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unruhigt über die Haltung der Chinesen. General Ma > hat sein Hauptquartier Tungschau um 10000 Mann, verstärkt. Er verfügt angeblich über 40000 Mann. London, 16. Juni. .Morning Post- meldet aus Tokio: Bi» jetzt sind noch keine Einzelheiten über aS Seegefecht an der koreanischen Küste eingegangen. Politische Rml-scho» Doetsch«» Reich * Zum Befinden des Königs wird mitgeteilt, daß eine Aenderung darin nicht ringe- treten sei. Es gewinnt demnach erfreulicherweise den Anschein, al» ob die Besserung fortschreite. Wie verlautet, werden am Freitag die Herren Leibärzte endgültig darüber Beratungen pflegen, ob der Ge sundheitszustand deS Königs den Antritt einer Badereise zuläßt oder nicht. * Weitere Nachtragsford er ungen für Deutsch-Südwest-Afrika sind vom Bundesrat dem »Lok.- Anz." zufolge bis zum Herbst verschoben worden. Be- kanntlich werden schon jetzt die Nach ragsforderungen außer den bereits bewilligten zehn Millionen auf zwanzig Millionen Mark geschätzt. * Die Reservisten und Landwehr leute sollen fortan nicht nur die bisher üblichen Uebungen machen, sondern noch in selbständigen, kriegsstarken Verbänden ausgebildet werden. Zu nächst werden Ende Juni die übungspflichtigen Mannschaften des 3. brandenb. Armeekorps zu Re- serve-Jnfanterie-Regimentern zusammentreten. Rußland * Einberufung der Reserven. Ein kaiserlicher Ukas vom 9. Juni ordnet die Ein berufung von Offizieren und Untermilitärs der Re serve zum aktiven Dienst aus 10 Kreisen des Gou- vernements Pensa, je einem der Gouvernements Perm und Simbirsk, aus 6 Kreisen des Gouverne ments Samara, 3 Kreisen des Gouvernements Satow, 2 Kreisen des Gouvernements Orenburg, je 4 der Gouvernements Ufa und Moskau, 6 des Gou vernements Tambow, 2 des Gouvernements Wladimir, je 4 der Gouvernements Rjasan, 4 des Gouverne ments Tula, 3 des Gouvernements Charkow und aus 4 Kreisen des Gouvernements Kursk an. In einigen Kreisen haben auch Pferdemusternngen stattgefunden. England * Englands ostasiatische Zukunftssvrgen. Im Unterhause fragte Normann an, ob Korea als un abhängiger Staat anerkannt wird. Unterstaats' sekretär Earl Percy erwiderte ja. Weiter fragte Normann an, ob auch, falls Port Arthur von irgend einer anderen Macht als Rußland besetzt würde, die englische Pacht von Weihaiwei sofort aufhöre. Earl Percy erwidert, durch die im Jahre 1898 abge schlossene Konvention stimme China zu, Weihaiwei und die anliegenden Gewässer solange an Groß britannien zu verpachten, wie Port Arthur im Besitze Rußlands verbleibe. Stadt «ad Laad Lichtenstein, 16. Juni. *— Die pr. 1. Juli fälligen Coupons und gelosten Stücke von Wertpapieren werden be reits von jetzt ab bei der Lichtenstein-Callnberger Bank, Filiale Sarfert k Co., hier eingelöst. *— Die Ziehungsliste der StaatSfchuldeu- verwaltung für den Termin Johannis 1904 liegt Im Schlosse der Ahnen. Original-Roman von Otto König-Liebthal. (25. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten) Still und ruhig lag die Wasserfläche vor ihm; die sinkende Sonne warf ihre letzten Strahlen in die klare Flut, aus der hin und wieder em kleines Fischlein hervorschnellte, um gleich wieder zu verschwinden. Plötzlich vernahm er Schritte. Er sah auf. Lang, sam und mit gesenktem Kopse nahte sich ihm die, welche soeben vor seiner Seele gestanden hat: Fräulein von Kallis Hellmut sprang von seinem Sitz auf und grüßte ehr erbietig. »Verzeihen Sie . . Herr Kraft," sagte Fräulein Frida mit leiser, zitternder