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Daniel Fix, Weinreisender für Lollmann L Co. in Hamburg." „Sehr angenehm!" „Apropos," fuhr der Weinreisende fort, „wie geht's meinem werten Hauswirt und seiner hübschen Tochter Alma?" „Danke, gut!" war die gepreßte Antwort. „Donner", sagte plötzlich Herr Daniel Fix und griff an seinen Kos, „wie man doch so vergeßlich sein kann, habe ich dem Fräulein ein Versprechen gegeben und " „Fräulein Alma hat des öfteren nach einem postlagernden Briefe gefragt, sollte ?" „Freilich, freilich, der hängt mit meinem Ver sprechen zusammen. Donner, ja, das ist mir nicht lieb. Wissen Sie, der alte Major ist ein leiden schaftlicher Münzensammler, er hat prächtige Exem plare in seiner Sammlung. Gelegentlich kam zwischen mir und Fräulein Alma die Rede hierauf, und ich erwähnte, daß ich bei einem Händler der Reichshauptstadt einen „Kaiser Nero" in Gold ge sehen. Der Händler ist ein Bekannter von mir, müssen Sie wissen. Nicht jedem, aber mir hätte er das Prachtstück abgelasfen. Das nun sollte für den alten Herrn ein Geburtstagsgeschenk aus der Hand der lieblichen Tochter werden, und ich sollte Nachricht geben, aber damit der alte Herr nichts merkte, in einem postlagernden Briefe, wahrlich, es ist mir unangenehm, undankbar zu erscheinen, aber die Geschäfte —" „Verzeihen Sie, verehrter Herr, wäre das Prachtstück noch zu haben?" Das fragte Fritz Staudner, der in einer Stimmung war, in der er sein Gegenüber an die Brust hätte ziehen mögen. „Ob eS noch zu haben ist? Warum nicht? Wollen seh'n!" Noch eine Weile saßen die beiden Herren bei einer Flasche Roten der Firma Collmann L Co. aus Hamburg, und Fritz Staudner hatte dem ge mütlichen Herrn sein Herz ausgeschüttet, alle feine Befürchtungen und Mutmaßungen ihm erzählt. Herr Fix lachte herzlich. „Na, der Kaiser Nero kann Ihnen vielleicht zum Glücke helfen, junger Mann. Wie ich höre, reisen Sie ja nach Berlin, und ich werde Ihnen einen Brief an den betreffenden Händler mitgeben." Mit herzlichem Händedruck schieden die beiden. „Aber die erste Verlobungsanzeige " „Bekommen Sie» Herr Fix!" Fritz Staudner war von seiner Reise zurück. Wieder saß er wie sonst am Schalter, klebte Marken, wog Briefe, zählte Gelder. Aber die Tage vergingen, und das Antlitz, nach dem er sich sehnte, erschien nicht wieder am kleinen Fensterchen. Der erwartete Brief war ja angekommen l Na, manchmal überlies es unsern Freund doch mit Grausen, wenn er an den Brief dachte. Wie war er wohl ausgenommen? Von drüben kein Zeichen, nichts! Hatte er beleidigt? Fand seine Neigung nicht Widerhall da drüben? Sein Kaiser Nero brannte ihm dann in der Tasche wie Feuer. Wie sollte er das Stück an seinen Mann bringen? Auf das Schlackenwetter des Vorwinters war Schnee mit Eis gefolgt. Die Kleinen suchten voll Freude die Schlittenbahn. Die Großen untersuchten die Schnallen der Schlittschuhe. Und so zieht dann an einem Sonntagsnach- mittag Fritz Staudner auf der blanken Eisfläche seine eleganten Kreise. Da! Wer stößt dort^vom Ufer ab und schwebt im zierlichen Bogen dahin? Fritz reibt sich die Augen, wahrhaftig, Fräulein Alma. Da heißt es handeln, die Gelegenheit bietet sich so leicht nicht wieder, und mit energischem Schwünge saust der Verliebte dahin! Was ist das? Weicht ihm das Ziel seiner Sehnsucht aus? Es scheint so. Fräulein Alma sieht ihren Anbeter nähern, eine scharfe Wendung auf den Hacken und o und ach, sie prallt mit dem dicken Provisor aus der Apotheke am Markt zusammen. Und der Pro oisor ist verlobt, seine Braut, die von der edlen Kunst des Schlittschuhlaufens nichts versteht, sitzt am Ufer; deshalb ist der Dicke froh, daß er dem herbei sausenden Postassistenten mit einigen Worten der Ent schuldigung die Sorge für das hingesunkene Fräulein Alma überlassen kann. „Mein Fuß," stöhnte Fräulein Alma. „Sie haben sich weh getan?" Sie mckte. „Darf