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WMMckMsslWbU Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Tsgeblstt sir Mdls, Mit, Mas, Zt.We», HtiiMM, Rmem, Miistl, MmÄns, MsmA.Wis. A.3«»^ A. MI». A«itiiirs, Wm, Mkmils», SMiMtl «t AMm Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein - , Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk — - —- —— S4 Jahrgang. - - > — Nr. 127. ' Sonnabend, den 4. Juni ^r7-"">7r?" 1904. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) nachmittags für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfg-, durch die Post bezogen 1 Mk. 50 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Zwickauerstraße 397, alle Kaiserlichen Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die fünfgespaltene Grundzeile mit 10, für auswärtige Inserenten mit 15 Pfennigen berechnet. Im amtlichen Test kostet die zweispaltige Zeile 30 Pfennige. — Jnseraten-Annahme täglich bis spätestens vormittags 10 Uhr. Bekanntmachung, die staatliche Schlachtviehversicherung betr. Für die staatliche Schlachtviehversicherung sind als Mitglieder des Bezirks- schätzungsausschusses auf die Zeit vom 1. Juni 1904 bis 31. Mai 1905 nach genannte Herren wieder gewählt worden: Herr Ziegeleibesitzer Otto Becker, Adolf Friedel, Herr Holzhändler Emil Lüß, „ Fleischermeister Emil Groß. L i ch t e n st ei n, am 1. Juni 1904. Der Stadtrat. Steckner, Bürgermeister. Kin Mm» m MMWi Wims »s siM» AM. Prinz Ludwig von Bayern, der Erbe der baye rischen Königskrone, hat am letzten Sonntage, wie schon kurz gemeldet, auf der landwirtschaftlichen Ver sammlung in Rothenburg a. d. Tauber auf eine Begrüßungsanrededes Präsidenten Grafen von Crails heim mit einer Ansprache geantwortet, die eine sehr bedeutsame Mahnung und Wahrheit nicht nur für die bayerischen, sondern für alle deutschen Wirtschafts interessenten enthält und von allen Berufsklassen be herzigt werden sollte. Prinz Ludwig führte aus, daß wohl niemand die alte Zeit zurückwünschen werde. Wie wir aber jetzt moderneMenschen sind, so seien die Leute vor 100 und 200Jahren in ihrer Art auch moderne Menschen gewesen, sie haben die Vorteile zu schätzen gewußt, aber auch die Nachteile empfunden. So gehe es uns jetzt auch, die Vorteile wüßten wir zu schätzen, aber die Nach teile finde jeder noch leichter. Und wie es so in der Landwirtschaft sei, so sei es auch in den anderen Berufskreisen. Aber falsch sei es, die verschiedenen Berufskreise gegen einander auszuspielen, denn nur das Zusammenwirken derselben führe zu günstigen Erfolgen. Es sei ja selbstverständlich, daß 'jeder Beruf zunächst für sich selbst sorge, und jeder wäre ein Tor, wenn er das nicht täte. Aber er müsse auch bedenken, daß noch andere Menschen auf der Welt leben und genau dasselbe Recht zu leben haben wie er. Auf der gegenseitigen Uebereinkunft und Rücksichtnahme beruhe die Existenz des Staates und die allgemeine Wohlfahrt. Fürwahr in einer Zeit wie der gegenwärtigen, wo man in einigen Interessen kreisen schon fast dahin gekommen ist, in anderen Berufsklassen seine Gegner und Feinde zu erblicken, haben diese Worte des Prinzen Ludwig eine Bedeutung weit, weit über die Kreise der landwirtschaftlichen Vereine hinaus, denn in unserer Wirtschaftspolitik und den leidenschaftlichen inneren politischen, sozialen und wirtschaftlichen Kämpfen denkt man zu wenig daran, daß immer ein Beruf den anderen stützt und kein einziger Beruf für sich allein gedeihen kann. Die natürliche Gegner schaft und Konkurrenz besteht eben nur bis zu einem gewissen Punkte und bis zu demselben muß auch jeder Beruf stets selbst seine Interessen kräftig wahr nehmen. Wird aber dieser Punkt überschritten und ein Verlangen von einem Berufe gestellt, daß die anderen Berufe direkt in ihrer Existenz und Ent wickelung schädigen würde, so würde dies eine selbst mörderische Politik sein, ein Verfahren, das