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schöne Wort wurde an der ansehnlichen Tafelrunde äervechselt. Zur Verherrlichung de» Festes wirkten Inner, und nicht zum geringsten TeileOdie inhalls- reichen Tafellieder und die bekannt exakten musi kalischen Klänge unserer Stadtkapelle. Die ganze Festlichkeit bewies so recht deutlich, daß ein guter, echt kameradschaftlicher Geist unter den Schützen kameraden vorherrschend ist. Möchte dies immer so bleiben. Küche und Keller des Herrn Schützenhaus- pächterS Bley waren vorzüglich, und hat sich der selbe mit diesem ersten Festesten einen guten Ein gang verschafft und allseitig vollste Anerkennung ge- sunden. — Aus dem Festplatze entwickelte sich am Abend ein munteres Leben und Treiben, sowohl der Grand Palast des Herrn Zimmermann, als auch das Peßler'sche Schankzelt hatten einen guten Be such zu verzeichnen. Heute vormittag unternahm di« Schützengesellschaft einen Feldmarsch, dem sich dann ein Frühstück im SchützenhauS anschloß. Heute abend findet Ball für Schützen und Los Inhaber statt. Morgen Sonnabend ist Rasttag. *— Etu Zusammengehen der Ordnungsparteie« im Kampfe gegen die Sozialdemokratie wird vom „Vaterland", dem amtlichen Organ deS konservativen Landesvereins in Sachse», empfohlen, und z iar wird zunächst einem Kartell zwischen Konservativen und Nationalliberalen daS Wort ge redet. Dazu bemerkt die „Nationalztg ", daß tatsächlich in der nationalliberalen Partei bis in den rechten Flügel hinein keine Neigung für die Erneuerung des Kartells vorhanden sei. während auf konservativer Seite die Mahnung, an demselben festzuhalten, nie verstummt sei. Die „Deutsche TageSzta." glaubt feststellen zu können, daß auch in den weitesten Kreisen Ler konservativen Partei Sachsens keine Neigung herrsche, ein förmliches allgemeines Kartell zu erneuern, womit nicht gesagt werden solle, daß eine Verständigung von Fall zu Fall oder in einzelnen Kreisen ausgeschlossen sei. Die konservative Partei werde voraussichtlich sich bemühen, mit dem Bunde der Land wirte unt den Antisemiten in einem möglichst guten Einver nehmen zu bleiben. Das sei für sie viel zweckmäßiger und für die gesamten politischen Verhältnisse viel gedeihlicher als «in Kartell mit den Nationalliberalen. *— Ortmanusborf. Im Jahre 1903 sind auf hiesiger Station 1142 Tonnen Kohlen einge- gangen ; die Haltestellen Mülsen St. NiclaS, Mülsen St. Jacob, Mülsen St. Micheln und Thurm em pfingen in demselben Jahre 120, 256, 1605 und 803 Tonnen Kohlen. Dresden. Die Gesamtauflage der neuesten Nummer der satirischen, periodischen Wochenschrift „Der Beobachter an der Elbe", Herausgeber A. Risse, wurde konfisziert. Jnkriminiert ist eine sa tirische Humoreske, welche in drastischen Farben das Treiben auf der Vogelwiese schildert und zum Schluß Verstöße gegen die Sittlichkeit enthält. Der verantwortliche Redakteur, Kirschner, wurde von der Kriminalpolizei verhaftet. Der Verleger Risse kehrte erst gestern von Chemnitz, wo er dem 1. Verbandstage der Saalinhabrr im Königreich Sachsen in feiner Eigenschaft als Verleger der „Dresdner Saalinhaber-Zeitung" beigewohnt hatte, hierher zurück und sand in seiner Offizin die Krimi nalpolizei vor. Leipzig. DieRuhr ist g ol dhal t i g, be hauptete ein in Kassel lebender junger Schriftsteller Rudolph, welcher seine Feder dazu benutzte, um in sächsischen und westfälischen Zeitungen Inserate zu er lassen, dahingehend, daß er Darlehnssuchende unterstütze und er ihnen einen hohen Nebenverdienst verschaffen könne. Die sich Meldenden mußten einen Vorschuß einsenden und erhielten den Rat: Den Goldgehalt der Ruhr auszunutzen! Wegen einer großen Anzahl solcher Schwindeleien hatte das Landgericht Kassel den Schrift steller zu 7 Monaten Gefängnis verurteilt. Die von dem Beklagten eingelegte Revision stützte sich auf die in der Hauptverhandlung aufrecht erhaltene Behauptung, daß er durch geologische Studien und eigne Beobachtungen Enterbt Roman. Nach dem englischen frei bearbeitet von Klara Rheinau. 39. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Vivien fand zu ihrer Ueberraschung, daß Lady Neßlie zwei der besten Gemächer des Hauses für den Erzieher ausgewählt hatte. Er erhielt ein Wohnzimmer, das früher ein Staatszimmer ge wesen, und eines der schönsten Schlafzimmer. „Er ist keine gewöhnliche Person," sagte My lady stolz. Für einen Dorman würde ich natürlich keine solchen Zimmer bestimmt haben; aber de Nonchet ist ein sranzösischer Gentleman und außer dem ein entfernter Verwandter von mir." »Ich glaubte immer, die d'Esbe's seien eine reiche Familie," bemerkte Vivien. „Wie kommt es, daß dieser Herr genötigt ist, für seinen Unterhalt zu arbeiten?" „Mylady" hüstelte ein wenig. „Meine liebe Vivien," sagte sie, „mein Vater war ein D'Este, meine Mutter eine de Nouchet und die de Nouchets sind alle arm." Zu Viviens geheimem Aerger wurden die Zim mer zergerichtet und noch ein Reitpferd angeschafft, zu de Nouchets ausschließlichem Gebrauch. „Haben Sie denn die Absicht, Valärie, den Er zieher Ihres Sohnes seine Zeit mit Reiten zubringen zu lassen?" fragte Vivien; und Valerie erwiderte mit höhnischem Lachen: „Wie meines Sohnes Erzieher seine Zeit zu bringt, wird man schon sehen, wenn er kommt." De Nouchet war aber anscheinend in keiner Eile, den ihm von Lady Neßlie offerierten Posten onzunehmen. Er kam im Mai, als der Flieder blühte, und Vivien beobachtete mit Staunen, fast zu der Erkenntnis gekommen, daß die Ruhr goldhaltig sei und er habe ein Rezept für die Gewinnung de» Golde» ausgearbeitet. Da» Reich-gericht hat aber die Revision verworfen. Erschaffen hat sich in Leipzig der au» Großen. Hain stammende Soldat de» Leib-Grenadier-Regi- mentS Findeisen mit dem Jagdgewehr seine» Vor gesetzten, eines Leutnants, bei dem er al» Bursche diente. Findeisen sollte diesen Herbst zur Reserve entlasten werden. Der in Chemnitz abgehaltene l. VerbandStag der Saal inhaber im Königreich Sachsen faßte nach Erstattung einiger Berichte folgende Resolutionen und nahm dieselben an: I. über Zweck und Ziele des LandeSoerbandes der Saalinhaber; 2. über das Militäroerbot; 3. über die Fortbildungsschüler frage ; 4. über den Flaschenbierhandel. Ferner wurde be- schlossen, die Kgl. Staatsregierung zu ersuchen, bei Neuauf stellungen oder Aenderungen von Tanzregulaiiven in Zukunft Saalgewerbetreibende hinzuzuziehen und deren fachmännisches Urteil zu hören. Weiter soll die Kgl. Staatsregierung ersucht werden, daß bei Bereinsfestlichkeitea nicht die Inhaber der Säle haftbar gemacht werden, wenn an solchen Festlichkeiten fremde Personen gegen Entgelt» leilnehmen. — Als Ort für die 2. Jahreshauptversammlung wurde Leipzig gewählt. Glauchau. Von einem verheerenden Sh Iden - feuer heimgesucht wurde, wie schon gestern kurz gemeldet, nachts zwischen 12 und 1 Uhr dle Maschinenfabrik und Eisengießerei Karl Klinqers Nachf. in der Auestraße. Ausgekommen war der Brand in einem zwtschen der Gleßerei und dem Kesselhause befindlichen Schuppen, der zur Aufbewahrung der Holz-, Kohlen- und Koksvorräte sowie verschiedener aus Eisen und Holz gefertigter Mo- delle diente. Als die Feuerwehr Heranrückle, bildete dieser Schuppen nur noch ein wogendes Flammenmeer, dessen Schein am nächtlichen Himmel weithin sichtbar war. Die Haupttätigkeit der Feuerwehr erstreckte sich darauf, das Kesselhaus vor dem wütenden Element zu schützen und somit die Gefahr einer Kesselexploston zu verhüten. Längere Zeit schien es, als ob die auf dem Nachbargrundstück befindliche an den Schuppen an stoßende mechanische Weberei der Firma Karl G. Petzold von dem Feuer vernichtet werden sollte. Obgleich die Flammen dort bereits einen Dachstuhl ergriffen hatten, war es doch möglich, ihrer weiteren Ausbreitung Ein