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machen — er kriegte sie doch nicht. Und sogar Frau Adele, die sonst einen Heidenrespekt vor einer siebenpunktigen Krone hatte, fügte hinzu, was sie von seinem Lebenswandel gehört habe, sei nicht ge eignet, ihn ihr als den geeigneten Schwiegersohn er- scheinen zu lassen. Baron von der Hallstedt machte große Augen. Er log dann ganz kaltblütig, daß hier ein ihm höchst peinliches Mißverständnis vorliegen müsse. Erstens finde er das Junggesellenleben ungeheuer vergnüglich und zweitens wisse er, daß Thildchen keinen Pfennig mitbekäme. Eine mitgiftlose Frau zu heiraten, das erlaubten ihm aber seine Mittel nicht. Man schüttelte ihm die Hand und nachdem er noch versichert hatte, daß es seine Ritterpflicht sei, der Tochter des Hauses ab und zu einige Artig keiten zu sagen, bat man ihn sogar um Entschul digung. Er versicherte mit der liebenswürdigsten Miene van der Welt, er habe garnichts zu ver zeihen, aber ein Stachel blieb doch in seinem Innern zurück und er beschloß daher, sich zu rächen. Cr machte sich nun an den Sohn des würdigen Paares, Gustav, der bei der Artillerie als Leutnant stand und machte ihn mit einer jungen, steinreichen aber zugleich wunderhübschen Amerikanerin bekannt, die gerade in der Stadt auftauchte. Miß Lucy Newman war 21 Jahre all, elternlos und war, selbständig wie sie nun „drüben" einmal sind, die jungen Ladies, ausgezogen, sich einen Mann zu suchen. Als sie den hübschen, reichen, eleganten Artillerir-Osfizier erblickte, war sie rein „weg", sie gab ihren Plan, sich eine Grafen- oder gar Fürsten krone zu erobern, schlankweg auf und beschloß eine einfache Mr. Fuchs zu werden. Sie machte es ihm so deutlich, daß er sich kurz vor Weihnachten erklärte und versprach unter dem Weihnachtsbaum den Eltern die Schwiegertochter zu präsentieren. Hei — wäre das eine bittere Pille für Frau Adele — denn so sehr sie die Tochter unter die Haube zu bringen wünschte, so eifersüchtig war sie bestrebt, den Sohn, der ihr ganzer Stolz war, zu behalten. Vater Fuchs aber, des war der Herr Baron sicher, würde ein Machtwort sprechen, denn es handelte sich ja um eine Millionärin I Als der Baron eines Tages bei Papa Fuchs saß, tat er eine» Ausruf der Ueberraschunz. In der Zeitung stand zu lesen: Baron v. Ramberg, ein Infanterie-Leutnant, hatte auf ein Los der preußischen Klassenlotterie das große Los gewonnen. Er laß es Herrn Fuchs vor — und dieser sagte jovial: „Ja, wenn der meine Thilde hoben wollte, der kriegte sie!" „Gut, so weide ich ihn hier einsühren, — aber er ist heikel im Punkt der Ehre — Geldsachen dürfen Sie nicht mit ihm besprechen." Papa Fuchs versprach es und Baron v. d. Hall stedt tat es — aber er führte einen anderen Leutnant Baron von Ramberg ein, der bei demselben Regiment diente und arm war wie eine Kirchenmaus. Er in struierte ihn, nicht über seine Vermögenslage zu sprechen. Zu Weihnachten war eine große Gesellschaft geladen. Bei dem Tiner, das der Bescherung vorausging, ver kündete Vater Fuchs zuerst die Verlobung seines Sohnes, wobei Frau Fuchs beinahe in Ohnmacht fiel, und dann die seiner Tochter. Danach erhob sich Hallstedt und feierte das letztere Brautpaar, namentlich pries er den Bräutigam als einen jungen Mann von Charakter, der von Hause aus völlig vermögungslos, sich mit seiner winzigen Zulage schuldenfrei durchgeschlagen habe. Da war es an dem Papa Fuchs, nahezu in Ohnmacht zu fallen, nament- lich als er den Schwiegersohn fragte, ob das wahr wäre, was Hallstedt sagte und Ramberg mit einem einfachen Ja antwortete. Aber das Unglück war geschehen und so mußte es dabei bleiben. Hallstedt ober ward bei Fuchs nicht mehr gesehen. Dre Näeherin. Roman von Guido Heiberg. (16. