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Oberlungwitz. Am Freitag abend 7 Uhr brannte die in hiesiger Flur auf dem Hohensteiner Berg gelegene Scheune des Stadtgutsbesitzers Hugo Kayritz vollständig nieder. Die Entstehungsursache ist z- Zt. noch nicht bekannt geworden. Der Großröhrsdorfer Kirche stiftete die Fabrik besitzerwitwe Amalie Auguste Boden 15 000 Mark zur Anschaffung einer neuen Orgel an Stelle der 1756—61 von Pfützner L Mayer in Pulsnitz erbauten. Fünf Markneukirchener Saiteninstrumenten- fabrikanten gab dieser Tage eine englische Ausfuhr firma insgesamt 30000 Geigen besserer Beschaffenheit in Auftrag Annaberg. Im benachbarten Cranzahl kam in einem von drei Familien bewohnten zweistöckigen Hause massiver Bauart Feuer aus. Das Haus wurde völlig zerstört. Leider ist den Flammen auch ein Menschenleben zum Opfer gefallen Um noch etwas zu retten, lief die Frau des Besitzers, des Spielwarenhändlers August Börner, nochmals in das Haus, fand aber dabei ihren Tod. Als Brand ursache wird Essendefekt vermutet. Aus dem Vogtlands. Das Augenlicht ein gebüßt. Der 7jährige Schulknabe Strobel, der Sohn einer Witwe, fand am Sonnabend früh in der Stube eine Dynamitkapsel, welche ein Steinbrecher bei seiner Arbeit in dem Flußspatbruche zu Schön brunn übrig behalten und mit heim genommen hatte. Der Junge trug das gefährliche Fundstück in den Hof und schlug mit einer Hacke darauf. Hierbei explodierte die Kapsel und verletzte den Knaben äußerst schwer am Kopfe. Gerichts-Zeitung Dresden. Wegen Zweikampfs mit tötlichen Waffen hatte sich vor dem Kriegsgericht der Ober leutnant der Reserve vom Gardereiter-Regiment v. Carlowitz, Majoratsherr auf Oberschöna b. Frei berg, zu verantworten. Zwischen dem Angeklagten und dem damals bei der Staatsanwaltschaft in Leipzig beschäftigten Assessor Freiherrn v. Friesen, insbesondere aber zwischen dem Assessor und seiner Frau, einer Schwester des Angeklagten, herrschten schwere Familienzerwürsniffe, die schließlich zu Tät lichkeiten in der in Leipzig gelegenen Wohnung des Assessors führten. Die Folge war ein Zweikampf mit glatten Pistolen unter dreimaligem Kugelwechsel und auf 15 Schritte Distanz zwischen den beiden Schwagern. Das Duell hat am 19. September stattgefunden und ist unblutig verlaufen. Der An geklagte bekennt sich schuldig, verweigert jedoch über den Grund und die Art des Familienzwistes jede Auskunft. Aus die Frage, ob er die Absicht gehabt habe, seinen Schwager zu töten, verweigert er die Antwort, bemerkt indessen, am 3. August nur des halb nach Leipzig gekommen zu sein, um Versöh nungsoersuche zu unternehmen. Auf weitere Be weismittel verzichtete das Gericht und erkannte auf fünf Monate Festungshaft. Arbeiterbewegung Bordeaux. Gestern durchzogen 2000 streikende Arbeiter die Straßen und suchten die Arbeitswilligen zu stören. Infolgedessen kam es zu einem Zu sammenstoß mit der Polizei. 2 Arbeiter und ein Polizist wurden verwundet. Abends fand eine Ver sammlung der Streikenden statt, welche jedoch ohne Zwischenfall verlief. Allerlei -j- Berlin. Graf Hektor Kwilecki hat in bereit- Die Rächerin Roman von Guido Heiberg. (3. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten. Schon nach ungefähr zehn Minuten trat Erwin wieder ein — das heißt er öffnete die Tür, blieb auf der Schwelle stehen, verbeugte sich und ließ die beiden Damen eintreten. „Ich habe mich nicht getäuscht, lieb r Luckhardt, ich fand die Damen noch im Gartensalon und zwar in voller Tätigkeit — natürlich, unser liebes Tant chen bringt es ja nicht übers Herz, eine Minute ruhig zu sein, so lauge sie die Augen offen hat — und meine Schwester läßt es sich nicht nehmen, ihr dabei wacker zur Seite zu stehen. Ich fand die Beiden, wie sie durch die Dienerschaft die wüsten Ueberbleivsel des Festes beiseite räumen ließen." Tante Ernestine, ein keines, dürftiges Persönchen, aber noch sehr rüstig und jugendlich in ihren Be wegungen, eilte auf den Bewerber ihrer Nichte zu, sah ihn mit ihren lebhaften, ja munteren braunen Augen an und streckre ihm beide Hände entgegen. „Mit Freuden, lieber Herr Luckhardt", rief sie, „habe ich gehört, welch' ein würdiger Mann die Äugen auf meine Bertha geworfen, und mit noch größerer Freude vernommen, daß Erwin, der Vaters Stelle an ihr vertritt, dazu ja gesagt hat. Ich heiße Sie deshalb als meinen vielgeliebten Ressen herzlichst willkommen." „Ich danke Ihnen, gnädiges Fräulein", erviderte Luckhardt, und küßte ihr die dargereichten Hände. Sie aber zog ihn an sich und umarmte ihn. Dann aber sagte sie: „Und nun komm, mein Kleinchen und umarme Deinen Bräutigam." Damit ergriff sie die Hand Bertha's, des „Klein chen", das die Sprecherin um mehr denn Kopfes länge überragte. willigster Weise seine Zustimmung zur Aufnahme einer neuen Hypothek auf Wroblewo erteilt. Durch diesen neuen Beweis seiner Reue ist eine Aussöhnung mit seinem Bruder zustande gekommen. f El« gefährlicher MäVchenhLndler, von den deutschen Polizeibehörden seit 1898 gesucht, konnte in Hannover jetzt erst verhaftet werden. Er nennt sich Rentier Friedrich Schmedes, war früher Tischlermeister, stammt aus Deutschland, wohnt aber in Amsterdam. In Deutschland wohnte er nur bisweilen unangemeldet. In Inseraten sucht er eine Frau oder Haushälterin, wobei er Jugend und gute Figur bevorzugte. Der ge fährliche Mensch verschleppte auch Kinder. Er ist sech zig Jahre, häßlich und stand mit überseeischen Kupplern in Verbindung. In Amsterdam bewohnte er em ele gantes Quartier. Die Polizei sucht jetzt festzustellen, wo Schmedes sein unsauberes Gewerbe überall ausge führt hat. Er dürfte auf lange Zeit unschädlich gemacht werden. f Ek« seltsames Verbrechen wurde in Be dersdorf bei Berlin versucht. Einbrecher bohrten nachts die Tür zu dem Schlafzimmer des Fabrik besitzers C. an, steckten durch dieOeffnung Schwefelfäden und zündeten sie an. C erwachte glücklicherweise und bemerkte die Schwefeldämpfe, so daß er das Fenster öffnen und dem Erstickungstode entgehen konnte. s - Erdmannsdorf (Schlesien). Ein Großfeuer vernichtete die Fabrik Th. Sarosket, wodurch 250 Arbeiter ihre Beschäftigung verloren. - j- 85 0»v Franken im Dattel. Vor einigen Wochen starb in Orlon der Metzger Adolphe Bidaine. In seinem Nachlasse befanden sich zw n Sattelzeuge, die Bidaine im deutsch-französischen Kriege erworben hatte. Da die Gegenstände geschichtlichen Wert zu haben schienen, wurden sie dem Leiter des Prooin- zialmuseums zur Prüfung übergeben. Dieser ent deckte nach der ,Franks. Zig." im Futter eines der Sättel eine zugenähte Tasche. Bei der Oeffnung fand sich darin ein Bündel von 85 gut erhaltenen, gültigen 1000-Franken-Scheinen vor. Die Freude der Witwe Bidaine kann man sich denken. Man muß annehmen, daß der ursprüngliche Besitzer des Geldes sein Vermögen im Sattel verborgen mit in den Krieg genommen hatte. - s Oebisfelde. Eine grausige Tat wurde Freitag früh auf der Eisenbahnstrecke Berlin-Hannover unweit von Oebisfelde vollführt. Der von Hannover kommende Schnellzug hatte die Station Vorsfelde ohne Aufenthalt passiert, als beim Bahnwärterhäus chen zwischen Grafhorst und Velpke aus einem Wazen- abteil eine Dame sprang; erst später fand man dieselbe mit zerschmettertem Schädel an den Bahn- geleisen liegen. Die Personalien konnten aus den Vorgefundenen Papieren nur