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MiMMMTyM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich Wüstr-UMer sir Kondors, Mdlih, Zmudarf, Urdorf, St, Wim, MmWorl, Pmem mi> Mksm. Aintsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. Nr. 264 Kernspr ech Anschluß Nr. 7. SS Jahrgang. - Sonnabend, den 14. November Telegrammadresse: Ta geblatt. 1963. Freibank. ZmM», d. N. M. M früh 8 Hr in frisches Schweinefleisch, » 40 Pf« gut, wenn recht viel hoheHerren Automobil seinem Roman begangen, bestraft werden mußte.fahren und sich die Köpfe einrennen !" Diesen wenig Vorgesetzten des Dienstes enthoben worden und deshalb verbittert war. Straferschwerend kam aber in Betracht, daß der Leutnant Bilse in taktloser und roher Weise mit seinen Veröffentlichungen vorge gangen ist und sich schwer gegen die Disziplin ver. gongen hat. Allgemein menschlich möchten wir noch hinzufügen, daß der Leutnant Bilse für die Ver fehlungen und Irrtümer, die er als Offizier mit daß er aber, soweit er in seinem Buche Mißstände wahrheitsgemäß aufgedeckt hat, dem Heer einen Dienst geleistet hat. Dn 8Mn tiits ÄMmsnmttS us WnMisn m lm SckMiW. Für Wahrheit und Recht gegenüber Berlodderung und Versumpfung mit den Waffen des Geistes ein zutreten, ist nicht nur eine große Sache im Dienste der Menschheit, sondern sie ist auch eine Notwendig keit, wenn das menschliche Geschlecht nicht entarten soll. Doch ist es stets eine heikle Sache, wenn solche Aufdeckungen und Anklagen in die Form eines Romanes gekleidet werden, in dem man dann Wahrheit und Dichtung, Wirklichkeit und Ueber- treibung phantasievoll ausgeschmückt durcheinander kredenzt bekommt. Geradezu schlimm ist es aber, wenn der Verfasser eines solchen Romanes in dem selben Personen, die seine Kameraden und Vorge setzten waren, mit anderen Namen auftreten läßt und sie tendenziös schwärzer malt als sie es in Wirklichkeit sind und verdienen. Dieser Fall lag mit dem Romane „Aus einer kleinen Garnisonstadt" betitelt und von dem Leutnant Bilse verfaßt vor. Der Leutnant Bilse vom 16. in Forbach liegenden Trainbataillon hat sicher ernste Gründe gehabt, über die Zustände in der kleinen Garnison Forbach und über die Verhältnisse im Offizierskorps des 16. Trainbataillons und dessen Beziehungen zu der Bürgerschaft sittlich erregt zu sein, denn der Leutnant Bilse wird sonst als ein ruhiger Charakter geschil dert, und er hat sicherlich Dinge beobachtet, die ihm mißfallen mußten und deren fernere Duldung auch nicht im Interesse des königlichen Heeresdienstes lagen. Aber seine Anklage nahm die Gestalt eines Romanes an und dieser wirkte wie ein Pamphlet in Forbach und noch viel weiter hinaus, da in den Personen des Romanes nur zu deutlich die Offiziere der Forbacher Garnison und deren Damen wieder zu erkennen waren, und dieser wie Pamphlet wirkende Roman brachte den Leutnant Bilse wegen Verleumdung von Vorgesetzten und Kameraden und wegen Ungehorsam gegen eine kaiserlicke und königliche Kabinettsordre, nach welcher alle Offiziere verpflichtet sind, für die Veröffentlichung eines Buches die Erlaubnis ihrer Vorgesetzten einzu holen, vor das Kriegsgericht. Die Befolgung dieser Kabinettsordre ist im Interesse der Disziplin im Heere unbedingt notwendig, denn sonst könnten ja unzu friedene Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten ohne weiteres ihre Vorgesetzten in Pamphleten verlästern. Die Disziplin im Heere stellt eben vor allen Dingen auch an die Offiziere besondere Anforderungen, denen streng entsprochen werden muß, wenn das Offiziers korps und das Heer seine hohe Aufgabe erfüllen soll. Der Konflikt zwischen der Eigenart des Offiziers standes und dem allgemein Menschlichen ist dem Leutnant Bilse zum Verhängnis geworden, hat ihn und seinen Roman vor das Kriegsgericht zu Metz gebracht, das ihn bereits zu sechs Monaten Gefäng nis und Dienstentlassung verurteilte. In der Begründung des Urteils heißt es, daß in der Handlung des Leut