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«Erdschieber", der im oberen Vogtland« gern ge nommen wird, befand sich in Gera unter den Ge ächteten. Zum Schluß noch eine Wamung. In den nächsten Tagen werden die Michaelispilze, auch Herbstlinge oder Halimasch genannt, erscheinen. Dieser Stockschwamm wächst in ungeheueren Massen, wenn er einmal vorkommt. Natürlich wird er auch in großen Massen eingetragen und in großen Massen verzehrt. Da klagt denn dieser oder jener: «Ich esse reine mehr, mir ist schlecht gewesen" — „aber mich haben die Pilze gedrückt" usw. Aber keiner denkt daran, daß nur das Uebermaß im Ge nüsse die Schuld r.m Unwohlsein trägt, nicht der Pilz. Wer Kartoffeln im Uebermaß ißt, oder Kirschen oder Gurkensalat, der bekommt dieselben Beschwerden, ohne deshalb den Gerichten allen den Krieg zu erklären. Wer vorsichtig sein will, der kann ja alles weg lassen, was irgendwie verdächtig ist — es bleibt ja genug übrig und seien es nur Steinpilze und Geld schwämmchen, die doch jeder kennt. Nun noch den Genuß beschränken auf tadellose junge, feste Exem plare, dann kann jeder nach Belieben sich die Pilze gut schmecken lassen. Ans Stadl und Land Lichtenstein, 29. August. * — Programm zur Platzmusik: 1. Sol' datenleben, Marsch von Werner. 2. Ouvertüre z. Op.: „Nebucadnezar" von Verdi. 3. Virgo Maria von Oberthür. 4. Baß-Galopp von Schuller. 5. Gruß an Ahlbeck, Marsch von Lützow. * — Tchauturne«. Wie aus dem Inseraten teile ersichtlich, hält der Allgemeine Turnverein morgen Sonntag nachmittag 3 Uhr in Körbs' Restauraut öffentliches Schauturnen ab. * — Das Sonntagsgewitter, das durch Blitz schlag auch rn unserer näheren Umgebung Schaden anrichtete, ist nach den nunmehr vorliegenden Blätter meldungen von einer kolossalen Ausdehnung gewesen. Wie hier, so hat zur selben Zeit das Gewitter in Paris, Rostock, Berlin, Marburg, Breslau, Bunzlau, im Main- und Kinzigtal :c. gehaust. * — Von Erfolg zu Erfolg — so darf der Deutschnationale Handtungsgehilsen-Verband, der am 2. September sein zehnjähriges Bestehen feiert, seine bisherige Wirksamkeit charakterisieren. Nach dem es ihm in den ersten Jahren gelungen war, die damals im Entstehen begriffenen sozialdemo kratischen Vereine im Kausmaiinsstande über den Haufen zu werfen, hat er in der positiven Fürsorge für den von der Gesetzgebung vernachlässigten Stand der Handelsangestellten eine Reihe glänzender Er folge errungen. Der einheitliche Ladenschluß, den selbst seine Gegner als das unbestrittene Ergebnis seiner Tätigkeit bezeichnet haben, war der erste Schritt auf dieser Bahn. Auf den Gebieten der Sonntagsruhe und des Fortbildungsschulwesens er wirkten die 725 Ortsgruppen des Verbandes durch ihre rege Eingabentätigkeit von den Gemeindebe hörden manche Verbesserung. Die Regierungsvorlage über die Kausmannsgerichte erfüllt im wesentlichen die Forderungen, die die Deutschnationalen seit jeher vertreten haben, und daß vom 1. Januar 1904 ab alle Handlungsgehilfen bis zu 2000 Mark Gehalt krankeuversicherungspflichtig sind, ist wiederum der mit ebensoviel Geschick als Ausdauer betriebenen Agitation dieses Verbandes zu verdanken. Doch nicht nur auf politischem Gebiet sind die Deutsch- nationalen tätig gewesen, sondern sie haben es auch verstanden, durch eine festfundierte Krankenkasse, durch ihre Versicherung gegen Stellenlosigkeit, die in 5 Jahren über 150 ÖOO Mark Renten auszahlte, durch kostenlosen Rechtsschutz und sonstige Wohl fahrtseinrichtungen ihren Mitgliedern Vorteile ver schaffen. So darf der Verband mit berechtigtem Stolz auf das erste Jahrzehnt seines Bestehens zu rückblicken und mit froher Zuversicht seiner zukünf tigen Entwickelung entgegensetzen. Auch die hiesige Ortsgruppe begeht am 8. Sept, im