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Petersburg, 30. Mai. Hier zirkulieren I Stockach (Sigmaringen) liegen ähnliche Nachrichten I Militärpferde zur Verabreichung gelangende Marsch« neuerdings Gerüchte, daß General Kuropatkin abbe-1 vor. In mehreren Orten HohenzollernS und Ober-1 fourage beträgt für 100 Kg Hafer 14 Mk 70 Pf., für 100 kg Heu 7 Mk. 98 Pf. und für 100 kg badens zündeten Blitzschläge. Stroh 5 Mk. 25 Pf. *— Wir werden um Aufnahme des Nachstehenden ersucht: Berlin, den 2. Mai 1904. Das Gesetz, be treffend den Schutz von Erfindungen, Mustern und Warenzeichen auf Ausstellungen vom 18. März 1904 (Reichsgesetzblatt S. 141) bestimmt, daß durch eine Bekanntmachung des Reichskanzlers ein Reichsgesetz blatt im einzelnen Falle die Ausstellung zu bezeich nen ist, auf die der durch das Gesetz vorgesehene zeitweilige Schutz Anwendung findet. Während nach der Absicht des Gesetzes ausländischen Ausstellungen der Schutz nur dann zu teil werden soll, wenn es sich um amtlich anerkannte internationale Ausstellungen handelt, greift eine solche Beschränkung bei Aus- stellungen, die im Inland? veranstaltet werden, nicht Platz. Voraussetzung würde in diesem Falle nur sein, daß die Ausfüllung von allgemeiner wirtschaft licher Bedeutung und von längerer Dauer ist, da wie die Begründung des Gesetzes annimmt, in an deren Fällen die allgemeinen Rechtsbehelfe zum Schutze des Ausstellers ausreichen werden. Das gleiche wird für solche Ausstellungen gelten, die sich alljährlich oder in kürzeren Zwischenräumen wiederholen. Eben so werden ständige Ausstellungen nicht in Betracht kommen. Da von hier aus die Fälle sich nicht immer werden übersehen lassen, in denen das Be dürfnis zu einer Bekanntmachung im Sinne des Gesetzes besteht, würde ich für eine Mitteilung dank bar sein, falls künftig im dortigen Rutsgebiet eine Ausstellung veranstaltet wird, in Ansehung deren die Gewährung des einstweiligen Schutzes angezeigt erscheint, das Gesetz setzt voraus, daß die Bestimmung des Reichskanzlers einige Zeit vor der Eröffnung der Aufstellung bekannt gegeben wird, damit die Betei ligten ihre Maßnahmen danach einrichten können. Ich würde daher Wert daraus legen, die Mitteilung so frühzeitig zu erhalten, daß die Bekanntmachung spätestens 1 Monat vor der Eröffnung der Aus stellung erfolgen kann. I V. Gf. Posadowsky Von einer Verwechselung, die man schwer glauben kann, die aber tatsächlich vorgekommen fein soll, wird aus Dresden berichtet. Drei Soldaten, oie auf Wache zogen, marschierten in die Kreuzkirche ein. Sie bemerkten ihren Irrtum nicht früher, als bis sie sich in oer Kirche befanden. Der Posten war für das königliche Landhaus bestimmt. Der in Leipzig tagende Verband Deutscher Druckpapielfabnkamen stimmte prinzipiell dem oor- geschlagenen Anschlusse an rinen Arbeitgeberverband zu. In Frage kommt dabei der Bund der In dustriellen Deutschlands und der Verband Deutscher Industrieller. Weiter nahm die Versammlung fol gende Resolution, betr. die Beruf-genosse ischafls- Einschätzung an: „Der Verband Deutscher Druck« papierfavrikanten richtet an den Vorstand der Papier- verarbeitungsberufsgenossenschaft den Antrag, die Ursachen der hohen Gefahrenziffern ermitteln zu wollen". I-OSSV 8«M-Meck Ziehung erster Klasse 15.u 10.Juni 1004 hat abzugeb. Mktm l. Müer, im. 1 ß. Lehel, Lichtenstein. rufen werden soll. London, 30. Mai. Neubestätigte Privatmeldungen berichten über einen Kampf bei Haitscheng. Aus Tschifu wird gemeldet, daß Admiral Togo Port Arthur bom. bardiert und Hafen und Festungswerke schwer beschädigt habe. Ein