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DasD Gardereiter-Regiment verliert in ihm^ einen überaus gerechten, aber auch milden Vorgesetzten, besten Scheiden vom Offizierkorps sowohl, als auch von den Mannschaften des Regiments lebhaft bedauert wird. Der König ernannte als seinen Nachfolger den bisherigen Obersten und Kommandeur des Karabinier-Regiments von Lästert. Dresden. Zu dem entsetzlichen Familiendrama imIHause Ehrlichstraße 4 ist noch zu melden, daß der Mörder Max Claus schon am Donnerstag abend seinem Schwiegervater Leuteritz, dem Besitzer des Grundstückes, ausgelauert und ihm mit dem Revolver in der Hand zugerufen hat: „Du hast es erreicht, Dir wische ich noch eins aus!" Diese Aeußerung bezieht sich aufdiezwischen den beiden Gatten schwebende Ehescheidungsklage, in der imjJuli die Ehescheidung ausgesprochen werden sollte, llm die zu vereiteln, kam Claus Ende Mai aus Amerika zurück. Wegen Majestätsbeleidigung ist der Redakteur der „Sächsischen Arbeiter-Zeitung" Nitzsche in Dresden unter Anklage gestellt worden. Auslassungen über König Georgs Stellung zu den Reichstags wählen sind die Veranlassung zu dem Berfahren. !' Leipzig. Eine Sonnabend im Etablissement „Westendhallen" zu Leipzig-Plagwitz abgehaltene Versammlung der Textil-Arbeiter- und -Arbeite rinnen nahm Stellung zur Verkürzung der Arbeits zeit und beschloß nach einem hierzu gehaltenen Vor trage des Arbeitersekretärs B. Müller aus Mann heim, für die Einführung des zehnstündigen Arbeits tages in der Textilindustrie einznireten und in jedem Betriebe eine Kommission zu ernennen, die diese Forderung den Fabrikdirektvren unterbreiten soll. Fleischermeister Döhler aus Chemnitz, der wegen Verdachts, sich gegen das Nahrungsmittelgesetz vergangen zu haben, im Amtsgerichtsgcfängnis zu Mühlberg a. E. sich in Untersuchungshaft befand, hat sich, wie die „Dresdn. Nachr." melden, am Freitag nachts in seiner Zelle erhängt. Zwickau Der verhaftete Maurerlehrling Bein- rucker wurde aus der Hast entlassen und begab sich sofort wieder nach Wilkau an seine Arbeit. Das dem Beinrucker von der Schulbehörde und von seinem Arbeitgeber abgegebene Leumundszeugnis ist ein lehr günstiges. Die Entlassung beweist, daß Beinrucker an dem Tode des Lehrlings Sternkopf nicht schuld ist. Zu unserem Berichte über den bei Mosel aus dem Zuge entsprungenen und sofort wieder e, langten Strafgefangenen sei noch ergänzend folgendes mil- geteilt : Der Gefangene hatte sich auf den Abort begeben und sein Transporteur hatte zum Fenster hinauszusehen, um das Abortfenster zu beobachten. Als nun der Gefangene sich zum Abortfenster hmaus- schwang, zog der Transporteur selbst sofort die Notleine, die aber nicht richtig funktionierte, so daß der Zug erst nach vereintem Ziehen an der Not leine zum Stehen gebracht werden konnte. Eine Versammlung von Textil Arbeitern in Crimmitschau beschloß, den Gesamtoorstand der Filiale des deutschen Textstarbeiteroerbandes zu be auftragen, beim dortigen Spinner- und Fabrikanten verein Schritte einzuleiten, welche zur Durchführung der zehnstündigen Arbeitszeit unter Beibehaltung des Lohnes für Hilfsarbeiter, sowie einer zehn prozentigen Lohnerhöhung für Accordarbeiter ge eignet sind. In Zug bei Freiberg hat sich der Schankwirt Morgenstern, der in der Gemeinde Zug-Laugenriune eine ganze Anzahl Ehrenämter bekleidete, entleibt, nachdem