die Henne tötet, welche die wertvollen Eier legt. Aber auch für unsere allgemeine Reichspolitik enthält die Rede des Prinzen Ludwig eine goldene Mahnung. Die Parteien und Jnteressenkreise sollen das ihnen zunächst als Lebensbedingung Notwendige sicher und kraftvoll erstreben, aber sie sollen zugleich auch an die anderen Parteien und Jnteressenkreise denken und mit ihnen eine Verständigung, eine mittlere Linie in allen Fragen suchen, auf denen die gegen seitigen Interessen und die allgemeine Wohlfahrt ruhen. Es wäre sogar ein großer und nobeler Zug in der Politik und in der parlamentarischen Tätigkeit, wenn alle Parteien zunächst die Förderung der ge meinsamen Interessen und das Wohl des großen gemeinsamen Vaterlandes betonten und erst in zweiter Linie dann mit den Wünschen kämen, welche die besonders von ihnen vertretenen Interessen erheischen. Es gab eine Zeit im deutschen Vaterlande, wo man in dieser großen und richtigen Weise die öffentlichen Geschäfte und die eigenen Interessen behandelte, und es wäre zu wünschen, daß diese Zeit wiederkehren möchte, und man nicht nur von erbitterten Jnteresfen- kämpfen der Parteien und Berufsstände in den Par lamenten, Vereinen und Zeitungen zu hören brauchte. Der für die meisten Berufskreise, zumal für die Landwirtschaft härter gewordene Kampf um das Dasein erschweren allerdings das Zurückvrängen der Jnteressenpolitik auf ein vernünftiges Maß, man darf aber a^ch hoffen, daß Mahnungen von so hoher Stelle auch die Erkenntnis immer mehr zum Durch bruch kommen lassen, daß der reine Jnteressenkampf ein Kampf aller gegen alle ist und deshalb große Gefahren für die allgemeine Wohlfahrt in sich birgt. Der russisch-japanische Krieg. Der Sturm der Japaner auf Kintschou muß nach den vorliegenden Meldungen einer der wildesten und blutigsten gewesen sein, die die moderne Kriegsgeschichte zu verzeichnen hat. Vor zehn Jahren am 6- November 1894 eroberten die Japaner schon einmal Kintschou. Damals war die Folge, daß ihnen schon 15 Tage später, am 21. November, Port Arthur in die Hände siet. Diesmal aber dürfte ihnen die Eroberung Port Arthurs, auf die sie sich auch jetzt verbissen zu haben scheinen, nicht so rasch gelingen, denn die Widerstands- fähigkeit Port Arthurs ist eine bedeutend stärkere ge worden. Interessant ist es, wie sich über Port Arthur der nach Petersburg zurückgekehrte Kommandant des untergegangenen Panzers „Petropawlowsk" äußerte. Er erklärte: »Wenn man von Port Arthur spricht, so muß man nicht nur die Festung im Auge halten, son dern eine ganze Reihe anderer Befestigungen, wovon jede eine drohende, in den meisten Fällen eine sehr schwer zugängliche Position darstellt. Die Liaotung- Halbinfel, an deren Ende Port Arthur liegt, ist mit der übrigen Kwantung-Halbinsel durch eine schmale Laad- enge von 10—17 Kilometer verbunden, die man mit den Thermopylen vergleichen kann. Hier befinden sich die ersten russischen Befestigungen von Kintschou, hierauf folgen andere, die wie ein Ring Port Arthur in be deutender Entfernung umschließen. Diese kann der Feind nur mit furchtbaren Verlusten nehmen; sodann stände er vor den Mauern Port Arthurs und dessen Befestigungen, die sowohl Natur wie Kriegskunst dem Feinde so gefährlich machte." Die Londoner Zeitung „Daily Chronicle" meldete, daß der japanische Sturm- angriff auf Port Arthur zum 15. Juni erwartet werde und daß die Zeitungskorrespondenten am 10. Juni von Tokio abreisen werden, um der Einnahme der Festung zusehen zu können, die zum 20 Juni erwartet wird. Die Herren Kriegskorrespondenten werden aber wohl nur zu melden haben, daß ihnen dieses Schauspiel nicht wurde, denn die Eroberung Kintschous dürfte den Japanern klar gemacht haben, daß das Stürmen ihre Reihen gewaltig lichtet, daß eS Wohl klüger ist, Port Arthur nur umzingelt zu halten und den Hauptvorfioß gegen Kuropatkin nicht zu verzögern. Petersburg, 