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betrieb zu befriedigen. Daß sich dadurch die Lage der Arbeiter und die Aussicht, noch mit Erfolg Streiks zum Austrag zu bringen, sehr verschlechtert, ist einleuchtend. Wo aber Zwei sich streiten, da freut sich der Dritte, und dieser Dritte ist die außer deutsche Industrie, mit deren Wettbewerb auf dem Weltmarkt wir sehr zu rechnen haben. Di; fremde Industrie, welche von solchen Betriebseinstellungen weniger betrogen wird, vielleicht auch mit niedrigeren Löhnen zu rechnen hat und mit sozialen Versicherungs- gesetzen weniger belastet ist, wird uns auf den aus wärtigen Märkten zum Schaden des ganzen deutschen Volkes den Rang ablaufen. Der Crimmitschauer Streik und die Kottbuser Abwehroersammlung sind darum als charakteristische Vorzeichen zu würdigen. * Die R e ich sj u sti zk o mm i s s i o n hat am Dienstag die Beratung über die Reform der Strafprozeßordnung wieder ausgenommen, und zwar verhandelte sie zunächst über den Abschnitt „Abge kürztes Verfahren". An Stelle der ausgeschiedenen Mitglieder, Obstaatsanwalt Hecker-Ulm und Reichs gerichtsrat Beringer, früher in München, sind in die Kommission berufen worden der bayrische Oberlandes gerichtsrat Pfannschmidt in München und der würt- tembergische Oberlandesgerichtsrat vr. Rupp in Stutt gart. Die Beratungen dauern eine Woche. * Die Aussicht auf Klärung der Lage im äußer st en Ostenist noch immer sehr zweifelhaft. Nach dem „Reuterschen Bureau" wird die Antwort Rußlands an Japan nicht derart sein, daß durch sie die strittige Angelegenheit ohne weitere Verhandlungen sich erledigt. Dem Vernehmen nach bleiben immrrhin noch wichtige grundsätzliche Fragen zu erwägen. Zugleiu- wird betont, daß man den etwas düsteren Nachrichten aus Japan keine übermäßige Bedeutung beilegen solle, denn allzu leicht könne die Tatsache, daß eine Verständigung mit Rußland noch von weiteren Verhandlungen ab hängig sei, in Handelskreisen Beunruhigung Hervor rufen. Des weiteren wird gemeldet, daß das Er geb uisderStaatsmänner-Konferenz in Tokio bis jetzt noch nicht bekannt sei. Es ver lautet jedoch ziemlich bestimmt, daß trotz der unbe friedigenden Antwort Rußlands die Konferenz noch einen, wahrscheinlich den letzten, Versuch machen will, eine freundschaftliche Regelung herveizusühren. Selbst der besonnenere Teil der japanischen Presse erklärt es für hohe Zeit, zu handeln. Die Entrüstung in Tokio wird noch gesteigert durch die Ueberzeugung, daß Rußland nicht den kleinsten Beweis des Wunsches gegeben habe, Japan zu versöhnen, sondern vielmehr bemüht sei, Japan die Verantwortlichkeit für die k r i e g e r i sch e I n i t r a t i v e auf zubürden. * Ein Lustbarkeitsverbot hat in Stettin der Polizeipräsident o. Puttkamer im Ein vernehmen mit dem Regierungspräsidenten erlassen. Danach sind vom 1. Januar 1904 alle öffent lichen Tanzvergnügen an denWochen- tagen verboten, nur in der Fastnachlszeit sollen den Saalinhabern an je zwei Tagen solche genehmigt werden. An Kaisers-Geburtaz und für die Sylvesternacht sollen Tanzvergnügen freigegeben werden, jedoch unter Vorbehalt der Festsetzung der Polizeistunde. * Die Begnadigung desLeutnants Bilse soll in Aussicht stehen. Bei der Begnadi gung dürfte es sich nur um Umwandlungder Gefängnis st rafeinFe st ungshaft handeln. * Die königliche Akademie der bildenden Künste in München mußte zumteil geschlossen werden, da die Mittel zur Bestreitung der Modcllgelder fehlten. Der Landtag hat nicht genügende Mittel für die Aka demie bewilligt. Oesterreich Wien. Nach einer römischen Meldung der „Zeit" haben italienische Studenten im Hofe der Universität eine den