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Die neueren Nachrichten aus Transvaal über die furcht» bare Not, in der sich die Mehrzahl der Burenfamilien befindet, haben den Greis derart erregt, daß er fast ge lähmt wurde. Türket *Die Lage im Aufstandsgebiet. Die aus amtlicher Quelle stammenden Nachrichten aus Saloniki, wonach in der Umgebung von Dschu- mabala, Nazlog und Melnik 20 türkische Dörfer von den Aufständischen verbrannt worden seien, sind voll ständig falsch. Ebenso ist die Nachricht von der Er mordung von 2000 türkischen Einwohnern von Bansko, das nicht einen einzigen mohammedanischen Einwohner h-t, unrichtig. — Der Bischof von Flo- rina meldete dem Numenischen Patriarchat den Uebertritt der Einwohner von vier bulgarischen Dörfern mit 372 Familien vom Exarchat zum Pa triarchat ; ebensolche Ueberlritte sind in Vorbereitung im Kreise Kastoria und im Sandschak Kirk-Kilisse. Amerika * Die Verbindung auf vielen Eisenbahnen des Staates Neu-Jersey ist noch unterbrochen. Man befürchtet den Zusammenbruch eines großen Dammes, was ein schweres Unglück nach sich ziehen wird. 50 Häuser sollen in Paterson schon wegge schwemmt sein. 500 Familien sind obdachlos; mehrere tausende sollen wegen des in den Mühlen angerichteten Schadens ohne Arbeit sein. Aus Stadt und Land Lichtenstein, 13. Oktober. * — Vortragsabend. Im Ratskellersaale wird morgen Mittwoch abend im Evangelischen Arbeiter verein Herr Oberpfarrer Seidel einen Bortrag halten über: ,,Ludwig Richter, der Maler des deutschen Volks-und Familienlebens". Frauen und Gäste sind willkommen. * — Tanzkursus. Im »Alten Schrcßhaus" be ginnt Donnerstag, den 22. Oktober ein neuer Tanz- Kursus. Wir verweisen zur näheren Orientierung auf ein Inserat in vorliegender Nummer. * — Wieder ein verregneter Sonntag und Wieder einmal getäuschte Hoffnungen an allen Punkten, Wo man aus das Erscheinen der Ausflügler angewiesen ist, wie auch bei denen, die ihren Sonntag in Gottes freier Natur zu verbringen gewöhnt sind. Mit nur kurzen Unterbrechungen riefelte am letzten Sonntag vom frühen Morgen an der Regen hernieder, ein Begleiterder melancholi schenJahreszcit, die der langsam und allmählich ersterbenden Natur mehr uud mehr ihren Stempel ausdrückt. * — Staatliche Prüfung von Masseuren und Krankenpflegern. Der Verein Leipziger Masseure und Krankenpfleger hatte sich mit einer Eingabe an das Sächsische Ministerium des Innern gewendet und ersucht, eins staatliche Prüfung für Masseure und Krankenpfleger mit Ausstellung von Pcüsungszeugnissen usw. ein- zuführen. Das Ministerium teilt in einer Verord nung hierzu mit, daß es nach Gehör des König!. Landesmcdizinalkollegiums keinen Anlaß finde, dem Gesuche weitere Folge zu geben, da, abgesehen von sonstigen Bedenken, im gesundheitlichen Interesse kein Bedürfnis für die Bestellung geprüfter Masseure usw. bestehe. Jnsbesonde würde auch, wie das Ministerium in der Verordnung weiter bemerkt, dem zur Begründung des betreffenden Gesuches angeführten Uebelstande, daß jetzt Personen ohne genügende Vor bildung das Massieren ausübten, durch Einführung einer staatlichen Prüfung und selbst durch Organi sation des Maffeurstandes nicht Abhilfe geschehen, da ja nach wie vor niemand behindert sein würde, Die Hand des Schicksals. Novelle von A. Peters. (Nachdruck verboten) (24. Fortsetzung.) Elbet fuhr in ihrer Erzählung fort: „Ist er so krank ?" fragte ich, während all' meine goldenen Hoffnungen wie ein Nebel zer rannen. — „Ich fürchte, er stirbt", gab sie zur Antwort. O, wie ich litt! Aber am nächsten Tage, als wir das Land in Sicht bekamen, lebte er noch; noch lebend brachten wir ihn in das Hotel. Klara meinte, es sei besser, wir trügen uns unter fremdem Namen in das Fremdenbuch ein und sie gäbe sich als Mutter des Kindes