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hier nach Sachalin, auf Erholungsurlaub geschickt haben, schon längst ein Dutzend andere. Du kennst die Weiber nicht!" „Und Du, verfluchter Lump, kennst die Haus ordnung unseres heiligen Kaisers nicht!" fluchte jetzt der Kosak, der durch das laute Reden aufgemuntert, näher gekommen war und seine Knute auf Nr. 72 niedersausen ließ, daß der Mann sich vor Schmerzen wälzte und wie ein Wolf heulte, sodaß fast sämtliche Schlafenden erschreckt in die Höhe fuhren. Ein Jahr fast war seit jener Nacht vergangen. Nr. 72 und Nr. 20 hatten des öfteren Gelegen- heit gefunden, Worte miteinander auszutauschen. Nr. 72 sagte stets zu seinem Leidensgefährten: „Narr, einfältiger", dabei kniff er des An geredeten Hand, daß die Ketten klirrten, „zu Ostern wolltest Du Deine Stoscha heimführen! Sieh, auch ich hatte mir damals, vor zehn Jahren, etwas Heiliges vorgenommen, ich wollte meine Aelteste zum Tisch des Herrn führen! Alles Unsinn! Es sollte anders kommen! So wollten es die Menschen! Aber Gott? An den glaub ich denn doch roch, den Unsinn macbten bloß die vernagelten Menschen im heiligen Rußland! Hilf mir, Iwan, ich helfe Dir! Und es muß uns gelingen, hier fortzukommen!" Nr. 20 hatte das Maschinenfach studiert Im Laufe des Jahres war es ihm gelungen, unbemerkt aus einem starken Nagel eine kleine Feile herzustellen, die er ebenso unbemerkt bald da, bald dort verwahrte. So kam das Osterfest heran, das in Rußland bekanntlich mit großartigem Pomp gefeiert wird. Die wachthabenden Kosaken auf Sachalin leerten auf Staatsunkosten Flasche auf Flasche des selig machenden Wodka, Nr. 20 und Nr. 72 hatten in Er fahrung gebracht, daß von den übrigen 38 in ihrem Schlafzimmer für diese Nacht eine Revolte geplant war, es war der denkbar beste Augenblick dazu. Nr. 20 feilte leise Nr. 72 die eisernen Hand schellen durch, was eine Arbeit von etwa 3 Stunden war, es schlug 12 Uhr nachts! Dasselbe Manöver vollführte dann Nc. 72 an seinem Bruder Nr. 20, eS schlug 3 Uhr nachts! Der wachthabende Kosak schlief heut wie eine Bildsäule an der Tür. Gegen 4 Uhr regte sich's unheimlich unter den 40 im Saal. Ein riesengroßer Kerl erhob sich vorsichtig von feinem Laaer, schlich sich an den Soldaten heran, nahm dessen Gewehr flink in seine verketteten Hände und jagte dem Schlafenden das Bajonett in die Brust, daß das Blut hoch aufspritzte. Der Mann tat keinen Laut und sank zusammen. Die Verbannten erhoben sich. Der Große nahm das Gewehr zu sich, in vieler Hände blitzen Messer. Sie schlichen heraus. Gleich hinter der Tür knickte ein zweiter schlafender Soldat durch einen Bajonettstich zusammen, der schrie aber laut auf. Im Nu standen Kosaken und Verbannte im verzweifelten Kampf. Inzwischen hatten Nc. 72 und 20 glücklich das Freie erlangt, nicht wissend, wie es da drinnen ge endet. Gehetzt wie ein Wild, jagten sie am Wasser dahin, ein Schiff suchend — ihre Kleidung verriet sie! Die Ostersonne ging gerade auf. „Es glüht herauf der Ostermorgen !" jauchzte der Student , „ich will zu meinen Kindern", rief der Schmied — da krachten zwei Schüsse, und von den Verfolgern getroffen, sanken zwei Leichen nieder am Strande von Sachalin; der junge Ostermorgen goß sein Licht über sie! Osterglocken. Novelette von P. Pasig. (Nachdruck verboten.) Die Osterglocken hatten mit ihren erhebenden Klängen das Auferstehungsfest weit über die er- wachenden Gefilde hin verkündigt, als sie beide an geweihter Stätte den Bund fürs Leben schlossen. Und in den blauen Lüften jubelten die kleinen Lerchen ihr fröhliches Auferstehungslied, und die Blumen dufteten, und die Brunnen rauschten's und die spielenden Kinder sangen's und ihre auf ewig verbundenen Herzen jauchzten's: Der Lenz, der Lenz ist erstanden! Es war ein langer, harter Kampf gewesen, den Arthur, der bescheidene