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AWOjMUMWM Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Tageblatt sb HejÄns, MT M»rs, StWei, HtimPnt Ulli««, Michl. Lckmisbls, WnÄMis. UZml St. Well, StmieM Arm. Memilsa, LMM rü WOeii Amtsblatt Mr das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirt » » ... -. ... »- K4. Auhrgaug. - - -- » > .« Nr 239, ' Donnerstag, den 13. Oktober *4^.""?^ 1904. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtag») nachmittags für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfg., durch die Post bezogen 1 Mk. 50 Pfg. «imelne Nummern 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Zwickauerstrahe 3S7, all« Kaiserlichen Postanstalten, Postboten, sowie di« Austräger entgegen. Inserate werden die fünsgespallene Gruntyeile mtt 10, für auswärtige Inserenten mit 15 Pfennigen berechnet. Im amtlichen Teü kostet die zweispaltige Zelle 30 Pfennige. — Jnseraten-Annahme täglich bis spätestens vormittags 10 Uhr. In Nnieuikt « nW-jyM« Smie. Der russische Obergeneral Kuropatkin hat jetzt seine ganze Strategie und Taktik geändert, das ist die Überraschende Tatsache auf dem ostasiatischen Kriegs schauplätze, wie sie allerdings von den Russen selbst ge. hofft und erstrebt, aber allgemein so bald nicht erwartet wurde. Die Russen fühlen sich jetzt stark genug, um zum Angriffskriege gegen die Japaner vorzugehen, und auf Befehl des Generals Kuropatkin marschieren sie in drei großen Heeresabteilungen bereits seit dem 8. Oktober von Chardin aus wieder in der Richtung auf Liaujang vor. ja sie sollen die Eisenbahnstationen und Bergwerke bei Jentai schon wieder besetzt haben. Auch bat der General Kuropatkin starke Kavallerieabteilungen mit reitender Artillerie rechts und links von seinem Haupt heere in weiten Bogen über den Taitschofluß Vordringen lassen, um gleich von vornherein japanischen Umgehungs- bewegungen entgegenzutreten. Die Russen haben also ihren langwierigen und bisher erfolglosen Verteidigungs- Krieg, der nur den Zweck halte, die große Entscheidungs schlacht so lange zu verschieben als bis Rußland ein wirklich großes geschlossenes Heer in der Mandschurei versammelt hatte, verhältnismäßig rasch in einen kon zentrischen Angriffskrieg uwgewandelt. Es wird sich nun zeigen, ob General Kuropatkin die große Kunst genialer Feldherrn wirklich versteht, erst die eigenen und die Kräfte des Feindes wirklich zu wägen und dann mit günstigen Bedingungen emeEntscheidungsschlachtzu wagen. Ungeschickt darf man die bisherige Taktik des Gene rals Kuropatkin unter keinen Umständen halten, wenn er in den ganzen bisherigen Kämpfen nicht alles auf eine Karle setzen wollte. Aber etwas auffällig muß es erscheinen, daß die Russen bereits vier Wochen nach der viertägigen für sie ungünstigen Schlacht bei Liaujang schon zum großen Angriffe schreiten und gewissermaßen die zweite und eigent liche Entscheidungsschlacht bei Liaujang in den nächsten Tagen schlagen wollen. Es ist dies nur dadurch erklärlich, daß Ende August und im September noch mindestens vier neue russische Divisionen auf dem Kriegsschauplätze eingetrvffen sein müssen. Denn nur dadurch, daß Kuropatkin eine Verstärkung von etwa 50 OM Mann und 3M Geschützen erhalten hat, läßt sich erfolgreich sein Angriff erklären. Und einen leichten Angriff wird er gegen die Javaner niemals haben, denn auch diese haben bereits 15 MO Mann Verstärkungen nach Liaujang gezogen und drei neue japanische Divisionen sollen im Anmarsche sein. Die Japaner sind auch im Besitze der Eisenbahnen in der südlichen Mandschurei bis Liaujang, außer dem haben sie an wichtigen Punkten Wälle und Schanzen gebaut. Bei der den Tod verachtenden unermüdlichen Tapferkeit der Japaner ist daher ein Sieg der Russen nur dann möglich, wenn sie jetzt wirklich mit Ueberlegenheit und im großen Stile die Japaner angreifen können. Daß die Russen die von den Japanern stark befestigte Stadt Banapuse durch heftiges Artilleriefeuer und eine Umgehungsbewegung schon am 9. Oktober ge nommen haben, zeigt aber schon deutlich die total veränderte Lage auf dem Kriegsschauplätze. Freilich so