nants Bilse ein Vergehen wegen Beleidigung vor liegt, da er durch seinen Roman Vorkommnisse und Persönlichkeiten gekennzeichnet hat, welche die letzteren vor der ganzen Bevölkerung in Forbach blosstellen. Von der Absicht, Mißvergnügen unter den Offizieren zu erregen, wurde der Leutnant Bilse freigesprochen, da ihm diese Absicht nicht nachgewiesen werden konnte. Ungehorsam liegt vor, weil der Leutnant Bilse die Vorschrift der kaiserlichen Kabinettsvrdre in Bezug auf dre Veröffentlichung von Druckschriften durch Offiziere nicht beachtet hat, er ist deshalb wegen Beleidigung und Ungehorsam bestraft worden. Strafmildernd wurde angesehen, daß der Roman manches Wahre und Beachtenswerte enthalte und daß der Angeklagte ohne triftigen Grund durch seine christlichen Wunsch flocht aus dem bayrischen Bauern tage der sattsam bekannte Würzburger Bauernführer und Redakteur Anton Memminger in seine Rede ein. Memminger watete förmlich in einem reichs» feindlichen Partikularismus herum und wütete gegen den Kanalbau, indem er ausrief: „So richtet man das Bayernland zu Grunde. Und am Ende sind wir eine preußischePro- v i n z. Dann wird man es uns zeigen. Dann regiert inMünchen e i n p re u ß i s ch er Ober» p ä s i d e n t. (Bewegung.) Unser Volk weiß nicht, wo aus und ein. Daran ist die Reichsregierung schuld. Unter Bismarck wußte man, wie zu stimmen sei. Unsere Regierung hat kein Programm, keine Ziele, keine Grundsätze, nur Redensarten nach allen Seiten, in Berlin wie in München. Das ist die Lau-Regierung. Das Volk will bald nichts mehr wissen von der Politik, und die Regierung hat keinen Sinn für das Volk. Wo sich aber die Schaffenden und Verständigen zurückziehen vom Staat, da geht es wie im römischen Reich, dann kommt einmal der Tag, wo die Fremdlinge einbrechen ins Reich. Wir brauchen einen entschiedenen Staatsmann, der den Knoten deS Parlaments mit dem Schwert durchhaut. Da spricht man von einer Automobilsteuer. Ich bin dagegen. Es ist aanzaut. wenn rechtviel hohe Herren Automobil fahren und sich am Ende dieKöpfe einrennen. Wir Bauernbündler aber bleiben. Man wird uns noch rufen. Wir leben in einer Zeit, wo Kaiser und Könige auf fallend viel reisen. Man weiß nicht, was alles noch werden will. — Und e i n e verlorene Schlacht, die kann was bringen, gebet acht!" Bum! Nun weiß man's! Wenn Deutschland in der Schlacht geschlagen, das Reich von Feinden überschwemmt ist, — dann wird man Herrn Mem minger als Retter rufen ! Er wird schon fertig werden mit den Fremdlingen, dafür birgt sein gutes Mundwerk. * Der König von Serbien ist in einer Hinsicht klüger als sein unglücklicher Amtsvor gänger Alexander, welcher alle Hebel in Bewegung setzte, um vom Zaren und von anderen europäischen Monarchen zu Gaste geladen zu werden. Es ist bekannt, daß die europäischen Höfe Anstoß an den Prioatverhältnissen der serbischen Königsfamilie nahmen. Alexander und Frau Draga wurden über all mit kühlem Achselzucken abgewiesen. König Peter wird zwar durch keine Draga diskreditiert, — aber „salonfähig" ist er an europäischen Fürstenhöfen ebenfalls nicht, weil der Belgrader Königsmord ihm noch allzudeutlich an der Stirne geschrieben steht. Peter I. hält sich deshalb klüglich zurück, und der ihn porträtierenden Malerin Parlaghy gegenüber antwortete er auf die Frage, ob er die Höfe Euro pas besuchen werve, „vorläufig nicht; ich bin genug gereist und denke wenig st ens drei Jahre im Lande zu bleiben". — Also nach drei Jahren einwandfreien Wohlverhaltens glaubt der König die Schatten der blutigen Vergangenheit ge bannt zu haben. Dann hofft er, „hoffähig" auch außerhalb Serbiens zu sein. Dänemark * Der Minister des Innern hat im Folkething einen Gesetzentwurf eingebracht, durch den allen steuerzahlenden Männern und Frauen das Wahlrecht bei allen Gemeindewahlen erteilt und die proportionale Wahl und geheime Abstimmung für die Gemeindewahlen eingeführt werden soll. Fapan. Die Krisis in O st a s i e n spitzt