Volltext Seite (XML)
DGLMWeMTHM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HWsk-ZMM sm Koftdors, Zidlih, Imirderf, Wims, Sl. Lgidik«, Kkimlch5ott, NmäiM INI» UüsU Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. - — ' " n s. ahrqan g. ——— — Nr. 268. s-r«sp;echAnschluß Freitag, oen 20. November 1903. Bekanntmachung. Am 15. dieses Monats war auch der 4. und somit der letzte Termin der diesjährigen Stadtanlagen fällig. Wir erinnern hiermit vorschriftsmäßig alle Restanten an die Bezahlung der fällig gewesenen Stadtanlagen mit dem Bemerken, daß nach Ablauf dreier Wochen, von heute ab gerechnet, gegen alle Säumigen unnach- sichtlich das Beitreibungsverfahren — Zwangsvollstreckung bez. Lohnpfändung — eröffnet werden wird. Callnberg, am 16. November 1903. Der Sta-tgemeinderat. Prahtel, Bürgermeister. Der MMt AMch- ii WM. König Viktor Emanuel Hl. von Italien und seine Gemahlin, die Königin Helene, sind seit Diens tag die Gäste des englischen Königspaares in Schloß Windsor, womit der Besuch, welchen König Eduard im vergangenen Sommer am römischen Hofe ab stattete, seine Erwiderung gefunden hat. Dieser Anlaß der englischen Reise der italienischen Maje stäten weist zur Genüge darauf hin, daß ihr keine zwingenden politischen Ursachen zu Grunde liegen, es handelt sich hierbei in erster Linie einfach um einen höfischen Vorgang. Aber allerdings entbehrt derselbe doch nicht seines politischen Hintergrundes wie der Umstand erkennen läßt, daß der neue ita lienische Minister des Aeußeren, Tittoni, seinen er lauchten Souverän nach England begleitet hat, und es ist zweifellos, daß zwischen dem italienischen Staatsmanne und seinen englischen Kollegen, speziell dem Minister des Aeußeren Lord Landsdown, ein Meinungsaustausch über die schwebenden Fragen der hohen Politik stattfinden wird. Ob nun aber der italienische Königsbesuch jenseits des Kanals eine intimere Annäherung Englands an Italien nach sich ziehen wird, wie man dies hie und da vermutet, das möchte doch noch sehr abzuwaiten sein, denn Italien hat mit der traditionellen Freundschaft des mächtigen Jnselreiches verschiedene bittere Erfahrungen gemacht. Vor allem fand Italien, als ihm der fette tunesische Bissen von den Franzosen sozusagen von der Nase weggenommen wurde, bei dem befreundeten England nicht die geringste Unterstützung gegen diesen Generalstreich des französischen Nachbars, und ebenso ließ die englische Politik die Italiener in der Patsche von Adua sitzen, obwohl sie doch erst durch englische Versprechungen und Verlockungen zu ihrem unglück lichen Feldzuge gegen den Negus Menelik von Abessinien aufgestachelt worden waren. Diese mehr als zweideutige Haltung Englands hat man den selben in den urteilsfähigen politischen Kreisen Italiens bis heute noch nicht vergessen und es darum vorgezogen, an der Seite der verbündeten beiden mitteldeutschen Kaiserreiche zu bleiben statt den egoistischen Interessen Albions ein willfähiger Hand langer zu sein. Es ist darum auch nicht anzunehmen, daß der Besuch des Königs Viktor Emanuel am englischen Hofe zu irgend welchen Abmachungen führen wird, zumal zu solchen kein dringender Anlaß vorliegt. Immerhin ist es wahrscheinlich, daß besonders die gegenwärtigen Balkanwirren eine Rolle in den Be sprechungen zwischen König Eduard und König Viktor Emanuel und den beiderseitigen Ministern spielen, da ja England wie Italien als Mittelmeer- mächte an den Vorgängen auf der Balkanhalbinsel mehr oder weniger interessiert sind. Ebenso dürste hierbei die marokkanische Angelegenheit zur Sprache kommen, Italien sieht sich bei Wahrung ihrer Interessen in Marokko nun einmal mit auf das Wohlwollen des seegewaltigen Albion angewiesen. Inwieweit etwa ein gemeinsames Vorgehen Eng lands, Italiens