Kaiser Franz Josef darstellende Zeichnung verbrannt. Frankreich. * Paris. Verschiedene Blätter berichten über einen neuen Skandal, der im Kriegsministerium ausgedeckt worden ist. Wie verlautet, haben zwei Beamte falsche Stempel des Kriegsministeriums an- gefertigt und hiermit Waren gestempelt. Auf diese Weise konnten sie unbrauchbares Material und ver weigerte Waren beim Ministerium wieder absetzen. Die Untersuchung ist eingeleitel. Man nimmt an, daß verschiedene andere Beamte des Ministeriums an dieser Sache beteiligt sind. Rußland. * Petersburg. Wie aus Helsingfors ge meldet wird, ist der verbannte Finländer, frühere Gardekapitän Georg Fraser, der bei Professor Ja kowlew in Petersburg wohnte und plötzlich nachts verhaftet wurde, seitdem spurlos verschwunden. Ueber das Schicksal des verhafteten Bürgermeisters Hallonblad und des verhafteten Volksschullehrers Wainio herrscht ebenfalls vollständiges Dunkel. Niemand kennt den Aufenthaltsort der Genannten. Aste« *DasErgebnisderjapanischenStaats- männer-Konferenz am Mittwoch ist noch nicht bekannt geworden. Es herrscht indessen der . Eindruck vor, daß, wenn auch die russische Ant wort als in hohem Grade unbefriegend an gesehen wird, die Konferenz sich doch dahm schlüssig Gemacht hat, noch einen, wahrscheinlich den letzten, Versuch zu machen, eine freundschaftliche Regelung herbeizuführen. Die Lage ist augenscheinlich ernst. Selbst der sehr besonnene Teil der Presse erklärt es für hohe Zeit, zu handeln. Afrika * DaS italienische Kriegsschiff „Galileo" kam am 13 Dezember in Dnrbv (Somaliland) an. Es bombardierte die kleinen Forts und die Moschee, die das engliche Schiff „Mohawk" unversehrt gelassen hat, und beschloß auch Trupps von Bewaffneten, die sich in benach barten Räumlichkeiten befanden. Aus Stadt und Laud Lichtenstein, 19. Dezember. * — Die amtliche Gewinnliste der 3. Geld- Lotlerie für das Völkerschlacht-Denkmal bei Leipzig liegt in den üblichen Geschäftsstunden in unserer Expedition für Interessenten zur Einsicht aus. * — Bei der gestern oorgenommenen Revision des Bestandes der Pferde und Rinder in hiesiger Stadt hat sich folgendes Resultat ergeben: 157 Pferde (im Vorjahre 163), 259 Rinder (im Vor jahre 274). * — Wichtige Tage sind für die Hausfrauen angebrochen, die Tage des Stollenbackens. Es sind auch kritische Tage; denn einer Frau, die vor einer so verantwortungsvollen Aufgabe steht, darf man nicht zu nahe kommen. Sagt doch ein freilich sehr ungalantes Sprichwort: Wenn die Weiber waschen und backen, Haben sie den Teufel nn Nacken. Ganz so schlimm ist es aber doch nicht; nur in Ruhe wollen sie gelassen werden, damit ihnen beim Zubereiten des kostbaren Teiches nicht ein Malheur passiert. Denn nichts ist für eine Frau peinlicher, als wenn ihr die Weihnachtsstollen nicht gelingen. „Sin se awer geraten', heißt es bekanntlich in den Rudolstadter ülängen, „dann trägt se se mit grüßen Schtolze d'rheeme un nach'n hat a d'r Mann ver gnügte Feiertage". —Ei« für Vere»«« wichtiges Urteil hat das Amtsgericht l Berlin gefällt. Bei dem Fest eines Sportvereins halte ein Gast die Absicht geäußert, Mit glied zu werden. Er erhielt bald darauf Statuten und Ausnahmeschein zugesandt. Diese Schriftstücke ließ er indessen unberücksichtigt liegen. Nach längerer Zeit be kam er eine Postkarte, in der der Kassierer des Vereins ihn ersuchte, die restierenden Vereinsbeiträge zu zahlen. Es kam zur Klage des Vereins gegen den ehemaligen Gast. Das Gericht entschied zu Ungunsten des Be klagten. In den Gründen heißt es u. a.: Da der, Beklagte die ihm zugesandte Mitgliedskarte nicht zurück' geschickt und auch ihre Annahme nicht verweigert