ich Sie nach Hause geleiten?" „Ich bitte!" Es war eben kein anderer Rat. Bald waren die Schlittschuhe abgeschnallt, und das Paar wandelte langsam der Stadt, zu. Mit dem Fuße ging es jeden Schritt besser. Schweigen beiderseits. Die Gelegenheit war eigentlich nicht ganz Passend, man soll nicht die Not des anderen zu seinem Nutzen aus beuten. Doch wann traf sich denn eine bessere Gelegenheit? „Zürnen Sie mir?" frug Fritz leise. „Weshalb?" „Nun, wegen des — — des Briefes —" „O o nicht doch aber — — aber ein Mißverständnis " Der Abend war herniedergekommen, und die Lichter der Stadt schimmerten. Wäre doch der Weg weiter! „Ein Mißverständnis ? ' „Ach, bitte lassen wir ' Man war in der Nähe der Post und der Wohnung des Majors. „Noch einen Augenblick, Fräulein Alma, ich habe da einen Kaiser Nero". I „Einen Kaiser Nero? Woher wissen Sw — ?" I Und da galt eS zu erzählen mit fliegenden ' Worten. Man stand vor der Haustür. „Darf ich Ihnen den Kaiser Nero*) ?" „Nein, nein", wehrte Fräulein Alma, „führen Sie sich mit dem verhängnisvollen Geldstück beim Vater ein". Sie huschte ins Haus. * * * „Ein prächtiger Mann, auf Ehre, 'ein prächtiger Mensch!" So sagte am andern Tage der Herr Major a. D zu seiner Tochter. Eben war Fritz Staudner aus dem Hause getreten. Er hatte sich nach dem Befinden des Fräuleins er kundigt, die Münzensammlung des alten Herrn ein gehend betrachtet und der Kaiser Nero war ein Hauptstück derselben geworden. „Wahrhaftig ein prächtiger Mensch. Freilich vom Münzwesen versteht er wenig, muß ihn in dieser Bezieh ung in die Schule nehmen. Aber mir das Stück zu schenken, durfte es wohl nicht annehmen, mußte partout, eigentümlicher Mensch, würde vielleicht ein Aequivalent verlangen mit der Zeit, was er wohl meint?' Fräulein Alma errötet und ging hinaus. * * * Fritz Staudner war ein gern gesehener Gast geworden im Hause des Majors. Da er der Münz sammlung des alten Herrn großes Interesse ent gegenbrachte, mehrte sich das Interesse des Sammlers an dem Schüler. Ja, wenn der alte Herr manchmal gesehen hätte, wie die Augen des Postmannes ost über ein seltenes Stück der Sammlung, das eben einer genaueren Betrachtung unterworfen wurde, hinüber zum Fenster schweiften, an dem Fräulein Alma stickend saß — und den Blick, so ost es eben zugänglich war, erwiderte. Dann wurde Fritz Staudner befördert, und seine Versetzung stand bevor. Dem alten Herrn ging die Trennung nahe. Doch wer gar nicht an Trennung dachte, waren die jungen Leute. Und so stand denn eines schönen Morgens Herr Staudner vor dem Herrn Major und bat in aller Form um die Hand der Tochter. „Sind Sie einig miteinander?" „Schon lange!" „Hm, also das ist das Aequivalent, junger Mann, das Aequivalent für den Kaiser Nero? Wahrhaftig, nicht schlecht spekuliert! Hm, hätte ich das gedacht? Doch ich habe Sie schätzen gelernt, junger Mann, ich gebe Euch meinen Segen, Kinder, machen Sie mein Kind glücklich, Fritz!" „Das werde ich tun !" war die treuherzige Ant wort, und die Hände der beiden Männer einigten sich im kräftigen Handschlag. Und dann kam Alma mit einer Flasche Roten vom Hause Collmann <L Co. in Hamburg. * Zum Schluß tritt noch eine vierte Person in die Handlung: die Mutter Staudners. Sie ist herbei geeilt, das Glück ihrer Kinder zu sehen. Die Schwiegertochter gefällt ihr ausnehmend. „Wie seid Ihr nur so rasch bekannt und einig geworden, Kinder, als Fritz mich letzthin besuchte, hat er noch gar nichts gesagt, er war freilich so zer streut " „Wie sie bekannt geworden sind?" knurrte der alte Major, „durch meine Münzsammlung ist's ge kommen !" „Fehlgeschossen! Fehlgeschossen!" riefen die jungen Leute wie aus einem Munde, „nicht durch Deine Münzsammlung, Vater, durch die Post, durch die Post!" *) Eine römische Geldmünze. Gesucht und gefunden. Roman von A. von Gersdorff. (Baronin Maltzahn.) (12. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Eine „Dame" war es wohl keinesfalls, ein Mädchen aus der Landbevölkerung wohl doch. Ob wohl die schmalen, weißen Hände dagegen sprachen. Ich verließ den Kirchhof, ehe Conrads kamen, und ging langsam nach dem Hof zurück. Auf der Rück fahrt holten sie mich ein, und ich stieg auf den Wagen. Wir fuhren durch den Garten, den breiten Mittelweg entlang, den die bunten Blumenrabatten begrenzten, gewöhnlich wurde dort nicht gefahren, aber es war schon hohe Mittagszeit und so nahm Herr Conrad den kürzesten Weg. Vor der Veranda hielten wir. Da stand im schwarzen Kleid mit weißer Schürze, den Besen in der Hand, meine Vision und kehrte die reichlich gefallenen Blätter zusammen. Sie grüßte mit demselben de voten Knix, wie vorher mich. „Das ist recht, Hannchen", rief Fräulein Conrad ihr freundlich zu, „daß Sie sich etwas Bewegung machen. Sie kommen ohnehin zu kurz damit. Das blasse Gesichtchen soll schon frischer werden, wenn Sie erst ganz wieder hier sind". „Wenn gnädig' Fräulein nur Arbeit für mich hätten, bliebe ich ja am liebsten immer hier. Aber so — mit dem lahmen Bein — ists eben nichts als Hausmädchen. „Gnädig' Fräulein brauchen eine flinke Marjell", sagte sie mit einem ganz seinen Stimmchen, das zu ihrer Erscheinung paßte, aber im reinsten ostpreußisch. „O brauchen werden wir Sie schon hier oft ge- Redaktion, Druck und Verlag von Otto Koch tn Lichtenstein. nug, Hannchen. Es gibt Flickerei nach jeder Wäsch« in Menge. Und meine Kleider macht mir kein« andere als Sie hier im Haufe. Ich denke, eS findet sich hier auch noch„ andere.Arbeit für Sie, Kind. Vor Feder und Tinte schrecken Sie auch nicht zurück, und mein Bruder braucht schon so eineArt Sekretärin", und zu mir gewandt, setzte Fräulein Rose hinzu: „Sie schreibt nämlich eine Handschrift, wie gestochen, unser Schulmeisters Töchterlein, das ist Hannchen Schertlacken, unsers Lubmüller Herrn Lehrer einziges Kind, lieber Herr von Elsbach; wir lernen Schneiderei in Königsberg, aber auf dem Lande gesällt's uns besser — nicht Hannchen? Sie sind auch so eine Art Faktotum von Pillkallen, zu allem geschickt und immer bereit". „Das Hannchen Schertlacken ist hier bei uns wie zu Hause", sagte Herr Conrad, „schade, daß sie den kurzen Fuß hat, schon von Geburt an. Sonst könnt' sie sich wohl verheiraten, aber — aber unsere jungen Kerls, soweit sie in Frage kommen für die Kleine, stoßen sich an den Fehler. Und vielleicht mit Recht, die Hausfrau in dem Stande muß fix auf den Beinen sein und kann nicht immer hinter dem Ofen sitzen und nähen, und denn fürchtet meine Schwester und ich auch, daß sie die schwache, schmale Brust von der Mutter geerbt hat. Die starb an der Schwindsucht". Ich hörte schweigend und etwas melancholisch zu. Meine Heiligenvtsion war zur Erde herabge stiegen und der ideale Wolkenschleier denn doch zer rissen. Am Nachmittag wirkte der Zauber noch ein mal. Ich lustwandelte im Garten, als sich eins der Giebelsenster öffnete und in des wilden Weines röt licher Umrahmung die Liebliche sich zeigte. Still stand sie dort, und die Augen glitten suchend über den Garten mein Herz schlug denn doch auf. Einen Moment lang stürmten wie ausgejagt phantastische Gedanken durch mein Dichterhaupt: Ein Kind der Statur, so jung, so liebreizend, mit natürlichem Verstände, bildungsfähig, mich wahn sinnig hingcbend liebend — ich ihr Lehrer, ihr Er zieher, ihr Gatte .... Aber der Zauber des Ge heimnisses, des in den Wolken schwebenden Köpfchens meiner Kirchenvision war doch verweht. Ich be schränkte meine Hoffnungen und Träume aus ange nähte Hemdenknöpfe und geflickte Socken. Conrads lachten herzlich, als ich ihnen nach dem „Ball" und nach einem Glase köstlich kühler Pfirsich- vowle aus der Veranda die Geschichte meiner „Vision" in Pillkallen erzählte. Diese Rose hat ein Lachen! Ich glaube nicht, daß es „silbern" ist, wie Jlsabens