und Frankreichs in den orientalischen und afrikanischen Angelegenheiten bei diesen Be- sprechungen mit gestreift wird, weiß man doch auch nicht, und es entzieht sich einstweilen gänzlich der Beurteilung, ob eine solche Anregung bei dem kürz- lichen Besuche des italienischen Monarchen aufs Tapet gelangt ist. Ueberhaupt sind ja die europäischen Verhältnisse seit den Zeiten des Krimkrieges, in welchem bekanntlich zuletzt ein sardinisches Hilfs corps an die Seite der gegen die Russen verbündeten Engländer und Franzosen erschien, bedeutend anders geworden, und seine Wiederauffrischung der alten Intimität zwischen den ehemaligen Westmächten lregt darum trotz der Besuche König Eduards in Rom und Paris, König Viktor Emanuels in Paris und London und des Erscheinens des Präsidenten Loubet jenseits des Kanals offenbar in weitem Felde. Vor allem ist heute einerseits Italien ein vollwich tiges Mitglied des Dreibundes, anderseits Frankreich der Verbündete Rußlands, aus welcher Kon stellation sich ohne weiteres das Schwierige für eine weiterzielende englisch-französisch-italienische Entente ergiebt. Der gegenwärtige Besuch des jugendlichen italienischen Herrschers am englischen Königshofe dürfte darum kaum etwas an den Beziehungen zwischen den euro päischen Großmächten, wie jene gegenwärtig bestehen, ändern. Politische Mnndschan Deutsches Reich * Die in der Thronrede zur Eröffnung des Land tages angckündigte Denkschrift betreffend die Umgestal tung des Wahlrechts soll, wie jetzt bestimmt verlautet, erst gegen Weihnachten den Ständen zugehen. * Ueber polnische Kindereien schreibt man aus Posen: „Aus Anlaß des offiziellen Besuches des Kultusministers Studt bei der Ein weihung der Postuer Kgl. Akademie truq sich auch ein Vorkommnis zu, das der Oeffentlichkeit nicht ovrenthalten sein mag. Der Kultusminister Studt wurde mit seinem Gefolge, als er das in der Friedrichstraße gelegene Akaoemiegebäude betrat, von den Klängen der polnischen Nationalhymne em pfangen, und so lange der Kultusminister in den Räumlichkeiten der Kgl. Akademie verweilte, wurden im Gebäude der Akademie unaufhörlich polnische Nationallieder gespielt. So unglaublich die Sache klingt, ist sie doch in jeder Hinsicht verbürgt. Das Gebäude, in dem die Kgl. Akademie vorläufig unter gebracht worden ist, gehört einer Privatbesitzerin. Unmittelbar neben den Räumen des Akademie-Sekre tariats und des Rektoczimmers befindet sich die Wohnung zweier Polen, die Vertreter einer großen Versicherungsgesellschaft sind, und die noch einen zweijährigen Mietskontrakt in diesem Hause haben. Ebenso wohnen in dem Souterrain der Akademie verschiedene polnische Familien. Als Herr Studt mit seinem Gefolge das Akademiegebäude betrat, brachten diese Polen in ihrer Wohnung auf dem Klavier und mit Violinbegleitung die verschiedensten polnischen Nationallieder zur Gehör, so daß der Minister und sein Gefolge stutzig wurden und auf horchten. Die beiden Polen ließen sich in ihrem Konzert nicht stören, sondern gaben ihr national- polnisches Konzert bei offenen Türen und Fenstern ruhig weiter." * Gegen das Deutschtum in den russischen Ostseeprovinzen bereitet die Petersburger Regierung einen neuen Schlag vor. Die innere Geschäftssprache in den Vertretungen der baltischen Ritterschaften, die bisher die deutsche war, soll die russische werden. Damit wird das Deutsche aus der letzten Körper schaft der Ostseeprovinzen verbannt. * Der in Düsseldorf drohende Aerztestreik wurde durchUebereinkommen zwischen den Kranken kassen und den Aerztcn abgewendet. England. * Die englische Kriegsbereitschaft wird von keinem Geringeren als dem langjährigen ehemaligen Armeechef, Feldmarschall Lord Wolfeley, einer geradezu vernichtenden Kritik unterzogen. Be sonders verwirft