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MMMckyMM Wochen- und Nachrichtsblatt Zugleich TqEt s» Sisüiff ?f kBi». PkiiSiftl, l'iiiksÄnl Mn.' kl M; Well, AWnckrf, Am. Wemilsn, MtMtl'n- BiWesil. Amtsblatt sn tasKglAmtsgericht »a dn Stadtrat ziLichtenstein. älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk. — —- — 24 Jahrgang. —- Nr. 56, 'Mittivoch. den 9. März 1904. Dieses Llatt erscheint täglich (außer Lonn- unb Fcfttagsi nachmiltags für den folgenden Tag. DierlellShriichrr lgemgepreis l Mark Lb pfg., durch die Post bezogen 1 Mk. 5" pkg. Einzelne Nummern 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Zwickauerstraße 397, alle Laiserlichen Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die fünfgespaltene Lorpnszeile oder deren Nmnn mit lo Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens IE" vormittags 10 Uhr. -WM Zm „amtlichen Teil" wird die zweispaltige Zeile oder deren Naum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtige Lnserenten kostet die fünfgespaUene Zeile 15 Pfennige. die Politische Rrmdfcha« Deutsch« Reich Einen Ueberblick über die Verluste, welche wenn er daneben auch noch sein blutrotes Mäntelchen recht lustig im Winde flattern ließ, so ist ihre Feststellung immerhin interessant. Allerdings wird man sich auch mit dem Kriegs minister die Nutzanwendung des Verses zu eigen machen müssen: „Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube!" Der Antisemit Liebermann v. Sonnenberg po lemisierte in erster Linie gegen Bebel und gegen die Juden, um sodann für die Kriegsveteranen einzu treten. Der Abg. Dasbach (C.) wandte sich in hef tiger Weise geqen das Duell und forderte, daß alle Offiziere, die sich duellieren, aus dem Heere ausge stoßen werden. Der Bauernbündler Vogt-Hall, ein recht gemütlicher Schwabe, schimpfte über Soldaten- mißhandlungen und bat um dringende Abhilfe. Da er aber das Unglück hatte, nach 6 Uhr das Wort zu bekommen, hörte ihm kaum jemand zu. Die Tribünen waren auch heutewieder überfüllt, wohingegen das Haus nur mäßig besetzt war. AmmizM ns sm lMtm. Von unser,» Berliner parlamentarischen Berichterstatter. ad. Berlin, 7. März 1904. Die Sozialdemokratie lebt im Zeitalter der Niederlagen und Blamagen. Ihre eigenen Blätter werden zwar nach wie vor von solchen der Regierung und der kapitalistischen Gesellschaft im allgemeinen reden, aber damit schaffen sie die wahren Tatsachen nicht aus der Welt. Herrn August Bebel, der sich wegen des Weitererzählens schon so manchen Klatsches zu ungezählten Malen blamiert hat, passierte dieses Mißgeschick auch heute wieder. Schlag aus Schlag konnte ihm der Kriegsminister v. Einem die Unwahr heit aller seiner „Treffer" nachweisen. Er stellte fest, daß die berühmte Bebelsche „Kommandöse" in keiner östlichen Garnison bekannt sei, daß der Erbprinz von Meiningen weder seinen Abschied „genommen" noch „erhalten" habe, daß an der Mißhandlung eines Rekruten durch den kommandierenden General des siebenten Armeekorps v. Bissingen kein wahres Wort fei usw. usw. Und sogar der „Heidelberger Fall", den der Sozialdemokrat Gradnauer am letzten Sonnabend so gründlich ausgebeutet hatte, zeigte sich in einer ganz anderen Beleuchtung, in der man ihn sonst zu betrachten gewohnt war. Herr v. Einem hatte das Vergnügen, dem gespannt lauschenden Hause die Akten eines der daran beteiligten „Grad- nauerschen armen, unschuldigen Bauernburschen" vor zutragen. Daraus ging hervor, daß dieser nicht nur ein führender Genosse, sondern auch schon unzählige Male wegen schwerer Körperverletzungen vorbestraft war. Des weiteren betonte der Kriegsminister, daß das französische Militärgesetz das Vorgehen der Heidel berger Reservisten mit dem Tode bestraft hätte und daß die zwar harten deutschen Strafen dagegen noch als human zu bezeichnen seien. Diese innere Unwahrheit der ganzen sozialdemo kratischen Kampfesweise kam heute so recht zum Ausdruck. Während die Genossen im Reichstage ihre wüste Kritik damit