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vr. tkeol. Hofmann feinen lebhaften Bedauern über den Niedergang der klassischhumanistijchen Bildung Aus. druck. Zur Zeil seien die Gymnasien deren einzige Stützen, aber auch diese leisteten nicht mehrd asselbe wie früher. So sei z. B. die Pflege des Lateinischen in den letzten drei Jahrzehnten sichtlich zurückgegangen. Die sächsischen Prüfungskommissionen hätten seit 12 Jahren die schriftlichen lateinischen Arbeiten ab schaffen müssen, weil sich die Kandidatendarin viel zu wenig geübt zeigten. Die Examinanden hätten die Examinatoren nicht mehr verstanden. Wenn das so weiter gehe, werde das Niveau der klassischen Bil dung immer tiefer sinken. Kultusminister Dr. v. Seydewitz erwiderte, er wende den huma nistischen Gymnasien seine wärmste Fürsorge zu, aber man müsse auch bedenken, daß sich in den letzten Jahrzehnten der Wissensstoff unendlich ver mehrt habe. Die Gymnasiasten müßten sich auf vielen neuen Gebieten unterrichten, ohne daß die Aufnahmefähigkeit der jungen Leute größer geworden fei. Daher möge sich der Rückgang im Latein er klären. Außerdem dränge die Entwicklung der un ruhigen Zeit aus eine Lebensgestaltung hin, die sich vorwiegend von den nächstliegenden Nützlichkeits rücksichten beherrschen lassen. Dem gegenüber würde der Stand der Gymnasiasten immer schwieriger. Oesterreich-Ungarn. * Der ungarische Ministerpräsident Tisza kündigte der Obstruktion, die noch immer die Verhandlungen des Abgeordnetenhauses vereitelt, Kampf bis aufs Messer an. Er erklärte, auch vor dem äußersten Mittel nicht zurückschrecken zu wollen: »Jetzt ist der letzte Augenblick gekommen; ich richte nochmals und zum letzten Male im Namen des Landes einen Appell an die Abgeordneten: Halten Sie ein aus der Bahn des Wahnsinns, setzen Sie nicht die Verfassung auf das Spiel. Es liegt nicht im Geist der Verfassung, daß eine winzige Minder heit hier ihre kleinen Späße treibe. Die ungarische Nation will leben und sie wird leben. (Stürmischer Beifall rechts, Unruhe links.) Damit die ungarische Nation lebe und bestehe, muß jeder Widerstand zer treten werden, der dem im Wege steht." Begeister ter Beifall rechts, Unruhe links.) Frankreich * Vor der Strafkammer des Kassationshofes begann in Paris am Donnerstag die Revisionsver- handlunz im Dreyfusprozesse. Man hat gefunden, daß Dreyfus aaf Grund no.i zwei Fälschungen verurtritt worden ist. In einem Schreiben war der Anfanasbuchstube D. an Stelle des Anfangsbuchstaben T. gesetzt worden, sodann hatte Oberstleutnant Henry auf einen mit Alexandrien unterzeichneten Brief das Datum April 1994 gesetzt, während das wahre Datum auf den 28. März 189ö gelautet Halle. Zu dieser Zeit aber befand sich Dreyfus auf der Teufelsinscl. Großbritannien * Die britische Flotte im fernen Osten setzt sich zusammen aus ö Schlachtschiffen, 4 Kreuzern 1. Kl , 4 Kreuzern 2. Kl., einem Kreuzer 3. Kl., 8 Kanonenbooten, 9 Torpedobootzerstörern, 4 Torpedo booten und 12 Fluß-Kanonenbooten. Spanien * Madrid. Der Ministerrat beschäftigte sich mit der Frage der Brotverteuerung, die an manchen Orten bereits eine Gärung verursacht und eine Folge der durch den Krieg und das hohe Goldagio ge steigerten Getreidepreise ist. Wahrscheinlich dürfte eine zeitweilige Herabsetzung des Getreidezolles be schlossen werden. Bulgarien * Sofia. In seiner Antwort auf die Geburts tagswünsche des Kriegsministers sagte Fürst Ferdinand, inmitten der Lasten, die das schnell dahinlebende Leben ihm bringe, finde er Trost in der allmählichen Ent wickelung der Militärmacht Bulgariens, in der er die Hauptaufgabe seines Lebens erblickte. — Der arme, vielgeplagte Ferdinand! Amerika. * Was hington. Ein Student, O'Brien, drang am Donnerstag in das Kabinett des Generals Chaffee und gab auf diesen mehrere Reooloerschüsse ab. Zwei