der Marschall das Institut des zivilen Kriegssekretärs. Er greift in seinem soeben in London erschienenen Buche „Geschichte eines Soldatenlebens" die Einrichtung des Kriegsamtes und die Besetzung des Chefpostens durch einen unmilitärischen Parlamentarier auf das heftigste an. Es sei ein infames, ein verrücktes System, schreibt er, und muß das Land früher oder später in ein ernstes, wenn nicht verhängnis volles Unglück bringen England sei infolgedessen- auch nie kriegsbereit gewesen und werde es so lange nicht sein, wie der politische Kriegs sekretär dem Parlamente nicht alljährlich Zeugnis darüber ablegt, daß die Armee innerhalb vierzehn Tagen kampfbereit sein kann. — Wolseleys Kritik wird zu guter Stunde veröffentlicht, denn gerade schickt man sich in London an, das Kriegsamt zu reorganisieren. Freilich, wer den konservativen Starrsinn englischer Politiker und Militärs kennt, erwartet von dieser Reorganisation nicht viel. Rußland * Zwei Geheimagenten der russischen Regierung sind in Nishny und Piaak ermordet aufgefunden worden. Schtveiz. * Ausgewiesen hat die Regierung 17 Italiener wegen Teilnahme an den Streikunruhen in Genf und sie sofort an die italienische Grenze bringen lassen; darunter befinden sich auch als An ar - ck i st e n bekannte Leute, welche zur Plünderung von Banken und zur Verwüstung der Arbeitsplätze aufge fordert hatten... . AnreAkg. , * Die Beschießung von San Domingo dauerte am 12. d. Mts. noch fort. Die Stadt hat jedoch nickt darunter gelitten. Das amerikanische Kriegsschiff Baltimore ist in San Domingo eingetroffen Aus Stadt und Land Lichtenstein 19. November. * — Berschönerungsverein In der am 17. d. Mts. abgehaltenen Sitzung des Ausschusses vom Verschönerungsverein gab der Vorsitzende, Herr Bürgermeister Steckncr zunächst bekannt, daß leider gleich der erste Plan des Vereins, die Be pflanzung des Teichplatzes betr., vom Stadtrat vollständig abgelehnt worden sei, und daß deshalb auch die vom Verein dazu für dieses Jahr zur Verfügung gestellten Mittel nicht hoben verwendet werden können. Vian nahm mit leb haftem Bedauern von dem Bescheid des Nates Kenntnis und hörte mit Verwunderung, daß selbst die Anwohner des Teichplatzes und sogar Leute, die ziemlich weit davon wohnen, gegen eine Verschönerung desselben beim Rate vorstellig geworden sind. Darauf beschloß man, die Genehmigung der künf tigen Generalversammlung dazu einzuholen, daß die Mittel des Vereins zur weiteren Ausgestaltung derAnlagen am Stadtbade verwendet werden. Der Ausschuß hofft, damit einem allge meinen Wunsche entgegenzukommen und in diesem Falle auch die Genehmigung der städtischen Behörden zu erhalten. * — Kollekte am Totensonntage Die Kollekte am Totensonntag ist nicht, wie wir in letzter Num mer berichteten, für die kirchliche Versorgung der evan gelischen Deutschen im Auslande, sondern für den Kirchenbau in Niederwürschnitz bestimmt. * — Auszeichnung. Dem hiesigen Schutzmann, Herrn Max Emil Gärtner, welcher seinerzeit an der China-Expedition teilnahm, ist heute vormittag vom Kgl. Bezirkskommando Glauchau die Dienst-Auszeich nung 3. Klasse nebst Urkunde überreicht worden. * — Ein Schwindler. Seit Sonnabend treibt sich hier und in der Umgegend ein Mann herum, welcher auch hier verschiedene Bewohner, der bap tistischen Gemeinde angehörend, zu beschwindeln ver sucht hat. Derselbe wurde festgenommen und dem hiesigen Kgl. Amtsgerichte überliefert. Wie sich heraus gestellt hat, wird der Mann von der Kgl. Staats anwaltschaft steckbrieflich verfolgt. * — Zuschüsse erfordern die beiden im Besitz des Staates befindlichen Blätter, nämlich die „Leip ziger Zeitung" (Zuschuß 8010 Mark jährlich) und das „Dresdner Journal" (Zuschuß 53 438 Mark jährlich). Die „Leipziger Zeitung" hatte früher