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die beste Art in Szene und paßt dann eine bessere Gelegenheit ab." „Gewiß, Erwin," sazteder jitngere Bruder entgeg nend, „ich habe ja nicht ausgelernt, noch lange nicht", und etwas spitz fügte er hinzu, „ich hatte nie sovie Zeit in dieser Branche zu lernen und habe nicht soviel Lehrgeld bezahlt wie Du." „Danke — macht aber nichts. Jddenfalls nun alles von dieser Stunde ab. Will er nicht gut willig, Krieg bis aufs Messer, und zwar —" „Krieg? Haben wir ihn nicht schon bekriegt die zwei Jahre, seitdem er hier ist?" „Mit erlaubten Mitteln! Jetzt muß eS mit un erlaubten geschehen." „Aber." — „Still! ich höre ihn kommen." — Und Eugen Luckhardt trat ein. — „Meine Herren," sagte er, „Ihre Einladung ist mir willkommen. Sagen Sie mir nur bitte, um was es sich handelt, denn auch ich habe Ihnen etwas Wichtiges mitzu- teilen." „Auch Sie? nun, dann bitte —" „O nein — bitte nach Ihnen." „Mein lieber Herr Luckhardt", nahm nun Erwin das Wort, „es ist eine reine geschäftliche Angelegen heit scheinbar. Aber weil im Grunde doch sehr viele persönliche Momente Hineinspielen, so haben wi das nicht im Bureau abmachen wollen — dann —" „Ah — bitte — geschäftlich — Sie mit mir? Sie vergessen, daß wir Konkurrenten sind." „Und brauchen wir das immer zu bleiben? Darum eben handelt es sich, was wir Ihnen propo- nieren wollen. Sie kennen uns als durchaus ehren hafte Geschäftsleute und kennen auch den glänzenden Ruf unseres alten Hauses." „Ganz recht — aber —?" „Sie haben ja in den zwei Jahren, da Sie sich hier etabliert haben, geradezu beispiellose Erfolge aufzuweisen. Das Geheimnis, die indischen Shawls und Teppiche so zu weben, ihnen denselben unnach ahmlichen Glanz zu verleihen, als seien sie im Lande selber verfertigt, hat Ihnen ja ein großes Absatzge biet eröffnet. Wie aber müßte erst der Erfolg sein, wenn Ihnen unsere Verbindungen zu Gebote ständen." „Oder Ihnen mein Geheimnis", lachte Luckhardt etwas sarkastisch. „Nun", sagte Erwin etwas zurückhaltend, „das meine ich nicht. Wer unsere Artikel begehrt, geht nicht zu Ihnen — und wer echte indische Shawls kaufen will, der kommt nicht zu uns. Also die Kon kurrenz, die wir uns machen, ist minimal. — Na, na —" „Aber bei einer Fusion käme für olle mehr heraus, wenn unsere gemeinsame Fabrik Ihre Neu heit einführte oder „Nun ja, meine Herren", erwiderte Luckhardt, „das ist alles recht schön und gut, allein ich ver spüre nicht die geringste Lust, mich mit Jemandem zu associercu," — „Aber Herr Luckhardt?" „Ich werde auch nicht so geschmacklos sein, die Phrase vorzubringen: freilich wenn ich es wollte, wä reu Sie diejenigen, mit denen ich mich am liebsten vereinigen würde." „Ja, aber — sagen Sie uns nur —" „Es sind Prinzipfragen. Vor allen Dingen sind da Lohnverhältnisse in Anschlag zu bringen. Mein indischer Obermeister bezieht ein enormes Ge halt und außerdem Tantieme. Seine Stellung ist unkündbar und eine Steigerung des Gehalts ist ihm von zwei zu zwei Jahren zugesichert — unabhängig davon, wie das Geschäft geht. Und doch ist er durch seine Tantieme darauss aufs Engste interessiert." „Freilich," warf Erwin, bedächtig das Haupt wiegend, ein, „für Gewinnbeteiligung sind wir nicht zu haben." „Nun, dann würde er schon gehen und sich mit seinem Geheimnis, das außer mir bis jetzt niemand kennt, einen Konkurrenten zur Verfügung stellen. Außerdem aber sind meine sämtlichen Arbeiter neben ihrem