Volltext Seite (XML)
lassen. Man nimmt an, daß das der Grund der In aktivierung d«S Generalmajors ist. * In bemerkenswerter Weise hat sich der Ober» bürgermeister von WormS gelegentlich einer öffent lichen Arbeitsausschreibung zu den Handwerkern ge- Äußert. Die jetzige Submissionswirtschaft könne nicht so fortgehen; es sei ganz un- möglich, bei solchen Preisen zu arbeiten. Wegzu- werfen habe die Stadt nichts, aber der Handwerker stand müsse erhalten werden und damit ein zahlungs fähiger Mittelstand. Jedes Handwerk solle sich die Preise noch einmal überlegen und in drei Tagen neue Preislisten einreichen. Rußland. * Der von dem Senatsbeamtcn Eugen Schau mann durch Reoolverschüsse schwer verwundete Gene ralgouverneur von Finnland, General Bebrikow, ist seinen Verletzungen trotz einer vorgenommenen Ope ration alsbald erlegen. Bobrickow war ein rücksichts loser Vertreter der Rufsifizierungspolitik gegenüber den Finnländern, seine Ermordung durch Schaumann beruht daher zweifellos auf politischen Motiven, denn der durch eigene Hand gestorbene Attentäter war be kannt als begeisterter finnländischer Patriot. Jeden falls wäre zu wünschen, daß das Attentat auf den General Bobrikow nicht Anlaß zu weiteren Gewalt maßregeln gegen das friedlebende, die Gesetze achtende finnische Volk geben, vielmehr die russische Regierung davon überzeugen wird, daß es höchste Zeit sei, wieder in verfassungsmäßige Bahnen einzulenken. Frankreich. * Ein neuer Kvlonralskandal Der Justizminister gab infolge einer von dem Gouver neur von Französisch-Westafrika an den Pariser Ober staatsanwalt gerichteten Depesche den Auftrag, den ehemaligen General-Administrator Girard zu ver haften. Girard ist beschuldigt, daß er einen Neger, der bei ihm als Dolmetscher angestellt war, ermmdet oder seine Ermordung veranlaßt hat. Girard wird nach Saint Louis (Senegal) gebracht, wo die Unter suchung dieserAngelegenheit vorgenommen werden wird. Der russisch-japanische Krieg. Petersburg, 20. Juni. Nach Zerstörung des Olzumi Maru ist das Wladiwostockgeschwader am Sonntag in der Richtung nach Hokkaido weiter gefahren. London, 20. Juni. Nach Privatmeldungen aus Tokio wird Admual Skrydlow von Kaminuao verfolgt und ist von Wmolwostock abgeschnitten. Sein Geschwader ist in Furakowa gesichtet, nimmt südliche Richtung und wird Togo in die Arine ge trieben. Es ist unrettbar verloren, wenn es nicht in chinesische Gewässer entkommt. London, 20. Juni. Aus Tusan wird gemeldet, daß General Oku Port Arthur auf der Landseite be dränge. Kuroki sendet Verstärkungen und konzentriert die Hauptkraft auf die Defensive gegen erneute russische Entsatznersuche. Chinesische Flüchtlinge aus Port Arthur, die in Tschisu eingetroffen sind, berichten, daß die Japaner l2 Kilometer nördlich der Stadt stehen. Muk den, 20. Juni. Chinesischen Berichten zu folge sollen alle bisherigen Angriffe zur See auf Port Arthur mit großen Verlusten seitens der Japaner zurück geschlagen worden seien. Die russischen Vorposten zu Lande haben ebenfalls die Angriffe des Feindes zurück- gewiesen. Der japanischen Armee auf Liautung soll es an Lebensmitteln mangeln. Tokio, 20. Juni. Die Russen haben ver gangenen Donnerstag die japanischen Handelsschiffe „Aamata" und „Ausoi" bei den Inseln Kojima in den Grund gebohrt. 