Kugeln trafen beide Sekretäre des Generals, während dieser selbst unverletzt blieb, da er sich so fort auf den Attentäter gestürzt hatte. Ans Stadt and Land Lichteuftet«, 5. März. * — Bortrag im Gewerbeverein Im Ratskellersaale hielt gestern abend Fräulein Ober lehrerin Fietz vor zahlreicher Hörerschaft einen Vor trag über: „Reiseschilderung von Konstantinopel". Nach vorheriger kurzer Beschreibung der Hinreise, schilderte sodan die geschätzte Rednerin ausführlich und fesselnd das Leben und Treiben in der Stadt am Goldenen Horn, sowie die Sitten und Gebräuche der Orientalen, wie auch die gewaltigen, luxuriösen Baulichkeiten in und um Konstantinopel. Der Vor trag gewann umsomehr an Interesse, als die Vor tragende in der Hauptsache nur über Selbstgesehenes und -Erlebtes berichtete. Es konnte daher auch nicht ausbleiben, daß dem ca. 2stündigenVortrag mit größter Aufmerksamkeit und sichtlichem Interesse gefolgt wurde. Am Schluffe des Vortrags wurden ver- schiedene orientalische Gegenstände, welche Frl. Fietz als Erinnerung an die Reise mitgebracht, zur An sicht herumgereicht. Der Vorsitzende des Gewerbe vereins, Herr Max Endesfelder, dankte der Vor- I tragenden namens der Anwesenden für daS Gebotene. * — Ueber das gestern im „Goldnen Helm" stattgefundene und von den Anwesenden mit großem Beifall aufgenommene I». Sinfonie-Konzert der gesamten Stadtkapelle werden wir in der nächsten Nummer dieses Blattes ausführlich berichten. * — Die „geschloffene Zeit" vor Ostr« be- ainnt, wie wir schon mitgeteilt haben, in diesem Jahre mit dem 14. März (am Montag nach dem Sonntag Lätare). Von diesem Tage an bis zu und mit dem ersten Osterfeiertage (3. April) ist sowohl die Abhaltung öffentlicher Tanzbelustigungen, wie die Veranstaltung von Privatbällen verboten, auch wenn diese in Prioathäusern oder in Lokalen ge- schlossener Gesellschaften abgehalten werden, ebenso dürfen Konzerte und mit Musik verbundene geräusch volle Vergnügungen — abgesehen von Aufführungen geistlicher Musiken und Oratorien in den Kirchen — in der Zeit von Gründonnerstag an einschließlich bis mit dem darauffolgenden Sonnabend nicht statt finden. In den Theatern sind in der „stillen Woche" nur vom Palmsonntag bis mit Mittwoch vor Ostern Aufführungen ernster Stücke gestaltet. Possen und Lustspiele sind ausgeschlossen. Vom ersten Ostec- feiertage an sind dann wieder alle Konzerte und Aufführungen, am zweiten auch Ballfestlichkeiten, erlaubt. * — Fleischbeschau. Im Monat Febr. 1904 wurden geschlachtet bezw. gemeldet: Rinder Schweine Kälber Schafe Ziegen Hunde in Lichtenstein 37 198 51 17 2 — in Callnberg 9 71 17 5 — 2 Sa. 46 269 68 22 2 2 * — Nach einem Urteile des Dresdener Kgl. Oberlandesgerichtes gelten Bäcker, auch wenn sie nur handwerksmäßigen Betrieb haben, nach dem Gesetz als Kaufleute und sind deshalb gemäß Z 377 des Handelsgesetzbuchs verpflichtet, die Waren, die sie für ihr Geschäft einkaufen, unverzüglich nach der Ablieferung, sobald es bei ordnungsmäßigem Geschäftsgänge möglich ist, zu untersuchen und, wenn die Ware nicht die Vertrags- oder gesetzmäßige Be schaffenheit hat, dein Verkäufer davon sofort Mit teilung zu machen: sonst verlieren sie das Recht, die Ware zurückzugetnn oder Preisermäßigung zu erlangen. * — Die am 1. April 1901 fälligen Zinsscheinc der Hypothekenpfaiidbricfe Serie I. V und Va der Sächsi schen Bodencreditanstalt in Dresden werden nach einer im Inseratenteil unserer vorliegenden Nummer befindlichen Bekanntmachung bereits vom 15. März d. I. ab bei sämtlichen Pfandbrief Verkaufsstellen kosten los eingelöst. * — Thurm Der westlich sächsische Grenzturngau mit 267 Turnvereinen und 4863 Mitgliedern hält am 20 und 2l. oder 27. und 28. August sein diesjähriges Gauturnfest ab. Dem Gau stehen vor als Gauver- treter Fabrikant Liebold Crimmitschau und Turnlehrer