begründen, daß sie den Militarismus bessern und die vorhandenen Schäden aufdecken wollen, verwerfen sie ihn in ihrer Agitation, in ihrer Presse und in ihren Broschüren grundsätzlich. Die Unwahrhaftigkeit brachte vor allem der bayerische Generalmajor v. Enders in einer fein sinnigen formvollendeten Rede zum Ausdruck. Hierin übertraf er Herrn v. Einem bei weitem und die Totenstille im Hause sowohl als auch auf den Tribünen während seiner Ausführungen bewies, daß ihnen jedermann Bedeutung beilegte. Selbst die Sozialdemokraten, die sonst bei jeder auf sie ge münzten treffenden Bemerkung wie von Nattern ge stochene Wesen aufspringen und ihren Wert durch unqualifizierbare Ausdrücke abzuschwächen versuchen, hörten den Worten des alten Generals aufmerksam zu, weil er ihnen klugerweise keine Gelegenheit zu Unterbrechungen gab. Bebels Rede, die wieder recht lange dauerte, litt ersichtlich unter der auch bei ihm wohl vor handenen Erkenntnis innerer Unkonsequenzen und Widerspräche. Man hatte das Gefühl, daß ihm der Boden unter den Füßen unsicher wird, daß er einen Uebergang zu neuen Anschauungen sucht und nur aus eigensinnigen Gründen nicht dazu kommen kann, neue Wege zu wandeln. Heute sprach er sogar vom Vaterlande und davon, daß auch seine Genossen bereit sein würden, Schulter an Schulter mit dem Bürgertum Deutschland zu verteidigen, wenn eS an gegriffen würde. Solche Worte hat man im Reichs tage aus seinem Munde noch nicht vernommen und lichen Schulgeldes mit dem Bemerken, daß nach Ablauf von 14 Tagen, von heute ab gerechnet, die Zwangsvollstreckung gegen alle Säumigen eingeleitet werden wird. Callnberg, am 3. März 1904. Der Schulvorstand. Bürgermeister Prahtel, Vorsitzender. Bekanntmachung Am 15. Februar dieses Jahres war der 4., und somit der letzte Termin des Schulgeldes für das Schuljahr 1903/04 fällig. Wir erinnern hierdurch an die Bezahluna des noch im Rückstände befind Schutztruppe in Südwe st-Afrika seit dem Beginne des Herero-AufstandeS (am 12. Januar) erlitten hat, ist wohl angebracht. Nach den amtlichen Depeschen sind bis zum 5. März 53 An- Der russisch-japanische Krieg. London, 8. März. „Daily Mail" meldet aus Pinyang. 2000 Mann russischer Kavallerie mit 7 Ge schützen zogen sich durch Kaostung und Sumhung nach Wihu zurück, auf dem Marsche sämtliche Telegraphen leitungen und Telegraphenstangen zerstörend. London, 8. März. Die heute in den Morgenblättern veröffentlichten Telegramme vom Kriegsschauplatz veröffentlichen nichts neues über die Operationen der Landtruppen. Die Meldungen über die Absichten der japanischen Flotte widersprechen sich. London, 8. März. „Morning Leader" meldet aus Petersburg: Aus Wladiwostock kom mende Privatnachrichten besagen, daß japanische Bomben die Docks von Wladiwostock gebrochen hätten. London, 8. März. „Daily Telegraph" meldet aus Tokio : Der Mikado hat die Absicht aus gesprochen, während der Dauer des Krieges seinen Hofhalt einzuschränken. Wien, 8. März. Von diplomatischer Seite wird berichtet, daß die Kabinette von Paris, London, Rom und Berlin eingehend mit der Frage einer Einigung in Ostasien beschäftigt sind. Man will jedoch erst die erste Landschlacht abwarten. Die Vermittelung soll übrigens eine für beide Teile gleich ehrenvolle Auseinandersetzung bezwecken. Paris, 8. März. Phionsa, der Hauptort Nordkoreas, ist von Kosaken besetzt worden. Im Juni wird das Geschwader des russischen Admirals Wiranius, das in Cadix und Algier liegt, mit dem aus der Ostsee kommenden Geschwader Zusammen treffen. Newyork, 9. März. Wie aus Moskau gemel det wird, sind dort drei japanische Spione verhaftet worden, welche sich als Mönche verlleidet hatten. Odessa, 8. März. In Libau wurden 600 Pferde beschlagnahmt, die für die englische Regierung in Südrußland gekauft und wahrscheinlich für Japan bestimmt waren. ft» London, 8. März. Die „Times" meldet aus Tokio von gestern: Ein japanisches Geschwader hat die Insel Saiyuntau besetzt gehöriae der Schutztruppe