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DchmMMMTHM k-sr Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Tageblatt Ur HMls, Mit, HMns. M-rs, A. Wa. KckMü, «INNIN, Mirstl, Mimsbls, Mn U W«s. A. 3ml Li, Mel«, LinlmUrs, Nim, Wemüsa. LMM BMä» Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk , - A4. Jahrgang. >>»« Nr. 229, Sonnabend, den 1. Oktober 1904. Dieses Blatt erscheint tägllch (außer Sonn- und Festtags) nachmittags für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfg-, durch di« Post bezogen 1 Mi. 50 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Zwickauerstraß« 387, alle Kaiserlichen Postanstatten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die fünfgespaltene Grunlyeile mit 10, für auswärtige Inserenten mit 15 Pfennigen berechnet. Im amtlichen Teil lostet die zweispaltige Zelle 30 Pfennige. — Jnseraten-Annahm« täglich bis spätestens vormittags 10 Uhr. Bekanntmachung Der Preis des KokeS in der hiesigen Gasanstalt beträgt vom 1. Okto» ber dss. Js. ab per M. l itt Mark. Lichten st ein, den 29. September 1904. Die Verwaltung der städt. Gasanstalt Kunz. Städtische Sparkasse Lichtenstein. Spareinlagen werden an allen Wochentage« angenommen und zu rückgezahlt. ExpeditiouSstunden vormittag 8—12 Uhr, nachmittag 2—4 Uhr. Alle am 1., 2. und 3. eines jeden Monats bewirkten Einlagen werden auf den volle« Monat der Einzahlung verzinst. Unklarheiten in der russische« Heeres- sührung in der Mandschurei. kVO. Die Kriegsleitung in Petersburg hat sich be kanntlich zur Aufstellung einer zweiten russischen Armee in der Mandschurei entschlossen, hauptsächlich, um hierdurch den General Kuropatkin, den bisherigen Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte in Ser Mandschurei, in seinem Kommando möglichst zu entlasten. Zum Kommandierenden dieser neuen russischen Armee, die sich allerdings erst in Bildung befindet, ist vom Zaren General Gripenberg, bis lang Generalkommandant des Wilnaer Militärbe zirks, ernannt worden, welche Ernennung zweifellos einen guten Griff darstellt, denn General Gripenberg hat in allen seinen bisherigen Stellungen hinläng liche Proben ungewöhnlicher militärischer Tüchtigkeit und Begabung abgelegt, wozu ihm eine ganze Reihe von Feldzügen Gelegenheit gab. Indessen hat doch diese Ernennung Gripenbergs eine gewisse Unklar heit über die zukünftige Stellung General Kuropat- kins und dessen Verhältnis zum General Gripenberg heroortreten lassen. Denn in dem Schreiben, in welchem der Zar dem letzteren seine Berufung zum Befehlshaber der zweiten russischen Mandschurei. Armee bekannt gab, hiev es, daß das Kommando der ersten Mandschurei-Armee in den Händen des Generaladjutanten Generals Kuropatkin belassen werde und daß sich General Gripenberg nach den allgemeinen Weisungen des Oberkommandierenden zu richten habe. Es war daher in Rußland zunächst die Meinung aufgetaucht, in der Neueinteilung der vermehrten russischen Streitkräfte auf dem mandschu rischen Kriegsschauplätze sei eine gewisse Degradie rung Kuropatkins zu erblicken, der vom ersten ans den zweiten Platz gerückt sei; auch habe man als den im Schreiben des Zaren erwähnten Oberkom mandierenden den Admiral Alexejew zu erblicken, dem Kuropatkin und Gripenberg gleichmäßig untergeordnet seien. Inzwischen macht jedoch eine anderweitige Auf fassung der Sachlage sich noch geltend. Jene geht von dem Umstand aus, daß Alexejew in dem Schreiben des Zaren an General Gripenberg nicht ausdrücklich als Oberkommandierender genannt sei, und schließlich deshalb, weil ein Admiral als Oberbefehlshaber eines Landesheeres unmöglich erscheine, daß Kuropatkin den Oberbefehl über beide Armeen behalten, unter feinem direkten Kommando aber nur die erste Mandschurei - Armee haben solle. Seine Befehle hätten sich also sowohl an Gripenbergs Armee als an die ihm selbst untergebenen Armeekorps und Kavalleriedivisionen zu richten. Die starken Hoff nungen, die Zar Nikolaus in seinem mehrerwähnten Schreiben an die Neueinteilung der russischen Streit kräfte geknüpftI hat, werden übrigens io gut wie nirgends von den Kommentatoren dieses Schreibens geteilt. Bezweifelte z. B. die