unzureichend festzestellt werden, zumal die Rftsende ohne Begleitung fuhr. Es soll eine 28—30jährige Frau eines Großkauf mannes aus Bonn oder Eckersförde sein; zweifels ohne liegt ein Selbstmord vor, denn Passagiere im Wagen sahen bei der Frau einen Revolver, nahmen denselben, schon böses ahnend, fort, und nun ging die Unglückliche in den Abortraum, um sich zur Tür hinauszustürzen. Bei der Leiche fand man ein Portemonnaie mit Geld, auch trug die rechte Hand einen Trauring. Eine unheimliche Sendung. Eine Spedi teurfirma in Kraßnowodsk (Südrußland) erhielt dieser Tage einen großen blauen Koffer, der die Aufschrift „F isches Wild" trug. Als Absender wie Empfänger stand auf der Begleitadresse „Sergejew" verzeichnet. Der Sendung, die mit dem Dampfer „Imperator Die Glücklichen umarmten einander und dann umarmte ec seine beiden neuen Schwäger gleichfalls. Es sah aas, wie wmn sich die ritterlichen Kämpten des Mittelalters umarmten, ehe sie mit scharfen Waffen auf Tod und Leben mit einander zu kämpfen begannen. „Die eigentliche Verlobung wird selbstverständ lich noch festzusetzen sein", erklärte dann Erwin, nachdem auch er so wie sein Bruder Bertha glück wünschend umarmt und geküßt hatten, „allein ich denke, wir alle werden nicht in der Stimmung sein, jetzt nach Hanse resp. zur Ruhe zu gehen. Wie denken die Herrschaften über eine kleine Vorfeier zu diesem wichtigen Akt gleich hier auf der Stelle?" „Das ist gescheidt !" rief Tante Ernestine voller Freude, „der Erwin ist doch immer der Mann der Ideen — im Großen, wie im Kleinen. Ich muß Euch ja sagen, ich war recht, recht abgespannt und ermüdet von dem Fest, die Repräsentationspflichten sind keine Kleinigkleit uud ich bin nicht jugendlich mehr. Aber diese Verlobung hat mich förmlich elek- trcsiert. Nun, die besten Marken werden die Herren ja schon herausgesucht haben. Wir wollen nachsehen, was vor. den übrigen Erfrischungen übrig geblieben ist. Komm, Kleinchen!" Damit zog sie die Nichte an der Hand zum Zimmer wieder hinaus. „Und nun", wandte sich Luckhardt zu den beiden Keßlers: „meine Herren, komme ich darauf zurück, daß wir zwar Konkurrenten sind, es aber nicht zu sein brauchen, ohne unsere beiden Geschäfte mit einander zu verschmelzen. Mein Plan ist in dieser Beziehung gemacht, wie wir uns nicht ins Gehege kommen, ohne uns gegenseitig die Liste unserer Kunden mitzuteilen, was selbstverständlich vom geschäftlichen Standpunkte aus ein Unding wäre. Aber wir teilen Nikolaus" eintraf, entströmte ein so durchdringender Geruch, daß man den Koffer sofort öffnete. Nun bot sich ein schrecklicher Anblick dar. Anstatt dr auf der Paketadreffe bezeichneten Inhalts fand man die bereits in Verwesung übergegangene Leiche einer älteren Frau, welche, wie die sofort angestellte Untersuchung ergab, ermordet worden war. Der Koffer enthielt außer dem entseelten Körper noch verschiedene Kleidungsstücke sowie ein Kästchen mit Patronen. Der Prozetz Bilse in französtscher Be leuchtung. „La France Militaire" schließt eine lange, sehr ruhig und sachlich gehaltene Besprechung des Prozesses Bilse mit folgenden Worten: „Ueber- treiben wir nicht die Beweiskraft von Romanen, wie der des Leutnant Bilse ist l Doch darf man sich nickt verhehlen, daß sie ein Anzeichen unleug barer Mißstände sind, zumal wenn man den Mangel an Fahnenjunkern bei einzelnen Waffen bedenkt, die Unsicherheit der Laufbahn, die durch die vorzeitigen Abschiede verursacht wird, und den wachsenden Geldbedarf in einem Lande, das täglich mehr nach materiellem Genüsse drängt. Achten wir also nach wie vor das deutsche Heer und sein Offizierkorps, deren sittlicher und militärischer Wert im