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es, welche den Aufenthalt in dem Bier.Palast zu einem angenehmen macht, sondern auch die vorzügliche Be wirtung deS Herrn Schubert in Verbindung mit der schönen Dekoration des ganzen Jnnenraumes wirken an heimelnd und laden zu öfterem Besuch ein. Die Dar bietungen im Behrendt'schen Museum sindebenfallshöchstin- teressant und ist ein Besuch derselben besonders zu empfehlen. Das KaSperl-Tyeater erfreut sich immer des größten Zuspruchs. Namentlich den Kindern macht es un bändige Freude, wenn Kasper sich in seiner „ganzen Größe" zeigt, ebenso wenn der „Teufel" unter schaurigen Ankündigungs-Tönen auf der Bildfläche erscheint. Doch, es ist ja einmal Vogelschießen, da muß gelacht, da muß sich amüsiert werden. Heute Sonnabend ist Rasttag für die Schützengilde, um sich von den vielen „Anstrengungen" der letzten Tage zu erholen, und neue Kräfte zu sammeln für die noch folgenden Festtage. Morgen Sonntag wird das Fest früh durch Reveille eingeleitet, nach mittags 3 Uhr findet solenner Auszug statt, an welchem auch der K. S. Militärverein teilnimmt. Montag abend wird großes Brillant-Feuerwerk ab gebrannt, was jedenfalls ein zahlreiches Publikum von hier und aus der nächsten Umgebung an ziehen wird. * —Programm zur Platzmufik. 1 Goldene Myrthen, Marsch von Detert. 2. Dankgebet von Kremser. 3. Ouvertüre: „Das Castell von Ursino" von Scraub. 4. „Lieb und treu," Konzertpolka für Tromba von Waldow. 5. Schützen-Jubelfest-Marsch von Th. Warnatz. * — Großes Militär-Konzert. Im „Goldnen Helm" hier findet Montag, den 24. August, von abends 8 Uhr großes Militär-Konzert statt, gespielt von dem Musikorps des Kgl. S. Inf.-Reg. Nr. 100 aus Leipzig. U. a. kommt das Saro'sche große Schlachtenpotpourri 1870/71 mit zur Aufführung. Alle Musikfreunde machen wir auch hierdurch auf dieses Konzert, dem sich Ball anschließt, aufmerksam. * — Wer in diesen Tagen einen Spazier gang außerhalb der Häuser und Straßen der Stadt durch die Felder unternimmt, der wird die wenig tröstliche Beobachtung machen, daß mitunter Getreide noch in Garben auf den Feldern steht. Es ist be trübend, daß gerade gegenwärtig, wo der Landmann Trockenheit braucht, eine nasse Witterung eingetreten ist, die häufig genug schweren Schaden für den Er trag der Ernte herbeiführen wird. Das sonnige, warme Erntewetter, das gegenwärtig not tut, es ist bis jetzt ausgeblieben und wo man auf dem Lande hinhört, da ertönen lebhafte Klagen über die Ungunst der Witterung. Aber nicht nur der Land mann, auch der Städter leidet unter dieser veränder lichen Temperatur, die Schnupfen, Husten und Heiserkeit in ausgedehntem Maße Hervorrust. Be sonders die Kinder müssen jetzt in Acht genommen werden, denn gerade gegenwärtig ist die Jahreszeit herangerückl, die die gefähilichste Kinderkrankheit, die Diphtheritis, zeitigt .Gerade fitzt möge man sehr vorsichtig sein, wenn ein Kind über Schmerzen im Halse klagt. Am zweckmäßigsten ist es, dann sofort einen Arzt zu Rate zu ziehen, denn eine kleine Verzögerung kann von den bösesten Folgen für Gesundheit und Leben des kleinen Lieblings be gleitet sein. * — Se. Maj. der König hat zur Linderung der ersten Not für die Hinterbliebenen der bei dem Eisenbahn-Unglück bei Rothenkirchen tätlich Verun glückten und für die Schwerverletzten 1500 Mark aller- gnädigst zu bewilligen geruht. Mit der Verteilung ist die Kreishauptmannschast Zwickau beauftragt. * — Angesichts der furchtbaren Eisenbahnun- fällc klagt im Hinblick auf die sächsischen Verhält nisse eine bemerkenswerte Zuschrift an das „Leipz. Tgbl.", daß zwar die mechanischen Sicherheitseinnch- tungen (Blocksystem-Stellwerk) ganz vorzüglich seien, daß aber an dem nötigen gespart werde und der