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ess» Früher Wochen- und Nachrichtsvlatt TsgMatt sb Ähwrs. Mit. SmMs, MM St. hüin, HämMt. Imem, Mkskl. LrtiwÄns. Ma A. Mis, St. 3M St. Mel«. StnMns, TM. MmMa, Sijs-uytl ui WW» Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Siadtrat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsb^irt — > „> - Jahvg<mg. - - > > - - Nr. 156. Freitag, de» 8. Juli 1904. 1-« WWWMWSS8A^SS^^WWSWMM!^W^S^^^^U^^^^W>>^WSSSSSWSSSSWSSSSWM^!^^^^^^WSN88SSSSSSSSS^SS^^^>SSSSSSIS^>^MW>^MW>S^>SS>W^SSSS^MSSSSWSSSSSS!^SMWW>M Dies« Blatt erscheint täglich (autzer Sonn- und Festtags) nachmittags für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugqnceis 1 Marl 25 Pfg., dmch di« Post bqogen 1 Mk. SO Pfg. «meine Nummern 10 Pfennig,. — Bestellungen nehmen autzer der Erpedition in Lichtenstein, ZVickauerstratz« 397, all« Ltais«rlichtn Postanstatten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate «erden di« fünfgespalten« Gruntyeil« mtt 10, für auswärtig« Inserenten mtt 18 Pfennigen berechnet. Im amtüchen Test tostet di« zw«ispaltige Zrile 30 Pfennig«. — Jnseraten-Annahme täglich bis spätestens vormittags 10 Uhr. Der russisch-japanische Krieg. Kämpfe «m die Gebirgspässe. General Ssacharow meldet dem Generalstab von vorgestern: Die Vorhut der sich im Osten von Liaujang befindenden Abteilung hatte am 3. Juli eine Etellunc im Janselinpaß besetzt. Am Abend desselben Tages wurde durch Rekognoszierungen sestgestellt, daß eine Abteilung der feindlichen Vorhut in Stärke von etwa 1500 Mann vor der Front unserer Stellung die Dörfer Tschawuan und Tschaumenka einnimmt, die Hauptmacht deS Gegners dagegen weiter zurückge blieben ist im Fenschuilin- und im Modulinpaß. Gleichzeitig wurde bemerkt, daß eine japanische Ab teilung in einer Stärke von etwa einem Bataillon unter Umgehung des linken Flügels der Stellung im Janselinpaß in der Richtung aus Liandiansian vorrückt. Um dies zu verhindern, wurden in der bedrohten Richtung Abteilungen ausgesandt in einer Gesamtstärke von 5 Kompanien, 12 berittenen Frei» willigen»Kommandos und einer halben Sotnie. Um den Rückzug der Abteilung LetschizkiS zu sichern, sollten drei Kompanien unter dem Befehl des Oberst» leutnants Garnizki nach Makumensa (2 Werst südlich von Tschawuan), sowie «ach dem Ssin» kailin» und dem Laholinpaß marschieren. Am 4. Juli stütz marschierten beide Kolonnen in den angegebenen Richtungen ab; um 2^2 Uhr begann ein Gefecht. Die Abteilung des Oberstleutnants Garnizki erreichte den Kreuzungspunkt der nach dem Ssinkailin« und dem Laholinpaß führenden Straßen und verdrängte von hier eine feindliche Feldwache, die eine Kompanie stark war. Gleichzeitig warf die Abteilung des Obersten Letschizki, ohne zu feuern, die feindlichen Vorposten zurück und näherte sich dem Fuße der Höhen, 6 Werst östlich von Tscha- wuan. Der Paß wurde besetzt. Da der Feind von der Front und von den Flügeln aus mit bedeuten den Kräften vorzugehen begann, zog sich der Chef der Kolonne den ihm vorher erteilten Weisungen gemäß zurück. Als Oberst Letschizki sich zurückzu- " ziehen begann, wurde von den Hügeln und vom Paß, den die Japaner inne hatten, ein mör derisches Feuer eröffnet. Trotzdem zog sich die Kolonne in mustergültiger Ordnung zurück, Oberst Letschizki, der die ganze Zeit in der Schützen» kette blieb, leitete mit großer Klugheit und Kalt blütigkeit die Kolonne und ging mit dem Stabschef und dem Adjutanten als leKer zurück. Alle Mann schaften verhielten sich sehr ruhig und kamen den ihnen gegebenen Befehlen musterhaft nach. Oberst Ätschizki wurde leicht verwundet; ferner wurden auf unserer Seite 6 Offiziere verwundet, deren Namen festgestellt sind, und noch mehrere Offiziere, deren Namen ich später melden werde. An Toten und Verwundeten verloren wir mehr als 200 Mann. — General Kuroki berichtet: Gestern beim Morgengrauen griffen zwei russische Bataillone die japanischen Vor- posten im Mottenpaß unter dem Schutz eines dichten Nebels an; die Skrfftn wurden zurückgeschlagen, woraus sie noch