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Mühe genug, sich der japanischen Konkurrenz zu er wehren. Bor allem werke der Handel der Europäer mit Japan selbst immer mehr erschwert durch den japanischen Chauvinismus. Der Japaner beginne heute bereits, sich dem Europäer überlegen zu dünken. Sollte es ihm nun gar noch gelingen, Rußland zu besiegen, so werde man überhaupt nicht mehr mit ihm aus- kommen können. Shanghai, 10. Febr. Russische Truppen passierten den Jalufluß. Die Kaiserin-Mutter soll sich zur Flucht anschicken. Tschifu, 10 Febr. Die Beschießung von Port Arthur dauerte 1 Stunde. Die Japaner zielten gut, die Russen zu kurz. Da die Gefechts weite nur 3 Meilen betrug, wurden die Russen durch Raummangel in ihrer Bewegungsfreiheit ge- hindert. Sie versuchten die sinkenden Schiffe aus zupumpen. Paris, 10. Februar. Die Blätter melden aus Port Arthur vom 9. d. M.: 15 japanische Panzerschiffe beschießen Port Arthur. Die Forts er widern das Feuer. Die gesamte russische Flotte ist ausgelaufen. Eine Seeschlacht ist im Gange. London, 10. Febr. Morgen, spätestens übermorgen wird im englischen Uuterhuufi die Er klärung der Regierung bezüglich der englischen Neu tralität erwartet. Wie verlautet, wird im gleichen Sinne Delcasse in der französischen Kammer eine Erklärung obgeben. Washington, 10. Febr. Nach geheimen älteren Vereinbarungen übernimmt der amerikanische Gesandte in Petersburg den Schuß der japanischen Untertanen in Rußland. Petersburg, 10. Febr. Nach einem Tele gramm Alexejews oom 9. Februar beschossen fünf zehn japanische Schiffs Port Arthur. Die Festung antwortete, das Geschwader lichtete die Anker, um am Kampfe teilzunehmen. Nach einstündigem Bom bardement stellten die Jipaner das Feuer crn und dampften südwärts. Russischerseits sind zwei Ossi- ziere und 54 Ma in verwundet, 10 Mann tot. Die Kriegsschiffe Pv niwa, Diana, Askold, Normt erlitten je eine Beschäd g mg. e te r S b r g , 11. Febr. Die durch Extrablätter gemeldeten Siegesnachrichlen wurdrn von der Bevölkerung jubelnd begrüßt. In dec Seeschlacht von Port Arthur erlitten die Japaner starke Verluste. Ein Gcschwad"» panzer und zwei Schncllkreuzer wurden leck geschossen und mußten ausscheidcn. Lie retirierten unter dem Schutze des Geschwaders, jedoch sanken sie vor Weihar- wei. Auch hat das japanische ^orpedogcschwader Ver luste erlitten. 8 Torpedos sanken, 3 andere sind svur- los verschwunden. Aus den japanischen Schiffen sind 19 Offiziere und II7 Mann tot und über 200 verwuw det. Dre Dauer der Schlacht betrug nur 25 Minuten. Petersburg, 11. Febr. Herzbewegende Szenen spielten sich auf dem NiccLaibaynhofe ab, wo mehrere Militärzüge abgingen. Petersburg, 11. Felu. Infolge der uu günstigen Gerüchte oom Kriegsschauplatz, wurden sämtliche Karnevals-Festlichkeiten abgesagt. New-Jork, 11. Febr. lieber san Fran zisko kommt die Meldung, daß der russische Kreuzer „Warjyc" vou den Japanern nach Seseho gebracht worden sei und daß die Japaner vor Port Arthur den Russen noch 7 Schiffe weg genommen haben London, 11. Febr. Die Morgenblätter ver zeichnen keinerlei neue Depeschen vom Kriegsschau platz. Die Mehrheit der Blätter ist der Ansicht, daß Rußland nunmehr kampfunfühig sei und die Operationen gegen die japanische Flotte einstellen müsse. Konstantinopel, 11. Febr. In hiesigen militärischen Kreisen werden die Nachrichten aus Ostasien mit großer Genugtuung ausgenommen. Im Palais machen sich bereits Stimmen bemerkbar, welche für ein Vorgehen gegen Rußland plaidieren. London, 11. Febr. Wie der hiesige japanische Marine-Attacho erfährt, sind die russischen Kriegsschiffe „Zesarewitsch" und „Retwison" jetzt auf Grund geraten. Das Meer ist bei Port Arthur nur 32 