30 Ueberlebende sind mit dem Fahrzeug „YaShai" hier eingetroffen. Insgesamt hat das Wladiwostock-Seschwader 5 japanische Schiffe in den Grund gebohrt. Tokio, 20. Juni. Das Wladiwostock-Ge- schwader ist am 18. d M. bei Honashisako gesichtet worden. Dasselbe fuhr in nördlicher Richtung und ist anscheinend auf der Rückkehr nach Wladiwostock begriffen. Tschifu, 20. Juni. Nach Meldungen aus chinesischer Quelle verlautet, die Japaner hätten über 1000 Mann geopfert, um eine« der Außenforts von Port Arthur zu erlangen. Liaojang, 20. Juni. In dem dreitägigen Kampfe vom 14., 15. und 16. d. M. zwischen Wa- fangou und Esimmin haben 32 russische Bataillone unter Baron von Stackelberg gefochten. Die Ent scheidung fiel zu Ungunsten der Russen aus. Port Arthur soll sich mindestens noch 4 Monate halten können. Söul, 20. Juni. Ein koreanisches Schiff, welches aus Fusan ausgelaufen ist, ist in Gensan immer noch nicht eingetroffen. Die Behörden verboten sämtlichen Schiffen auszulausen, so lange sich das russische Ge schwader nicht wieder im Hafen von Wladiwostock befindet. Et«« Ltadt ««d Sand Lichtenstein, 20. Juni * — Naturheilverein Wir machen auch an dieser Stelle aus die heute Montag abend i/,g Uhr im Ratskeller stattfindende Monatsversammlung aufmerksam. * — Riese« Zelt-ZirkuS „Royal" auf den» hiesige« Teichplatz. Das Urteil aller derjenigen, welche bis jetzt die Vorstellungen im Zirkus „Royal" besucht haben, geht einmütig dahin, daß die Dar bietungen daselbst ganz hervorragende sind. Das Personal setzt sich zusammen aus Künstlern 1. Ranges, ebenso ist das Pferdemattrial ein vorzüg liches. Es ist jedermann zu empfehlen, den Zirkus zu besuchen, denn so leicht dürfte sich die Gelegenheit nicht bald wieder bieten, einen Zirkus in solchem Umsange und bei so vorzüglichen Leistungen in unserer Stadt haben zu können. * — Kühle Zimmer. Eine kühle Zimmer temperatur zu erreichen ist gar nicht so schwer, wenn man während der nunmehr kommenden warmen Tage nur systemathisch dabei zu Werke geht. Die Hauptsache ist, wenn morgens das Thermometer draußen höher steigt, als die Stubentemperatur, die Fensterflügel zu schließen. Kommt dann die Sonne, so sind Rouleaus oder Jalousien herabzulassen, doch ja nicht bei geöffnetem Fenster, denn sonst kommt die Hitze doch ins Zimmer. Ist der Sonnenschein fort, so bleiben die Fenster immer noch etwas ge schlossen, bis draußen das Thermometer ein wenig gefallen ist. Darauf erfolgt die Oeffnung, und zwar was die Hauptsache ist, der oberen Fensterflügel. Ein Oeffnen der unteren Fensterflügel, wie es der Bequemlichkeit wegen in der Regel geschieht, hat keinen besonderen Nutzen. Die warme Lust im Zimmer ist besonders oben an der Decke. Diese Luft muß zuerst hinaus. Sie tut uns aber nicht den Gefallen, nach unten zu kommen, sie will oben hinaus, darum müssen die oberen Fensterflügel geöffnet werdens Kann man dann für kurze Zeit Zugluft veranlassen, so wird der Erfolg sicherlich nicht auf sich warten lassen! * — Rettung Ertrinkender. Mit der be gonnenen Badezert werden, wie in jedem Jahre, wieder zahlreiche Todesfälle durch Ertrinken gemeldet und nicht selten werden auch diejenigen, die zur Rettung des Im Schlosse der Ahne«. Original-Roman von Otto König-Liebthal. 28/Fortsetzung. (Nachdruck verboten-) „Hm!" macht Hellmut, ohne sich weder durch Blicke, noch durch Gebärden zu verraten, daß er es sei, von dem Horsten sprach. „Ich würde an Ihrer Stelle das Geschenk ruhig annehmen. Der Graf hat ja Geld genug, auf einige tausend Mark kommt es ihm somit nicht an. Er kennt die Bestimmung des Testaments ganz genau, und er wird Ihnen wahrscheinlich für die Ihnen entgangene Erbschaft eine kleine Entschädigung haben geben wollen. Uebrigens ist es doch sehr wahr scheinlich, daß, wenn der Graf sich hier in Berlin oder in der Umgegend aufhält, er doch ganz sicherlich einmal nach Eichfeld kommen wird, um sich das ehemalige Besitztum seiner Vorfahren anzusehen. Und dann haben Sie immer noch Zeit, wenn Sie das Geld absolut nicht nehmen wollen, es an ihn