Stimme, »verzeihen Sie . . wenn ich Sie störe. Ich sah Sie vorhin hierher gehen und . . folgte Ihnen." Erne Purpurwelle übergoß ihr zartes Gesicht und mit flehendem Blick schlug sie die Augen auf, aus denen alles Feuer erloschen schien. „Was wünschen S i e von mir, gnädiges Frau- lein? ' fragte Hellmut und machte sich stark, seine Aufregung zu verbergen. Fräulein Frieda fühlte die brennende Röte in ihrem Gesicht, und einige Sekunden vergingen, ehe sie antworten konnte. „Der . . vergeben Sie mir," bat sie jetzt so rührend, so flehendlich, daß sie Hellmut am liebsten sofort in seine Arme geschlossen hätte, um sie nie wieder loszulassen. Dennoch aber klang seine Stimme herb, als er sagte: „Ich habe Ihnen, gnädige» Fräulein, nichts zu vergeben; doch wundere ich mich, daß Sie selbst mich ausgesucht haben, mich . . dem Sie Ihre Ber- achtung ins Gesicht schleuderten.' in unserer Expedition in den üblichen Geschäfts- l stunden zur Einsichtnahme aus. I *— C«ll«berg. (Vogelschießen.) Die König«- würde am gestrigen letzten Vagelschteßtag ging auf Herrn Fabrikant Paul Zierold über. Den ent- scheidenden Schuß gab Herr Bürgermeister Prahtel ab. *— Callnberg. Gestern Mittwoch nachmittag gegen 2 Uhr rollte, wahrscheinlich infolge zu weiten HeranfahrenS, der mit 2 Pferden bespannte, mit Schutt beladene Wagen deS hiesigen Kohlenhändlers Zesch in das sogenannte Bachmannstal. Erst nach mühevollen Anstrengungen gelang es den von einem nahegelegenen Bauplatze herbeigeeilten Arbeitern, Pferde und Wagen wieder auf den Fahrweg zu be fördern. Die Pferde sind, außer einigen unbedeuten den Abschürfungen, nicht verletzt worden, während vom Wagen die Deichsel abbrach. Der Vorfall hatte viele Zuschauer angelockt. *— Röblitz. Infolge Wegzugs des Schutz manns Krauß kommt die hiesige Schutzmannstelle zur Erledigung und ist dieselbe spätestens am 15. Juli d. I wieder zu besetzen. Pensionsberechtiges Gehalt 600 Mk„ sowie jährlich 40 Mk. Bekleidungs geld. Für Kassieren der Steuern, Schulgelder, sowie Krankenkassen- und Invalidenversicherung»!!eiträge wird eine jährliche Vergütung von 200 Mk., sowie sür Verwaltung der Schulhausmannstelle frere Woh nung, Heizung und Beleuchtung gewährt. Mit dieser Stelle ist auch die Stellvertretung des Zwangs vollstreckungsbeamten verbunden. Geeignete Be werber, die nicht unter 25 und über 40 Jahre alt sind, wollen ihre selbstgeschriebenen Gesuche unter Beifügung von Führungszeugnissen bis 30. d. M. an den Gemeinderat hier einreichen. Bewerber aus dem Orte Röblitz können keine Berücksichtigung finden, auch wird Vorstellung der Bewerber ohne Aufforderung nicht gewünscht. *— DerZweigmisfionSvereiufürdenMülfe» grund und Umgegend hält am nächsten Montag in Hein- rrchsort sein diesjähriges Missionsfest ab. Im Fest gottesdienst, welcher ^2 Uhr beginnt, predigt Herr Pastor Schanz aus Blankenhain, der Sohn eines unserer Missionare. Die Nachoersammlung findet später im Gasthof statt, wobei noch Vorträge über die Mission gehalten werden. Uebcigens hat sich der Zweigverein im Mülsengrund wieder neu kon stituiert und organisiert. Es gehören dazu die Kirch gemeinden Mülsen St. Niclas, St. Jacob, St. Micheln, Thurm, Schlunzig und Heinrichsort. Der Vorstand des Vereins wird von den Pfarrern der genannten Orte und je einem Mit fliede des Kirchen vorstandes gebildet. Als Vorsitzender wurde Herr Pastor Scharre aus Mülsen St. Niclas, als Stell vertreter Herr Pastor Rüdiger, als Kassierer Herr Schuldirektor Burkhardt, beide in St. Jacob, und als Schriftführer Herr Pastor Schneider aus St. Micheln gewählt. Dec Vorstand prüft alljährlich die Rech nung und trifft Bestimmung über Abhaltung des Missionsfestes. Da in Heinrichsort lange kein Missionsfest abgehalten worden ist, so ist auf zahl reiche Beteiligung von Seiten der Gemeinde- zu hoffe». *—r. Mülsen Dt. NielaS. Einen recht komi schen Spaß machte ein hiesiger beim Art.