Versicherungsveamte, um die Erwählte seines Herzens, die reiche Fabrikanten tochter, hatte führen müssen. Aber schließlich hatte, dem Frühlinge gleich, der selbst den trotzigsten, starrsten Winter bezwingt, die Liebe alle Hindernisse aus dem Wege geräumt und den Sieg davon getragen, und aus der Lenzesvraut Irene war eine zu lieblichster Schönheit erblühte Lenzesgattin ge- worden ... Es war ein überaus trautes, heim liches Nest, das die Neuvermählten Ehegatten sich bereitet halten. Draußen in der Vorstadt, entfernt von Lärm und Staub des Altagszetriebes, um geben von dusligen Gärten und nicht zu weit vom sogenannten „Staötparke" gelegen, der zu entzückenden Spaziergängen im kühlen schatten mächtiger Eichen und Buchen einlud, hatten sie sich als einzige Mietspartei in einem villenartigen Grundstücke vor nehmsten Stiles häuslich eingerichtet, und als sie nach der kurzen Hochzeitsreise eines Abends in der ihnen eingeläumteu Fli derlauke saß?-, da fanden sich ihre Herzen in dem Emgcständ. :sie zusammen: „Es ist doch am schönsten daheim am eigenen Herd!" So verstrichen Wochen, Monde in un getrübter Glückseligkeit, an der Bertha, eine entfernte Verwandte Arthur-, die dieser als „Stütze" gern ausgenommen hatte, ihre stille Freude hatte. Denn sie stand schon im Hochsommer ihres Lebens, das ihr dereinst viel versprochen, aber leider allzu wenig gehalten hatte, und nun begrüßte sie es dankbaren Herzens als eine glückliche Fügung, im Hause des jungen Paares wenigstens eine Heimat gefunden zu haben, in der sie sich zugleich nützlich machen konnte. So kam allmählich der Herbst heran und mit den kurzen, trüben Tagen die frühen, langen Abende. ES ist nie von Vorteil, wenn junge Ehe gatten das neue, süße Glück, das der Bund ihrer Herzen in überreicher Fülle ihnen spendet, in stetem Alleinsein, in peinlichster Zurückgezogenheit genießen. Denn der Mensch ist ein „Gesellschaftstier," er ist für seine Umgebung geschaffen, und er wird sich nie ohne Schaden für sein häusliches Wohlbefinden seinen geselligen Pflichten ganz entziehen können So überkam auch unser junges Paar je länger je mehr etwas Langeweile, namentlich an den immer länger werdenden Abenden: man hatte sich ja seit her genügend, gründlich ausgesprochen, manche Themas eigneten sich nicht für den Familienkreis, und das beständige Vorlesen, an dem auch Bertha sich lebhaft beteiligte, ermüdete doch auf die Dauer, dazu die stichelnden Spottreden, die Arthur aus dem Munde seiner früheren Jugendgenossen hören maßte — kurz, bald widmete der junge Gatte zwei Abende dem Kegelspiele, später kamen zwei andere dem Gesangvereine zu gute, und als auch der Skatklub zwei Abende beanspruchte, da blieb schließlich für die Familie noch ein einziger Abend übrig . . . Und Irene? Still und ohne zu murren, nur zuweilen einen flehenden Blick dem scheidenden Gatten nachsendend, hatte sie sich ins Unvermeidliche gefügt. Nur ein einziges Mal hatte sie versucht, dem allzu spät Heimkeyrenden einen sanften Vor wurf zu machen. Aber mit Schauder dachte sie später an die Aufnahme, die diese liebevolle Mahnung gesunden hatte. Einmal und nicht wieder! Dafür suchte sie in ihrer Weise Ersatz für das fehlende Familienglück. Don jeher von lebhaften Sympathien für die sogenannte „Frauenfrage" er füllt, suchte sie nun theoretisch das zu ergründen, was ihr Jnners bewegte, und war bald eine fleißig? Besucherin dec von den leitenden Persönlichkeiten ins Leben gerufenen Veranstaltungen. Seitdem sehen sich die Gatten nur für kurze Zeit, und ihr Verkehr beschränkte sich auf kühle Häflichkeitsbezeugungen während der Stunden un erläßlichen Beisammenseins — im übrigen ging jedes seinen eigenen Weg. Die eigentliche Verantwortung für das kleine Hauswesen ruhte auf Berthas Schultern . . . Und wieder verkündeten dis Osterglocken das Fest