3Juni. Von General Kuropatkin sind höchst wichtige Meldungen eingetroffen. Infolge dessen fand gestern unter dem Vorsitze des Zaren großer Kriegsrat statt. In militärischen Kreisen herrscht eine nervöse Stimmung. Man ist der Ansicht, daß eine ent scheidende Schlacht bevorsteht. Petersburg, 3. Juni. Ein Telegramm des Generals Kuropatkin berichtet, daß General Kfroschin ihn unlängst ersucht habe, einen Austausch von Kriegsgefangenen vorzunehmen, daß er aber diesen Vorschlag abgelehnt habe. Die Truppensen dungen gehen jetzt flott von statten. Dank den ge troffenen Maßregeln ist eS nunmehr möglich» 6 Bataillone täglich abzuschicken. Schbr. Paris, 3. Juni. In Petersburger militäri schen Kreisen glaubt man die Bestimmung der in Takuschan gelandeten japanischen Truppen zu kennen. Sie sind für keine Aktion ausersehen, sondern werden den Generälen Kuroki und Oku zur Verfügung ge stellt und zwar so, daß ersterer über 150 000 und letzterer über 120 000 Mann verfügt. Kuropatkin weiß, daß die Truppen Haickeng und Mukden einan der unterstützen sollen. Tokio, 3. Juni. Kulis, die in den Docks von Port Arthur beschäftigt waren und jetzt zurück gekehrt sind, erzählen, daß am 27. Mai 6 russische Kriegsschiffe völlig gefechtsbereit waren. Einige andere stark beschädigte Schiffe seien desarmiert und ihre schweren Geschütze weggeschafft worden, um bei der Verteidigung der Landseite der Festung mitzu wirken. Die Arbeit in den Docks sei durch Mangel an brauchbarem Material sehr erschwert. Politische Rundschau Deutsches Reich * König Georg von Sachsen hat sich heute Freitag früh zu einem mehrwöchigen Kur aufenthalte von Dresden nach Bad Ems begeben. * Die abgelausene Woche brachte zugleich das Ende des Wonnemonats, des vielbesungenen aber auch viel geschmähten Mai. Derselbe zeitigte an seinen beiden letzten Tagen, wie immer, die traditio nellen Frühjahrsparaden zunächst der in Potsdam garnisonierenden Truppenteile des Gardekorps, dann der Truppen der Garnisonen Berlin, Spandau usw. vor dem Kaiser. Beide militärischen Schauspiele nahmen einen glanzvollen Verlauf. An ihrem Ab- schluffe fand am Dienstag nachmittag im Berliner Residenzschloffe das herkömmliche große Paradediner statt. Am Mittwoch mittag wohnten der Kaiser und die Kaiserin, sowie der Kronprinz an der Spitze zahlreicher distinguierter Hochzeitsgäste der Trauunng von Miß Florenco Lascelles, Tochter des brittischen Botschafters am Berliner Hose, mit Cecil A. Spring Rice, Botschaftsrat der britischen Botschaft in Peters burg bei; die Feier ging in der englischen Kirche im Park des Schlosses Monbijou in Berlin vcr sich. — Das in verschiedenen Blättern aufgetauchte Sen sationsgerücht, KaiserWilhelm habe den nach dem russischen Hauptquartier in Ostafien abgereisten deutschen Generalstabsoffizieren ein Handschreiben für den General Kuropatkin mitgegeben, wird jetzt von Berliner offiziöser Seite als ganz unbegründet bezeichnet. * Eine Nationalspende soll dem Kaiser und der Kaiserin zur silbernen Hochzeit am 27. Februar 1906 dargebracht werden. Die Gaben werden in Sammlungen für den voll ständigen Ausbau der Kaiser Wilbelm-Gedächtnis- lirche m Berlin, für den Ausbau der zum Gedächtnis an die Kaiserin Augusta erbauten Gnadenkirche zu Berlin, für den Ausbau eines Erholungsheims auf dem Oelberge bei Jerusalem und für Armen- und Krankenunterfiützungen bestehen. Die Fertigstellung der Kaiser Wilhrlm-Gedächtniskirche mit dem bereits begonnenen Mosaikschmuck erfordert noch über eine Million Mark. Für die Sammlungen werden in allen Orten Annahmestellen errichtet werden. * Berlin. Die Aussehen erregenden Mittei lungen des „Berl. Tagebl." über die neue Spur in der Könitzer Mordsache werden von der „Nordd. Allg. Ztg." abgedruckt. Ein Kommentar ist aber nicht hinzugefügt. DaS befremdet. Denn einmal ergänzt das „Berl. Tagebl." seine Meldung dahin, daß der