Kreuzzeitung neulich, daß die Maßregel einen Seeoffizier wie Alexejew mit der Führung eines großen Landheeres zu betrauen, sich bewähren werde, und meinte sie, daß, falls sich Alexejew wie bisher auf allgemeine Direktiven be schränken werde, nachteilige Reibungen zwischen Kuropatkin, Gripenberg und Lenewitsch nicht aus- bleiben würden, so sagt sie heute, daß die Belastung Kuropatkins in einer Oberstellung über Gripenberg, während ihm gleichzeitig ein direktes Kommando nur Über die erste Armee zustände, vermutlich noch schädlicher wirken würde, als wenn ein Admiral über peiden Generälen stände. Neben diesen beiden Auf- i flungen taucht deshalb noch eine dritte Version auf, wonach der Zar die Ernennung eines neuen Oberbefehlshabers plane, als der bereits der Groß fürst Nikolai Nikolajewitsch, der Generalinspekteur der russischen Kavallerie genannt wird. An sich dürfte eine solche Lösung der jetzt bestehenden Schwie rigkeiten und Unklarheiten, die militärische Befähigung des eventuellen neuen Oberbefehlshabers für seine Stellung vorausgesetzt, als die praktischste angesehen werden können. Im russischen Interesse wäre jeden falls eine möglichst schnelle Aufklärung der jetzt offenbar herrschenden Unklarheit betreffs der Kom petenzen der einzelnen russischen Armeeführer drin gend zu wünschen, da der jetzige Zustand lähmend auf die Aktionsfähigkeit der russischen Truppenkörper wirken muß und Kuropatkins Stellung für den Moment noch wesentlich erschwert Me vi lie nmMt PmM. Die „Allgemeine Zeitung" schreibt unterm 28. September aus Dresden folgendes : Eine neue Sensationsmeldung dring! soeben aus Neapel durch „Vertrauensleute" der Prinzessin Alice von Bourbon, die in Dresden eingetroffen sind, in die Oeffentlichkeit. Die Zahl der Hofskandale wird damit um einen vermehrt. Die seit Mitte Juli d, I. in Neapel in größter Zurückgezogenheit inkognito mit ihrem Söhnchen lebende Prin zessin Alice, die seit Juli 1903 von ihrem ehemaligen Gatten, dem Prinzen von Schönburg - Waldenburg auf Gauernitz, ge trennt lebt, von dem sie am 23. Dezember durch das Landge richt Dresden rechtskräftig geschieden isi, sieht Ende Oktober oder Anfang November Mutterfreuden entgegen. Der Ober leutnant del Prede beim 11. Kavallerie-Regiment in Neapel, Sohn eines Arztes und Jugendgespiele der bourbonischen Prinzessin in Viareggio, der schon beim Ehescheidungsprozeß in Dresden eine Rolle spielte, unterhielt bis in die letzte Zeit mit der Prinzessin freundschaftliche Beziehungen und wird von letzterer selbst als Vater des zu erwartenden Kindes bezeichnet. Die Prinzessin und del Prede sind fest entschlossen, ohne Rück sicht auf das Veto des Papstes und andere Hindernisse schon im November den Bund der Ehe zu schließen. Von ihrem Dresdner Anwalt erfuhr die Prinzessin auf ihre Anfrage hin, daß sie nach dem Gesetz erst nach Ablauf von 9 Monaten nach der Ehescheidung eine neue Ehe eingehen dürfe. Dieses gesetz liche Hindernis ist der Grund, weshalb sie nicht vor ihrer Niederkunst del Prede die Hand reicht. Tie Prinzessin gab gegenüber ihrer Kammerfrau Weber aus Dresden, die sie in alle ihre Geheimnisse einweihte, als Land ihres einstigen Glücks die Schweiz, Siam oder Amerika an. Ihr zu erwartendes Kind soll aber erst daS Licht der europäischen Sonn« erblicken. Die Prinzessin hat den größten Teil des vorigen Sommers mit ihrem Bräutigam, ter dort als Adiutant beim Generalstab in Diensten stand, in der nahe Verona gelegenen ita lienischen Festung Brescia verbracht, wo sie mit ihrer früheren Um gebung unter dem Pseudonym „Madame Blücher" eine möblierte Villa bis zum 26. Juni bewohnte. Von diesem Tage ab begab sich die Prinzessin mit Ihrer m Florenz an einen Maler verheirateten Schwester Elvira aus Reisen. Auf der Rückfahrt traf sie sich mit dem Erwählten ihres Herzens in Pisa, uni von dort nach Neapel zu dauerndem Aufenthalt zurückzulehren. Oberleutnant del Pride ist nicht mit irdischen Gütern beglückt Ob freilich auch für künftige Zeiten der Prinzcfsin nach Bewnntwerdcn der kommenden Ereig nisse das Gold aus der väterlichen Schatulle noch in so breitem Strome wie bisher fließen wird, ist sehr