gefallen, 84 teils schwer, teils leicht verwundet und 11 Personen als vermißt angegeben. Die blutigsten Gefechte haben bei Oma- ruru stattgefunden, nach der ersten Meldung vom 6. Februar waren 6 Mann gefallen, eine spätere Zusammenstellung ergab 27 Tote; danach weisen die Kämpfe bei Okahandja und bei Groß-Barmen die stärksten Verluste auf. Unter den Toten befinden sich 2 Offiziere, der Reserveleutnant Boysen und der Leutnant Schulze; teils schwer, teils leicht verwundet sind 4 Offiziere, der Hauptmann Kliefoth, der Ober leutnant Frhr. v. Schönau-Wehr, der Oberleutnant Hannemann vom Seebataillon und Leutnant von Stülpnagel. Ob alle Kampfunfähigen der Schutz- truppe angehörtm, etwa als Reservisten u. i. f., läßt sich nicht feststellen, da einzelne mit ihren zivilen Stellungen bezeichnet werden. Doch gibt die Zusammenstellung schon einen deutlichen Begriff von den Leistungen und Opfern der Schutztruppen, die man jetzt auf 3000 Munn beziffern kann. Die Toten bilden mehr als 1'/,, die Verwundeten über 2'/z Prozent. * Friedensschluß mit den Herero? Eine merkwürdige Kunde kommt der „Täglichen Rund schau" aus Swakopmund, und zwar, wie sie sagt, von unbedingt zuverlässiger Seite. Danach soll sich Gou verneur Lcutwcin schon seit geraumer Zeit ernstlich mit dem Gedanken tragen, Friedensverhandlungen mit den Herero einzuleiten und nur durch wiederholte, ganz be stimmte Weisungen von Berlin von der Ausführung seiner Pläne abgehalten worden sein. Insbesondere habe der Kaiser persönlich die Entscheidung getroffen, daß über Friedensverhandlungen erst dann gesprochen werden könne, wenn eine Züchtigung der Aufständischen erfolgt sei oder sie selbst ihre Unterwerfung angezeigt und um Frieden gebeten hätten. * Zum Fall Arenberg schreibt die „Tägl. Rundschau" folgendes: Es bleibt zu viel Unbehagliches hinter dieser Affäre Aren berg zurück: zuviel — sprechen wir eS nur ruhig aus — geradezu Unheimliches- Nicht nur, daß das Gutachten des wiffewcha ttichen Senats der Kaiser Wilhelm-Akademie zu Berlin mit sein, r Ver neinung der Frage, ober der Prinz unheilbar geistes- krank sei, uns die unerfreuliche Aussicht eröffnet, dem Herrn, dessen gesellschaftliche Formen heute mehrfach von den Sachverstän dige» anerkannt worden sind, nach - irriger Zeit als eleganten Flaneur Unter den Linden zu begegnen; nervenstärkende Bäder und Luftkurorte wirken ja manchmal Wunder, und noch nützlicher erweist sich gelegentlich eine konsequente Alkoholentziehungskur. Wer den Papst zum Vetterhat- das sieht mit Flammenschris: über diesem Verfahren gegen Prosper Arenberg, das den Mörder von Begnadigung zu Begnadigung bis an die Schwellen der Nerven heilanstalt geleitet hat ... . Wir können nur ncchmals betonen: uns wild es unheimlich bei der Verfolgung dieser Gedankenreihe und es ist uns ein schlechter Trost, daß die Regierung offenbar nur deshalb den wegen Mißhandlung von Untergebenen Vorbestraften, durch Weiber und Champagner frühzeitig Entnervten in den Kolo nialdienst übernommen hat, weil er gewichtige Fürsprecher hatte und in specke der Prinz Franz Maria Assisi von Arenberg, der Kolo- nialerperte des machtgebietenden Zentrums, sein Vetter Ivar. Wir fürchten, daß der Fall Ärenberq viel böses Blut machen wird. Die Frage, wer den Prinzen dem Kolonialamt empfohlen hat, bedarf noch der Aufklärung. * Zu dem Zusammenbruch dcsBankhauses Schade in Darmstadt, wobei mehrere hunderttausend Mark verloren gehen, wird berichtet, daß Schade seine Opfer in allen Volksschichten zu finden gewußt hat. So treffen jetzt auch zahlreiche Bauern aus den Ort schaften der Umgegend in Darmstadt ein, um ihre Forderungen anzumelden. Während Schade selbst geflüchtet ist und steckbrieflich verfolgt wird, befindet sich fein Sohn, der in dem Bankgeschäft als Proku rist tätig war, unter polizeilicher Bewachung. Die gesamten Bücher und Korrespondenzen, die als Aus weise über Schades Beziehungen zu den Börsen dienen könnten, hat er vernichtet.