anzeigt. In zwei Stunden maschine breit aufgehängt und von den Bündeln, welche die Fitzen abtheilen, befreit. — Das nach vollendeter Oxydation erforder liche Chromkali-Bad ist sehr schwach anzu setzen; man rechnet auf 100 kg Baumwolle 2 1 / 2 kg Chromkali, welche in 2500 1 Wasser von 36° R. gelöst sind. Zwei- bis dreimaliges Umziehen der Waare genügt. Nach dem Chromiren ist wiederholt zu spülen. Wenn das ablaufende Wasser klar ist, wird die Waare geseift. Das Seifenbad soll 36° R. warm sein und für 100 kg Baumwolle auf 2000 1 Wasser 5 kg Seife und 1 kg Soda enthalten. Nach dem Seifen wird ausgerungen und getrocknet. Kl. Sulfoncyanin G von den Farbenfabriken vormals Friedr. Bayer & Co. in Elberfeld. Das von den Elberfelder Farbenfabriken in Handel gebrachte „Sulfonazurin“ und „Brillant - Sulfon - Azurin“ , welche beiden Mehrfarbiger Druck mit einer Walze. In dem pli cachete No. 69 der Rouener Industriellen Gesellschaft giebt Hommey den Ausweg an, welchen er einzuschlagen ge- nöthigt war, als er, nur über eine dreifärbige Rouleaumaschine verfügend, mit drei Walzen mehr als drei Farben auf einmal drucken sollte, nachdem er von dem bekannten Verfahren, den Farbtrog für eine oder zwei der verfügbaren Druckwalzen in Com- partiments ä zwei Farben abzutheilen, nicht die nöthige Garantie für einen zuver lässigen und sauberen Druck voraussetzen zu dürfen glaubte. Hommey verwendet zu seinem Zweck Kupferwalzen mit stark erhabenen Parthien, in welche Reliefs dann erst das Muster vertieft gravirt wird. In den Vertiefungen zwischen den Reliefs sitzen etwas weniger erhabene Scheidelinien, welche übrigens erspart wer den können, wenn man der Walze die Farbe durch eine Auftragwalze zukommen lässt, da in diesem Fall fast alle Farbe von dem Ge- 64