der Auferstehung weit in die Lande hinein . . Wie klang ihre eherne Stimme diesmal doch so ganz besonders hoffnungsfreudig, Leben erweckend! „Wacht auf, ihr trägen Menschenherzen, Die ihr im Winterschlafe säumt, In dumpfen Lüften, dumpfen Schmerzen Gebannt ein welkes Dasein träumt!" ... Am gotischen Portale des altehrwürdigen Gottes hauses hielt ein stattlicher Zweispänner, dem ein paar fröhlich dceinschauende Menschenkinder in lich ten Feiertagsgewändern entstiegen, einen allerliebsten Weltbürger in ihrer Mitte, der an heiliger Stätte die Taufe empfangen sollte. Arthur und Irene hat ten es sich nicht nehmen lassen wollen, ihren Erst geborenen „auf des Lebens erstem Gange", der zu gleich die Erinnerung an ihren Gang zum Traualtäre wachlief, ins Heiligtum zu geleiten, und als man später daheim in trauter Tafelrunde saß, da wurden beide seit langem wieder einmal inne, daß Mann und Weib doch eigentlich auch die Pflicht und das Recht hätten, daheim recht glücklich zu sein . . . Monde schwanden — die Gewohnheit, jene häßliche, unerbittliche Tyrannin des schwachen Menschen geschlechts, machte längst wieder ihre Forderungen an Arthur und Irene geltend: ersterer suchte vor dem Kindergeschrei in seinen Klub Zuflucht und Irene behauptete nervös zu sein — so mußte Bertha, auf die man sich ja verlassen konnte, Kinderwärterin und Haushälterin sein. Da erschollen plötzlich wäh rend eines Spätabends im Winter die schrillen Klänge der Feuerglocken. Arthur und Irene, die beide einem Vergnügen in einem befreundeten Ver eine beiwohnten, schraken aufs heftigste zusammen und als sie die Richtung der Feuersbrunst in Er fahrung gebracht hatten, da schlug ihnen das Ge wissen, und bald sahen sie sich — in einem fremden Heim. Die bange Ahnung, die ihre Schritte be flügelte, hatte sie nicht getäuscht: in ihrer eigenen Wohnung war das Feuer ausgebrochen, und in kur zer Zeil hatte es trotz sofortiger Hilfe erheblich ge wütet. Mit Anstrengung aller Kräfte war es Bertha, die sich schon zur Ruhe begeben hatte, das schreiende Kind und sich vom sicheren Verderben zu retten, und nun hatten mitleidige Nachbarn sich der Obdach losen angenommen. Das Feuer war dadurch ent standen, daß einige Funken auf das Bettchen, in dem das Kind schlummerte, und das Bertha in wohlgemeinter Fürsorge in die Nähe des Kamins Hirchli« vv Ltange Inletts bk Wenn Humoristen mit Ernst an die sind. 3 iy 4 10 10 20 5 Arbeit gehen. Kuriert. Dame: „Bei Fräulein Amanda hat, wie es scheint, Ihre Kur glänzenden Erfolg gehabt. Früher hat sie über alle möglichen Schmerzen geklagt, jetzt hört man gar nichts mehr dergleichen. WaS haben Sie ihr denn verordnet, Herr Doktor?" — Arzt: „Gar nichts. Ich habe ihr einfach erklärt, ihr Leiden hänge mit dem fortschreitenden Alter zu sammen. Seit dieser Zeit fühlt sie sich vollständig wohl!" Ktrkylii vo I. Osierseiertag, vorm. dienst mit Predigt (Text: mahl. Borm, ll Uhr Kini Ostern. I. Feiertag. Predigt (Psalm 118, 16-L Rachm ' ,2 Uhr Kir Kirchenmusik: Er ist Frauenchor, Solo und Org 2. Feiertag. Bormit (Joh. 14, 1!) Herr stuä. tl Kirchenmusik: Er ist Frauenchor, Sow und Org An beiden Feiertagen 137 Mk. 32 Pfg. Früherer Betrag: 175? „ 69 „ Frau Oberfinanzrat Werner, Dresden 5 „ Aufseherin Rudolph 3 Mrchli fü, I. Osierseiertag. Vo 9 Uhr FestgotteSdienst mi Joh. II, 25 26>. Kommu Kirchenmusik: Duett 4stimmiger Knaben- und Orgel von Mendelssohn. Nachm. V»? Uhr Kii Nachmittag 6 Uhr A tbool. <8. Seidel. Am 2. Osterseiertag. Predigt von Lberpsarrer Z Kirchenmusik: Duett mit Orchester von Händel. Abend 6 Uhr Abend An beiden Festtagen Hauptbibelgeiellschast gesam 1 kür blileb null bläst klarste „ktitod" tür Rinäviob. klarst« kür Lvüvsivs, 6anss, Laninobon, (Isllüzst sto. klkobstor 6isb»lt an kstt null krotsln! Lrsstst all« tsaeron Lralt- kattormittsl, vis Koggen- aast Oerstsnstlsi«, Lostos-, UaarnvoUsaat l-sln- unä Lrännssstnobonnisbls. Lrspart all« ^asgabsn kür tsaere ^ress- unä klastpnlvsr Alikin sobt ra babsn vom 6isnor»Ivsrtriob - Ulvlma Kf I-i o b t e n , toi n i. 8». 