Fuß tief, während die russischen Kriegsschiffe einen Tiefgang von 36 Fuß haben. Sie stecken daher fest im Sande. London, l 1. F'br. Der Korrespondent der „Eoening News" in Nagasaki bestätigt, daß ein russischer Trausportdampier tatsächlich von den Japanern gekapert und nach Sascha gebracht worden sei. London, 1l. Febr. Der „Lloyd" hält es für nicht ganz ausgeschlossen, daß England und Frankreich ui den Kampf lnneiugczogen werden. London, 11. Fein. Für heute wird eine könig liche Proklamation erwartet, welche allen russischen Untertanen verbietet, die Neutralität zu verletzen. Loudon, 11. Febr. ..Central News" meldet aus Tokio: Hier traf die Nachricht ein, daß 3 Transportschiffe der russischen freiwilligen Flotte mit 2000 Soldaten an Boro von den Japanern ge nommen wordeit seien. Lik MtMktsW ks vmn-MMs wird hoffentlich vem zuletzt gemeldeten sieg reichen Vorgehen unserer Truppen nun wohl bald durchgeführr sein. An Truppen ist in Südwestafrika nun kein Mangel mehr, da dec Dampfer „Darm- st a d t" nt i t Truppen für Züdwest - afrika am Mittwoch u a ch m i l t ag 1 U h r wohlbehalten in Zwakopmund eln - getroffen ist. Das 500 Mann starke Marine- cxpedinonskorps wird m ttKs seiner Geschütze bald reinen Tisch mache u. O wrst Leutwein ist nach einer neueren Depesche Ser „T. R." nicht ver späte in Po l No'loc.) emgetroffeu. Der Dampfe'-, der ibn und seu: Detachement aufuehmen sollte, lies Port Nvlloty überaauvl nicht au, weil er infolge der Verhältnisse in Luaweftafrika Seu Auftrag batte, schnellstens von Kap ladt nach I.vakopmund zu sumpfen. Overst Leutwein hatte wohl geboffr, ourch Telegramm voer Signal von Port Nolloth aus den vo. beifahrendcu Dampfe; zum Anlegen zwingen zu können Oberst Leutmein wird aber nicht bis zum Eintreffen de- nächste r fayiplanmäß gen Dampfers unfreiwillig gelangen zu sitzen brauchen, sondern der mittlerweile m Swampmuud angekv nmene Dampfer hatiupvnchen schon drahtliche Anweisung erhalten, um-ukeyrm und Seu Oberst Leutwein von Port No lvth nach Swakvpmund zu dringen. S w a k o p m u n d , 11. Febr Mauschätzt die Zahl der ermordeten Europäer, darunter viele Fra reit, einschließlich der Vermißten auf 150. Die Hereros h:ben über 4000 Gewehre neuester Kon- stiuktioi und viel Munition. — Die hier von der „Darmstadt" ge audeten Truppen sind nach Kacibib und Windhuk abgegangen. Politische Rundschau Deutsche. Raich * Die Relchstagskom.nission für den Entwurf über die K a u f m a nn s g e r i ch t e beschloß mit 7 Dev Majormtshevv. Roman von L. Jdler-Derelli. (II. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Die Mädchen schwiegen. Viktoria beschattete ihr Gesicht mit der Hand und Eberhard verließ das Zimmer. „Ist es um Dich?" fragte Cilly und zog einen Stuhl an die Seite der Schwester. Als armer Offi zier konnte er Dich niemals heiraten, und er wechselt jetzt den Beruf, jetzt, wo auch Du keine Aussicht mehr Ha l, noch reich zu werden. Ec muß Dich sehr lieben, daß er seinen Lieblingswünschen entsagt, um Dich zu gewinnen. Auf eine solche treue Seele kannst Du stolz sein!" Viktoria antwortete auch der Schwester nicht; die Nachricht berührte sie im innersten Herzen, und als sie an diesem Abend die Ruhe suchte, schloß sie den Manu, der ihr ein solches Opfer brachte, in ihr Nachtgebet ein. Die Tage vergingen still und einförmig und die drei Geschwister erwarten gespannt den Besuch des jungen Ehepaares. Aber Tag um Tag verfloß und niemand vou Schloß Thurin ließ sich sehen. Allmählich gestaltete sich dies Warten immer unbe haglicher. Die Geschwister konnten sich die Rücksichts losigkeit, die diesem Nichtkommen zu Grunde lag, kaum noch verhehlen und die Dienstboten tadelten bereits die junge Frau in