halt zu tun. Der Zerstörung anheiwzufallen drohte ebenfalls das Hauptgebäude der Fabrik, in deren Ober, geschoß die wertvolleren Modelle untergebracht waren; aber auch hier gelang es in Kürze, jede Gefahr zu beseitigen. Nachts V»2 llhr konnte dann end lich das Feuer als lokalisiert betrachtet werden. Verbrannt sind mehr oder weniger die Heizvoiräte sowie die hölzernen Modelle; ferner ist das Dach des Kesselhauses vollständig zerstört und ein Dach stuhl der Petzold'schen Weberei arg beschädigt. Die Gesamthöhe des Schadens konnte noch nicht festge stellt werden. Die Entstehungsursache ist ebenfalls noch nicht ermittelt. Hohenstein-Ernstthal. Gestern vormittag 111/2 Uhr kam, wie das „Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt" berichtet, in dem benachbarten Falken auf dem dem Gutsbesitzer Eduard Grimm gehörigen Gut Feuer aus, welches das ganze, aus vier Ge bäuden bestehende Anwesen einäscherte. Ein vier jähriges Kind, welches sich in der Scheune ausge halten hatte, erlitt lebensgefährliche Brandwunden. Uns dem Erzgebirge. Im ganzen oberen Erzgebirge ist die Getreideernte so gut wie beendet. Auch der Hafer, der sonst im allgemeinen erst ca. zwei Monate später reift, ist fast allenthalben schon eingebracht. Freilich ist er dürftig in der Qualität und sehr kurz im Stroh. Die Kornernte muß als sehr gute Mittelernte bezeichnet werden, wenn auch die Qualität nicht ganz so vorzüglich sein dürfte, wie im Vorjahre, wo das Obererzgebirge Saatgut an das Niederland verkaufen konnte. Die Heuernte Schrecken, die Vorbereitungen, die zu seiner Ankunft getroffen wurden. Es schien, als ob man den Herrn des Hauses erwarte, nicht einen bezahlten Abhängigen. Der Wagen wurde für ihn an den Bahnhof gesandt — das Diner hinausgeschoben. „Henri ist gewohnt, gut zu speisen," sagte My lady. „Ein gewöhnliches Diner würde chm nicht behagen." „Aber," fragte Vivien, wird Ihres Sohnes Erzieher jeden Tag mit uns dinieren, Valärie?" „Mein Sohn und desfen Erzieher," war die trotzige Erwiderung. „Es ist hohe Zeit, daß das Kind bessere Manieren lernt." „Aber unser Luncheon könnte doch sicher deren Diner abgeben," sagte Vivien. „Niemals hörte ich von einem derartigen Arrangement." „Sie werden höchst wahrscheinlich noch von gar manchem Arrangement hören, das Sie über raschen wird," bemerkte Mylady lachend. „Ich habe dies zu sagen: Wenn es Ihnen nicht beliebt, mit meinem Verwandten zu dinieren, der zugleich mein Freund ist, so brauchen Sie sich auch meiner Gesell schaft wegen nicht mehr zu derangieren. So beobachtete denn Vivien in Heller Verzweif lung den Gang der Ereignisse und am 14. Mai betrat Henri de Nouchet zum ersten Mal die Abtei. 2 4. K a p i t e l. Miß Neßlie war etwas überrascht, beim Be treten des Salons, bald nach deS Erziehers Ankunft, diesen Herrn hier in vertraulichster Weise mir Lady Neßlie lachend und plaudernd zu finden. Sie saßen nebeneinander auf einer Tauseuse und Oswald spielte in der Nähe. Die gnädige Frau hatte den letzten Rest von Trauer abgelegt — das Witwenhäubchen war ganz war sehr reichlich und ausgezeichnet aut, doch ist ein -weiter Gchnttt nur auf besonders günstigen Wiesen zu erwarten. Sogar eine leidliche Weid« für aus- getriebene» Vieh scheint für diese» Jahr ausgeschlos sen. Die für unser Gebirge so sehr wichtigen Kar toffeln geben wegen ihrer geringen Entwickelung Ur sachen zu ernsten Sorgen. Rüben und Kraut machen gar keine Fortschritte. Plaue«. Nach einer vom Stadtoberhaupte, Herrn Oberbürgermeister Dr. Schmidt vorgetragenen, die hiesige Lehrerschaft ehrenden Begründung, beschloß der Stadtgemeinderat einstimmig, die Gehaltstafiel der Lehrer an den städtischen Volksschulen rückwirkend vom 1. Januar 1904 günstiger zu gestalten. Da besonders auch die jüngeren Kräfte bedacht wurden — auf der 2. und 4. Gehaltsstufe sind 2jährige Rückungsfristen neu eingeführt — ist