1. März. 3.' 5. „ 5. „ 9. „ 10. „ 10. ,, 20. „ 24. „ 25. „ 28. „ 30. „ Für den König Albert-Deukmal-Fonds gingen ein im Monat März 1904: gerückt hatte, hinübergesprungen waren und ge zündet hatten. War das ein Wiedersehen zwischen Eltern und Kind! Der materielle Schaden, so beträchtlich er war, ließ sich verschmerzen. Aber dar Kind, das arme Kind! ES hatte bedeutende Brandwunden davongetragen und lag jetzt, nachdem der schleunigst her beigerufene Arzt Linderungsmittel verordnet hatte, wie bewußtlos im Halbschlummer. Der Arzt zuckte mit den Achseln auf die dringenden Fragen Irenens, die sich einmal übers andere in fassungslosem Schmerze über das kleine Bettchen warf, während Arthur im dumpfen Schmerze vor sich hin brütete .. . Wir lernen ja immer ein Glück dann erst recht schätzen, wenn wir Gefahr laufen, eS zu verlieren, und das unabänderliche „Zu spät" ist ein Wurm, der ewig am Gewissen nagt! Das waren bange Tage, aufregende schlaflose Nächte, die Arthur und Irene am Bettchen ihres Lieblings verbrachten, und nur selten einmal, wenn beide unter der Last der ungewohnten Anstrengung zusammen zu brechen drohten, gelang es Bertha, sie für einige Stunden vom Krankenbette zu entfernen, damit sie der Ruhe pflegten. Noch immer schüttelte dec Arzt bedenklich sein Haupt — das Fieber, das böse, es wollte nicht weichen, und wenn es den kleinen Körper einmal recht bedenklich hin- und her geschüttelt hatte, dann glaubte man ein sanftes, blasses Engelsbild im Sarge liegen zu sehen . . . . Und d:r Frühling zog wieder im Lande ein, und Lerchengesang und Veilchenduft ließen die winter- kranken Menschenherzen hoffnungsfreudig höher schlagen. „Traurige Ostern", seufzte Arthnr, als er in der Osternacht am Krankenbette wachte und ohnmächtig zusehen mußte, wie der unbarmherzige Fieberfrost an dem schwachen Körperchen rüttelte. Und Irene, die ihm zur Seite saß, reichte ihm tränenerfüllt und stumm die Rechte. Dann ward es plötzlich still, ganz still im Bettchen, und als Bertha am frühen Morgen eintrat, um zum Früh stück zu laden, fand sie Arthur und Irene im tiefen Schlummer; aus dem weißen Linnen aberleuchteten ihr ein paar Helle Aeugleiu entgegen. „Die Krise ist glücklich überstanden !" rief der Arzt, als er in der Morgenfrühe eintrat und dem Garten die Hand reichte. „Ihr Kind ist gerettet!" Und die Strahlen der Osterfonne hüpften freude trunken in das kleine Gemach herein, und die Osterglocken riefen die frommen Beter ins Gottes haus zur Andacht. Ihre verheißungsvollen Klänge hat aber wohl niemand besser gedeutet und sich aufrichtiger zu Herzen genommen, als die kleine Gemeinde hier im Kcankenstüdchen: Licht, Liebe, Leben! 5 Mk. - Pfg. !2 „ 05 „ Herr Lehrer Enke, Leipzig Kapitalzinsen Herr Pastor Härtel, Seiffen Marti« Fankhaenel, Beirut Kaufmann Paul Müller, Köln Fabrikt. Degenkolb, Leipzig Lbert. eurer. Göhter, Meerane Färbereibef. Reumuth Brauereibes. Beyerlein, Reichenbach Sammelbüchse „Ratskeller" Herr Psarrer Häselbarth, Grog- olbersdorf Summa: 1897 Mk. 01 Pfg- Hierüber quittiert dankend Das König Albert-Denkmal-Komitee Oskar Wehland, z. Z. Kassierer. Humoristisches. Was i st seltsam? Wenn sich Mohren gegenseitig etwas weiß machen. — Wenn Betrunkene nüchterne Anfchauucgen haben. — Wenn sich Kahl köpfe in den Haaren liegen. — Wenn kleinliche Menschen groß vastehen. — Wenn sich Taubstumme sprechend ähnlich sehen. — Wenn sich Verwandte unverwandt ansehen. — Wenn einem Hungrigen der Appetit vergeht. — Wenn Weinpantscher wasserscheu 2 große Lc mit 2 Stuben, Küche, ! und Zuvedör ab 1 Jul mirl n Vmil Nobis,H Stube Z"bN?° zu vermieten Hohndorf, Bahnhosstr