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Was — soll ich sie etwa mit auf mein Bureau nehmen und sie buchhaltern lasten?" „Obschon ihr dies das Liebste sein dürfte, möchte ich dazu doch nicht gerade raten, aber sie im allge meinen über den Verlauf der geschäftlichen Dinge unterrichten, das würde ohne Zweifel das Richtige sein." — „Du meinst, das sei praktisch?" „Allerdings ! Denn sieh mal, Du bist ein junger stattlicher Mann, an Dir streifen die Augen der Weiber noch nicht achtlos vorüber." „Danke, danke! Stürze Dich nicht in Unkosten! Ich bin doch kein junges Mädchen !" — „Man hat ja die Beweise, z. B. diese Rita Marburg." — „Na, nu hör' aber auf!" lachte Eugen, „und das andere betreffend Bertha — das muß ich mir denn doch sehr überlegen. — „Aber noch eins, lieber Schwager." — „Und?" „Wenn Du ihr auch nur eine Silbe von unserer Unterredung mitteilst, das würde sie in tiefster Seele kränken — es würde sie aufs Aeußerste beleidigen, daß Du das, was ich Dir da vorgeschlagen habe, nicht für ganz selbstverständlich hältst.' — „Du meinst — ?" — „Ja — übrigens jetzt zu etwas Anderem." — „Na, Du — das ist für den ersten Tag, da man wieder hier ist, ein Bischen viel." — Nun — dann ein andermal." — „Nee, nee, schieß' man los, Erwin." „Heute bekam ich einen Brief von einem meiner früheren Lageristen — tüchtiger Mensch sonst — ging vor etlichen Monaten von hier fort, um anderswo sein Glück zn probieren. Er scheint keinen besonders glücklichen Griff getan zu haben, denn er will wieder zu mir zurück." — Soso —" „Nun ist aber seine Stelle besetzt und ich kann auch vorläufig nicht dran denken, mein Personal zu vergrößern. Kannst Du ihn vielleicht gebrauchen?" „Das rätst Du mir?" — „Nun, — warum denn nicht ?" — „Er kennt doch wohl Deine Kund schaft ?" — „Das hat bei einem Lageristen nichts zu bedeuten." „Aber ich kann keinen Lageristen mehr gebrauchen, höchstens einen Buchhalter oder einen Korrespon denten." „Auch das ist gut — denn eine ähnliche Stellung hat er bekleidet, ehe er bei mir eintrat." „Nun, dann schreibe ihm doch, er soll mir mal unter Zusendung von Zeugnissen rc. Offerte machen." „Schön — wollen wir machen — warum soll ich Dir nicht zu enier tüchtigen Kraft verhelfen?' — „Wie heißt denn der Mann?" „Schirmer! Es wäre ibm übrigens zu gönnen, wenn er bei Dir ankämc, er hat eine gelähmte Mutter, die er zu ernähren hat." — „ So — urid warum ist er dann nicht oei Dir geblieoeu?' — „Man hatte ihm mehr geboten." Bald nachdem empfahlen sich die Gäste, auch Keßlcrs verließen nicht lange nachher die Villa und nun wurde das Souper zu Dreien eingenommen." „Hört mal," sagte Tinte Fanny, bei dieser Ge legenheit zu dem jungen Ehepaar, „es wäre gut, wenn der Langenberg sich recht vald mit der Nita Marburg verlobte." Eugen zog die Gabel, die er schon zum Munde geführt, wieder zurück und ließ diesen beinahe offen- stehen. „Nanu?" fragte er erstaunt, „hast Du der gleichen zwischen iyuen bemerkt?" — „Nein, das nicht, aber ich wünschte es lebhaft." — „Du?" rief Bertha belustigt, „ja bist Du etwa im Geheimen eine Heiratsvermittlerin?" „Mein Kindchen", erwiderte die alte Dame wohlwollend, „ich möchte Dir raten, die Sache nicht so auf die leichte Achsel zu nehmen. Ob sie si h wollen, weiß ich nicht. Ich wünschte nur, daß sie sich heiraten möchten, damir ihr nicht in die unange nehme Lage kämt, die Beiden aus Eurer Behausung — hinauszu-.verfen!" „Aber Tante ! ?" „Tantchen, was denkst Du?' „Was ich sehe. Der Langenberg kann Dich nicht vergessen, liebe Bertha — nnd die Nita Dich nicht, mein