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die Oeffnungen schön rund und offen bleiben, wodurch ein leichteres Aufstecken auf den Webschützen ermöglicht wird.— Dieses System Weber ist in Belgien seit 1884 patentirt und arbeitet in Thann seit 1885, ist also unbedingt das älteste der jetzt practisch angewendeten Systeme. Das System Graeiniger besteht eigent lich aus zwei Systemen, deren ersteres nur eine Verbesserung oder auch Verschlechterung des Weber’schen Tafelsystems ist. — Verbesse rung insofern, weil die Spindeln lose sind und das Mitsaugen von Farbflotte in die Luftpumpe vermieden ist. Eine Verschlechterung ist das System, weil Graemiger die Idee des zwei seitigen Färbens: „von Aussen nach Innen und von Innen nach Aussen“ nicht adoptirt hat, sondern bei seinen beiden Systemen nur saugt, was wohl darin seinen Grund hat, dass er in England zunächst nur an ein Färben mit leicht löslichen Farbstoffen für gewöhn liche unechte Farben, welche in einem Bade erzielt werden, gedacht hat. Eine Verschlech terung ferner, weil er die Weber’sche Idee, nach Flottenquantum zu färben, — die bei Hahlo zur grössten Präcision ausgeführt ist —, fallen liess und nach Zeit färbt. Graemiger färbt auf beiden Systemen nur nach Zeit, wodurch er aber keine Garantie hat, ob im gleichen Zeitraum auch gleichviel Flotte durch die Cops passirt, da doch bekanntlich eine geringe Aenderung' im Arbeiten der Luft pumpe ein stärkeres oder schwächeres Saugen derselben, mithin ein mehr oder weniger starkes Durchgehen der Farbflotte bedingt. Weber und Hahlo färben nicht nach Zeit, sondern nach Volumen (Flottenquantum). Man lässt bei jedem Zuge ein ganz genau be stimmtes Flottenquantum durch die Cops dringen, wodurch eine grössere Gleichmässig keit der Nuancen in den verschiedenen Par- thien erzielt wird. Bei dem zweiten System Graemiger ist die bei Weber wagrecht liegende Tafel auf recht gestellt und nimmt, natürlich kleiner wie die Weber’sche Tafel, die Gestalt einer Trommel an, die sich um ihre Axe dreht, und zur Hälfte in der Farbflotte, zur Hälfte über derselben sich befindet. Während von der oberen Hälfte ein Theil Luft saugt, also trocken gesaugt wird, muss der andere Theil, welcher fertig ist, abgenommen und von Neuem mit Spindeln besetzt werden. Während dieser Zeit saugt die untere Hälfte beständig Farb flotte. Alle 17 2 —2*/ o Minuten findet eine Vierteldrehung der Trommel statt, wobei sich oben beschriebene Manipulation wiederholt. Det Vortheil besteht in der einfachen Handhabung und in der grossen Leistungs fähigkeit bei Farben, die nur eines Bades be dürfen. Der Nachtheil tritt zu Tage bei allen echten Farben oder solchen, die mehrere Ope rationen nöthig haben, wie ich bei Vergleich mit Patent Hahlo erklären werde. (Schluss folgt.) lieber die Theerfarbstoffe. Von Dr. A. Kielmeyer. (Fortsetzung.) Das Anilinschwarz. Der Preis des Dampfanilinschwarz und seine Neigung, beim Aufbewahren sich mehr oder weniger, in kürzerer oder längerei Zeit zu verändern bez. zu zerlegen, hat seine Auf nahme in die Druckereien lange hingehalten und nur auf die besonderen Fälle beschränkt, wo es sich speciell um Anilinschwarz neben Dampf farben gehandelt hat. Und auch in solchen Fällen ist es nicht unentbehrlich, denn es giebt Mittel und Wege, auch das in der Oxy dationshänge entwickelte Schwarz daran zu verhindern, dass es im Dämpfkasten Schaden an der Waare anrichte. Es lässt sich ein ge wöhnliches, mit salzsaurem Anilin bereitetes Anilinschwarz recht gut neben Alizarinroth und anderen echten Dampffarben drucken und ausfertigen, sobald nach dem Verhängen und der vollständigen Entwickelung des Schwarz mit der nöthigen Sorgfalt vorge gangen wird. Hierzu gehört, dass die Waare vor dem Dämpfen breit und langsam in einem geschlossenen Rollenkasten (bei leichtem Schwarz einmal, bei schwerem Schwarz zwei mal) durch eine Ammoniakatmosphäre geführt wird. In dem gut angewärmten Dämpfkasten werden dann die Stücke so eingehängt, dass die Säcke mindestens 12 cm von einander entfernt sind und auf dem Boden des Dämpf kastens werden, je nach der Stärke der schwarzen Parthien des Musters, ein oder zwei offene Töpfe mit 1 oder 2 1 starkem Salmiakgeist gestellt, worauf die Thüre des Kastens geschlossen und das Abzugrohr für die entweichenden Dünste ganz geöffnet wird. Dampf lässt man erst nach 1 / 4 Stunde in den Kasten eintreten, um dem Salmiakgeist Zeit zu lassen, alle Säuren in den Stücken und im Kasten aufzusuchen; dann erst dämpft man wie gewöhnlich und wie es die Rück sicht auf die Nebenfarben des Schwarz ver langt. So gefährlich auf den ersten Anblick diese Nachbehandlung des voll entwickelten Anilinschwarz, namentlich für schwerschwarze Muster, ausschaut, so sind doch viele Tau sende von Stücken mit Anilinschwarz neben Roth oder Albuminorange oder neben dem in Albumin