japanischer See-Angriff sei unter Verlust eines Kreuzers zurückgeschlagen worden. Tschifu, 30 Mai. Am 24. d. M. sind 3 Torpedoboote und ein Kriegsschiff aus Port Arthur in Talienwan eingetroffen. Man glaubt, daß dieses dasselbe gewesen ist, das den linken Flügel der Japaner bei dem Angriff auf Kintschnu bombar- tiert hat. Tokio, 30. Mai. Die Japaner haben in dem Gefecht bei Kintschou 70 Geschütze erbeutet. A«t Etadt «ad Laad Ltchtenftei», 30. Mai. * — Offerte« «uter .... Fortgesetzt erhalten wir Anfragen um Auskunft über den Einsender irgend eines Inserats, bei dem es am Schluffe heißt: „Offerten sind unter so und so in der Expedition dieses Blattes niederzulegen " Diese Anfragen würden nun ja gern beantwortet werden, wenn es nicht — verboten wäre. Die Namen der Ein sender von Chiffre-Inseraten gehören nämlich zu jenen Geschäftsgeheimnissen, die ein Beamter auf keinen Fall verraten darf, selbst nicht seinen Freunden und intimen Bekannten. Es sprechen »,fl Umstände mit, die einen Geschäftsmann veranlassen, unter einem Inserat seinen Namen nicht zu setzen, seinen Namen also geheim zu halten. Dies wäre natürlich verfehlt, wenn einer der Angehörigen der Druckerei die Einsender von Chiffre-Inseraten nennte. Wohin sollte es schließlich führen, wenn ein Ge schäftsmann und Inserent kein Vertrauen zur Zei tung haben könnte, wenn er sich sagen müßte, oaß es eigentlich gar keinen Zweck hat, seinen Namen unter dem Inserate zu verschweigen. Wir bitten also unsere g-schätzken Abonnenten, Inserenten und Interessenten, bei Chiff e Inseraten keine Auskunft zu verlangen, sondern stets nur schriftliche Offerten einzusenden, deren Promoter Weiterbeförderung sie sich versichert halten dürfen. * — Das Korn blüht! Wie hat sich doch die Natur in kurzer Zeit verändert! Kaum ist der Früh ling mit all seiner Pracht und Herrlichkeit einge kehrt, so kommt auch schon die Kunde, daß der Roggen derait in seinem W'.chstum vorgeschritten ist, oaß er bereits hier und da in Blüte steht. Wie lange noch und die Zeit der Früchte steyt wieder vor der Tür! * — Ein behördlicher Ausweis ist bei An- tritt einer Reise außerhalb des engeren Vaterlandes ein unerläßliches Erfordernis. Man wird in Deutsch land mit eii,cm Heimatschein oder Bürgerschein, noch bcffer mit einer Paßkaite durchkommen, letztere ge nügt ja auch in Oester, eich-Uugarn usw. Andere Länder hingegen stellen höhere Ansprüche, indem sie als Legitimation den „Paß" onrschreiben und zu diesen! noch das Visum einer Botschaft oder Gesandt schaft unbedingt verlangen. Mit einem Paß kommt man in Italien, Frankreich, sogar in Bulgarien und Serbien usw. durch, hingegen in Rißland, Rumänien, der europäischen und asiatischen Türkei nur mit einem „visierten Patz". Hierzu sind Kon sulate wohl nur zum Teil berechtigt, zum „Paß- und Visazwang" ist das Anrufen der Botschaften und Gesandschaften erforderlich. In Dresden unter halten letztere nur Rußland, Oesterreich-Ungarn und Großbritannien, in Berlin auch Belgien, Griechen land, Italien, die Niederlande, Persien, Poitugal, Schweden und Norwegen, Spanien Auf jenen Fall verschaffe man sich die benötigten Legitimationen rechtzeitig, um befindenden Falles zutage tretende Beanstandungen noch beseitigen zu können. *— Die nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarltortes Glauchau im M, nat April dss. Js. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Ge meinden resp. Quartierwirien innerhalb der AmtS- hauptmannichaft Glauchau im Monat Mai er. an Verheerendes Unw.tter. Erfurt. Aus allen Teilen Thüringens werden Schäden gemeldet, die durch schwere Gewitter ange richtet wurden. In Leutenberg wurden durch Blitz schlag vier Scheunen mit Futtervorräten eingeäschert. In Scheuerfeld bei Koburg wurde ein Anwesen mit Futtervorräten und Maschinen ein Raub der Flammen. In Groß - Bactlvff (Kreis Heiligeustam) wurde der Postagent Hahn auf einem Dimstgange von Post amt zum Bahnhof vom Blitz erschlagen. In der Gegend von Lengefeld ging ein wolkenbruchartiger Regen nieder, der arge Verwüstungen anrichtete. Auf der Strecke Eschwege - Leinefelde konnte ein Zug die Fahrt nicht fortsetzen und traf erst tags darauf in Leinefelde ein. Im Bezirk der Oberförsterei Elend bei Benneckenstein im Harz schlug der Blitz in eine Köhlerhüttr ein, tötete zwei Köhler und betäubte zwei andere. — Weiter gingen Berichte über das Unwetter aus Herzfeld, Eisenach und Ilmenau ein, wonach im Fulda- und We>ragebiet die Hagelschlos en einige stunden nach dem Unwetter noch fußhoch lagen. Im Dorfe Friedlos drückte das Wasser die Wände der Mehställe ein, sodaß das Vieh in den Wohn häusern untergebracht werden mußte. In Ilmenau betrug die Höhe des Niederschlages 69 Millimeter, in Nesselröden wurde ein 4jähnqer Knabe erschlagen, drei in der Nahe befindliche Personen wurden be täubt. In Heldrungen wurde ein 12jähriges Mäd chen vom Blitz getötet. Stuttgart. In ganz Württemberg gingen schwere Gewitter nieder, wUche vielfach großen Schaden angerichtet haben. Zwischen Heilbronn und Weins berg zerstörten die Wassermassen den Bahndamm auf eine Länge von 12 m Aus demselben Grunde ist der Verkeyr zwischen Beilstein und Heilbronn vorläufig eingestellt. In Heilbronn selbst stand das Wasser meterhoch in den Straßen und Gärten und richtete auch in den Weinbergen großen Schaden an. Zwischen Tübingen und Balingen t aten große Ueber- schwemmungen ein, welche noch größer sind, als die jenigen von 1895, bei welchen 47 Personen ums Leben kamen. Dank der Kanalisierung und Fmt- regulierung der Eyach ist d esmal kein Menschenleben verloren gegangen, doch verlautet, daß in Thallfingen eine Frau vermißt werde. In Unterkirchberg, Obec- amt Laubheim, wurde der Schultheiß Volk am Schreib tisch vom Blitz erschlagen. In Harthöfe bei Bau stetten äscherte der Blitz einen Stall ein. In der Gegend des Bodensees ging ebenfalls ein von schwerem Hagelschlag begleitetes Gewitter nieder. In Meskirch vernichtete ein Wolkenbruch die ganze Ernte. Dar Wasser lief dort in die oberen Swckw'ke. Aus Im Schlosse der Ahnen. Orrgmal-Roman von Otto König. Liebthal. (10. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.! „Dank! Tausend Dank!" rief Horsten glücklich aus, indem er vom Wagen sprang und sofort auf Hellmut zueilie, während die Damen noch mit schreckensbleichen Gesichtern wie gebannt in dem Wagen saßen. Doch bald hatten sie den Schreck überwunden und konnten ohne Hilft das Gesäyrt verlassen". „Herrn Kraft haben wir es zu danken", sagte Herr Horsten bewegt zu den Damen, „daß wir jetzt nicht dort am Felsstein zerschmettert liegen. — Aber mein Gott", rief Horsten sogleich aus, als er Hellmuts Hand von neuem ergreifen wollte, „Sie bluten ja!" Jetzt erst bemerkte Hellmut die von seiner Stirne herabfallenden Blutstropfen. Er nahm sein Taschen tuch und preßte es fest auf die Wunde. „Es ist nicht schlimm", beruhigte Hellmut Herrn Horsten. „Es hat nichts auf sich! Eine kleine Schramme!" Der Kutscher fuhr allein weiter; die Pferde hatten sich vollständig beruhigt und schritten nun langsam vorwärts. „Die haben ausgetobt", sagte Herr Horsten er leichtert. Die Herrschaften legten dann den Rest des Weges zu Fuß