-Regt. Nr. 78 dienender Soldat dadurch, daß er an seine verehel. Schwester in Ortmannsdorf einen schwarzgeränderten Brief schickte, welcher die gedruckte, ebenfalls schwarz- gecändecte Trauer-Anzeige von dem Hinscheiden der „Letzten hundert Tage" und der Beerdigung am 16. Juni, nachm. 2 Uhr enthielt. Der Brief war zwar humoristisch, aber so gegeben, daß er bei Leuten, die nicht viel lesen, leicht täuschen konnte, und so „Herr Kraft," fuhr Fräulein Frida unbeirrt fort, »ein furchtbarer Irrtum, nahm mich gefangen. Ich habe Unrecht getan . . Sie einer schändlichen Tat zu zeihen. . . Jetzt, nachdem ich weiß . . daß sie mein Netter aus den Händen des Zigeuners sind, jetzt kann ich nicht mehr an das glauben, was man uns über sie erzählte." Erstaunt blickte Hellmut auf, und sein Gesicht verfinsterte sich. „Was erzählte man Ihnen von mir," fragte er tonlos. „Wer war es, der mich so schändlich ver leumdete ?" „Ich . . kann es nicht sagen," hauchte Fräulein Frida. „Sie müssen es mir sagen," erwiderte Hell mut mit gebietendem Tone. Sie seufzte tief auf, und mit zitternder Stimme erzählte sie ihm die furchtbaren Anklagen, die sein ehemaliger Freund gegen ihn erhoben hatte. Hell mut war starr vor Entsetzen. Das Blut stieg ihm zu Kopf, und seine Hände ballten sich. „Ich werde den Schandbuben zur Rechenschaft ziehen," ries er aus, „wie er es verdient. . . Sie aber, gnädiges Fräulein, Sie glaubten das? . . Sie verdammten mich, ohne erst zu ergründen, ob es Wahrheit oder schändliche Löge war!" Fräulein Frida fühlte die Anklagen in vollster Stärke und stöhnte auf vor Qual. „Herr Kraft," kam es endlich von ihren bleichen Lippen, „ich weiß . . daß ich Unrecht getan habe. . bitteres Unrecht. Ver . .. geben Sie mir, wenn Sie es können." Hellmut hatte ihr schon längst in seinem Innern vergeben; er konnte sie nicht mehr länger so hilflos vor sich stehen lasten und, indem ec die ihm entgegengestreckte zarte Hand ergriff, sagte er erging eS auch seiner Schwester. Selbige glaubte, ihr Bruder wäre gestorben und lief mit diesem Brief weinend zu den übrigen Verwandten hiesigen OrtS, um mit denselben über den Verlust zu beraten. Jedoch bald wurde der Irrtum aufgeklärt. — Am vergangenen Sonntag wurden in hiesiger Kirche durch Herrn Pfarrer Scharre 3 Kinder einer hiesigen Familie, welche von Amerika zurückgekehrt sind, ge tauft. Die Kinder befinden sich im Alter von 2—5 Jahren. Mülfe« St. Michel«. Am Dienstag stürzte der Maurer Richard Bruno Spitzner von hier vom Gerüst eines Neubaues in Heinrichsort nur 2*/, m hoch, aber so unglücklich herab, daß er nach Hause transportiert und in ärztliche Behandlung gegeben werden mußte. Er scheint sich innere Verletzungen zugezogen zu haben. *— Mülfe» St. Michel«. Unter allgemeiner Anteilnahme beging unser Ortspfarrer, Herr Pastor Schneider, am Sonnabend das Fest der Silber-Hochzeit. Die oberen Schulklassen brachten dem Jubilar einen Mörgengesang dar. Ein interessanter Vorgang wurde in Dresden am 14. Juni vormittag auf der Schäferstraße be obachtet. Eine Bienenkönigin hatte sich mit ihrem Schwarm an dem elektrischen Leitungsdraht der