artige wichtige Apparate vielfach im Nebenamt be dient würden. Wo besondere Bedienstete angestellt seien, dürften diese nicht in einer Weise nebenher beschäft gt werden daß sie ihrer eigentlichen Funktion nicht die nötige Zeit und Sorgfalt zuwenden könnten. Wenn ein Blockwärter zugleich Bahnwärterdienst, ein Stellwerkswärter zugleich den Dienst eines Ran gierers, Streckenarbeiters usw. zu versehen habe, so berge das Betriebsgefahren in sich. Ein solcher Mann müsse von Glücksumständen begünstigt sein, wenn ihm nicht einmal ein folgenschweres Versehen in seinem Dienste unterlaufen solle. Geschehe aber ein Unglück, dann weise man ihm nach, daß er gegen bestimmte Vorschriften gefehlt habe und der Staats anwalt bemächtige sich seiner, ohne viel danach zu fragen, ob es auch menschlich möglich gewesen, den Vorschriften allenthalben Genüge zu leisten. Auch die praktische Ausbildung des Eisenbahnpersonals, für die kein Pfennig nn Staatshaushalte vorgesehen sei, ließe viel zu wünschen übrig, und den Eisen bahnpraktikern sei ein weit größerer Einfluß im Elseu- bahnorganismus einzuräumen. * — Tie ersten Zeichen des niedergehenden Jahres liefern die Vögel. Die Mauser wird schon allgemeiner und sie ziehen sich mit ihren Jungen zum Schutz vor Raubvögeln in den dichter» Wald zurück. Nur wenig Vögel brüten noch. Oft kann man das Schauspiel ausfliegender Jungen beobachten, was gewöhnlich mit großem Jubelgeschrei geschieht. Freilich sind die ersten Flugversuche noch sehr un beholfen und en Zurückgebliebenes in der Ent wickelung ist immer dabei, das sich noch nicht von der Erde emporzuheben vermag. Uns verlassen nun schon die Turmschwalben, gelbe Grasmücken und Pirole. Aus dem Norden aber kommen Möven- arten mit ihren Jungen. Der Helle Gesang ist vorüber. Nicht lange mehr, und das ganze große Schwalbenheer ist auf dem Zuge, was auch für uns bedeutet, sich auf die rauhe Zeit gefaßt zu machen. * — An die Beleuchtung der Flure «ud Treppen werden die Hausbesitzer resp. deren Ver treter jetzt, da es zeitiger dunkel wird, doch wohl wieder denken müssen. Bemerkt sei, daß für körper liche Beschädigungen, die durch Absturz über eine unbeleuchtete Treppe eintreten, der Hauswirt ver- antwortlich ist. Grund genug also, diese „leuchtende" Hauswirtspflicht zu erfüllen. * — Die Selbstmorde tu Sachsen. Ein trauriges Kapitel in den Erscheinungen der Zeit bildet die Zahl der zunehmenden Selb st morde, und leider steht unser Sachsen unter den Staaten, die eine hohe Ziffer von Selbst morden aufweisen, mit obenan. Während die Zahl im deutschen Reiche im Jahre 1901 11833 (im Jahre 1900 11 393) betrug, darunter 9449 männliche und 2384 weibliche, und der Durchschnitt auf 100 000 Einwohner sich auf L1 (20) stellte, geht Sachsen über den Durchschnitt des Reiches um 50 Prozent hinaus. Hier beträgt die Zahl der Selb morde 1368 (gegen 1282 im Jahre 1900) — 1076 männliche und 292 weibliche — und auf 100 OM Einwohner kommen 32 (31). Uebertroffen wird Sachsen nur durch einige kleinere Staaten, wie Sachsen-Altenburg mit 36, Sachsen-Koburg-Gotha mit 43, Schwarzburg-Sondershausen mit 54. Auch die Hansestädte gehen ebenfalls über den Durchschnitt hinaus, so Lübeck mit 40, dagegen bleibt Berlin unter dem Durchschnitt. * — Die Königliche Amtshauptmannschaft Glau chau macht folgendes bekannt: Der Fleischermeister Emil Richard Wagner in Hohndorf beabsichtigt in dem unter Nr. 136 des Flurbuchs für Hohndorf gelegenen Grundstücke eine Groß- und Kleinvieh schlächterei zu errichten. In Gemäßheit Z 17 der Reichsgewerbeordnung wird dies mit der Aufforde rung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwen dungen hiergegen, so weit sie nicht auf besonderen Privatrechts-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, bei