verdickten Ultramarin blau nach diesem Ver fahren ausgefertigt worden, ohne dass die Waare morsch, das Weiss gelb oder eine der neben dem Schwarz gedruckten Farben zer stört oder geschädigt worden wäre — von Povel keine Rede. Eine Präparation der Waare vor dem Druck ist hierbei nicht gestattet, sie würde das Weiss unrettbar verderben . Auch ein Wein säureschwarz ist verboten, weil der krystalli- sirte Weinstein vom Salmiakgeist nicht so leicht und vollständig abgestumpft wird, wie die freie, flüchtigen Salmiak bildende Salz säure. Neben Albuminorange ist ein Vanad- anilinschwarz zu nehmen, damit das Orange nicht etwa durch die vom Schwefelkupfer ausgehenden Schwefel- und Schwefelwasser stoffdünste gebräunt wird. Für Alizarinroth, bei Abwesenheit von Albuminorange, empfiehlt es sich, den essigsauren Kalk durch unter schwefligsauren Kalk zu ersetzen, ferner nicht mit essigsaurem, sondern ganz oder theilweise mit Rhodanaluminium zu arbeiten; denn weil dem Roth beim Drucken immer zwei Pressen gegeben werden, so hat es noch über die Schwarzwalze zu gehen und nimmt dabei von den nicht gravirten Parthien der schwarzen Walze einen Hauch des Anilinschwarz samm seinem Chloratgehalt auf. Gegenüber letz terem verhalten sich Rhodanaluminium und unterschwefligsaurer Kalk wie ein Antichlor und schützen das Alizarinroth vor der Ein wirkung des bei der Oxydation vorüber gehend auftretenden Chlors und vor der Ent wickelung der Spur von Anilinschwarz, welche es aufgenommen hat. Dass diese Farbauf nahme von dem glatten Walzenmetall keines wegs zu unterschätzen ist, geht daraus deut lich hervor, dass wenn in einem Muster wenig Anilinschwarz zwischen viel Ultramarinblau sitzt, wobei letzteres mit einer Presse gedruckt wird, das Schwarz in der Hänge sich ungleich und unvollkommen entwickelt in Folge der neutralisirenden Wirkung der Spur von Ultra marinblau, welche das nasse Schwarz bei der Berührung mit dem. feuchten, glatten Theil der blauen Walze geschluckt hat. In diesem Fall muss man sogar auf das Entwickelungs- Anilinschwarz ganz verzichten und beim Chromschwarz verbleiben oder zu einem wirklichen Dampfanilinschwarz greifen. Sonst bietet das Entwickelungs-Anilinschwarz für die Combination mit echten Dampffarben keine Schwierigkeiten, ja sogar noch den be sonderen Vortheil, dass, wenn man es auf un- präparirte Waare vor druckt und mit Alizarin roth oder Ultramarinblau überdruckt, wie es bei Knickerbokermustern vorkommt, das auf fallende Roth im Schwarz ganz verschwindet oder das auffallende Blau vollkommen abge worfen wird, während beide Farben, über das alte Chromschwarz gedruckt, mit letz terem unqualifleirbare Miss- und Zwischentöne zu bilden sich nicht nehmen lassen. Was die Nüance des ohne jede Beihilfe von Tür- kischrothöl erzeugten und aus heisser Am- moniakatmosphäre hervorgegangenen Alizarin- roths betrifft, so ist dieselbe natürlich nicht so feurig und warm wie ein mit Gel gefärbtes oder ein auf präparirter Waare gedrucktes und gedämpftes Alizarinroth, doch ist es für kleine Musterparthien lebhaft genug und da bei nach dem Seifen sehr kräftig und unge mein solid. Der Combination des Anilinschwarz mit Dampffarben, insbesondere mit Alizarinroth, kam der sinnreiche Mather - Platt’sche Vor dämpfapparat zu rechter Zeit und in glück licher Weise zu Hilfe. Ursprünglich galt dieser Apparat, dessen Constructeur offenbar in den Geschäfts- und Gedankengang des Baumwolldrucks bis in das kleinste Detail eingeweiht war, der Fabrikation von Alizarin- dampf-Roth und -Rosa. Nachdem man näm lich eine Zeit lang geglaubt hatte, für letzteren Artikel die Warmhänge, in welcher man sonst die mit Roth- und Rosamordant, ohne Farb stoff, bedruckten Stücke vor dem Kuhmisten und Färben verweilen liess, entbehren zu können, gelangte man doch allmählich zur Ueberzeugung, dass das Verhängen vor dem Dämpfen auch dem Alizarindampf-Roth und -Rosa zu statten kommt. Offenbar vereinigt sich der Mordant einer solchen Dampffarbe mit der Faser glatter, gleichmässiger und inniger, wenn er vor der im Dämpfkasten erfolgenden Lackbildung genügend Zeit ge funden hat, sich in den Baumwollfäden ein zuziehen, in demselben langsam seinen Thon erdegehalt auszuseheiden und abzulagern, als wenn er unmittelbar nach dem Druck der gewaltigen Einwirkung gespannten Dampfes ausgesetzt wird. Ein vor dem wirklichen Dämpfen regelrecht verhängtes Alizarinroth zeigt thatsächlich weniger Neigung zum Ab flecken während des Dämpfens und liefert eine sattere, lebhaftere und seifefestere Farbe, als wenn man das Verhängen unterlässt, weil in ersterem Fall der Mordant in der Faser ein festgefügtes Fundament für den Lack ge legt hat und weil zugleich der Dämpfkasten nicht so sehr mit Essigsäuredünsten angefüllt wird, als im letzteren Fall. Nun verlangsamt aber und vertheuert das Verhängen die Fabri-