taktloser, wenn auch gut gemeinter Weise. Viktoria schnitt diese tadelnden Bemerkungen stets mit ruhiger Würde ab, aber die Leute hatten recht, das sühlte sie selber nur zu gut. Einmal sprach sie cs gegen ihren Bruder aus. „Sie sind in den Flitterwochen, liebes Kind!" erwiderte Eberyard ruhig. „Sie sind sich jetzt selbst genug!" „Der Gedanke empörte das junge Mädchen. Ein alter Manu mit weißem Haar in den Flitter wochen !" * * * Es war inzwischen Winter geworden. Weih nachten hatte viel Schnee gebracht und eine schöne Schlittenbahn verlockte zu lustigen Ausflügen. Da kam eines Tages der Pfarrer Heyder, um Eberhard zu besuchen. Mit großer Freude wurde er empfangen, denn alle, die ihn kannten, schätzten ihn. Bald saßen sie gemütlich am Kaffeetisch, Neuig keiten wurden ausgetauscht und binnen kurzem geriet au l, das Gespräch auf die wichtigste Neuigkeit des schwindenden Jahres, auf die Heirat des Majorats- Herrn. „Noch kennen wir die junge Frau nicht," bemerkte Eberhard. „Nicht möglich!" rief der Pfarrer erstaunt. „Freilich", setzte er hinzu, „Baron Hans hat über haupt noch keine Besuche in der Nachbarschaft ge macht ; sie sind bis jetzt ganz allein geblieben, nur Herr von Kirchbach kommt öfters ins Schloß. Aber mit Ihnen, den ganz nahen Verwandten, ist das doch etwas anderes." „Kam das junge Ehepaar bereits zu Ihnen?" fragte Viktoria. „Nein." „So kennen Sie also unsere neue Verwandte noch gar nicht ?" „Doch", entgegnete der Pfarrer. „Bei Gelegen heit einer Rücksprache, die ich mit dem Baron' zu nehmen hatte, stellte mich dieser seiner Gemahlin vor." „Wie hct Sie Ihnen gefallen?" rief Cilly eifrig. gegen 6 Stimmen, den Frauen das passive Wahl, recht zu gewähren, trotzdem die Bundesbevollmäch. tigten für Preußen, Bayern, Sachsen und Württem berg erklärten, das Gesetz werde dann scheitern. * In der Sitzung des Zentralkomitees vom Roten Kreuz, die am Montag in Berlin stattfand, wurde eine Aufforderung an dir Landes vereine zur Errichtung von Sammelstellen zugunsten des Expeditionskorps für Südwest ifrikn beschlossen. Betreffs Beteiligung des Roten Kreuzes an den Kriegs-Sanitätsdienste in Ostasien soll bei dem tat sächlichen Ausbruch des Krieges ein Anerbieten an das russische wie das japanische Rote Kreuz gerichtet werden. Die Vorbereitung bezüglich der Stellung des Personals und Materials sind eingeleitet. * Eine neue Jnfanterie-Schieß waffe, die sich als Repetiergewehr mit einem zur Aufnahme von lb Patronen ditnenden Kolbenmagazin darstellen soll, beschäftigt angeblich höhere militärische Kreise. Dazu schreibt man: Die stets aufmerksam arbeitende Gewehr-Prüfungs-Kommission begnügt sich nie mit ein r augenblicklich befriedigenden Tatsache, sondern arbeitet ununterbrochen weiter und ist stets mit Verbesserungen und Versuchen — ihrer Hauptaufgabe — beschäftigt. Nach dem, was man mit ZelbsUadepistolen erreicht hat, liegt der Gedanke nahe, dieses technische Prinzip aus Gewehre auszu dehnen und Selbstladegewehre zu schaffen. Doch das ist z. Zt. ein Gedanke und Versuch, der noch tief in den Anfängen neckt. Man hat mit dera-tig konstruierten Gewehren Versuche ge macht, die, wie alles, das lebhafteste Jntereffe unseres Kaisers haben. Der Monarch bedient sich bei Hochwildjagden eines derartigen Selbstladegewehres, und die Möglichkeit, daß die forlich'eilende Technik hier Mittel und Wege sindel, auch sür Mafien wirklich brauchbare Waffen im Laufe der Zeil zu schaffen, ist nicht ausgeschlossen. Vorläufig kann jedoch von der Einführung eines neuen Gewehres nicht d-e Rde sein, rachdem das Gewehr vn im Ehinafeldzug die Probe für den Ernstfall bestanden hat. Belgien * Der Erbschaftsprozeß der Gläubiger der Prinzessin Luise voll