ganzen unbestreitbar ist; aber hüten wir uns vor ihrer Ueberschätzung! Wir brauchen den Vergleich mit ihnen weder auf kriegerischem Gebiete zu scheuen, noch auf dem dec Sitten und des privaten wie ge sellschaftlichen Lebens." Madrid. Aus San Sebastian wird tele graphiert, ein wütender Sturm herrscht an der ganzen Küste. Viele Fischerboote sind untergegangen. Auch am Lande sind Ueberschwemmungen und Un- glückssälle verursacht. - j- London. Der schottische Dampfer „Fingal" hatte auf seiner Reise in den Western Jsles einen so heftigen Zusammenstoß mit einem Walfisch, daß das Schiff in allen Fugen erzitterte. Der Dampfer schwankte, als vb er auf euren Felsen ausgefahren wäre, und die Passagiere stürzten, vor Schreck ergriffen, auf Deck. Es gelang jedoch, sie bald davon zu überzeugen, daß das Schiff keinen Schaden erlitten habe. Dem Wilfisch scheint der Zusammenstoß weniger gut bekommen zu sein, denn er verschwand sofort nachher unter der Oberfläche, und man nimmt an, daß der Stoß ihn gelötet hat. - j- Biarritz. Der Schooner „Eilaireur" wurde bei heftigem Sturm gegen einen Felsen vor Bayonne geschleudert und in Stücke zerschmettert. Die Be satzung, welche 5 Maren zählte, hat dabei das Leben eingebüßt kirchliches. Zur Geschichtlichkeit des Sterne- von Bethlehem liegt ein interessanter Beitrag in den Veröffentlichungen der Vorderasia tischen Gesellschaft vor: Baron F v. Oefele, „Die Abgaben ber Berliner Planetentafel ?. 8279 verglichen mit der Geburtsgeschichte Christi im Be richte des Matthäus". Schon Kepler hat berechnet, daß vom Jahre 7 vor Christus an die am seltensten vorkommende Konstellation, Jupiter und Saturn im Widder, die sogenannte eoniunotio maxima, ein getreten war. Den führenden Stern derselben, Jupiter, setzte er gleich mit dem Stern der Weisen aus dem Morgenlande. Diese Annahme gewinnt an Wahrscheinlichkeit durch die bekannte Tatsache, daß Jesus Christus etwa 5 Jahre früher geboren ist, als unsere Zeitrechnung annimmt. Es fällt nun auf die Keplerlche Berecknuna ein neues Licht uns die zivilisierte Welt in Rayons und verpflichten uns an meinem Hochzeitstage auf Ehrenwort, daß hier keiner dem andern in den Weg kommt, sowie auch nicht Leute zu besuchen, van denen der Eine weiß, daß sie zu des Anderen Kundenkreis gehören. Das wird sich bei einigem guten Willen leicht machen lassen." „Das ist allerdings ein genialer Weg", sagte Erwin ernsthaft, „und ich denke, wir kommen gleich morgen zusammen und legen das Projekt fest." Die Damen kehrten zurück, und ein Diener trat ein, der ein Tablet mit Früchten, Naschwerk, einem Likörservice und einigen der übrig gebliebenen Lecker bissen trug. Eine vergnügte Stunde folgte nun, bei der die Tante die auszelassendste war. Das Brautpaar war mehr stillvergnügt, wie es sich ge bührt und die beiden Brüder beteiligten sich fast niemals gleichzeitig am Gespräch. Wenn Richard lachte und scherzte, so saß Erwin, in seinen Sessel zurückgttehnt und betrachtete die Gesellschaft mit kaum merklichem Lächeln. Griff er selbst dann in die Unterhaltung ein, so sah Richard in stummem Hinbrüten vor sich hin. Doch niemand merkte dies. Zuletzt beschloß man, daß die Verlobung 8 Tage später wieder auf dem Keßlerschen Landsitze gefeiert werden sollte. Mitternacht war vorüber, als man sich trennte. Die Damen zogen sich also gleich in ihre Gemächer zurück, während Erwin und Richard Herrn Luckhardt an den Wagenschlag begleiteten. Dann begaben sich beide in das Zimmer zurück, in welchem der feierliche Akt vor sich gegangen war. Dort sagte Richard : „Ich habe Dich verstanden — und auch nicht. Was aber sagen wir nun Langenberg?" (Fortsetzung folgt.)