Lohne auch mit prozentualer Gewinnbeteiligung angestellt — und das würden Sie doch nie mit macheu wollen." Wiederum wiegte Erbing bedächtig das Haupt, während Richard den Sprecher ganz entsetzt ansah. „Gewinnbeteiligung?" murmelte er, „die Ar beiter !" — Erwin winkte ihm zu schweigen. „Allerdings", sagte er dann zu Luckhardt, „das ist bei uns nie üblich gewesen und es gelte da eine ernsthafte Prüfung Üebrigens ist das noch nicht die Hauptsache — und man könnte sich darüber ja später immer noch einigen." „O nein", erwiderte Luckhardt entschieden, „da rüber müßte man sich vor allem einigen, denn das wäre die eonüitio Line gua non, die ganz unerläß liche Bedingung." „Nun,man braucht doch nicht gleich alle Brücken—" — ,,O doch, meine Herren — ganz oder gar nicht — das ist nun einmal so Prinzip bei mir. Aber auch außerdem, meine Herren, wurde es genug Anlaß zu Reibungen geben. Sie sehen in den alten bewährten Einrichtungen, wie sie vom Vater und Großvater überkommen, das einzige Heil, und nehmen Sie mir es nicht übel, daß ich Ihnen dies sage, Sie haben schließlich wenig von der Welt ge sehen." Da richtete Erwin sich überrascht auf. „Nun — ich sollte doch meinen —" „Gewiß", antwortete ihm Luckhardt, „ich weiß ja, daß Sie wohl ganz Europa gesehen haben. Na, lieber Gott, das ist ja nicht viel — und Sie" wandte er sich an Richard, „waren in Rußland, England, und Frankreich. Aber auch das will in geschäftlicher Beziehung nichts bedeuten. Da war ich schon, ehe ich zwanzig Jahre alt wurde, in jenem Lande ein Jahr. Aber länger noch war ich in Singapore, Bombay und Newyork — und das zählt immerhin. Nun — und in solchen Plätzen eignet man sich denn doch so manches Neue an, mit dem sich andere nicht so leicht befreunden können — man findet es prak tisch, behält es bei" „Nun, halten Sie uns wirklich für so stabil?" „Das zwar nicht, aber — aber denken Sie sich die Sache mal in praxi: Wenn ich Sie recht ver stehe, würden wir drei Chefs mit gleichen Rechten und Pflichten sein, übe: alles, was geschehen soll, würden wir gemeinsam beraten. Bei Meinungs verschiedenheiten würde die Mehrheit entscheiden — natürlich ! Handelte es sich nun um eine große Maß regel, die ich für unerläßlich halte, und die ich jetzt in meinem Etablissement sofort einführen möchte, ich hätte dann immer die Mehrheit gegen mich und würde überstimmt. Das würde mich verdrießlich machen, mir jede Lust, alle Initiative rauben. Und ein so erfolgreicher Alleininhaber ich immer ge- wesen sein mag, so ein schlechter Kompagnon würde ich sein." „Sie sehen zu schwarz." „Und Sie wollen mir die Sache zu rosig malen. Ich kann nun einmal Niemanden neben mir dulden, wo ich eine leitende Position einnehmen soll. Und dann — gestehen Sie es ruhig ein — ich mache Ihnen Konkurrenz, ich weiß es, es wäre ja einfach unnatürlich, wenn es mcht so wäre. Und um dem abzuhelfen, kam ich teilweise so gern hierher." „Wie verstehen Sie das ?" — „Nun, Ihr Associe will und kann ich nicht sein — aber ich will mich Ihnen noch weit enger verbrüdern — wenn Sie meine Hand nicht zurückweisen. Mit einem Worte: Herr Erwin Keßler, ich bitte Sie um die Hand Ihres Fräulein Schwester und Mündels Bertha!" Er war aufgestauden und verbeugte sich gegen Erwin — dann aber auch gegen Richard. Dessen Mund entfuhr ein Laut der Uebcrraschung. Erwin aber sandte dem Bruder einen, dessen Mangel an Weltkl rgheit rügenden Blick zu, sah dann dem Be werber scharf in die