zweifelhaft, da der in Venedig lebende spanische Kronprätendent Don Carlos sowohl, wie auch ießt der gegen die Japaner im Felde stehende Prinz James als Baler und Bruder Gegner dieser neuesten Mesalliance sind. Die Prinzessin jühlt und gibt sich aber trotzalledem glücklich und sieht wohlgemut der Zukunft entgegen. Die -Uten über den s. Zt. Aussehen erregenden „Fall Alice von Bourbon" sind also noch nicht geschlossen und werden demnächst neue Sensationen aufnehmen müssen. politische Atrruvs ^a« Deutsches «eich ' Mit Anteilnahme verfolgt man auch außer halb Sachsens die ernst genug klingenden Nachrichten vom abermaligen Krankenlager des greisen Königs Georg. Im Laufe deS Mittwoch war der Zustand des erlauchten Kranken abervings etwas besser ge worden und hatte sich auch die Nahrungsaufnahme entsprechend gehoben. Immerhin muß aber mit der Möglichkeit von Rückfällen gerechnet werden. * Gouverneur Leutwein wird der „D. Tagesztg." zufolge anfangs Oktober mit einer ihm von dem Kommandeur der Schutztruppe, General leutnant v. Trotha, zur Verfügung gestellten Ersatz kompanie nach dem Süden abrücken. Dort findet er noch eine Kompanie und eine Batterie vor. Diese Streitmacht wird genügen, um die Ein geborenen im Zaum zu halten, die wohl infolge deS Hereroaufstandes etwas aufsässig sind, aber doch nicht in dem Maße, um in Anwesenheit einer respek tablen deutschen Streitmacht und des Gouverneurs zu rebellieren. Die Aktion dient auch wohl haupt sächlich dem Zwecke, die Besorgnisse der im südlichen Teile wohnenden Farmer zu beschwichtigen. * Die Typhusfälle in Südwest afrika. DaS „Berliner Tageblatt" hat gegen die Kolonialverwaltung den Vorwurf erhoben, daß sie nicht genügend Vorsorge getroffen hätte gegen die Typhusgefahr. An maßgebender Stelle ist man sehr entrüstet über diesen Vorwurf, da alles getan ist, die Gefahr nicht erst aufkommen zu lasten. Die doch vorgekommenen ziemlich zahlreichen Ty phusfälle erklären sich aus der großen Wasferarmut in Südwestafrika, welche dürstende Patrouillen, die nicht beaufsichtigt sind, alle Vorsicht vergessen und von dem vorhandenen, zumeist unreinen Wasser, trinken läßt, ohne daß es abgekocht wurde, wie den Truppen befohlen ist. Da nicht jeder Mann dauernd beaufsichtigt werden kann, ereignen sich immer wieder derartige Fälle der Unvorsichtigkeit und führen zu Krankheit und Tod. * Aus den deutschen Kolonien kommen immer wieder unerfreuliche Nachrichten. So ist in Deutsch- Neu-Guinea eine Verschwörung der Eingeborenen entdeckt worden, welche bezweckte, alle Weißen der Kolonie gleichzeitig zu ermorden. — Ueber den Hererokrieg liegen neuere Nachrichten von Belang augenblicklich nicht vor. An Herzschwäche gestorben ist Major Osterhaus vom süowestafrikanischen Expe ditionskorps, der erste Stabsoffizier, welchen dasselbe verloren hat. * Zu der Tatsache, daß der „Reichsanzeiger" dem verstorbenen Grafregenten von Lippe kein Wort des Nachrufs ge widmet hat, bemerkt die „Nat.-Ztg." : Dieses Ver halten amtlicher Organe, das einen wunderlichen Boykottgeschmack hat, wird vielfach verschnupfen und asten, sehr ernsten Beschwerden neue Nahrung geben." Weiter schreibt das Blatt: „Ein Hervor treten nach außen hin in der Politik des Deutschen Reiches kam dem Giafregenten nicht zu, aber im inneren lippischen Staatsleben ist er auf allen Ge bieten mit seinem klaren Verstände, seinem guten Wollen und seinem reichen Wissen weisend und führend gewesen. Er wurde in Detmold verehrt als ein vortrefflicher, hochgebildeter Mann, der un gerechterweise so viele Anfeindungen erfahren und mit Edelmut getragen hatte." * Ein neuer Antrieb zur Reform des amts gerichtlichen Verfahrens. Der rheinische Handwerkertag hat sich gegen die Einbeziehung der Handwerker in die Arbeiter-Zwangsversicherung ausge sprochen. Ein anderer Beschluß läuft darauf hinaus, Sondergerichte für Handwerker zu errichten. Nachdem Gewerbegerichte und Kaufmannsgerichte einge richtet wurden, ist es zu verstehen, daß die Handwerker jetzt mit entsprechenden Forderungen hervortrrten. Es ließ sich dies voraussehen. Die sich hieraus ergebende Folgerung ist die, daß die zuständizenStellen im Reiche