gvldnen Helm die Feier des 10jährigen Bestehens des Verbandes durch Konzert, Festspiel und Ball und verbindet gleichzeitig eine Sedanfeier. * — Geflügelte Rebläuse treten zur Zeit in Sachsen aas. Es ist das erstemal, daß man sie in unserem Lande beobachtet. Die Gefahr der Weiter verbreitung ist dadurch erheblich gewachsen. * — Eine für Gastwirte wichtige Entschei düng fällte das Dresdener Oderlandesgericht. Es erklärte anläßlich eines Falles, in dem einige Dres dener Restaurateure Automaten mit Chokolade auch während der sonntäglichen Ruhezeit offen gehalten hatten, daß die in Restaurationen stehenden Auto maten, soweit sie Eßwalen verabreichen, auch Sonn- und Festtags im Gang bleiben können. * — Die sächsischen Auswanderer. Unter den deutschen Auswanderern, die rhr Baterland ver lassen, nm in anderen Erdteilen ihr Glück und eine neue Heimat zu suchen, nimmt der S a ch s e rm Verhältnis zu dem Reiche und zu den einzelnen Bundesstaaten eine geringeZahl ein. So wanderten 1902 unter 32 038 Reichsdeutschen nur 1623 Sachsen aus. Hiervon versuchten allein 1315 ihrHeil in den Vereinigten Staaten von Nord amerika, 104 wandten sich nach Brasilien und 61 ließen sich im übrigen Amerika nieder. In Afrika wollen 6 und in Australien 29 ihr Glück machen. Nach Großbritannien gingen 109. Auf 100 000 Einwohner kommen im Reiche 56 Auswanderer, auf Sachsen nur 38. * — Nach sächsischem Jagdgesetz« beginnt mit dem 1. September wieder die Abschußzeit für weibliches Edel- und Damwild und für die Kälber beider Hoch wildarten. Desgleichen können nun auch wieder vom genannten Tage an Schnepfen, Hähne von Auer-, Birk- und Haselwild, sowie Wachteln, Bekassinen und Rebhühner geschossen werden. In der SchonzeitA stehen vom 1. September demnach noch die Hasen, deren Jagd bekannt lich am 1. Oktober bei uns aufgeht, desgleichen Fasanen außerhalb der Fasanerien, für weibliche Rehe dauert die Schonzeit noch bis zum 15 Oktober. * — Hohndorf. Morgen Sonntag hält der hiesige Kaninchenzüchtervereiu im Deutschen Haus (Wasserschänke) seine ersteKaninchenschau ab. Das Entree ist auf nur 15 Pf. festgesetzt. Es ist somit jedem Interessenten ermöglicht, für einen geringen Eintrittspreis die interessante Ausstellung zu besichtigen und das gleichzeitig stattfindende Garten-Konzert mit anzuhören. * — Eine nicht sehr angenehme Erinnerung wird sich für einen Reserveleutnant an das vor einigen Tagen zwischen St. Egidien und der Katze abge haltene Biwak knüpfen. Er verlor nämlich während des letzteren einen Brillantring im Werte von 400 Mark. Bis jetzt ist es trotz eifrigen Absuchens des Geländes nicht gelungen, den Ring wiederzufinden. * — Ortmannsdorf. Einem hiesigen Berg arbeiter ist vorige Woche auf seinem Nachhausewege vom Schachte ein Geldbeutel mit Inhalt (gegen 60 Mark) aus den Kleidern abhanden gekommen. Der Arbeiter, der damals angetrunken war, glaubt, daß ihm das Geld von einem in seiner Begleitung be findlichen Bergarbeiter gestohlen worden ist, weshalb er die Sache zur Anzeige gebracht hat. Dresden. Vom Schutze der natio' nalen Arbeit spricht folgender Fall: In Dresden und Umgegend sind mehr als 300 Maurer arbeitslos. Am Bahnhofsbau in Dorf Kemnitz ar beiten etwa 30 italienische Steinbruchsarbciter als Maurer. Der sächsische Staat hat die Arbeiten an die Firma Seim L Riedel in Freiberg vergeben. Diese Firma hat die Arbeit wieder an den Polier Pietro Dellagnese in Accord vergeben. Die Unter nehmer versicherten den Behörden, daß sie deutsche Maurer nicht brauchen könnten, denn diese seien nicht zuverlässig genug oder sollten die Arbeit nicht verstehen. Das Königl. Ministerium des Innern sollte bei Vergebung von Arbeiten sich ausbedingen, daß die sächsischen Arbeitslosen von den Ausländern