Augen und strich seinen schönen dunklen Schnurrbart. Dann wandte er seine Augen wieder dem Bruder zu und sah ihn bedeutsam au Dieser sah zunächst ziemlich verständnisvoll auS, dann aber zog er die Augenbrauen in die Höhe und in seinem Antlitz leuchtete es auf — er hätte begriffen! „Nun, meine Herren", sagte Luckhardt, bereits etwas ungeduldig, „was erwidern Sie darauf?" Gr verneigte sich und sprach: Da erhob sich Erwin feierlich von seinem Sitze. „Ihr Antrag, Herr Luckhardt, ehrt uns — und ich als Vormund gebe mit Freuden meine Ein willigung dazu — vorausgesetzt, daß meineSchwester—" „Das Jawort Ihres Fräulein Schwester habe ich bereits." Da warf sich Erwin in die Brust und Richard, der sich wie in geschäftlichen Dingen, so auch über all, nach seinem Bruder richtete, tat das Gleiche. Dann sagte Erwin: „Mein Herr, ich will nicht hoffen —" „Nein, meine Herren", erwiderte er, „setzen Sie Ihren reserve-offizierlichen Geist in Ruhe. Ihr Fräulein Schwester hat erst heute abend das erste Wort von meiner Liebe gehört, und morgen früh wollte ich zur schicklichen Stunde und im schicklichen Anzuge bei Ihnen vorsprechen. Da sich das aber gerade jetzt so schön getroffen hat, so ergreife ich die Gelegenheit beim Schopfe und bitte Sie, die fehlenden Dehors zu entschuldigen. Seien Sie aber versichert, daß ich es darum nicht weniger ehrlich meine." „Ihre Erklärung, mein Herr", nahm Erwin mit Würde das Wort, „genügt mir vollkommen, und ich nehme daher meine Einwilligung nicht zurück. Indessen verzeihen Sie, daß ich Sie erst dann als Schwager begrüße, bis ich meiner Tante davon Mit teilung gemacht habe. Es bedarf zwar durchaus nicht ihrer Einwilligung, sondern nach derjenigen Bertha's allein der Meinigen. Aber aus Respekt gegen die alte Dame möchte ich sie denn davon in Kenntnis setzen, ehe ich die Verlobung gewissermaßen als ein «ait aeoomti betrachte. Ich werde einmal sehen, ob die Damen noch auf sind." Damit verbeugte er sich wiederum sehr förmlich und verlieb das Gemach, die beiden anderen Herren in einer Verlegenheit zucücklassend. In der Tat trat nun ein Schweigen van mehreren Minuten ein, da niemand etwas Ernstliches zu sagen hatte, etwas Gleichgültiges zu reden aber nicht im Stande war. (Fortsetzung folgt.) Hauswirt fchaftliches O.-X. L e d e r s o h l e n g e g e n N ä s s e un durchdringlich zu machen: Nasse und kalte Füße sind bekanntlich die Erreger zahlreicher Krank heiten. Angesichts des hcranrückenden kaltenWesters dürfte dahcr ein einfaches Verjähren, Ledersohlen undurchdringlich zu machen, einen Jeden, der nicht auf seine Gesundheit losstürmt, willkommen sein. Man gibt in einem irdenen, glasierten Topf einen geringen Teil guten Teeres und etwas in dünne Streifen geschnittenes Gummielastikum, welches man vorher in Dämpfen kochendem Wasser aufgeweicht hat. Nun fetzt man den Topf an ein gelindes Feuer und rührt mst einem hölzernen Löffel diese Mischung um, wobei man daS Ueberlaufen des Teeres zu verhindern suchen muß. Sobald das Gummi vollständig aufgelöst ist, trägt man mit Hülfe eines Pinsels oder einer Bürste die Masse auf die Sohlen aus bis die Schicht die Stärke einer dünnen Pappe erreicht. Die dem Fuße notwendi gen Ausdünstungen können ungehindert durch das Oberleder u. s. w. erfolgen. Humoristisches Beruhigung. In einem kleinen Zeltzirkus: „ . . . Und jetzt, meine Herrschaften, wird der Pudel das Alter einer anwesenden Dame erraten! . . . Bitte, bemerkte der