er die Gelder der ihm anvertrauten Kassen, wie der Freiberger Anzeiger meldet, infolge zerrütte ter Vermögensverhältnisse anaegriffen. Glück. Originalroman von S. Halm. (Nachdruck verboten.t (8. Fortsetzung.) Nun kam in diesem ganz besonderen Falle noch die Eifersucht des Verliebten, der ganz genau weiß, daß seine Gefühle unerwidert bleiben, hinzu, seinen Spür sinn zu erhöhen. Der Zufall kam ihm obendrein zur Hülfe. Durch Andreas Mutter wußte er um die Gewoheit seiner Braut, zu ungewöhnlichen Tages stunden einsame Waldpromenaden zu unternehmen, wußte, daß Andrea auch gestern wieder und zwar noch früher als sonst ihrer sonderbaren Liebhaberei gepflogen hatte und in welchem mindestens merkwürdigen Zustande sie zurückgekehrt war. Das war etwa um die neunte Morgenstunde gewesen, wie ihm Frau Olsen auf sein Befragen berichtete. Ihn aber hatte zur selben Zeit der plötzliche Wunsch und die Hoffnung auch einmal so früh mit seiner schönen Braut zusammen zutreffen und ein ungestörtes Zusammensein zu ge nießen, gleichfalls in den Wald geführt. Dies hatte er, in der Sorge sich lächerlich zu machen, der ohne hin von ihm nicht gerade sonderlich verehrten Frau Olsen wohlweislich verschwiegen. Verschwiegen hatte er aber auch, daß er Andrea nur gesehen, und eine andere, ihm höchst fatale Begegnung, eine wenigstens jetzt nach der Schwiegermama Bericht unangenehm derührente, gemacht habe — — tzI Was haue dieser Junge Mann, dieser Bildhauer zu so früher Morgenstunde im Walde zu promenieren, wenn die Braut der Exzellenz Werdau sich gleichfalls dorr erging '? Das,war eine Frage, die den Bräutigam nicht wenig und sehr quälend beschäftigte. Und dann noch ein Umstand war es, der^des alten Herm einmal gefaßten Verdacht verstärkte. ^MWW Buchholz. Die hier stattgefundene gerichtliche Untersuchung des hiesigen Eisenbahnunglücke« in Gegenwart des Herrn Staatsanwalt vr. Hubert- Chemnitz führte zur Wiederfestnahme des als Halte punkt-Verwalters beschäftigten Stationsschreibers Reinhardt. In Marienbild ist vorige Woche der Maurer Lou.s Schönherr seiner Ehefrau einen Tag nach deren Hinscheiden in den Tod gesolgt. Plauen i. B. Der Luftschiffer Paul Spiegel aus Chemnitz unternahm am Sonntag vom hiesigen Schützenhause aus abermals eine Auffahrt. Der kühne Luftschiffer fuhr, nur auf einem Sattel sitzend, in die Lüfte. Erst bei 850 m Höhe kletterte Herr Spiegel vom Sattel aus in die Gondel. Die er reichte größte Höhe betrug 1900 m und die Tempe ratur in dieser Höhe 5 Grad Wärme. Nach In ständiger Fahrt erfolgte die Landung, die gut von statten ging, bei Kloschwitz. Plauen i. V. Auf Antrag der königlichen Staatsanwaltschaft wurden wiederum drei Maurer wegen Landfriedensbruch verhaftet und dem Gerichts- gefänguis zugesührt. Desgleichen wurden sestge- nommen zwei Klempnergehilfen und ein Böttcher, die Arbeitswillige beschimpft hatten. Reichenbach. Der bei dem Eisenbahnunglück bei Neumark schwer verletzte Gutsbesitzerssohn Schwabe ist am Freitag abend im Kreiskrankenstift zu Zwickau, wohin er gebracht worden war, seinen schweren Ver letzungen erlegen. Ostritz. Die Näherin Marie Krause, welche vor einigen Monaten das falsche Gerücht von einem räube rischen Ueberfall auf ihre Person in die Welt setzte, ist am Donnerstag dem Grunauer Krankenhause überwiesen worden, um auf ihren Geisteszustand untersucht zu