dreimal den Angriff wiederhoüen, ehe sie sich gänzlich geschlagen zurückzogen. Die Japaner verfolgten sie drei Mellen nach Westen zu vom Mollenpaß. Die Russen ließen 30 Tote und 50 Verwundete auf dem Platz, die Japaner oer- loren 15 Tote und 30 Verwundete. Politische Rm-dscha«. Deutsche« Gleich * König Geor^von Sachsen beendet in dieser Woche seine Emser Kur. Die katarrhalischen Erscheinungen, an denen der König lange Zell gelitten hat, find unter dem Gebrauch der Kur wesentlich zurückgegangen. Der Kräfttzustmid läßt aber noch zu wünschen übrig. Der , König ist dadurch, besonders aber auch neuralgischer ' Schmerzen' wegen, an längerer Bewegung im Frei« behindert. * D« K aifer wird den Besuch d« König- Eduard von England nicht umgehend erwidern, wie in einigen Blättern gemeldet worden war. Als eine Folge der in Kiel vollzogenen Annäherung ist aber der Besuch der 8 Linienschiffe, 1 großen und 6 kleine Kreuzer starken Geschwaders in Plymouth, das Kiel noch in dieser Woche verläßt und vom 8. bis zum 13 d. M. in dem genannten englischen Hafen Aus ent» halt nehmen wird, anzusehen. Das deutsche Ge schwader hätte auf seiner UebungSfahrt wohl nicht so lange Station in Plymouth gemacht, wenn nicht die deutsch-englischen Beziehungen freundlicher ge worden wären. Hoffen und wünschen wollen wir nur, daß auch England in Zukunft mit Beweisen ehrlicher Freundschaft und aufrichtigen Entgegen» kommens nicht kargt. * Versicherung von Privatange» stellten. Wenn man lernen will, wie eS gemacht werden muß, um auf dem Gebiete der Sozialgesetz, gebung vorwärts zu kommen, so muß man sich die Bestrebungen der Privatangestellten nach Einführung einer staatlichen PensionS- und Hinterbliebenenoer» sicherung zum Vorbilde nehmen. In ruhiger, aber energischer und zielbewußter Agitation besorgen sie die statistischen Unterlagen über die Zahl und Art der in Betracht kommenden Prioatangestellten, brin» gen ihre Wünsche immer wieder in der Oeffentlichkeit und bei dem zuständigen Reichsamte vor und schaffen so allmählich eine sür sie günstige Stimmung, welche die beste Grundlage für den Erlaß von neuen Ge setzen bildet. Der Staatssekretär deS Innern beschäf tigt sich andauernd mit dieser Materie. Zur Zeit werden die von den Privatangestellten ausgefüllten Fragebogen verarbeitet. Nach Abschluß dieser Arbeit, die gewiß geraume Zeit in Anspruch nimmt, wird man sich ein besseres Bild von der Sachlage machen können. Ob und wann die Wünsche der Privatem» gestellten erfüllt werden, läßt sich natürlich nicht an nähernd übersehen, handeü es sich doch, wie der Staatssekretär des Innern noch jüngst dem Direk torium des Vereins der deutschen ZuckerinVustrie mit» teilte, zur Zell erst um vorläufige Erörterung, da die Sachlage noch nicht hinreichend geklärt sei. Immer» hin kann man wohl annehmen, daß die Angelegen heit aus dem besten Wege ist, ihrer Verwirklichung entgegen zu gehen. * Nach den Aussagen des englischen Händlers Wallace sollen von den 25 000 Köpfe starken Here» roS mindestens 2000 mtt Gewehren bewaffnet sein. *FreiherrvonMirbachhat dem „Potsd. Jntell.-Bl." zufolge sein Abschiedsgesuch nicht ein gereicht. Zu den durch die Press« gehenden Nach» richten von einem Rücktritt Mirbachs von seinem Posten als Oberhofmeister der Kaiserin wird von informierter Seite mitgeteilt, daß Freiherr von Mirbach gar nicht daran denke, sein EntlassungSge» such einzureichen und auch gar keine Veranlassung dazu vorliege. *DieErsteKa mmer der Landes st ände Badens hat am Dienstag den Gesetzentwurf be treffend die Verfassungsänderung mit allen Stimmen gegen die des Fürsten Karl von Löwenstein ange nommen. * München. In der Abgeordnetenkammer wurden die in der letzten Session aus politischen Gründen (Entlassung des Kultusministers von Landmann) vom Zentrum gestrichenen 100000 Mk. sür Kunstzwecke Heuer ohne Debatte genehmigt. — Der Rachedurst der Dunkelmänner ist gestillt. Italic« * König-Viktor Emanuel macht hier und da von sich reden. Am Sonntag stattete er der neuen Synagoge in Rom einen einstündigen Besuch ab und sprach sich den anwesenden Gemeindever tretern gegenüber in warmen, dankbaren Worten über den Patriotismus der italienischen Juden aus. Beim Verlassen war der König Gegenstand stürmischer Ovationen. Die klerikale Presse ist empört. Niederlande. * E i n e n i e d e r l S « d i s ch e S t r a f e x P e d i- tionauf Borneo. Der .Amfterd. Cour.