weit möchten wir noch nicht gehen, um mit ruffen freundlichen Berichterstattern zu behaupten, daß die Japaner ihre ganze Angriffskraft wie verloren hätten und freiwillig bereits 60 Kilometer südlich zurück- gegangen wären. Sollten aber die Japaner wirklich so wen zurückgegangen sein, so wäre bei der Kriegs» tüchtigkeit und Kriegslist der Japaner auch darin nicht ohne Weiteres eine Schwäche der Japaner zulerblicken. Die Japaner haben gute Kundschafter und haben sicher erfahren, daß die Ruffen mit großen Verstärkungen heranziehen. Jedenfalls kann aber der Eintritt eines Wendepunktes in dem russisch-japanischen Kriege nicht bestritten werden und es wird vielleicht noch in diesem Monat die entscheidende Schlacht geschlagen werden. Politische Strurdschar» Deutsch«» Metch * DaS Befinden des Königs Georg von Sachsen ist in den letzten Tagen ziemlich bestän dig geblieben. Die Nahrungsaufnahme ist recht be friedigend. Ein offizieller Bericht über das Ergehen des Königs wird daher von jetzt ab nicht mehr all täglich aut gegeben werden. * Bayern und derLippescheStreit- fall. Als Auffassung der bayerischen Regierung darf wohl ein Artikel angesehen werden, der der „Münch. Allg. Ztg." über die Rechtslage im Lippe streit „von geschätzter Seite" zugegangen ist. Darin wird hervorgehoben, daß der souveräne Staat in allen Rechtsfragen ohne Zweifel höchste Instanz ist. „Die Frage, ob ein Staat das Recht hat, politische Rechte irgendwelcher Anwärter auf die höchste Regierungsgewalt durch ein verfassungsmäßig zustande gekommenes Gesetz einfach zu beseitigen, muß nach allen Grundsaätzen des Staatsrechts und der prakti schen Politik unbedingt bejaht werben, so schmerzlich das auch manchmal für ein sein entwickeltes Rechts gefühl sein mag. Es tut dabei nichts zur Sache, ob ein Staat groß oder klein ist. Wie eine nach Landes gesetz zu Recht bestehende Regierung mit etwaigen Prätendenten fertig wird, ist ihre Sache. Es gibt in der Weltgeschichte kein Beispiel, daß ein unab hängiger Staat, mochte er noch so klein sein, frei willig die Entscheidung über die Rechtmäßigkeit seiner Staatsgewalt einer andern, mit dem Charak ter eines Schiedsgerichts versehenen Instanz anver- traut hätte. Wenn in einem Punkt der Staat sein eigener höchster Richter ist, so ist er es in diesem. Man kann die Reichsversassung vom ersten bis zum letzten Buchstaben durchforschen, und man wird keinen einzigen Anhaltspunkt dafür finden, daß die Legiti mität der Regierungsgewalt eines Einzelstaates der Prüfung durch das Reich unterliegen sollte. Nur die Tatsache, daß eine geordnete, im Lande selbst anerkannte Regicrungsgewalt vorhanden ist, wird der Bundesrat unte'- Umständen zu konsta tieren haben, um die Legitimation seiner Mitglieder prüfen zu können. Thronstreitigkeiten innerhalb eines Bundesstaates sind eben Landessache, nichts weite r". Oesterreich-Ungarn. * In Brünn kam es am Montag abend nach Schluß einer Arbeiterocrsammlung zu größeren Ar beitertumulten. Die Teilnehmer an der Versamm lung schlugen an mehreren Gebäuden Scheiben ein und bewarfen die Polizei mit Steinen, wobei einige Polizisten verletzt wurden. Schließlich schritt Mili tär ein und stellte die Ruhe wieder her. Nutzland. * Aus Kiew wird gemeldet, daß betrunkene Reservisten den Obersten Jwow erschossen haben, weil er ihnen wegen Schiebens auf weidendes Vieh einen Verweis erteilt. Ebenso sei der Oberst Wesil- jow, welcher exzedierende Soldaten zurechtgewiesen habe, von diesen erschlagen worden. Balkanhalbinsel. * Die KlönungSfeierlichkeiten in Serbien haben mit der am Sonntag im Kloster Zica sta'tgefunbenen Salbung des Königs Peter ihren Abschluß gesunden. Ter König ist aus Zica wieder in Belgrad eingetroffen. Der russisch-japanische Krieg. Die allgemeine Lage aus dem Kriegsschauplätze in der Mandschurei hat sich wesentlich geändert. Die japanische Hauptarmee geht nach Süden zurück. Die Japaner geben nicht nur die nach der Schlacht von Liaojang besetzten Positionen auf, sondern auch vorher genommene Stellungen. Ihr linker Flügel ist in den letzten Togen um 50 Kilometer südlich gegangen und hat