sich immer mehr zu. In Rußland sowohl wie auch in Japan ist man mit Ernst und Energie an der Arbeit, mit diplomatischen Mitteln die Spannung zu mildern und womöglich zu beseitigen ; allein trotz dieser red lichen Bemühungen ist die Erregung insbesondere in Japan noch immer im Wachsen begriffen. * Nach einer Meldung aus Schanghai sollen Juanschikai und General Ma dem Throne erklärt haben, sie würden am nächsten Sonntage bereit sein, gegen dre Russen in der Mandschurei zu marschieren. Politische Rundschau Deutsches Reich * Der Kaiser hat am Mittwoch wegen schar fen Windes den Spaziergang aufgegeben. Die Heilung der Wunde nimmt einen regelmäßigen Ver lauf. Das Allgemeinbefinden ist dauernd gut. * Im Thronsaale des König!. Residenzschlosses fand am Donnerstag nachmittags 1 Uhr die feier liche Eröffnung des 30. ordentlichen Landtags statt, nachdem sich bereits am Vormittage l/^10 Uhr die Mitglieder der beiden Ständekammern zu einem öffentlichen Gottesdienste in der evangelischen Hof- und Sophienkirche versammelt hatten. Diesem Gottes dienste wohnten u. a. auch die Herren Staatsminister bei. Die Predigt hielt Herr Oberhofprediger, Vize präsident des evangelisch-lutherischen Landeskon sistoriums Ur. Ackermann. Nach dem Gottes, dienste empfing Se. Maj. der König die beiden Kammerpräsidenten, Se. Exzellenz Herrn Wirkt. Geh. Rat Ur. Graf v. Könneritz auf Lossa und Herrn Geh. Hofrat vr. Mehnert-Dresden, in Audienz und nahm sie in ihrem neuen Amte in Pflicht. In der Mittagsstunde fanden in beiden Kn",^>crn die letzten Präliminarsitzungen und die Verpflichtung der neueingetrerenen und wiedergewählten Kammei mitglieder, sowie die Konstituierung der beiden Häuser statt. Die von Se. Majestät König Georg verlesene Thronrede kündigt bezüglich der vielerörterten Wahl rechtsreform eine Denkschrift, keinen Gesetz-Entwurf an. Läge ein Gesetzentwurf vor, so würden ver- fassvngsgemäß schon die nächsten Landtagswahlen nach dem neuen M^irs erfolgen können. Die Re gierung wünscht aber offenbar gründlichste und eingehendste Prüfung der wichtigen Angelegenheit und hat darum die Form einer Denkschrift gewählt, um dem Landtage Gelegenheit zu geben, ohne Uebereilung die für unser Land so bedeutungoolle Frage nach der zweckmäßigsten Wahlrechts-Aenderung in mehreren Sessionen zu behandeln, da durch eine Klärung der Ansichten zu ermöglichen und schließlich ohne Rücksichtnahme auf vorüber gehende Partei- und Zeitströmungen ein Wahlrecht zu schaffen, das unserem Sachsenlande dauernd von Segen ist. * „W er stört den konfessionellen Frieden?" Vor nicht allzulanger Zeit hielt zu Straubing in einer Zentrumsversammlung der Stadtpfarrprediger Wagner dort eine Rede, worin er, gegenüber dem kurz vorangegangenen Wort des Deutschen Kaisers, Luther sei der größte deutsche Mann, sagte: „Das sei nicht richtig. Redner sei anderer Ansicht. „Luther ist ein eid- und wo r t b r ü ch ig e r O r d e n s m a n n, ein abge fallener k a t ho l i s ch e r P rr e st er , der durch seine Schriften Zügellosigkeit ge fördert und geweckt ha t." (!!!) Solche Beschimpfungen ihres Reformators müssen sich die Protestanten von einem katholischen Priester ge fallen lassen!" * Wieder „Zeitungs-Verlag", die Zeitschrift des Vereins deutscher Zeitungsverleger, meldet, ist von einer der Presse nahestehenden Seite im Reichstage eine Interpellation über das Zeugnis- zwangsverfahren gegen Redakteure beab sichtigt. — Ob sie Erfolg haben wird? Wir wollen's hoffen! * Bei den Landtagswahlen in Baden wurde im Wahlkreise Karlsruhe-Land der Sozial demokrat Lutz gewählt. Damit ist der einzige noch übrige Konservative aus dem Landtag ausgeschieden. Die Antisemiten haben den Ausschlag zu Gunsten des Sozialdemokraten gegeben. * Die von Professor Virchow hinterlassene Bibliothek, welche ungefähr 7000 Bände umfaßt, ist von der Witwe Virchows der Berliner medizinischen Gesellschaft als Geschenk überwiesen worden. "DerBaterlandsretter. „Es ist ganz