zurück. Schweigend gingen die beiden Damen die kurze Strecke nebeneinander, während Herr Horsten mit Hellmut munter plauderte, als ob nichts geschehen wäre. Jeder suchte so schnell als möglich sein Zimmer auf, denn es war schon spät geworden. „Ella", flüsterte Fräulein Frida Frau Horsten zu, als sie sich „gute Nacht" sagten, „sei ihm nicht mehr böse, er hat U"S aus kirrer großen Gefahr errettet". Sie bat so rührend, üuß Frau Horsten ihr ver^ wundert in die Augen sah; doch schwieg sie. Bald wurde die letzte Lumpe ausgelöscht und in tiefer Dunkelheit und nächtlicher Ruhe lag Schloß Eich feld da — 4 * * Am andern Morgen unternahm Hellmut seinen gewohnten Spaziergang im Park. Seine Stirnwunde war wirklich nur unbedeutend und schmerzte nicht mehr. Da er genug Zeit hatte, dehnte er den Spazier gang bis zum kleinen See aus. Spiegelglatt lag die Wasserfläche vor ihm; leise nur rauschten die Kronen der alten Parkbäume, in denen unzählige Vögel nisteten und ihr Morgenliedchen sangen. Hellmut spähte umher, er war allein. Langsam ging er am Ufer entlang, bis er zu einer Bank kam Er setzte sich. Traumverloren schaute er über das Wasser. Endlich stand er auf, um den Rückweg an zutreten. Ein weißes Tuch schimmerte aus einem kleinen Gebüsch hervor. Er nahm es auf und sah ein F. K. darin gestickt. Darüber war eine Krone sichtbar. Er lächelte. Noch überlegte er, ob er es wieder hinwerfen oder es der Verliererin überbringen sollte, da stand die Eigentümerin des Taschentuches plötz sich vor ihm. Eine Purpurwelle schoß durch das Gesicht und fast erschrocken sah sie zur Erde nieder. Auch Hellmut war verlegen. Er verbeugte sich zum Gruße. Fräulein von Kuüig erwiderte ihn mit leichtem Kopfincken und blickte auf. „Ein unvermutetes Zusammentreffen," unterbrach Hellmut das Schweigen. Dann überreichte er ihr daS Taschentuch. „Ich sand es soeben dort im Gedüjch." Sie nahm es in Empfang und sagte, wieder zur Erde blickend: „Ich danke Ihnen; ich habe es gestern hier Uegcn taffen. Es ist mein Licblingsplak, den ich oft auffuche." „Es ist ein lauschiges Plätzchen," erwiderte Hellmut, freundlich lächelnd. „Zufällig entdeckte ich erst heute diesen Ort mit seiner Ruhebank." Fräulein von Kullig schwieg „Ich werde nach Möglichkeit diesen Ort meiden," fuhr er fort. „In ein fremdes Reich dringe ich nicht gern ein. Und — der Park ist ja so groß!" „Sie haben dasselbe Recht als ich an jenen Platz," entgegnete sie, und ihre Stimme zitterte. Plötzlich streckie sie ihm die Hand entgegen und sagte: „Ich danke Ihnen noch für Ihre Hilfe am gestrigen Abend." Sie sah ihn an; auch Hellmut blickte eben auf, und ihre Blicke trafen sich. Hellmuts Blick verfinsterte sich. „Ich beanspruche keinen Dank! Ich tat, was meine Pflicht war." In ihren Augen flammte es auf, und ein Zittern ging durch ihren zarten Körper. Hatte sie dieselben Worte nicht schon einmal gehört! War er vielleicht auch ihr damaliger Retter, als der Zigeuner sie bedrohte! Nein, das war unmöglich, sie konnte es nicht glauben. „Es ist heute so schön," begann sie, die trüben Gedanken verscheuchend. „Ich hätte Lust, eine kleine Kahnfahrt zu machen. Wollen Sie mich begleiten?" Hellmut sah nach der Uhr. „Leider muß ich es abschlagen,' sagte er, „selbst auf die Gefahr hin, unhöflich zu erscheinen. Es ist die höchste Zeit, daß ich zurückkehre. Doch stehe ich zu jeder anderen Zeit gern zu Ihren Diensten." „Ja, kehren Sie heim," sagte sie hastig. „Ich merke es, Sie wollen Rache nehmen für damals, als ich Ihnen eine gleiche Bitte abschlug." Verwundert sah Hellmut zu ihr auf. (Fortsetzung folgt.)