aus. „Aber, wozu, — wo zu das alles ?" fragte ich. — „Das wird Dir später schon klar werden; sei versichert, ich handele nur zu Deinem Besten I" lautete ihre Antwort. Zwei Tage blieben wir im Hotel; wir ließen einen Arzt kom men ; ich durfte aber nicht Zeugin sein, was der selbe über das Kind sagte. Meine Schwester und Frau Olten beabsichtigten offenbar ein Komplott. Eines Morgens — o, wie lebhaft mir der Tag in der Einnerung ist I — schien dec Knabe kränker als je zuvor. Klara pflegte ihn. Sie rief mich zu sich und sagte zu mir: „Etsbct, Du tätest besser, nach Felseck zu fahren ; wir folgen Dir in wenigen Tagen mit dem Kinde." — „Aber er ist ja krank," wandte ich ein. Sie sah beiseite; ihre Augen wagten es nicht, den meinigen zu begegnen. „Sorge Dich da» rum nicht, sondern tue einfach das, was ich Dir rate," war die Erwiderung. — „Aber wenn ich mein Kind nie Wiedersehen sollte?" fragte ich angst, zitternd. — „Ueberlasse das Mir," war die Antwort, „was auch geschehen mag, ich bringe Dir den Lionel nach Felscck I" Ein gewisses Etwas in ihrer Stimme machte mein Blut gerinnen. Ich weiß nicht, wieso, s auch als richt geprüfter Masseur mit Krankenbehand lung durch Massage sich zu beschäftigen. * — Mit dieser Woche überschreite« wir die Oktobermitte und eilen dem November ent gegen. Es wird immer herbstlicher und unfreund licher. Frühaufsteher sind des Morgens schon auf die Lampe angewiesen, das abendliche Dunkel bricht immer frühzeitiger herein. Die Tätigkeit im Freien, auf den Feldern, erfährt daher immer stärkere Ab kürzungen. Da die Ernte im wesentlichen einqebracht ist und der Landwirt sich mehr und mehr auf die Bestellung des Ackers für die Wintersaat beschränkt sieh!, so fechten ihn die kürzer werdenden Tage nicht werter an. Die Landleute genießen jetzt nach ange strengtester Frühjahrs- und Sommerarbeit die wohl verdiente Ruhe. Anders in der Stadt. Das ge werbliche Leben kennt keine Ruhepausen, rastlos und nervenzerstörend geht die Werktätigkeit ohne Unter brechung weiter. Und gerade jetzt ist sie wieder eine besonders rege und lebhafte, gilt es doch die letzte Hand an die Herstellung des Weihnachtsbedarfs zu legen, der im November an die Warenhäuser und Detailgeschäfte abgeliefert sein muß. In der Lust an der Arbeit begegnen sich im deutschen Vaterlands alle Teile des Nährstandes, die ländlichen sowohl wie die städtischen; nur darf dem Fleiß auch der Preis, der Arbeit auch der Erfolg nicht fehlen. Leider ist es mit den Erfolgen noch immer nicht so, wie es wohl zu wünschen wäre, der rechte Zug ist auch heute noch nicht vorhanden, trotzdem die Ver hältnisse günstiger liegen als vor Jahresfrist. * — Weihnachtspakete nach überseeischen Ländern, namentlich nach den Vereinigten Starten von Amerika, sind möglichst schon Anfang November zur Poft zu liefern, damit die rechtzeitige Aus händigung dieser Sendungen an die Empfänger ge sichert ist. * —ob. Callnbcrg Gestern beging die hiesige Freiwillige Feuerwehr im Saale des „Goldnen Adler" hierselost ihr 26 jähriges Stiftungsfest durch Konzert und Ball. Bei Gelegenheit dieser Feier wurden 5 Wehrmänncr mit dem von Sr. Majestät dem König gestifteten Ehrenzeichen für 25 jährige treue Dienste ausgezeichnet. ES sind dies folgende Herren: Karl Seidel, Ernst Riedel, Fritz Großer, Ludwig Wille und Hermann Müller. Die Uever- reichung erfolgte in Behinderung des Herrn Amts- Hauptmann Ebmeier durch Herrn Bezirksasfessor Dr.Bach unter warmen Worten der Anerkennung. Es wurden im Laufe der FeUr verschiedene Toaste, so u. a. auf Se. Maj. den König, auf Herrn Dr. Bach, sowie ein Hurrah auf die Jubilars ausgsbracht. Herr Riedel dankte namens der Deloriecteu für die gewährte Auszeichnung. Es erhielten außerdem noch für 10 jährige Dienstzeit folgende Herren Auszeich nungen: Vize-Adjutant