Straßenbahn festgesetzt. Jeder Führungswagen strich mit seinem Bügel den Schwarm ab, der sich dann von neuem wieder ansetzte. Der elektrische Strom tötete natürlich stets mehrere Tiere. Nach l Uhr gelang es einem Herrn, die Bienen in einem Kasten einzufangen. Chemnitz Leutnant Venus vom 9 Infanterie- Regiment Nr. 133, welcher im hiesigen Garnisonlazarelt schwerverletzt darniederüegt, befindet sich noch am Leben. Dies zur Richtigstellung gegenüber den Notizen ver schiedener sächsischer Blätter, welche den Tod des Offi ziers meldeten. (Allg. Ztg. Chemnitz. Die Maurer haben am Dienstag abend in einer Versammlung im „Kolosseum" be schlossen, durch Verhängung der Bausperre die folgenden Focoerungen durchzusetzen: Zehnstunden tag, 43 Psg. Stundenlohn (ab 2. September 46 Pfg.). Chemnitz Beim 8. Sächsischen Bundeskegelfest ward in dec Bundesversammlung am 13. Juni daselbst Meißen als Ort des nächsten Bundeskegelfestes gewäblt und wurden Verhandlungen wegen einer Vereinigung des Sächsischen und des Deutschen Keglerbundes mit etwa 150 gegen 100 Stimmen nach lebhafter Debatte abgelehnr. In Zwicka« haben 125 Mitglieder die Auf hebung der Schneiderzwangsinnung beantragt. Infolge übermäßigen Genusses von Gurkensalat und Bier ist am Sonntag der in Plane« i. V. in Arbeit befindliche Zimmermann Ferd. Kralik aus Böhmen so schwer erkrankt, daß er nach dem Krankenhause gebracht werden mußte, woselbst er gestorben ist. Meeraue. Der ca. 35 Jahre alte Fabrikant Paul Kroitzsch (Mitinhaber der Damenkleiderstofffirma Paul Kroitzsch hier) hat, hierher gelangter Meldung zusolge, in einem auswärtigen Orte einen Selbst mordversuch unternommen, indem er sich zu erschießen versuchte. Ob die Verletzung eine schwere ist, war noch nicht zu erfahren. Der Grund dieser Tat soll Schwermut sein. Meeraue. Steckbrieflich verfolgt wird der flüchtige Garnagent und Stadtverordnete List hier, der, wie wir mitteilten, nach bedeutenden Unter schlagungen von Garn feit etwa 14 Tagen flüchtig ift. Geschädigt ist insbesondere eine Chemnitzer mit leiser, aber freudiger Stimme: „Ich vergebe Ihnen voll und ganz." Wie befreiend atmete Fräulein Frida auf. Der Bann war von ihrer Seele genommen, und ein Blick voller Dankbarkeit strahlte aus ihren Augen zu ihm herüber. „Und nun auch danke ich Ihnen aus vollem Herzen für meine Errettung aus der Gewalt des Zigeuners," sagte Fräulein Frida nach längerem Schweigen. „Es geschteht spät . . doch erfuhr ich es ja erst damals aus Ihrem eigenen Munde, daß Sie ..." „Denken Sie nicht mehr daran," unterbrach sie Hellmut. „Und nun lassen Sie uns gehen, es dunkelt bereits." Zum ersten Male wanderten sie gemeinsam nach dem Schlosse durch den Park. Ihre Lippen blieben geschloffen; schweigend schritten sie neben einander, jeder innerlich beglückt. Frau Horsten hatte die Ankommenden von dem Fenster ihres Zimmers aus bemerkt und un willig den Kopf geschüttelt. „Ich will nicht hoffen," murmelte sie ärgerlich, ..daß Frida sich diesem Menschen nähern wird, da sie doch auch weiß, was von ihm zu halten ist." Sie schlug das Fenster zu und zog sich in das Innere des Gemaches zurück. Jetzt hörte sie die Tür von Fridas Zimmer knarren; schnell erhob sie sich und ging ihrer Cousine nach. „Ich störe doch wohl nicht?" fragte Fran Horsten mit einem fast höhnischen Lächeln und nahm ohne weiteres auf dem Diwan neben Fräulein Frida Platz. „Durchaus nicht," entgegnete diese ruhig und in gleichgültigem Tone. „Im Gegenteil, Du bist mir gerade recht gekommen " (Forts, folgt.)