bevorzugt werden, Dresden. Ein hiesiger Arzt hatte bei der Untersuchung einer hiesigen Bürgerschülerin wahrge- nommen, daß an der Stelle der linken Brust, wo sonst das Herz zu sitzen pflegt, keine Herztöne zu hören waren. Es stellte sich heraus, daß das Kind das Herz auf der rechten Seile hatte. Obwohl der Fehler schon seit der Geburt des Mädchens vor handen ist, mußten die Ellern erst auf das seltene Vmkommnis aufmerksam gemacht werden. Der Stationsgehülfe Emil Stopp aus Dresden wurde am 26. August auf der Schlettauer Flur tot auf- gcfunden. Er hatte sich, wahrscheinlich wegen unglücklicher Liebe, mit einem Revolver, den er noch in der Hand hielt, erschossen. Der Bezirkstag in Chemnitz hat einstimmig beschlossen, für die Gemeinden der Aintshauptmann- schaft Chemnitz ein Vezirkssiechenhaus in Jahnsdorf i. E. zu errichten und mit dem Bau im nächsten Monat zu beginnen. Die Kosten betragen 145,000 Mark. Das Gebäude ist für 100 Insassen geplant. Planitz. Tätlich verunglückt ist in der vorver gangenen Nacht in einem Zwickauer Schacht der Berg arbeiter Tröltzsch hier. Derselbe ist von einem Stück Bauholz getroffen worden und hat innere Verletzungen erlitten. Der Brunnenbauer Richard Thiele von Mutz- scheu, welcher 1901 vom 12. bis 17. Oktober tn Grimma verschüttet wurde, ist am Montage bei einer Brunnenreparatur in Böhlitz bei Mutzschen verunglückt. Beim Heben von Brunnenröhren riß eine Kette und die niederfallende Röhre verletzte ihm das Knie schwer. In Hartmannsgrün traf am Sonntag ein Blitzstrahl den Gutsbesitzer Franz Rose in dem Augenblick, als Rose vor die Haustür getreten war, um Umschau zu hallen. Rose ist am ganzen Körper schwer verbrannt; sein Befinden war am Montag besorgniserregend. Der Sohn Roses wurde zu Boden geschleudert, blieb aber unverletzt. Derselbe Blitz schlag tötete noch vier Kühe und einen Stier; ein sechstes Rind mußte sofort geschlachtet werden. Crimmitschau. Die Lage der Arbeitsein stellung ist unverändert. Die überall stillstehcnden Fabrikvetriebe werden durch auf den Straßen auf- und abgehende männliche und weibliche Arbeiter unter Beobachtung gehalten. Im übrigen ist nirgends die Ruhe gestört worden. Der Zentral vorstand des Deutschen Textilarbeiter-Verbands wendet sich jetzt mit einem Aufruf an die Gewerkschafls- kartelle und Zentralvorstände der Gewerkschaften Deutschlands, rn welchem um finanzielle Unterstütz ung der hiesigen Arbeiter ersucht wird. Aus diesem Aufruf ist ferner zu entnehmen, daß hier in 80 Be trieben 7827 Personen feiern, von denen 6000 Per sonen dem Textilarbeiter. Verbände an gehören. Er werden wöchentlich etwa 60 000 Mark Unterstützung-, gelber gebraucht. Haintchen. Unter dem dringenden Verdacht, den Brand im Daehneschen Gasthof in Ottendorf am vorigen Sonntag in böswilliger Absicht angelegt zu haben, ist der Viehhändler Ernst Prädel daselbst verhaftet worden. Es scheint ein Stück ländliches Sittendrama mitzuspielen. Prädel unterhält seit mehreren Jahren mit der Ehefrau des ebenfalls seil mehreren Jahren an der Schwindsucht erkrankten Gasthossbesitzrrs Daehne ein Verhältnis, und es dürste aus demselben der Antrieb zur Brandstiftung für Prädel entsprungen sein. Obersroh»«». Am Mittwoch abend gegen 7 Uhr kam ein Radfahrer den Gärtnerweg entlang und ver lor die Gewalt über sein Rad. Der Mann stürzte durch das Schaufenster in den Laden des Fleischermeisters Glasih und zog sich schwere Verletzungen im Gesicht zu. Meerane. Der schon viel besprochene Prozeß gegen das Spiritisten-Ehepaar Frenzel von hier ge langt am 16. September d. I. vor dem Königl. Landgerichte Zwickau zur Verhandlung. Der Fall hat bekanntlich viel Aehnlichkeit mit dem vor einiger Zeit in Berlin verhandelten Prozeß geo en das Blumen