zurückzugeben. Von Walter werden Sie zudem wohl auch wenig erfahren können." Horsten schwieg noch immer gedankenvoll und seine Züge zeigten einen tiefen Ernst. Aber nur einen Augenblick. Dann erhellten sie sich und freund lich lächelnd erwiderte er: „Sie haben das richtige getroffen. Aber nun lassen Sie uns nach dem Schlosse gehen; ich muß doch den Damen von der interessanten Neuigkeit Mitteilung machen." — „Schade," sagte Horsten am andern Tage bei der ersten Begegnung mit Hellmut, „daß der Justiz rat Nello nicht geschrieben hat, mit welchem Zuge er eintrifft. Ich bm der Meinung, daß er mit dem Frühzuge kommen wird. Auf alle Fälle werde ich einen Wagen nach der Bahn schicken. Wollen Sie nicht den Herrn dort in Empfang nehmen. Ich muß noch die zum Verkauf nötigen Papiere durchsetzen, damit uns das nachher nicht allzulange aushält. Hellmut konnte das nur angene m sein; er hatte somit Zeit, mit dem Justizrat, der für ihn seine Erb schaftsangelegenheit geregelt hatte und nun sein Ver mögen verwaltete, einige Worte zu plaudern, ehe er die Bekanntschaft mit Horsten machte. - „Gern," erwiderte er deshalb. „Ich werde mich sofort zurecht machen, denn es wird Zeit, daß wir fahren." — Wie Horsten vermutet hatte, traf der Justizrat Nello mit dem Frühzuge ein. Hellmut stand auf dem Bahnsteig und eilte, als er den Herrn aus seinem Wagenabteil steigen sah, erfreut auf ihn zu. „Ah! Guten Morgen, Herr Gr . ." Doch sprach er das letzte Wort nicht aus, er hatte die abwehrende Bewegung Hellmuts verstanden. „Na, verzeihen Sie, Herr Kraft," fuhr er deshalb fort, „bei der heutigen Zusammenkunft mit Herrn Horsten werde ich mich bemühen, mich nicht wieder zu versprechen." „Das hoffe ich!" entgegnete Hellmut. „Sonst verderben Sie mir die ganze Sache. Er darf nicht ahnrn, daß ich es bin, für den Sie es kaufen. Aber nun kommen Sie, der Wagen steht zur Abfahrt bereit." Die Herren nahmen im Wagen Platz und nun rollte das Gefährt von dannen. Die Unterhaltung wurde so leise geführt, daß der Kutscher nichts da von verstehen konnte. „Sie haben mir die Sache sehr leicht gemacht," sagte der Justizrat. „Ich soll also auf jeden ge- forderten Preis eingehen?" „Ja," sagte Hellmut, „auf jeden, und dünkt er Ihnen noch so hoch. Eine Besichtigung des Gutes von Ihrer Seite wäre eigentlich überflüssig, doch bester ist es, es geschieht, damit kein Argwohn in Horsten aufsteigt. Wahrscheinlich wird mich Horsten zur Mitsahrt einladen. Wir müsten uns dann schon Verunglückten eilen, von diesem mit in das feuchte Grab gezogen, denn die zu Reitenden hindern zunächst die Bewegungen deS Retters, dann aber suchen sie sich möglichst aus dem nassen Elemente emporzuwinden. Einem Ertrinkenden, der noch mit voller Kraft zappelt, sich im ersten Anstürme edler Hilfsbereitschaft zu nähern, ist also sehr gefährlich, man erweist ihm und sich selbst keinen Dienst damit, es müßte sich denn um kleine, leicht zu bändigende Kinder handeln Man muß warten, bis der Ertrinkende die Kraft verliert, wenn cs dann gelingt, ihn auf den Rücken drehen und ihm dann eben nur die Nase über Wasser zu halten, so ist die Rettung kein Kunststück. Wenn man einem Ertrinkenden zu Hilfe eilt, so schwimme man rasch auf denselben zu, ergreife ihn aber nicht sofort, sondern umkreise ihn, bis man ihn von hinten fassen kann. Wenn der Verunglückte den Retter umschlingt, oder sich an ihn klammert, so bedeutet dies in deu meisten Fällen den sicheren Tod für beide. * — Protest der Zahntechniker. Gegen die Auslassung des Chemnitzer Srzlichen Bezirksvereins, daß die Zahnkünstler den Kurpfuschern beizurechnen seien, hat der Verein der Zahnkünstler im Regierungsbezirke Zwickau Widerspruch