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DWEUMNzM kW Früher Wochen- und Nachrichtsblatt ^3 Tageblatt s« KMns, MIT AtlMls, Mns, ÄW«, HeiniOui. Rman, MW, Mmsins. MstiA.M«s, ZI. Well, AminUrs, Am, Mmilsa. AMM BMn« Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk . — Jahrgang. - — — Nr. 199. »-"sp-Kf«sch-«h- Sonnabend, den 27. August ^7"^ 1904. Dieses Blatt erscheint täglich < außer Sonn- und Festtags) nachmittags für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfg., durch die Post bezogen 1 Mk. 50 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Zwickauerstrahe 397, alle Kaiserlichen Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die fünfgespaltene Grundzeile mit 10, für auswärtige Inserenten mit 15 Pfennigen berechnet. Im amtlichen Test kostet di« zweispaltige Zell« 30 Pfennige. — Jnseraten-Annahme täglich bis spätestens vormittags 10 Uhr. Dürre und Teuerung 0-k. Die große wirtschaftliche und soziale Frage der Gegenwart ist die, ob die seit fast vier Monaten in fast ganz Europa, besonders aber in Deutschland und Oesterreich-Ungarn herrschende Dürre zu einer allgemeinen Teuerung führen wird. Vernichtet sind die Hoffnungen auf die zweite Ernte der Wiesen- und Kleefelder auf allen ebenen Flächen, schwer ge litten haben ferner von der großen Dürre die Kar toffel- und Rübensclder und große Mengen des Sommergetreides. Erschwert ist der Bau von Herbst- sutter und die Aussaat des Wintergetreides, da für den meistens steinharten Boden ausgiebiger Regen noch fehlt. Dazu treten infolge des Wasser- und Regenmangels noch eine Menge andere Kalamitäten. Quellen und Bäche sind in manchen Gegenden halb oder ganz versiegt und die Flüsse zeigen nur noch geringen Wasserstand. Viele Wassermühlen stehen still und die mit Wasserkraft arbeiten- den Industrien sind in ihrer Produktion gehemmt. Ferner ist die Fluß- und Kanalschiffahrt auf vielen Linien eingestellt worden, und die Landwirtschaft und Industrie, die vielfach auch inbezug auf die Beförderung von Futter- und Düngemitteln, Roh produkten und Baumaterilien auf die billigen Wasserstraßen angewiesen ist, haben Einbuße und Nachteile. So steht schon jetzt unleugbar fest, daß viele Erwerbszweige durch die Dürre großen Schaden haben und der Nationalwohlstand Hunderte von Millionen durch den regenlosen Sommer ver liert. Ja, manche Leute prophezeihen sogar infolge der Dürre schon eine allgemeine Teuerung und Geschästsstockung, denn wenn alle Lebens mittel teurer werden, so haben die meisten Menschen für andere Anschaffungen kein Geld übrig. So berechtigt aber auch die geschilderten Kalamitäten sind, so glauben wir doch, daß die Befürchtungen inbezug auf eine allgemeine Teuerung und Geschästs- stockung zu weit gehen und die Lage zu schwarz an sehen. Die Getreideernte ist nämlich in den meisten Landcsteilen Deutschlands bez. Europas nicht schlecht ausgefallen, in manchen Gebieten war sie sogar gut. Auch nach den Schätzungen der Zentralstelle der preußischen Landwirtschaftskammern ist die Getreide ernte im Königreich Preußen in diesem Jahre nur wenige Prozent geringer als im vorigen Jahre. Die Brotfrüchte Weizen und Roggen sind sogar reichlich geerntet worden, einen Ausfall von etwa fünfzehn Prozent zeigen nur die Gersten- und Haferernten. Da bei Beginn der großen Dürre das Getreide fast überall schon in der Reife stand, so ist anzunehmen, daß auch in den anderen deutschen Staaten und auch im Auslande die Ernte des Wintergetreides nicht schlecht war. Diese Wahrscheinlichkeit wird auch dadurch gestützt, daß die Preissteigerung auf dem internationalen Getreidemarkte in letzter Woche zu einem gewissen Stillstände gekommen sind und Weizen und Roggen, Gerste und Hafer zu ver hältnismäßig noch billigen Preisen zu haben sind. Dies würde aber nicht der Fall sein, wenn eine allge meine Teuerung im Lande und in ganz Europa ernstlich befürchtet würde, denn dann würden die Spekulanten schon jetzt so große Mengen Getreide an allen Börsen aufkaufen, daß auch schon jetzt Weizen, Roggen, Hafer und Gerste viel höhere Preise als sie gegenwärtig auf weisen, haben würden. Nun ist es ja noch möglich, daß die