der Mehrauf wand ziemlich erheblich und beträgt 16500 Mark. Durch diesen Schritt steht Plauen, was Bezahlung der Lehrkräfte anbelangt, in der vordersten Reihe der Orte im Lande, neben den Großstädten. Die günstigen Folgen der letzten Gehaltsaufbesserung in Plauen für das dortige Schulwesen dürften nicht ausbleiben. Plaue« i. B. Einen gräßlichen Selbstmord versuch machte hier ein 23jähriger Arbeiter im Säuferwahn. Er brachte sich mit einem Glasscherben tiefe Schnittwunden am Halse und an den Armen bei und bearbeitete dann auch noch seinen linken Unterschenkel mit einem Stemmeisen. Der Mann wurde in das Krankenhaus gebracht. Plaue« i. V. Wird die Wafsernot noch größer, so greift die hiesige städtische Verwaltung zum letzten und schärfsten Mittel. Ihr wird, wie sie jetzt bekannt gibt, nichts weiter übrig bleiben, als daß sie für jede Haushaltung nach der Zahl ihrer Mitglieder die Waffermenge, die sie höchstens verbrauchen darf, bestimmt. Jever Haushaltung, die mehr verbraucht, müßte dann das Wasser ohne weiteres gesperrt werden. Zitta« Bedeutende Unterschlagungen hat sich ein bei einem hiesig en Arzt in Stellung gewesenes Fräulein zu schulden kommen lassen. Dies hatte dessen geschäftliche Angelegenheiten zu besorgen und die Befugnisse dazu mißbraucht, auf Honorar-Rech nungen eingehende Gelder gegen Quittung anzu nehmen, aber nicht abzuliefern. Die bis jetzt er mittelten Veruntreuungen betragen weit über 1000 Mark Gerichtszeitung. Zwickau. Rückfälliger Dieb. Der 33 Jahre alte, wegen Diebstahls schon oft, darunter auch mit Zuchthaus vorbestrafte Kohlenhändler Eduard Schreiber aus Oberlungwitz» stahl in der Nacht zum 2. April dem Wirtschastsbesitzer Wagner in Langenberg bei Hohenstein ein Viertelhektolitermaß. Er erhielt dafür 9 Monate Gefängnis uud 3 Jahre Ehrenrechtsverlust zuerkannt. 1 Monat der Strafe gilt als verbüßt. Allerlei. -j- Amtliche Stilblüte«. Aus Karlsruhe schreibt der „Franks. Ztg." ein Leser: In heiterer Erinne rung an einige amtliche Stilblüten, die vor einiger Zeit in der Frf. Ztg. standen, sende ich Ihnen nach stehende Bemerkung aus einem Bericht, den ein badischer Gendarm an das Amtsgericht in L. (Lör rach) richtete. Es handclte sich um einen Fall „Be treffend die Strafsache gegen T. D. wegen Vergehens gegen die Gewerbeordnung ^unbefugter Handel mit Flaschenbier)". Der Bericht des entrüsteten Hüters der Gerechtigkeit enthält u. a. folgenden Satz: „Un- versch wunden. Sie prangte in eleganter Gesellschafts toilette — einem Gewand von mattrosa Seide mit weißen Spitzen und in ihrem Haar und um ihren Hals glitzerten Diamanten. Henri de Nouchets Augen ruhten voll Bewunderung auf ihr, als Vivien plötzlich das Zimmer betrat. Monsieur erhob sich rasch und blickte mit staunender Ehrfurcht aus Viviens stolze, gebietende Erscheinung. Auch Valbrie erhob sich und stellte in wenigen Worten de Nouchet vor. „Mein Cousin," sagte sie, und als der Betreffende lachend remonstrierte, vervesserte sie sich. „Nicht ge rade Cousin, aber ein entfernter Verwandter." Der Erzieher verneigte sich leicht und sagte, die e Frau „erzeige ihm eine große Ehre." ioien sprach einige sreundliche Worte zu ihm, aber sie ärgerte sich, ihn im Salon und noch dazu anscheinend in so vertraulichen Beziehungen zu Lady Neßlie zu finden. Monsieur hatte eine tiefe Verbeugung gemacht vor der königlichen Schönheit, deren dunlle, ernste Augen ihm Ehrfurcht einzufließen schienen. Er ließ sich nicht sogleich in eine Unterhaltung mit ihr ein — er wollte sie erst etwas studieren, auch war er seit ihrem Eintritt viel ruhiger geworden. Er zog das Kind zu sich heran; aber Oswald schien keine Sympathien sür ihn zu fühlen. „Deine Augen sind schwarz und Dein Gesicht gefällt mir nicht," sagte er mit seiner gewohnten Offenheit. „Ich habe Herrn Dorman lieber als Dich." Monsieurs Züge verdüsterten sich. (Fortsetzung folgt.)