Koburg, sowie der Gräfin Lonyay gegen den König der Belgier wurde auf deu 1. März vertagt. England. * England wird wählens oes Krieges eifrig im Trüben fischen. Es will die politische H-rrspasi über Arabien und Züdpersien, damit eine B rbindung zwischen Alerandrien und Kaltuua hergestellt ist; wir werden, wenn erst einige Wochen ins Lanb gegangen sind, wohl bald hören, daß England die Erlaubnis zum Bau einer Bahn über Züdpersien nachgesucht und erhalten hat. Ter schnelle Ausbau einer Bahnlinie von Eurrachce, dem Ausgangspunkt der indischen Bahn, nach Alerandrien würde dann Englands erde Sorge sein, und Ruß.and wird sich, beim Abschluß des Friedens mit Japan nor vollendeten Tcuwchen sehen. Der L. Hauptplan Englands si der Ausbau einer Telegraphenlinie von Alerandrien nach Kapstadt und Ausbau einer Bahn zwischen diesen Punkten. England wünscht, daß Telegraph und Lahn ganz aus engli schem Gebiet liegen: nun sind ldm aber Deutsch-Osiafrika und der Kongosiaat im Wege. !Im seinen nord und südafrikani schen Besitz zusammenzubringen, verlangte England darum vor läng.rer Zeil schon einmal oom Köngoitaale Abtretung eines LO Kilometer breiten freuens am Knon- und Tangan- juusee; damals entrann der Kongostaat der Gefahr, weil sich die Mächte wenig einverstanden zeigten. Wenn der Krieg aber Rußlands Flotte gel-wabt haben wird, sodaß Englands illbermacht durch den Fortfall d ries Gegners noch größer geworden ist, dann wird es nur dein Kongostaut ivenig Feder lesens machen. König Leopold hat ja auch schon eine Ahnung des Kommenden gehabt; deshalb war er in Paris und in Verlin. Aber auch andere Mächte werden in der allgemeinen Verwirrung ihre allen Rechnungen ausgleichen wollen. Der Sultan wird Bulgarien dein der Rückhalt an Rußland fehlt, zur Ruhe bringen. F ankreich wird üch, während England anderswo zulangt, Mawkio n.h nen wollen — kurz, es wird eine Zeit allgemeiner Beunruhigung kommen, bei der leicht ein Funke ins europäische Pulversaß fliegen kann. Äns Lta-t und Land Lichtenstein, 11 Februar. *— Für Militäranwärter. Einer Ministe- riulverordnuug zufolge können von einem Militär anwärter rils Bewerber nm eine ihm unmittelbar Heyder lächelte. „Wäre es nicht bester, lieoes Fräulein, Sie ur teilen selbst? Ein älterer Munn und eine junge Dame Huven in dec Regel einen gir zu verschiedenen Ge schmack und ich möchte Ihrer eigenen Meinung um keinen Preis umgreifen." „Er weicht uns aus", sagte Cilly zu ihren Ge schwistern, als der Pfarrer seinen Besuch beendigt hatte „Er wallte offenbar nicht über sie sprechen. So rücksiytsvoll dies von dem Herrn Pfarrer gegen uns ist, ein um so schlimmeres Zeichen ist es für die Dame; sie hat ihm nicht gefallen, denn sonst hätte er es gesagt." „Das denke auch ich," entgegnete Viktoria ernst. „Wenn irgend etwas Gnies von einem Menschen zu sagen ist, so sagt der Pfarrer Heyder es. Dies gänz liche Schweigen seinerseits beunruhigt mich. Ich wollte es jetzt erst recht, sie wären erst hier gewesen. Dieses Warten auf ihren Besuch ist schr unangenehm, schon der Leute wegen!" Den andern Tag schon sollte sih der Wunsch des jungen Mädchen erfüllen. Die Frau Baronin fand nachgerade das ausschließliche Leven mit dem alten, jungen Ehemann etwas einförmig und obwohl sie sich sonst nicht gerade nach der Verwandtschaft ihres Mannes sehnte, so wollte sie doch auf jeden Fall die drückend gewordene Stille ihres Lebens unterbrechen. Und dazu war Fran Antonie klug genug, um zu wiffen, daß ihr erster Besuch in der Nachbarschaft den Geschwistern Thurm gelten mußte. Sa fuhr denn an dem bescheidenen Herrenhäuschen anfdem Vorwerkam nächsten Nachmittag ein elegantes, prächtig klingelndes Schlittengefährt vor. (Fortsetzung folgt.)