Girren, dazu ist es etwas zu kräftig, aber Mitlachen muß der schlechtest gelaunteste Mensch, auch wenn er gar nicht wüßte, über was sie lacht. Ich habe natürlich auf dem Ernteball, wo auch die „Herrschaft" einige Male „schwengt", mit ihr getanzt. Ich bin ein (darf ich sagen?) berühmt firmer Tänzer, selbst in Berlin, aber die Kunst scheint Fräulein Conrad nicht im Blut zu liegen. Mir brach der Angstschweiß ans, ich würde die schwere Person aus den Armen ver lieren (denn sie hopste ganz sür sich allein) oder mich lang mit ihr auf den Tennenboden legen. Infolge dessen drückte ich sie so fest an mein Herz, daß sie, nach Luft schnappend, um Gnade bat, und mein Schnurrbart ungeniert ihre Lippen streifte — so nahe war sie mir. Aber was half das! Nur nicht hinschlagen vor „versammelten Augen" sämtlicher tanzfähiger Burschen und Marjellen, die natürlich ehrfürchtig zur Seite standen, wenn die „Herrschaften" tanzten. Nachdem das ohne Unfall überstanden war, verließ ich den Ballsaal und setzte mich aus eine Bank im Mondenschein ganz „erschossen", wie Schmidt gesagt hätte. Bei sowas fühlt man's doch, daß man ein Großstädter ist und ganz entnervt. Ehe der Tanz anfing, hielt Herr Conrad eine Ansprache, in der er allen seinen Leuten dankte, daß sie so treu und brav, wie immer, ihre Schuldigkeit getan. Dann kamen die Männer alle und gaben ihm die Hand, und der Vorarbeiter, ein schon in Pillkallen ergrauter Mann, sprach in wenigen Worten den Dank der Leute aus für alles, was sie recht und schlecht bekommen hätten, wie sichs gehörte und wie es immer in Pillkallen gewesen wäre. Zwei Mägde brachten die große Erntekrone und händigten sie Fräulein Conrad aus, die groß und stattlich, den schönen, blonden Kopf freundlich geneigt, wie eine Ceres anzuschauen, neben dem Bruder stand und dem eintönig hergeleierten Erntespruch der Magd zuhörte. Als ich mich erholt hatte, ging ich wieder hinein in die Scheune, die durch Laternen nur mäßig er hellt war. In einer Ecke stand ein Tisch mit Schnaps und Gläsern, einem Bierfaß und großem Fladen, den Male gebacken. (Fortsetzung folgt.) finden in ihren Bestrebungen tat- kräftige Unterstützung durch das Lichtenstein-Callnberger Tageblatt Wir bitten die verehrl. Vorstände um Ueberweisung von An zeigen über Vereinssitzungen, Uebungen, Vorträge und Vergnügungen rc., die wir zu äußerst koulantem Preise berechnen, sowie die Herren Schriftführer um Einsendung von Vereins-Berichten zur Gratis-Aus- nähme im redaktionellen Teile des Lichtenstein- Callnberger Lageblatte». Tagevl Amts Nr. 2- Dieses 2 Niuelne Num> Inserate wer die Grs Da mit E Berginvalid H aus dem Kirr vorzunehmen. Alle evai an dieser Wahl Dienstag, den Vorsitzenden (H Dienstag, Don oder durch sch 8ie knitz» Das bislar Konfliktes zwisch, den brutalen An auf die harmlos worden ist, hat mi erfahren, denn d» Schiedsgerichtsho aus Petersburg i wichtige Nachricht Uebergriff des b< Weltbrand führen Auseinandersetzun deuten würde. T schiedsgerichtlichen Parteien von drit genommen worden nichts festgesetzt r Artikel 9, IO und friedigende Grundl bieten dürften. A Hafen Vigo eingeb bei welchem sich r befindet, bis zur verbleiben. Es ist demr neue Streitfall zu befriedigende schi daß somit ein für vermeidlich wäre, wird. Mit einem Rußland zusriedei wattigen England Koloß im fernen schlossenen japanfi an die Leist ungssc Anforderungen st wohl kaum gewat würde dann die 2 rasch ein vorzeitige; den ihm in jeder B Flottenstreitkräften Indessen könnte ei Konfliktes schließlü sein, müßte es dot bei einem kriegeris nötigt sähe, seinen Rußland nachzukon Frankreich zugleich Kleinigkeit bedeute» wohl infolge der Lösung in weite Hoffnung, daß eS baren Waffengange wird. Im übrigen sorderungen Engla» salles in der Nords rung verlangt voi Entschädigung sür schwaders auf die s Abbitte, ferner die L Teschwaderoffizier« künftiger ähnlicher