erhoben * — In der „Glauchauer Zeitung", dem Amts blatt für Hohndorf, erläßt die Kgl. Amtsbaupt- mannschast Glauchau folgende Bekanntmachung. Der Schutzmann Paul August Ebert in Hohndorf ist als 2. Verwaltungsvollstreckungsbeamter für die Gemeinde Hohndorf in Pflicht genommen worden. * — Hohnborf. Wie wir hören, verläßt am 1. Juli Herr Registrator Beier hier unsern Ort, um in gleicher Eigenschaft nach Paunsdorf bei Leipzig überzusiedeln. * — Der Dorfweg in Hermsdorf wird wegen Massenjchüttung auf der Strecke von der Rüsdorfer Flurgrenze dis zum Hause Brand Kataster Nr. 14b vom 20 ds. Mts. abgesperrt und letzterer auf den an dem Dorfbache hm führenden Kommunikations-Weg verwiesen. * —Mülsen Gt. Jacob. Der Bezirkslehrerverein „Mülsengrund" wohnte am Donnerstag in hiesiger Volksschule einer praktischen Lektion des Schuldirek tors Burckhardt bei, welcher mit der ersten Knaben klasse ein Thema aus der Geometrie behandelte. Bel der Nachversammlung in der „Deutschen Bier halle" sprach c>er Vorsitzende Kantor Garten nach i .b raster Debatte über das Gehörte mit besonderer Empfehlung ü'^er das geplante Unternehmen des Lehrmittelausschusses im Leipziger Lehreroecein, wo nach durch den Verlag der Illustrierten Zeiiung eins serienweise Bildersammlung sür geographische, zoolo gische, geschichtliche, technologische usw. Lehrzwecke in Neudruck erscheinen soll. Ferner verbreitete man sich über die „Universitäts-Ferienkurse in Leipzig" und die „Geschichte der Entwicklung der sächsischen Seminare" Die nächste Konserenz findet am 6. Juli in Thurm statt, wobei Herr Seifert tätig sein wird. Dresden. Der seit einiger Zeit flüchtige Bankier Jäger aus Tübingen wurde hier ergriffen. Bei seiner Festnahme verwundete er sich mittels eines Taschenmessers. Er wurde vorläufig inS Krankenhaus gebracht. Dresden. Zum Gedächtnis an die zu srüh verstorbene Frau Prinzessin Johann Georg hat die Königin Witwe den hochherzigen Entschluß gefaßt, dem Maria-Anna-Kinderhospital eine Summe zu spenden, die den Grundstock zu einer Isabellen- Stiftung bilden soll. Chemnitz. Die Stadtverordneten genehmigten am 16. Juni den Bau der Lutherkirche mit höchstens 400000 Mk. Aufwand und beschlossen die Erbauung ein bischen verstellen und tun, als ob wir unS fremd wären." „Das werde ich schon machen," lachte der Justiz rat. „Sie sollen mit mir zufrieden sein." „Noch eins," sagte Hellmut, „den Namen des Käufers nennen Sie natürlich nicht. Sie werden fchon irgend welche Ausreden haben. Erst bei der gerichtlichen Auflassung kann er es erfahren, wer der neue Besitzer des Gutes ist." „Mir alles recht," erwiderte der Justizrat. — Dec Wagen hielt vor der Freitreppe des Schlosses. Die Herren stiegen aus. Herr Horsten begrüßte den Justizrat und führte ihn in sein Arbeitszimmer. „Spannen Sie noch nicht aus!" rief er aus dem Fenster dem Kutscher zu, „wir müssen wahrscheinlich noch nach Philippsthal fahren." Nach dem Frühstück, welches die Herren allein im Eßzimmer eingenommen hatten, gingen sie nach dem Zimmer des Schloßherrn zurück. „Wollen Sie, Herr Justizrat, erst einen Einblick in die Bücher nehmen, oder ziehen Sie vor, zunächst eine Besichtigung des Gutes vorzunehmen?" fragte Horsten. „Ganz nach Ihrem Belieben, Herr Horsten," entgegnete der Gefragte. „So können wir erst fahren, wenn es Ihnen recht ist. Der Wagen ist einmal eingespannt." Die Fahrt verlief ziemlich schweigsam. Als sie in Philippsthal angekommen waren, stiegen sie auS und besichtigten unter Führung deS Gutspächters Bochow das Haus, die Scheunen und Ställe. Dann fuhren die Herren durch die Felder und Wiesen und zurück durch den prächtigen Laubwald. (Fortsetzung folgt.)