Dreschergebnisse die Ernteschätzungen für das Getreide noch bedeutend schmälern, doch glauben wir daran nicht ganz, da viel Landwirte heutzutage gleich auf dem Felde einen großen Teil ihrer Getreideernte mit der Dampf dreschmaschine ausdreschen lassen, also schon viele Dresch, resultate bekannt sind. Ist sonach zu erwarten, daß Weizen und Roggen so leicht keine Teuerungspreise be kommen werden, so isi auch zu hoffen, daß die Dürre nicht gerade eine allgemeine Teuerung, sondern nur teuere Preise für die einzelnen Produkte herbeiführen wird. Politische Rundschau Deutsche ; Sieich - Die abgelaufene Woche Hot als wohl einzig nennens werteres Ereignis auf dem Gebiete der inneren Angelegenheiten den Katholikentag in Regensburg gezeitigt. Durch die auf demselben gehaltenen Reden wehte ein mehr oder weniger scharf h?rv rtretender „kulturkämpferischer" Ton, offenbar war bei ihnen allen die Wirtunq „in die Ferne" beabsichtigt. In der am Mittwoch na-mittag stattgesundenen 3. öffentlichen Generalversammlung sprachen die Reichstagsabgeordneten Grö ber und Thaler, sowie Domkapitular Werthmann-Freiburg i. Br. In der vormittags vorangegangenen geschloffenen Ver sammlung waren eine Reihe Anträge sozialpolitischer Natur erörtert und angenommen worden. Bon Kaiser Wilhelm, vom Papst und vom Prinz Regenten Luttpold gingen dem Katho likentage huldvolle Erwiderungstelegramme auf di? von dem selben an die Souveräne gerichteten Ergebenheitsdepeschen zu. — In der sozialdemokratischen Partei betreibt man eifrig die Zurüstungen zum Bremer Parteikongreß. In Berlin fanden am Mittwoch 6 sozialdemokratische Versammlungen statt, weiche die Delegierten der reichshauptstädnschen Reichs tagswahlkreise zum Bremer Parteitage wählten. — Die be kannte Affäre Mirbach-Wittgenstein ist in der jüngsten Zeit etwas in den Hintergrund getreten, während das Prehduell zwischen dem preußischen Handeis m'nisi er Möller und dem Geh. Kommerzienrat Kirdorf bstr. der Verhandlungen über das Vetorecht des Fiskus bei Erhöhungen des Preises für Kohlen einstweilen weiter geht. — In Dresden beschloß eine Versammlung von Großindustriellen und von Landtagsabgrordneten eine Deputation an den Minister v. Metzsch abzusenden, welche bei demselben wegen Ein führung von Notstandstarifen für iue sächsische Industrie infolge der durch dis Einstellung der Flußschiff'ahrt emgetretenen Kalamität vorstellig werden soll. — In Luzern haben am Mittwoch die Verhandlungen über den neuen deutsch-schweizerischen Handels-Vertrag zwischen den beiderseitigen Delegierten begonnen. * General Trotha meldet: Heyde ist mit Estorfs vereinigt und steht unter dessen Befehl. Fiedler mit Kompanie Welk und 2. Batterie bildet Militärstation Waterberg. Brockdorf unter Fiedler deckt mit 60 Mann ehemaliger Besatzung Outjos Naidaus, Winkler mit 50 Mann, 1 Geschütz wird von Otjosondu nach Epukiro aufbrechen, sobald Spitze Deimling Otjosondu erreicht. Heydebreck rückt mit 5. Kompanie Regiments 2 und neu aufgestellter Artillerie aus Epukiro, um sich den Hereros vorzu legen. Estorfs folgt, den Feind östlich umfassend, Mühlenfcls frontal, Deimling westlich umfassend. * Die Klagen über die langsame Bericht- erstattung aus Südwestafr^ka werden um folgenden tragischen Vorfall vermehrt, den die „Leipz. N. Nachr." mitteilen: Die Witwe des Landwirts B. in Hochheim bei Erfurt reichte bei der Militärbehörde das Gesuch ein, ihren bei der Schutztruppe in Südwest afrika stehenden Sohn freizugeben. Jetzt erst erfuhr die Frau durch die Zeitung, daß der Sohn bereits vor einiger Zeit der Typhuskrankheit erlegen sei. (Kaum glaublich!) * Ein Weiber-Jdyll. Im allgemeinen soll die Verpflegung der russischen Soldaten jetzt gut sein. Allerdings sollen Fälle vorgekommen sein, wo russische Truppen zwei Tage gehungert haben und nichts zu essen bekamen; doch lag das nicht an der Intendantur, sondern, wie eine Korrespon denz des vielgenannten Nemirowitsch Dantschenko berichtet, anderFrau d e s B a r o n s S t a ckel- berg, des Feldherrn von Wafangu. Der Zug der Frau Generalin Stackelberg hielt das Gleise besetzt, und so konnten die Jntendanturzüge nicht herangebracht