genannter Behörde anzubringen. * — Taubstummengottcsdienst. Sonntag, den 30. August wird vormittags 11 Uhr im Kon- firman denzimmer der Marienkirche in Zwickau Gottes dienst für die Taubstummen aus Zwickau und Um gegend gehalten werden. * — Die nächste öffentliche Sitzung des Kreis- ausschuffes zu Chemnitz wird Mittwoch, den 2. September, nachmittags 1 Uhr, in dem Sitzungssaale der Kgl. Kreishauptmannschaft daselbst abgehalten werden. * — Das „Schönburger Tageblatt^ hat an läßlich der Feier des 21. Geburgstages und der damit eintretenden Großjährigkeit Sr. Durchlaucht des Fürsten Otto Viktor von Schönburg-Waldenburg eine schön ausgestattete Festnummer heraus gegeben, welche u. a. außer zwei Äegrüßungsgedichten einen Lebenslauf des jetzigen Fürsten mit Abbildung, eine kurze Geschichte des Hauses Schönburg, eine Zusammenstellung des vom verstorbenen Fürsten Otto Viktor von Schönburg-Waldenburg, welcher von 1800 bis 1859 regierte, ins Leben gecufenen Stiftungen, sowie mehrere Abbildungen des 1848 abgebrannten Schlosses und des jetzigen Schlosses, enthält. Die Stiftungen sind folgende: K4 000 Mk. für das Kreiskrankenstift in Zwickau- 40,500 „ für das Karolinenstift in Waldenburg, 36,000 „ für daS Emma-Hospital in Oberlung witz, 63,000 „ für das Julien-Hospital in Lichten stein, 43 800 „ für das Alfred-Hospital, 33,6M „ für das Otto-Hospital in Oelsnitz, 54,3M „ für das Eduard-Hospital in Mülsen St. Jacob, 48,000 „ für das Friedrich-Hospital zu Lößnitz, 78,000 „ für die Henrietten-Stiftung, 48,MO „ für das Sophien-Stift zu Schwarzen bach und Förbau, 226,500 „ für das Lehrerseminar zu Waldenburg, 3M,000 „ für das Lehrerinnenseminar zu Droyßig, 240,000 „ für das Lehrerinnenseminar zuCallu der g , 66,000 „ für hie Schulen evangelischer Konfession in den österreichischen Staaten, 165,MO „ für die Marien- und Alfred-Stiftung, 20,000 „ für die Otto-Stiftung zu Schwarzen bach und Förbau. *— Mülsen St. Jacob. Zur Feier seines 44. Stiftungsfestes hält der hiesige Turnverein Sonntag, den 23. d. M. nachmittags ein großes öffentliches Schauturnen ab. Dresden. Die von Berliner Blättern zuerst gebrachte Nachricht, König Peter von Serbien habe hier durch zwei Abgesandte eine Anleihe von einer Million auszunehmen versucht, ist nicht wahr. Rotzwein. DashiesigeStadtverordnetenkollgium hat beschlossen, Maßnahmen gegen den Mißbrauch geistiger Getränke insofern zu treffen, als der Verkauf von Spirituosen, wie Branntwein und dergleichen, nur noch von 7 Uhr früh bis 9 Uhr abends steige« geben wird- Burkhardtsdorf, 20. Aug. Der Streik der hiesigen Nadelmacher dauert noch immer fort. Waldenburg. Am Fürstlichen Hofe hierselbst sind eingetroffen Ihre Durchlauchten Frau Prinzessin Georg von Schönburg-Waldenburg, Prinz Ulrich von Schönburg-Waldenburg und Gemahlin, Se. Erlaucht Graf Ernst von Wurmbrand-Stuppach mit Gemahlin Elisabeth, geb. Prinzessin von Schönburg. Waldenburg, Durchlaucht, Ihre Durchlauchten Prinz Heinrich von Schönaich-Caro'ath mit Gemah. lin Margarethe, geb. Prinzessin von Schönburg» Waldenburg, Ihre Durchlauchten Prinz Heinrich von Schönburg-Waldenburg und Gemahlin, Se. Durch« laucht Fürst Alois von Schönburg-Hartenstein. Der Ballon des Luftschiffers Spiegel in Chemnitz ist in der Nacht zum Montag bei der Wiesenmühle zu Niecha in der Lausitz niedergegangen und an dem Dache eines Ztallgebäudes hängen geblieben. Im Laufe des Vormittags hat man das übrige Gas vollends entweichen lassen und alsdann den Ballon vom Dache heruntergeholt. Er ist anscheinend unversehrt; nur der Korb und die Stricknetze, sowie die Taue siud beschädigt. Militär ist kürzlich bei Zeithai« gegen Zi geuner verwendet worden. Neben dem Truppen» Übungsplätze hatten Zigeuner