medium Anna Rothe. Frenzels befinden sich seit längerer Zeit in Untersuchungshaft. Allerlei ff Prinz Prosper von Arenberg scheint sich mit der Strafanstalt Tegel nicht sonderlich verschlechtert zu haben. Man schreibt: Erst wenige Tage vor der Ankunft war dem Direktor mitgeteilt worden, daß am 25. August der Strafgefangene Prinz Aren berg aus Hannover eintrete. Die Direktion hatte für eine gute Zelle Sorge zu tragen, auch sollte über den Namen des prinzlichen Gefangenen nicht das Mindeste laut werden. Der Besuch der Zelle, die zur Zeit gestrichen und renoviert wird, ist den Wärtern und Oberwärtcrn verboten worden, nur die Inspektoren und höheren Beamten werden später hier Zutritt haben. Der Prinz soll nach der Nummer seiner Zelle benannt werden. Am Dienstag Morgen wurde Prinz Arenberg vom Bahnhof Tegel mit der Equipage des Herrn Direktor Klein abgeholt, um alsbatd in der Lazarettabteilung stationiert zu werden, da der prinzliche Gefangene von der Reise zu abge spannt, und seine Zelle noch nicht fertig war. Er erzählte, daß die Fahrt, aus dec er vo.r mehreren Beamten begleitet war, „ganz fumos" gewesen wäre. Auf die Frage, weshalb ec von Hannover weggebracht worden sei, erwiderte er, daß „absolut nichts" vor gefallen wäre. Er habe nur stets den Wärtern den Schnaps ausgetrunken. Ueber die Kost im Lrzarett hat der Gefangene schon Klage beim Sanitätsrat geführt; auf den Hinweis, daß er sich selbst beköstigen könne (das Essen wird aus dem Karla'schen Restau rant beschafft) ging der Prinz nicht ein. Die Ver wandten scheinen ihn knapp zu halten. Daß er von den Wärtern und anderen Beamten teils mit Erlaucht, teils mit Durchlaucht angeredet wird, muß ihn über die schwere Strafe (wie er sie nennt) etwas hinwegtrösten. Gestern vormittag machte er bereits einen zweistündigen Spaziergang, auf dem er vom Direktor Klein begleitet wurde. Wenige Tage noch, und der Prinz wird in der „Tiergartenstraße" der Anstalt Wohnung nehmen ; so wird von „Fachleuten" der Korridor genannt, wo die Strafgefangenen besseren Standes iyre Zelle haben; die beste davon ist für Prinz Arenberg reserviert. ff Bremen. Nach einem Telegramm aus Ter- Schelling ereignete sich an Bord des Dampfers „Neckar", der gestern von Bcemerhafen abgegangen ist, ein schwerer Unglücksfall, indem das Haupt dampfrohr der Backbordmaschine plötzlich barst, wobei der zweite und dritte Maschinist, sowie 5 Heizer verbrüht wurden, während zwei andere Heizer leichte Verletzungen erlitten. Der Dampfer wird mit redu zierter Fahrt zur Reparatur nach der Weser zurück kehren. ff Mannheim. In dem Vorort Kaeferthal ist eine Typhusepidemie ausgebrochen, die bereits mehrere Opfer gefordert hat. Die Zahl der Erkrankungen nimmt zu. ff Die Leistung eines Briefträgers — neun mal um die Erde. In einem württembergischen Pfarrdorf wurde jüngst der Landbciefträger I. L. Strauß beerdigt. Er war 75 Jahre alt geworden und hatte 47 Jahre lang als Postbote seines Amtes gewaltet. Das Bezirksblatt nahm sich die Mühe, die Gesamtstrecke, die Strauß im Dienst marschiert, zu berechnen. Demnach hat der Mann im ganzen 359 827 Kilometer dienstlich zucückgelegt, also etwa das Neunfache des Erdumfanges. ff Belgrad. Anläßlich eines Zusammenstoßes bei dem Dorfe Kervon Kei in Mazedonien wurden 250 Baschiboschuks (eine Art Landgendarmerie), die in einem Turm geflüchtet waren, von den Aufstän dischen mittels Dynamits in die Luft gesprengt. ff Udine. Zwischen den Stationen Pasian, Schiaoonesco und Codroipo stieß ein Militäctrans- portzug mit einem Güterzug zusammen. Hierbei wurden 9 Personen getötet, daruntec ein Hauptmann. 45 Verwundete sind nach Udine geschafft worden. Die Zahl aller Verwundeten soll 80 betragen. Dir Hilfeleistung wurde rasch organisiert.