Claus Zwickau, Gauturnwart. Beide werden den Gau vertreten auf dem Deutschen Turntag in Berlin und dem sächsischen Kreisturntag in Reichenbach. Leipzig. In der Liebigstraße stürzte in letzter Nacht eine 30jährige Kellnersehefran von ihrer in dem zweiten Stock belegenen Wohnung auf die Straße und war sofort tot. Zwickau Die Stelle unseres Stadtmusikdirek tors kommt zum 1. April d. I. zur Erledigung, da Herr Rochlich an diesem Tage aus Gesundheitsrück sichten in den Ruhestand tritt. Die Ausschreibung der Stelle wird demnächst erfolgen. Ries«. Um Mitternacht von Dienstag zu Mitt woch wurde die unweit der Bahnstrecke stehende früher Nitzschesche Windmühlein Zeithain ein Raub der Flammen. Bautzen Die von hier gemeldete Schlägerei zwischen Offizieren und Zivilpersonen ist möglicher weise ein Ausfluß des gespannten Verhältnisses, das seit einigen Wochen in Bautzen zwischen dem Offizier korps der Ga nison und der Bürgerschaft besteht. Diese Spannung hat seinen Ursprung in gewissen Vorgängen, über die bisher nur Gerüchte in Umlauf sind. Tatsache ist jedenfalls, daß kürzlich den Offi zieren der Bautzener Garnison der Besuch von etwa fünf vornehmen Restaurants und Hotels der Stadt verboten worden ist. Bald darauf kam Kronprinz Fiedrich August von Sachsen auf einen Tag nach Bautzen zur Regimentsbesichtigung. Man erzählt sich aber, daß dies nicht der einzige Zweck feines Be suches gewesen sei. In der mechanischen Weberei der Firma Eichler zu Großschönau vernichtete ein Schadenfeuer sämt liche Maschinen im Websaal. Ein 66jähriger Weber erstickte. Klingenthal. Ein eigenartiges Vorkommnis spielte sich dieser Tage in unserem böhmischen Nach barort Markhausen ab. Bei Herrn Gastwirt Hiller war ein Geschäftsfreund, Herr Schuster aus Rauten kranz, anwesend. Da er als Bierverleger kein Ge schäft mit dem Wirt machen konnte, schlug er diesem vor, ihm ein Los der sächsischen Staatslotterie ab zukaufen ; er habe noch 19 Stück bei sich. In der Gaststube war jedoch der österreichische Grenzsteuer kontrolleur anwesend, und dieser verhaftete Herrn Schuster auf seine Aeußerung hin. Nur durch ge nügende Bürgschaftsleistung und Sicherstellung feiten des Herrn Hiller ist der Reisende vor seiner Ab führung nach Gcaslitz bewahrt geblieben. Das neue sächsische Gesetz, betreffend das Spielverbot in aus wärtigen Lotterien, wirst also schon seine Schatten voraus. Andere Staaten wenden ein noch kürzeres Verfahren an, und das ist nicht zu verwundern, da hier an der Grenze viel im österreichischen Lotto gespielt wird und umgekehrt viel Oesterreicher in der sächsischen Staatslotterie spielen. Gerade die kleineren Kollekteure, zu welchen auch Herr Schuster gehört, haben den ersten Schaden durch das neue Gesetz. Allerlei! Frankfurt a. M. Der „Frkf. Ztg." wird aus Newyork gemeldet: Im Indiana-Territorium wütet ein Präriebrand, welchen: 100 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen. f Mainz Der Maler Flomborn, welcher in Augsburg 10 000 Mk gestohlen hatte, wurde in Lü- hosen verhaftet. Bon dem entwendeten GAde wurden nur noch 7600 Mk. bei ihm vorgefundea. I Hamburg. Der des Mordes an der Elise Günther, die vor mehren Jahren in der Haknhawe bei Berlin tot aufgefunden wurde, verdächtige Otto Drewes ist mit dem Dampfer „Hator" von Valpa raiso eingetroffen und wird nach Berlin transportier,. Drewes wurde in Jquique verhaftet und dem deutschen Konsul in Santiago überwiesen, von wo er nach Valparaiso gebracht wurde. Er hatte die Mordtat in der Trunkenheit einem Wirt verraten. 