u. a. Tsianchan, Sinangai, Saimadsi, Teichulin und die Umgebung von Kuandiansian geräumt. Die Japaner rechnen darauf, bis zum 14. Oktober die in den Reihen der Truppen entstandenen Lücken durch Reservisten auszufüllen. Ueber Jnkau erhielten sie 15000 Mann Verstärkungen, für die nächsten Tage erwarten sie drei Divisionen. Die Streitkräfte werden wieder bei Jantat zusammen- gezogen. London, 12. OktH Wie dem „Central News" unterm 10. d. M. gemeldet wird, ^begann die erwartete Schlacht gestern morgen mit heftigem Geschützfeuer. Lange breite Vorposten der japanischen rechten Flanke standen z. Zt. 20 Werft von Mulden entfernt. Um ^2 Uhr nachmittags vernahm man eine heftige Kanonade in der Richtung des russischen Zentrums. Die japanischen Truppen bei Benia- putse, Jentai und Simninting werden zurückberusen. Petersburg, 12. Okt. In einem gestern hier eingetroffenen Telegramm General Stössels hat die Garnison am 4. und 5. d. M. einen Ausfall gemacht und die Japaner bei mehreren Angriffen zurückgeschlagen. Die Russen erbeuteten 2 japanische Geschütze. Petersburg, 12. Okt. Nach Meldungen aus Mukdev machten in der Nacht vom 5. zum 6. Oktober 4 japanische Divisionen einen kombinierten Angriff auf Port Arthur, wobei sie wieder zurück geschlagen wurden. Hierbei erbeuteten die Russen 10 schwere Belagerungsgeschütze. Ueber den Vor marsch Kuropatkins liegen keine Nachrichten vor, da die Zensur in der Mandschurei aufs schärfste ge handhabt wird. Tokio, 12 Okt. Gerüchtweise verlautet, die Ja- paner hätten den Schiffen in Port Arthur ernste Ver luste hergebracht. Paris, 12. Okt. Nach einer Depesche aus Petersburg sieht sich Kuropatkin, da das 6 und 8. Korps dringend der Ergänzung bedürfen, veranlaßt, den Beginn seiner Hauptoperationen bis Ende Okt. zu verlegen. Keineswegs scheint Kuropatkin gewillt, unmittelbar gegen die starken japanischen Höhenpo sitionen, welche die Hügel zwischen Beniaputse und Sliho beherrschen, einen Ansturm zu wagen, ohne auf doppelte und 3fache Reserven zählen zu können. Man weiß vielmehr in Kuropatkins Hauptquartier, daß Kuroki für den Fall eines russischen Sturmes gegen jene Höhen auf erhebliche Unterstützung von seiner rückwärtigen Stellung am Toitho rechnen kann. Die Feststellung war es, die Kuropatkin be stimmte, seine Unterführer vor allzu raschem Vor gehen zu bewahren. Aus Tschifu wird hierher tele graphiert : daß die Hügel von Jntschau bei Port Arthur, welche am 29. d. M. den Japanern wieder entrissen wurden, von diesen aufs neue erobert wurden. Petersburg, 12. Okt. Das baltische Ge schwader ist gestern von Reval abgegangen und hat seinen Kurs nach Liebau genommen. Es besteht aus 7 Linienschiffen, 8 Kreuzern, 9 Torpedojägern von je 350 Tonnen und 10 großen Transportschiffen. Die Flotte wird sich an der spanischen Küste trennen und zwar wird der eine Teil durch den Suezkanal sahren, während der andere das Kap der guten Hoffnung umfährt. Beide Teile des Geschwaders werden sich an einer bestimmten Stelle wieder treffen. Die Kohlenversorgung des Teiles der Flotte, welche das Kap der guten Hoffnung umfährt, wird durch vereits vorausgegangene Schnelldampfer erfolgen. Ars» Etadt Land Lichteuftei«, 12. Oktober. — Zur Ausfüllung der Hauslisten. Die Verantwortung für die richtige Aus füllung der Haus listen hat für seinen Teil zunächst der H a ush a lt u n g s v or stan d, schließlich aber der Besitzer eines Hausgrundstückes, der sogar für die Steuelbeträge hastet, die dem Staate infolge unrichtiger oder unvollständiger Angaben entgehen. Da von den Beamten, welche die Hauslisten wieder ab nehmen, alle Listen mit unvollständigen Angaben zu rückgewiesen werden, sei auf folgendes aufmerksam ge macht : Bei Kontoristen, Grwerbsgehülfen, Handarbeitern usw. sind nicht nur Name und Stand, sondern auch der Arbeitgeber und dessen Wohnung, bezw. Ar bettslokal genau anzugeben. Hat jemand keine ständige Arbeit oder ist er stellenlos, so sind die entsprechenden Einträge zu machen. Bei Lehrern ist die Schule, an der sie ange- stellt sind, zu nennen. WaS die Angabe über den Mietzins anbrtrrfft, so sind diesem etwaige Entschädig.