halte, so habe der Verein daraus den berechtigten Schluß ziehen können, daß der Beklagte Mitglied des Vereins geworden sei. * — NeujahrSbpiefverkehr. Beim Herannahen des Jahreswechsels empfiehlt es sich dringend, den Einkauf von Freimarken zur Frankierung der Neu- jahrsbnese einige Tage vor dem 31. Dezember zu bewirken, damit zur Zeit des Neujahrsoerkehrs Er schwernisse an den Postschaltern möglichst vermieden werden. Ebenso liegt es im eigenen Interesse des Publikums, daß mit der Auflieferung der Neujahrs- briefc, insbesondere dec nach entfernten Orten be stimmten, frühzeitig begonnen und hiermit nicht etwa bis zum 31. Dezember gewartet wird. Damit bei dem zum Jahreswechsel beträchtlich gesteigerten Briefverkehr oie Briefbestellung ordnungsmäßig durchgeführt werden kann, ist es in noch höherem Grade als zu gewöhnlicher Zeit erforderlich, daß in den Aufschriften der Sendungen die Angabe der Wohnung des Empfängers recht genau* erfolge, unter Bezeichnung von Straße, Hausnummer und Stockwerk. Bei Briefen nach Berlin ist tunlichst auch der Buchstabe des Postbezirks und die Ordnungs nummer der Bestellpostanstalt (z. B. 0 2, W. 7, IV. 9, 8. IV. 12 u. s. w.) mit anzugeben. * — Hohndorf. In vergangener Nacht wurde auf dem Vereinigtfeld-Schacht der arbeits- und ob dachlose Bergarbeiter T. in dem Zimmerschuppen, woselbst er mehrere Schränke gewaltsam erbrochen hatte, aufgegriffen und hinter Schloß und Riegel gebracht. Der Einbrecher dürfte mit der Person identisch sein, die hier und in Oelsnitz in letzter Zeit die Einbrüche ausgefuhrt hat, da verschiedene Em- bruchswerkzeuze bei ihm vorgefunden wurden. * — Mülsen St. Jacob. Vom Tode des Er trinkens errettete am 17. ü. M. mittags unter eigener Gefahr Frl. Anna Fritzsche von hier das 11jährige Schulmädchen Baumann, welches von dem schmalen Mühlsteg des oberen Michler Wehres, in den tiefen Wasserstand des Mülsenbaches fiel und auch sofort unterging. Der edlen hilfsbereiten Lebensretterin sei auch hierdurch Anerkennung und Dank gezollt. * — H Mülsen St. Michel« Wie alljährlich, so findet auch Heuer am 4. Advent die Weihnachts bescherung des hiesigen Frauen Vereins statt. Die selbe findet im Saale des Wiegandschen Gasthofes statt und wird, um verschiedenen Wünschen Rechnung zu tragen, diesmal bereits um 4 Uhr beginnen. Der Zutritt ist jedermann gestattet und sieht man einer zahlreichen Beteiligung der Mitglieder entgegen. Dresden. Auf der Annenstraße fuhr ein Straßenbahnwagen in einen vierspännigen Gala- Leichenwagen hinein: Die Pferde und der Wagen wurden schwer beschädigt, Menschen jedoch glücklicher weise nicht verletzt. Leipzig. Der in Aussicht genommene Kranken kassen-Kongreß wird am 25. Januar 1894 hier statt finden. Annaberg Eine große Erregung herrscht unter den Bewohnern unserer Stadt wie auch eines großen Teiles der Ortschaften des oberen Erzgebirges Bekanntlich plant die Regierung, den Bahnhof zu Annaberg als Kopfstation einzuziehen und die Linien, welche jetzt in Annaberg einlaufen, in Buchholz enden zu lassen, also den Bahnhof Buchholz zur Kopfstation zu machen. Mit dieser Degradation Annabergs erklärt man sich natürlich nicht einver standen. Nachdem bereits die städtischen Kollegien eine Petition um Erhaltung des Bahnhofs Ännaberg als Kopfstation abgesandt haben und nachdem das ..Annabcrgcr Wochenblatt" durch einige geharnischte Artikel die Sache in Fluß gebracht hat, bereitet sich nun in den Bevölkerungskrciscn unserer Stadt und in einer Reihe beteiligter Ortschaften des Erzgebirges eine Bewegung vor, die darauf hinausziclt, den Annabcrgcr Bahnhof als Kopfstation zu erhalten und Annaberg die Stellung als