Sohn!" „Tante, ich bitte Dich", wars Eugen säst ärger lich ein und wollte seiner Tantr ein Zeichen machen, still zu sein. „Ach was!" rief aber da die Tante, „sie ist ja nun auch eine verheiratete Frau und ein Wink kann me schaden, ich werß —" „O, Tantchen, kannst Du von mir so etwas glauben?" fragte Bertha mit Tränen kämpfend. „Das nicht, Täubchen, das nicht, wehrte die Tante ab, „und ein für allemal: Eurer beiden bin ich völlig sicher, aber nicht der beiden anderen. Der Langenberg ist ein Lebemann und Fraueneroberer von Professi m und die Nsta ein keckes, emancipiertes Ding. Das wäre schon an und sür sich kein ersprieß licher Umgang für Euch — und nun gar, wo die Beiden sich vorher offenbar auf Euch beide gespitzt hatten." „Solltest Du nicht Gespenster gesehen, Tantchen ? ' fragte Eugen lächelnd. „Locht mich altes Madel immerhin aus," sagte sie ruhig, „aber deukt an mich, wenn ich Recht be halte." Als die Tante gegangen war, ergriff Eugen Bertha's Hand. „Höchstes Vertrauen", sagteer zu ihr. — „Höchstes Vertrauen", antwortete sie, sich an ihn anschmiegend. 6. Etliche Wochen später, es ging stark auf Weih nachten, faßen Luckyardt's m dem behaglichen Wohn zimmer ihres Hauses in der Stadt, das an das Fabrikgebäude stieß, beisammen. Eugen sah etwas ernst aus, seine Stirn war ein wenig gefurcht. „Sage, Männchen", wandte sich die junge Frau jetzt an ihn, „was ist Dir eigentlich in den letzten Tagen? Drückt Dich etwas, so sage mir's." „O, nichts, mein Lieb, nichts!" — Bitte sag' mir's doch." „Ach, es ist was Geschäftliches, das dürfte Dich doch woyl wenig interessieren." „Aber natürlich, ganz sicher interessiert es mich. Ich bin doch auch ein Kaufmannstind." (Fortsetzung folgt.) Buntes Feuilleton. In Oberleupoldsberg läuft schon seit einigen Jahren unter den Einwohnern das Gerücht um, daß in einem Hause eines Einwohners, der be reits zum drittenmale verheiratet ist, der Teufel um gehe. Die erste Frau des Mannes^ließ sich wegen dieses Teufelspukes scheiden, die zweite starb im Wochenbett infolge des ausgestandenen Schreckens, und auch der dritten erschien wiederholt der Teufel. Als diese in den letzten Tagen niederkam, erschien wieder der Teufel und verlangte von der im Bett liegenden Frau das Geld, worauf ihn diese in der größten Angst aus den Schrank verwies, aus dem dann der Teufel das Geld nahm und verschwand. Als die Frau am nächsten Tage wieder allein zu Hause war, nahm sie sich zur Vorsorge einen Stock mit in das Bett. Wirklich zur selben Stunde er schien wieder der „Schwarze mit den Hörnern" und verlangte abermals Geld. Die entschlossene Frau sprang, wie die „Tägl. Rundschau" erzählt, mit dem Bemerken, sie wolle noch Geld holen, aus dem Bett und versetzte dem Satan mit dem Stock einige wuchtige Schläge aus den Kopf, so daß dec Spuk zusammenstürzte und um Guave siebte. Man nahm dem Teufel die Hörner samt dem Ziegenfell ab und siehe da, was kam zum Vorschein? — die 60 Jahre alte Schwieger in utter Literarisches Wer nach dem wahren ErfahrungLsatz: „Gute Bücher sind gute Freunde" die Seinen zum bevor stehenden Fest mit gediegenen Büchern beschenken will, der wähle aus C. A. Wellers Verlag (Berlin 81V. 61, Tempelhofer Ufer 8) 1.J. Scheibert, Major z. D. : „Der Freiheitskampf der Buren und die Gesbichte ihres Landes", einen Riesenprachtband von 1300 Seiten Großoktav mit 500 meist ganz seitigen Abbildungen, einer bunten Karte (Kriegs schauplatz) und einer Anzahl farbiger Kunsttafeln. Preis nur 6 Mk. Dieses bereits in 120 000 Exen- plaren verbreitete, hervorragende, durchweg befrie digende, preiswerteste Werk über den Burenkrieg, das zum eiserne» Bücherbestand jedes