* ver öffentlicht ein Telegramm aus Batavia, welches besagt' daß der Kommandeur der Expedition nach Nord-Atschm am 30. Mai Likar angegriffen habe, wobei dem Femd ein Verlust von 432 Toten, darunter 124 Frauen und 88 Kinder, sowie 54 Verwundeten zugefügt wurde; außerdem wurden 17 Mann gefangen genommen. Auf niederländischer Seite wurden der Kommandeur der Truppen, 1 Leutnant, 2 Unteroffiziere und 13 Mann verwundet. Am 23. Juni griffen die niederländischen Truppen nochmals den Feind an, wobei die letzteren einen Verlust von 654 Toten, darunter 186 Frauen, 130 Kinder und 49 Verwundete erlitten, ferner wurden 28 Mann zu Gefangenen gemacht. Bon den nieder ländischen Truppen wurden 1 Hauptmann, 22 Soldaten und 6 Kulis verwundet. — Auffallend ist der große Verlust an Frauen und Kindern. Türkei * Glänzende Gehälter. Ein türki sches Ministerportefeuille ist eine Art Goldgrube sür seinen Inhaber. Der Großwesir und der Kriegs minister beziehen, wie eine englische Revue berichtet, ein jährliches Gehalt von je 265600 Mark. DaS bestbezahlte türkische Amt ist aber das Marine ministerium, denn es bringt 336 000 M. jährlich; der jetzige Minister soll ein Vermögen von 48000000 Mk. besitzen. Der Minister des Aeußeren bezieht 176000 Mark und der Finanzmintster 156000 Mark. Das niedrigste Gehalt hat der Bergwerksminister, nämlich 111200 Mark. Dabei steht er sich freilich immer noch besser als ein Premierminister in anderen Ländern. * Meutereien von Truppen wegen Nichtzahlung des rückständigen Soldes werden ge meldet aus fünf Orten Mazedoniens, nämlich Pris- ren, Uesküb, Monastir, Salonik, Serres, und ferner aus Damaskus. Die Pforte sucht bei der Ottoman- Bank und der Deutschen Bank einen Vorschuß von 500000 Pfd. aufzunehmen. Erstere will nur 50000, letztere 150000 oorschießen. Die Finanzkommission im Jildispalast hält täglich stundenlange, ergebnis- lose Sitzungen wegen der Geldbeschaffung. Aus Stadt «td Larsd. Lichtenstein, 7. Juli. * — Der Juli hat nun die zweite Hälfte deS Jahre« eröffnet und bringt uns den Höhe punkt des Sommers, aber auch die Ferien und die meisten Turner-, Sänger- und Schützenfeste. Außer diesen gibt es allerorten noch andere Feste, die auf allen Ueberlieferungen beruhen, sich an sagenhafte und weltgeschichtliche Ereignisse oder an kirchliche Sitten anknüpfen. Auch Kirschen, und Rosenseste werden hie und da in deutschen Landen im Juli gefeiert, sind aber am meisten in Frankreich einge bürgert. Im übrigen schätzt der Bauer mehr die Sonne als den Regen in diesem Monat nach dem Sprichwörter „Die Julisonne arbeitet für zwei", sie läßt das Korn reifen und schüttet einen Segen von köstlichem Gemüse über uns aus. Da ist es schön um die Mittagszeit in den weiten Kornfeldern, wenn die Glut der Sonne über all dem reichen Segen brütet und nur zuweilen leise wie im Traume das weite Meer der Aehren sich flüsternd regt. Alle Vögel sind verstummt; einzig die Ammern spinnen unermüdlich den dünnen Faden ihres Gesanges, aber zwischen den Halmen und an den Rainen schwirrt und wetzt und zirpt und summt und brummt es von unsäglichem Jnsektenvolke; Schwebefliegen und Li bellen stehen in der Lust und schießen plötzlich davon, während die Schmetterlinge wie trunken von Dust und Glut dahintaumeln. Aber auch gewaltig kann dieser Monat sein. DaS schimmernde Gebirge von Wolken dort hinter dem Walde türmt immer höher sich zu einem finsteren Graublau, -aS nur noch an den Rändern mit Silber gesäumt ist. Zuweilen tönt eS von fern« wie rin dumpfe- Gemurmel grollender Stimmen durch die stille Lust. Nun steigt es schneller empor uud verschlingt die Sonne, und dann jagt e- heran mit Sturm und Regen über die wogenden