Mehner und Zugführer Otto Staudte. Die gesamte Feier nahm einen schönen, echt k imeradschaftlichen Verlauf. * — Caünberg. Gestern nachmittag wurde die mehrfach vorbestrafte Marie verehel. Heinze wegen Be- trugs vom hiesigen Stadtwachtmeister verhaftet und an das König!. Amtsgericht abgelieiert. * — Mülsen Lt Michel«. Der Münzensund, welcher beim Neubau der Hustcr'schen mechanischen Weberei hier gemacht wurde, interessiert insonderheit so manchen Numismatiker von nah und fern, denn auch aus Leipzig erging bereits Nachfrage anher. Unter den zum größten Teile doch gut erhaltenen und nur wenig von Kippern und Wippern beschnittenen Münzen befinden sich Gepräge vom Jahre 1615 mit dem Bildnis EbristianS 4. von Dänemark, französischem vom Jahre aber in dem Augenblick war ich sicher, daß sie wußte, mein Knabe müsse sterben, und daß sie dennoch ein Kind auf das Schloß bringen wollte. Später gestand sie mir, daß sie mich einzig deshalb fortgetrieben hatte, weil mir der Mut gefehlt haben würde, mein eigenes Kind sterben und ein anderes an seine Stelle gesetzt zu sehen. Ich entsinne mich dann, wie sie den blassen Knaben auf dem Schoß hatte, wie ich mich zu ihm niederbeugte und ihn küßte. „Lebe wohl, mein Liebling," sprach ich, „mein lieber, kleiner Lionel, lebe wohl l" In jener Minute der Trennung brach mir fast das Herz; aber Klara ließ mich nicht zur Besinnung kommen und trieb mich fort. Später erfahr ich, daß mein Kind zwei Stunden, nachdem ich es verlassen, für immer die Augen schloß. Frau Olten machte den Kleinen ausfindig, den sie hierherbrachten. Er ist das Kind einer armen Ver wandten von ihr, die kurz zuvor gestorben war; er hatte niemanden, der ihn in Obhut hätte nehmen können. Nie werde ich die Stunde vergessen, in welcher sie hier anlangte und mir die Gewißheit ward, daß mein Lionel tot sei. Wiederholt drohte ich zusammenzubrechen, aber immer war Klara zur Hand, um mich daran zu erinnern, wie viel davon abhinge, daß niemand den geringsten Verdacht schöpfe, wenn ich Herrin von Felseck und im Besitz eines fürstlichen Einkommens bleiben wolle. Dennoch, bis weilen, wenn ich Ihren Gatten mit dem Knaben sah, fühlte ich mich stark versucht, ihm alles zu ge stehen, aber immer war Klara es, die mich daran mahnte, was auf dem Spiele stand. So schwieg ich, aber was mich das Schweigen kostete, das weiß nur Gott allein!" Elsbet hielt inne, und es verging eine Weile, ehe sie fortfuhr zu erzählen, wie Johnston den Be trug sofort entdeckt, ihr aber unoerbüchliches Schweigen 1651 mit dem Avers Ludwigs 14. — dem Jahre seiner VolljährigkeilserklLNlng — solche von 1667 mit dem Bildnis Friedrich Wilhelms von Brandenburg — und Nürnberger Thaler vom Jahre 1636. Außerdementhielt der irdene Glückstopf «eimarifche und altenburgische Spruchmünzen u. einige Rollen L«kteate«, zwischen denen sich Grünspan reichlich ««gesetzt hat«. Der Fund weift darauf hin, nne seiner Zeit, wo man diesen Schatz in Kriegsnötcn vor Feinden verbarg, keine einheitliche Münze im deutschen Reiche geführt wurde, fonderu auch die Geldsortcn der Nachbarländer mit im Kurs waren. Dresden. (Das Ende der Dresdener Straßen- krawallprozesse.) Die im Mai d. I. aus Anlaß der Bauarbeilei-Aussperrung in Dresden stattgefundenen Straßenunruhen haben zur Folge gehabt, daß gegen 65 Personen Anklagen wegen Aufruhrs, Land» friedensbruchs, Beamtenbeleidigung,Widerstands gegen die Staatsgewalt usw. erhoben worden sind, die nunmehr sämtlich ihre Erledigung gefunden haben. Die Verhandlungen haben sowohl das Schöffen-, wie auch das Land- und Schwurgericht in 38 Sitzungen beschäftigt. Es wurden insgesamt 3 7 Jahre, 4 Monate, 3 Tage Gefängnis, 19 Wochen, 3 Tage Haft und 114 Mark Geldstrafe ausgcworfen. Auf Zuchthausstrafe ist nicht erkannt worden. Acht Angeklagte wurden