beqeisterungs- sähigen deutschen Hauses gehören muß, verdient nach wie vor dre allgemeinste Anerkennung und Ausmertsamkeit; es übertrifft jedes Käufers hohe Erwartungen, ebenso wie: 2) Vaterländische Haus- bibliothek, eteg. geb. 4 Mark 25 Pfg., mit zahl reichen Kartenskizzen, Porträts und sonstigen T^xt- bildern, sowie 48 Bildertaseln : Band 1—4: „wie das deutsche Reich geworden ist 1848—71 (von Hermann von Petersdorfs); dir Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 bearbeitet von I. Scheibert, Major z. D.; Kaiser Wilhelm der Große, ein Lebens bild fürs deutsche Volk (von Otto de Grahl, König lich Preußischer Hofrai) und 3) Kaiser Wilhelm II. als Soldat und Seemann, zugleich Geschichte des Reichsheeres und der Flotte seit 187!. Ein Jubi läumsbuch fürs deutfcye Volk, herausgegeben von Josef Kürschner, 3 50 M., eleg. geb., mit 270 Tcxt- vildern (davon 6 nach Zeichnungen des Kaisers) und 7 farbigen und schwarzen Beilagen. Männer von crprobtem Können, fast alle im Heeresdienst geschult, sowie in dem der Marine, losten krästig ihre Aufgabe an diesem Jubiläumsbuch, au dessen Schluß jeder Leser einstimmt in das Kaiserliche Wort, am 24. Februar 1894 angewendet auf Wilhelm von Oranten und Kaiser Wilhelm I.: „Dat is Wilhelm!" Zu jedem dieser drei Werke liefert der Verlag voll kommen gratis zwei prachtvolle Kunstblätter „Kaiser Friedrich und Königin Loinse" in vollen detem Farbendruck (62 cm mal 49.5 om); d) aus Velhagen und Klasings Verlag (Bielefeld und Leipzig) „Schatzkästlein .moderner Erzähler" (3 elegant ausgestattete Baude init Autorenporträts) ü 2 Mk. 50 Pfg., hecausgegeven von Dr. Gustav Porger. Mit so feinem Geschmack und glücklichem Griff si ld in dieser für Erwachsene und für die reifere Jugend gleich paffenden Sammlung die charakteristischen Proben des Schaffens der besten deutschen Erzähler (Achleitner, Hebbel, Muellenbach, Wilhelm o. Polenz, Rosegger, Stifter, Trojan, Anzengruber, Heiberg, Lilienkron, Grillparzer, Pichler rc. rc.) vereinigt, daß der Titel „Schatzkästlein" völlig zutrifft und eine baldige Fortsetzung dieser prächtigen Sammlung erwünscht ist; o) aus C. G. Kunzes Nachf. Berlag (Wiesbaden): 60 Kinderlieber von G. Ehr. Dieffenbach, für zwei Singstimmen mit leichter Llavierbegleitung, kompo niert von Carl August Kern, mit 24 Illustrationen von Pros. Fr. Wanderer, cart. 1 M. 50 Pfg. 48 S. gr. 8°. Die 7. Auflage dieses reizenden trefflichen Kleinods fürs christl. Haus („Waldkonzert, Frau Schwalbe, das Vöglein in der Wiege, der Jäger und das Häslein, der Storch, vom armen Häslern, der Osterhas'" u. s. f.) verbürgt am besten seinen blei benden Wert! ä) aus L. Staarkmanns Verlag Leipzig: „Das Sünderglöckel" von Peter Rosegger. Novellistische Skizzen und zeitgemäße Betrachtungen, drosch. 4 Mark geb. 5 Mark. Jetzt, wo anläßlich der glänzend verlaufenen Feier seines 60. Geburts tages (der liebe Dichter empfing über 500 Glück wunschtelegramme und sein Verleger gratulierte per sönlich, auch sonst ergoß sich über ihn eine Hochflut von Liebe und Ehren; ein Jahr lang hat er zu lesen, waS zu seinem Geburtstag freundlich und liebreich an und über ihn geschrieben ward) Roseggers Name in aller Munde ist, wird dieses neueste, sehr zeitgemäße, fesselnde Buch eine der ersten Stellen auf dem heurigen Weihnachtsmarkt einnehmen; gewiß wer den sich Unzähtige am Ton dieses Süudergtöckels er freuen und ervauen; auf derbe Strafpredigten folgen heitere, verföhnende Geschichten; die Bekämpfung von Torheiten und Sünden unser Tage geht Hand in Hand mit einem treuen Weisen zum Guten und Schönen! Gott erhalte dem deutschen Volke den sinnigen Rosegger noch lang!