werden. Sie waren wohl in den Augen der Dame überflüssig, welche sich ein mal die Heldentaten ihres Gatten ansehen wollte. Diese bestanden derselben Quelle nach darin, daß er in der Schlacht, zu welcher er den einzelnen Regimentskommandeuren nicht einmal einen Dis- positionSplan gegeben, durch Abwesenheit glänzte und schließlich beim eisgekühlten Sekt in seinem Sonderzuge aufgefunden wurde!! Für die Schwerverwundeten war aber kein Eis vorhanden. Wieviel dieser Heerführer wert ist, und welche Schuld er an dem Fehlschlägen der Schlacht trägt, geht wohl am besten aus dem Briefe eines seiner Offiziere hervor, den ich gelesen habe und der mit den Worten schließt: „Hätte doch eine japanische Kugel die Kanaille geholt!" * Eine eingreifendePostreform kündigt der Generalpostmeister der Union an. Da nach seien Deutschland, sowie England geneigt, auf dem nächstjährigen Postkongrcß der Einsührung deS einfachen Briefportos im Verkehr mit Amerika zuzu stimmen, was die Union vorschlägt, ferner an jedem Wochentag einen europäischen Postdampferdienst nach Newyork zu unterhalten. — Die Einführung dieser Postreform würde den Verkehr Europas mit Amerika wesentlich erleichtern. England * Der Londoner „Daily Mail" zufolge herrscht in den Schiffahrtskreisen der City Erregung wegen des Auftauchens russischer Kreuzer in den südafrikanischen Gewässern. Biele engliche Schiffe sind mit solchen Waren nach Japan und China unterwegs, die nach russischer Auffassung Konterbande sind. Die Schiffseigentümer haben die Empfänger zwar unter schreiben lassen, daß diese Waren nur friedlichen Zwecken dienev sollen, doch wird dies nicht als ausreichender Schutz betrachtet. In einem gewissen Zusammenhang mit dieser Londoner Meldung steht die weitere Nachrjcht: Der „Daily Telegraph" meldet aus Kapstadt vom 24. August: Sämtlichen Häfen der Kapkolonne ist verboten, russischen Kriegsschiffen ohne vorherige Genehmigung der Regierung Kohlen zu liefern. Französisch-Asien. * Von den versprengten Schiffen des russischen Port Arthur-Geschwaders ist eines, der Kreuzer „Diana", auch nach Saigon, der Hauptstadt der französischen Kolonialbesitzungen in Asien, gekommen. Die „Diana" ist von einem Geschoß unter der Wasserlinie beschädigt worden; gelötet wurden an Bord im Kampfe ein Offizier und drei Mann, ver wundet 23 Mann. Man glaubt, daß die „Diana" abrüsten werde. Australien. * In Ausstralien hat man plötzlich Angst vor den russischen Kreuzern bekommen. Es wird die Möglichkeit erwogen, daß die australische Schiffahrt durck russische Kreuzer beunruhigt werden könnte. Die vereinigte Kaufmannschaft in Brisbrane hat be reits beschlossen, sich an den Minister für Landes verteidigung zu wenden, welcher die britische Re gierung ersuchen soll, eine Kommission behuss Er örterung der geeignetsten Mittel zum Schutze der australischen Küstenschiffahrt einzusetzen. Amerika * Die Panke es wollen der deutschen Wurst den Krieg erklären. Das amerikanische Nahrungs mittelgesetz gestattet, die Einsuhr von Artikeln zu verbieten, falls das Ursprungsland den gleichen Ar tikel ausschließt. Demgemäß beabsichtigt das Acker bauamt, die deutsche Wurst auszusperren, vorausge setzt, daß der Generalanwalt in dem von ihm ein geforderten Gutachten die Gesetzesauslegung des Ackerbauamtes für richtig erklärt. Der russisch ;«Hantsche Krieg. Petersburg, 26. Aug. Nach Meldungen aus Liaojang sind die Japaner gestern wieder zum Angriff im Gebiete der Ostarmee übergegangen, nach dem sie in der Richtung auf dem Hauptweg nach Liaojang marschierten. Ihr Aufmarsch wurde jedoch im Verhältnis langsam ausgeführt. Es waren nur 8 Kompanien beteiligt. Die russischen Positionen bei Tunsifu wurden angegriffen, mit welchem Erfolge ist noch nicht bekannt. Die Russen sollen ihre Stellungen behauptet haben. Später griff japa- nischerseits die 2. und 12. Gardedivision ein. Petersburg, 26. Aug. Der Komman dant der 20. Division im Kaukasus hat Befehl erhalten, sich zu Kuropatkin zu begeben, um den General Stackelberg, welcher zurückberufen worden ist, zu ersetzen. Petersburg, 26. Aug. Infolge der letzten gewaltigen Regengüsse funktioniert die transsibirische