freigesprochen. Die verurteilten 65 Personen stellen noch nicht die Gesamtziffer aller anläßlich der Un ruhen erfolgten Verhaftungen dar, denn eine ganze Anzahl der Festgenommenen wurde von der Polizei direktion mittels Strafmandats mit Geld- oder Haftstrafen belegt oder vom Amtsgericht ohne öffent liche Verhandlung mit Strafbefehlen bedacht, wobei die aufgeworfenen Freiheitsstrafen nicht selten als durch die Untersuchungshaft verbüßt galten. Die höchste der erkannten Strafen betrug 2 Jahre Ge fängnis neben fünfjährigem Ehrenrechtsverlust. Leipzig. Am 10. d. M. nachmittags in der vierten Stunde stürzte sich in Abwesenheit seiner Angehörigen der Schriftsetzer-Invalid St., welcher schon mehrere Jahre blind nnd gelähmt war, zum Fenster seiner im vierten Stock gelegenen Wohnung eines Grundstückes in der Erdmannstraße hinaus auf die Straße und war auf der Stelle tot. Leipzig. Als am Sonnabend abend kurz nach 8 Uhr in dem aus Glas und Eisen errichteten neuen Krystall-Palast-Tyeater das Gastspiel der Madame Otero init ihrer Truppe eben begonnen hatte, ent stand in der elektrisch betriebenen Ventilationsanlage Feuer. Die Anlage befindet sich unmittelbar vor der Decke der Bühne. Die französischen Schauspieler spielten die Eingangsszenen zu „Le Quadrille", als erst vereinzelt, dann in größerer Menge Funken auf den Vorraum der Bühne herniederfielen. Das Publikum wu.de unruhig, sodaß die Vorstellung ab gebrochen werden mußte. Dec eiserne Vorhang trennte alsbald die Bühne vom Zuschauercaum. Das Feuer gewann au Ausdehnung. Das Fallen klirrender Glasscherben und van Feuerbränderr nahm zu. Die alarmierte Feuerwehr nahm unverzüglich die Löscharbciten auf. Es waren auf dre Meldung „Großfeuer" drei Dampfspcitzerr vom Haupt-Depot und eure Dampfspritze vom Ost-Depot ausgerückt. Das Publikum Halle sich bereits, als die Funken aufingen zu fallen, von den Plätzen erhoben. Es bewahrte indeß eine ruhige, musterhafte Haltung. Von etwaigen Unglücksfällen ist nichts bekannt ge worden. Die gesamte Einnahme von 7000 Mark wurde von der Direktion an die Besucher zurückgezahlt. In Zwickau will man Polizeihunde einführen. Bis jetzt ist nur einer Polizeibezirkswache ein solcher zugerertl. zugesichert, wie sie die größte Angst bei Ottokar^ Heimkehr ausgestanden habe, dieser jedoch frei von jedem Argwohn geblieben fei. „Welche furchtbare Sünde haben Sie auf sich geladen", rief Leonore, als Elsbet nach ihrem voll abgelegten Bekenntnis schwieg. Es gibt jetzt nur eine Sühne für Sie; das Unrecht muß so weit als möglich wieder gut gemacht werden, indem Sie Ottokar freimütig alles eingestehen!" Mit eine n qualvollen Aufstöhnen umklammerte Elsbet die Hände Leonores. „Das kann ich nicht, das kann ich nicht! ' stieß sie aus. „Und auch Sie dürfen es ihm nicht sagen, Leonore! Es wäre mein Tod, wenn er es ausführe. Sie kennen nicht die Verachtung, die aus seinen Augen sprechen kann. Leonore, geloben Sie mir, daß Sie es ihm nicht sagen wollen!" „Das ist unmöglich, das kann ich nicht. Das eine aber will ich für Sie tun : ich will zwischen Sie und ihn treten und Sie vor seinem Zorn schützen !" „Nein, nein, — Sie dürfen es ihm nicht sagen!" wiederholte Elsbet. „Ich schwöre," rief sie voll Ver zweiflung, ,,daß ich mir das Leben nehme, wenn Sie es ihm verraten!" „Elsbet, reden Sie nicht so! Das vermögen, das dürfen Sie nicht! Sie wissen, daß ich es ihm sagen muß, daß ich an einem solchen furchtbaren Betrug nicht teilgenommen haben kann!" Aber die unglückliche Elsbet gab sich nicht zu frieden. Vor Leonore niederknieend, hob sie ihr tränenüberströmles Antlitz zu derselben em por. „Wenn Sie kein Erbarmen, kein Ml tleid mit mir haben wollen, so geben Sie mir wenig stens noch ein paar Tage Zeit l" Leonore kämpfte mit sich selbst, ehe sie ent gegnete :