Dresseur einem Fräulein, das sich entfernen will, „bleiben Sie nur ruhig hier — er kann nur bis 25 zählen!" (»Fl. Bl.") Lefefrüchte. Es liegt eine wunderbare Heilkraft in der Luft des eignen Hauses, wenn ein Hauch von oben da rin weht. Zu viel Heiz haben ist nicht immer gut, da oft etwas anderes Trumpf ist. Unser Leben: Ein winziges Blatt im Buche der Zeiten : Herzblut bildet die Schrift, Sand daraus streuet den Tod ! Die edelste Vorsicht besteht in vernünftiger Rücksicht. Hochmütig kann ein Tropf auch sein, Doch hochgemut ein Held allein. O glücklich, wer ein Weib gefunden, Das Treue hält in bittern Stunden, Es kann nicht Gold und Edelstein Gleich ihrer Liebe köstlich sein. Mit milder Hand und gutem Wort Scheucht sie von dir den Kummer fort, Und aus dem lieben Angesicht Da strahlt ein tröstend Sonnenlicht. Leixner. Tie Lebensreise. Das Leben gleicht einer Eisenbahnsahrt. Wir reisen mit Leutm verschiedenster Art, Und wenn sie nicht immer so recht zu uns passen, Wir müssen's uns eben gefallen lassen. Wir können sie nicht auf der Reise geschwind In Menschen umändern, wie wir es sind. Ein jeder fühlt anders, hat anderes Streben Und andere Zwecke für Reise und Leben. Das sollten wir aber auch selber bedenken Und andere nicht durch Eigensinn tränken. Sich friedlich vertragen ist erste Verpflichtung, Sie fahren vielleicht in ganz anderer Richtung, Sie steigen wohl aus aus der nächsten Station, So lange erträgt man das Lästige schon! Nun darfst du nicht höhnen und schelten und grollen, Mit deiner Meinung nicht durchdringen wollen. Und sind dir Leute zu töricht erschienen, So schau aus dem Feaster und sprich nicht mit ihnen . Da drinnen ist Aergec und Unfrieden nur — Dort draußen erstellt dich die Gottesnatur. Willy v. Wegern in den „Megg. Bl." Brieskasten N. 100. Es gereicht uns zu ganz besonderer Freude, daß unsere Zeitung an ihrem Orte so viele Freunde hat. Wir erteilen allen unseren Abonnenten, also auch Ihnen, gern unseren Rat. Den sogenannten Glaserkitt bereitet man durch Zusammenstößen von Kreide und Leinölfirnis, bis man eine teigartige, sehr zusammenhängende, nicht bröckelnde Masse er hält. Wendet man ungekochtes Leinöl an, so ver härtet er sehr langsam, wird aber nach Jahren ebenfalls so fest, daß er oft nur dadurch von den Glasscheiben, ohne daß diese zerbrechen, zu entfernen ist, daß man ihn, mit einem Brei von zerfallenem Kalk und Pottasche überstrichen, etwa 24 Stunden weichen läßt. Streitköpfe bei Vater . Nun erfahren Sie, wer von Ihnen recht hat. Panama war bislang ein Departamento Ler Republik Columbia. Es be greift in sich den schmälsten und östlichen Abschnitt von Centralamerika, der sich zwischen dem Karibischen Meer im Norden und dem großen Ozean im Süden 670 bis 750 Km. hiuzieht, im Westen an Kosta-Rica, im Osten an Konca grenzt und auf 82600 gkm etwa 600 000 E. zählt, darunter etwa 6000 Indianer. Die Stadt Panama ist Sitz eines Bischofs eines deutschen Konsuls, liegt auf einer in dem Golf von Panama der Südsee vorspringenden Landzunge, die eine sichere Rhede bildet, in sehr ungesundem Klima, wurde nach einer Zeit des V-rfalls im Anfang des 19. Jahrhunderts durch den Bau der Panamaeisen bahn nach Colon (76 Km.) ein wichtiger Platz für den Transithandel nach Kalifornien und dem west lichen Südamerika, nahm dann zur Zeit des Baues am Panamakanal erneuten Aufschwung, um dann nach Abbruch der Arbeiten wieder von großen Scharen verlassen zu werden.