Hauptstadt und Zentrale des Erzge birges auch für die Zukunft zu sichern. Döbel«. Ein hartnäckiger Selbstmordkandidat bereitete am 15. d. M. der Polizei ein schweres Stück A bett. Derselbe, ein 50jähriger Handarbeiter aus Winzig, legte ach ungefähr eine halbe Stunde lang auf den Wehrabfall in die Mulde und ließ das Wasser ganz ruhig über sich hinwegraiischen. Allen Rettungsversuchen setzte er den heftigsten Widerstand entgegen. Endlich gelang es einem Schutzmann, ihn an einer Leine zu befestigen und dem nassen Element zu entreißen. Halb erstarrt wurde der Mann in die Krankenstation des Armen hauses gebracht. Callenberg bei Waldenburg. Bedeutende Unterschlagungen ind von dem Kassierer eines hier bestehenden Prioatsparvereins verübt wor?eu. Die Mitglieder dieses Vereins, etwa 40, sparen beliebige Beträge, um zum Weihnacht feste eine größere Summe zur Verfügung zu haben. Die gesparten Beträge werden von dem gewählten Kassierer in der Walden burger Sparkasse eingezahlt und einige Zeit vor Weihnachten mit den Zinsen an die Mitglieder aus gezahlt. Kassierer war seit zwei Jahren der Barbier Graichen hier. Vorigen Sonntag sollte im hiesigen Gasthofe die Verteilung der Gelder erfolgen; Graichen war dazu auch erschienen, doch entfernte er sich, als es an die Auszahlung gehen sollte, aus dem Lokale und keh:te nicht wieoer. Da man Verdacht schöpfte, bcgob man sich in seine Wohnung und bei einer hier oorgenommenen Revision ergab sich, daß an den Geldern, die über 4400 Mark betragen sollten, über 1500 Mk. fehlten. Es waren nur 2900 Mk. vor handen, nie von einer sofort zusammengetreteuen Kommission einstweilen unter die aufgeregten und um iyre Ersparnisse besorgten Mitglieder zur Ver teilung gebracht wurden. Unter den Einlegern be finden sich auch unmündige Kinder, deren Einlagen teilweise über 200 Mk. betragen. Graichen, der mehrere Tage verschwunden war, ist wieder zurück gekehrt und hat sich mit den Einlegern geeinigt, indem er sich verpflichet hat, den Fehlbetrag ihnen nach und nach zu ersetzen. ^e^cchtszeitung Tinte auf die Damenkleider. Das Ober kriegsgericht in Metz verurteilte den Unteroffizier Sieger vom 98. Jnf.-Regt. zu 1^ Jahren Gefäng nis nnd Degradation. Er wurde für überführt er achtet, vo n Januar bis August 14 Dameu abends auf der Straße die Kleider (weiße oder Helle) durch Anspritzen mit Tinte verdorben zu haben. Der Bcsch.ldigte leugnet hartnäckig und will nun Berufung an dos Reichsmilitärgericht einlegen. In der ersten Instanz war er freigesprochen worden. Wäschereinigungungsapparat da durch, daß unter dem Kessel der Krauß'schen Waschmaschine eine Feuerung angebracht ist, wodurch die Wäsche während des Waschens auch zugleich gekocht wird. Sie Als Mamnes WMisMnk sei auf die von der Firma Louis Krauß in Schwarzen berg (Sa.) in den Handel gebrachte neueste Wasch maschine System „Krauß" hierdurch hingewiesen. Jeder Ehemann wird schon öfters gesehen haben, welche Arbeit das Reinigen der Wäsche auch in dem kleinsten Haushalt mit sich bringt. Zur Erleichterung werden fortwährend neue Maschinen erfunden und immer größer sind die Vorteil , die dieselben bieten. Obengenanntes System unter- r scheidet sich von ihren Schwestern durch ihre ganz besondere Kon- struttion. Sie ist eine Kombi- —' erfährt also zu gleicher Zeit ihre Reinigung auf zwererlei Weise. Durch die 3 schlangen- fürmigen Mitnehmer stürzt die Wäsche in 15 Minuten ca. 1300 mal durcheinander. Durch das Stürzen der eigenen Schwere reibt sich die kochende Wäsche in sich selbst. Dieselbe Maschine kann man auch auf dem Küchenherd verwenden. Der größte Vorteil ist, daß das Drehen der Maschine ein Kind von 8