ein Lager bezogen und wollten offenbar ein Familienfest begehen, denn die Frauen hatten Fleisch, Wein und sonstige gute Sachen in großen Massen eingekauft, ein Lagerfeuer ungebrannt und zum Festgelage vorgerichtet. Da kam — wie ein Blitz aus heiterem Himmel — der Befehl, daß vormittags 10 Uhr der Platz geräumt sein müsse. Dieser Befehl wurde natürlich von den Zigeunern ignoriert, der Platz aber weiter als Lagerplatz behalten; er bot auch viele Annehmlich» keilen, denn daneben war ein Haferfeld, dessen Be stand, in Puppen aufgestellt, ein ausgezeichnetes Pferdefutter bot. Die Zigeuner hatten aber über sehen, mit der bekannten militärischen Pünktlichkeit zu rechnen; denn punkt 10 Uhr kam eine Abteilung Kavallerie angetravt, welche die Zigeuner zum Ver lassen des Platzes aufforderte. Die braunen Vaga bunden lasen schleunigst ihre Habseligkeiten zusammen und eiligst zogen sie unter Flächen und Verwün schungen von dannen. Bei Gelegenheit des Frühstücks, welches der Schützen könig Fabrikant Stadtverordneter Franz Moritz Merkel in Mylau i. B.. am 18. August den Suützcn und einer sehr groycn Anzahl geladener Gäste gab, über wies derselbe der Schützengesellschast ein Legat von 750 Mark, dessen Zinsen alljährlich an 2 alte würdige Schützen verteilt werden sollen. Schon in früheren Jahren hat Herr Merkel zu gleichem Zwecke für die Schützengesellschast 750 Mark gestiftet. In Thalheim verunglückte am 19. August abends 9 Uhr die Ehefrau des Strumpfwirkers Hofmann, an der unteren Hauptstraße wohnhaft, als sie im Begriffe war, ihre Schlafstätte aufzusuchen, indem sie, wohl infolge eines Fehltrittes, die Treppe herabstürzte. In das Zimmer gebracht, gab die Bedauernswerte alsbald ihren Geilt auf, sodaß der herbeigernsene Arzt nur den Tod konstatieren konnte, der infolge Zerspringung eines Blutgefäßes im Ge hirn eingetreten war. In Paris ist bei einer Schleifenfahrt I^oopinK tks I.oop der Artist R'chard Müller gestürzt und bald darauf gestorben. Müller war erst im Februar 21 Jahre alt geworden und stammt aus Meitze« Aus Thüringen Mühlhausen. Vorgestern ereignete sich in der Lederfabrik von Gebr. Kleeberg eine Explosion, deren Ursache noch nicht scstgestellt ist. 7 Arbeiter wurden verletzt, davon 2 lebensgefährlich. Das infolge der Ex plosion entstandene Feuer wurde binnen kurzer Zeit ge löscht. Gisenach. Der zweite Bürgermeister hat, voll ständig unerwartet, sein Amt nicdergelegt. Das ist umso bemerkenswerter, als bekanntlich vor kurzem der erste Bürgermeister, Dr. v. Fcwson, wegen Vergehens un Amte verurteilt und seines Amtes enthoben worden ist. Gera- Ein schwerer Unglückssall ist vorgestern um Mitternacht auf der „Sorge" vorgekommen. Die 21- jährige Tochter eines Großhändlers stürzte sich in einem Anfälle von Geistesgestörtheit drei Stock hoch herab auf die Straße. Die Bedauernswerte, welche an Nervosität leidet, trug zwei Beinbrüche und sehr ge fährliche Verletzungen davon. Allerlei 's Breslau. Aus Ri tibor wird starkes Steigen der Oder gemeldet. Auch die Glazer Neiße steigt. fi Aus Württemberg. Folgendes seltsame Kulturbild wird uns aus dem Oberamt Kirchberg berichtet: In Holzmaden ist von den beiden Ehe leuten Bartsch vor 20 Jahren ein Mord au der eigenen Mutter be ziehungsweise Schwiegermutter verübt worden. Bartsch und seine Frau wurden zum Tode verurteilt und dann zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Der Mann verbrachte seine Strafe im Zuchthaus zu Ludwigsburg, die Frau in dem Frauenzuchthaus zu Gotteszell. Vor einigen Tagen wurden beide Sträf linge, da sie sich gut führten und ihr Verbrechen bereuten, begnadigt und entlassen. In der Heimatgemeinde Holzmaden, wohin sie sich wandten, scheinen die Leute ebenfalls Gnade gefunden zu haben.