1- Fraustadt. Ein peinlicher Zwischenfall er eignete sich, dein Franst. Volksbl. zufolgt, auf dem Kirchhof zu Driebitz bei der Beerdigung einer altere« Dame. Venn Herablassen des Sarges in die Grujr kippte der Sarg um und stürzte in die Tiefe, die Leiche fiel heraus, und auch einer der mit dem Herablassen des Sarges beschäftigten Träger stürzte kopfüber dem Sarge nach. Er schlug mit dem Ge sicht so unglücklich auf euren Äeschlagteil des Sarges, daß er sich eine stark blutende Kopfwunde zuzog Der Verunglückte wurde natürlich sofort aus seiner unangenehmen Lage befreit. Die Leiche mußte neu eingesargt werden, und dann erst konnte die Trauec- feurlichkeit zu Ende geführt werden f Der erste weibliche Geistliche hat in C-g land glücklich die Kanzel bestiegen. Der englische,' Provlnzstadt Leicester gebührt der Ruhm, diese Neuerunc eingeführt zu haben. Dori wurde vor einiger Zeit m einer sogenannten freien Kirche die Stelle eines Hilis geistlichen frei, und viele Kandidaten meldeten sich Drei unter ihnen wurden von dem Kirchcnrat ausgesuch und hielten ihre Probeprcdigt, darunter eine Dame Miß v. Pcyolo. Die letztere machte offenbar dev beim Einoruck auf die Gemeinde, denn sie wurde mit große: Majorität >ür die Stellung ausersehen. I Gepantschter Wein. Auf gerichtliche An ordnung mußte dem „Schw. Merkur" zufolge ei: Küfer und Weinhändler aus Landau (Pfalz) 130' Liter Wein, ein anderer Weinhändler vor kurz: Zeit 40000 Liter Wein laufen lassen. Barmen. Der Postdirektor Becker vor Postamt Unter-Barmen ist, nach Meldung der gemeinen Zeitung", wegen Unterschlagung und FL schung verhaftet worden, nachdem von der Oberpoi:- direktion eine Revision stattgefunden hatte. f Newyork In Lima Hal ein Erdbeben betracht lichen Schaden angerichtet. Seit 30 Jahren hat k<m so heftiges Erdbeben stattgefunden. Kirchliches Zum Jubiiäum der Britischen und Ausländischer. Bibelgesellschaft hat der Deutsche Evangelische Kirche«' ausschuß an dieselbe ein Glückwunschschreiben gerichtet dem folgendes entnommen ist: „Dresden, 18. Februar Soweit das Evangelium unseres Herrn und Heilandes Jesu Cristi unter den Völkern verkündigt wird mit Christenmenschen von Herzensgrund bekennen: „D:ii Wort tst meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege!", so weit wird in freudiger und dankbarer Tci! nähme des Jubelfestes gedacht, das die Britische und Ausländische Bibelgesellschaft in diesem Jahre feiert. Tci 7. März 1804, der Tag der Begründung der Britische« und Ausländischen Bibelgesellschaft wurde der Ausgangs punkt einer durch die evangelische Christenheit aller Länder sich fortpflanzenden Bewegung, eines allenthalben er wachenden Eifers, durch Herstellung und Verbreitung der Heiligen Schrift das Gottesreich auf Erden bauen zu helfen. Wo nur heute Bibelgesellschaften in ge segneter Arbeit stehen, sie verdanken, die einen ihren Ursprung, die anderen ihren Aufschwung der von der Britischen Bibelgesellschaft ausgegangenen geistesmächti gen Anregung und der tatkräftigen Beihilfe, die von ihr allen gleichartigen Bestrebungen hochherzig gewährt worden ist. Auch die evangelischen Landeskirchen Deutschlands habe» für solche Handreichung christlicher Bruderliebe zu danken. Diesem Danke Ausdruck zu geben, ist uns ein liej- gefühltes Herzensbedürfnis. Doch wir wissen: nicht Menschenruhm soll die Losung des Festes sein, das unsere englischen Brüder im nächsten Monat feiern werden. Ist das vor hundert Jahren in den Acker der Kirche gelegte Senfkorn zu einem Baume er wachsen, unter dessen Zweigen die Vögel des Himmels wohnen, ist das Werk der Bibeloerbreitung, wie das der Mission, weltumspannend geworden — vom Herrn ist das geschehen und ein Wunder vor unseren Augen. Ihm, der dem Werke, das in seinem Namen unternommen wurde, Gedeihen gegeben, bringen wir das Opfer unseres Dankes dar. Ihm befehlen wir das Werk, daß er es weiter wachsen und Frucht bringen laste. Ihn bitten wir im Ver ein mit allen, die mit uns seinen Namen anrufen, daß er Hunger und Durst nach seinem Worte in den Herzen der Menschen erwecke und es vielen ge reichen laste zur Lehre, zur Strafe, zur Befferung,