werden. Nachdem die Krause sich nach dem Fehlschlägen des ersten Schwindels etwa 14 Lage auswärts ausge halten, kehrte sie nach hier zurück und nahm auch ihre Beschäftigung wieder auf. In letzter Zeit begann jedoch die Krause wiederum zu prahlen mit ihrem vielen Gelve und borgte daraufhin verschiedene Leute an. Aus Thüringen Gera. Zu Anfang 1902 ist auf der Straße bei Lusan der Ziegelmcister Feil ermordet und seiner Bar schaft beraubt worden Trotz eifriger Nachforschungen der Polizei war es nicht möglich, den Mörder oder die Mörder zu erwischen. Vorige Woche sind von der Straskammer die Kirchenräuber Mainka, Gottwald, Rüdiger und Merkel, die ersteren drei zu Zuchthaus strafen, verurteilt worden. Der Mainka wurde als Rädelsführer verurteilt, weil die übrigen Verbrecher alles auf ihn geschoben haben. Als die Verbrecher am Mittwoch in das Zuchthaus transportiert wurden, hatte man Mainka allein geschloffen. Aus Wut darüber gab er, wie der „Vogt!. Anz." meldet, zu erkennen, daß er uin den Mord des Feil wisse, und wies namentlich da rauf hin, daß der nach Amerika geflohene Weber Dietrich aus Jrschwih bei Greiz mit dem Morde in Verbindung stehe. Dietrich ist dem Vernehmen nach in Amerika unter dem 'Namen Tomuuk verhaftet worden. Unter solchen Umständen scheint es wahrscheinlich, daß der Mord noch seine Sühne finden wird. Gera. Eine gräßliche Tat ist in dem benach barten Waltersdorf verübt worden. Am Donners tag abend war die 2l Jahre alte Dienstmagd des Gutsbesitzers Prager in die Kirschen gegangen und ist nicht wieder zurückgekehrt. Am Sonnabend fand man das hübsche Mädchen in einem Kornfelds mit gespaltenem Schädel zwar besinnungslos, aber noch lebend liegen. Die Verletzungen des Mädchens sind nach Ansicht der Aerzte iötliche und sind mit Im Vorbeigehen war ihm an dem jungen Harrang eine gewisse Erregung ausgefallen. Künstler verstehen die. Kunst der Vorstellung nicht so wie ein gewandter Hofmann. Dieser junge Mann aber, dem man jeden Gedanken, jede Gemütsbewegung klar vom Gesichte ablas, verstand diese Kunst erst recht nicht. Also mußte dem Bildhauer auch etwas begegnet sein. Es war zudem sehr sonderbar, daß beide, dieser sowohl wie Andrea derartig stark erregt aus dem Walde gekommen waren und dann — o seine Exzellenz, er innerte sich deutlich der Abwehr, die seine harmlose Be merkung, aus Harrang und Heddy Siemers könne noch ein Paar werden, von Andreas Seite erfahren hatte. Damals hatte er sich eingebildet, daß ihr Hoch mut sich gegen die Verwandtschaft mit einem Künstler sträube. Mochte sie den hübschen Burschen immerhin lieben. Würve sie erst seine Frau sein, so würde ihr Stolz — dafür kannte er sie zu genau — die Herzens schwäche schon überwinden. Allein jetzt, wo er den Bildhauer in Verdacht hatte, Andrea nachzustellen, bangte ihm, sie könnne ihm doch im letzten Augen blicke den jungen, Schönen vorziehen, der obendrein, wie er aus der Zeitung wußte, der Welt sein Können bewiesen hatte und dem Ehrgeiz einer Andrea wohl genügen konnte. Er knirschte in ohnmächtiger Wut bei dem Ge danken an die Möglichkeit, Andrea zu verlieren, sie seines Alters letzte Freude, seines Reichtumes schönster Juwel. — Lange überlegte er hin und her. Eine offene Anssprache mit der Braut scheuend, suchte er ihr auf Umwegen beizukommen. Andrea aber gab sich keine Bloße, was ihn bald noch mißtrauischer machte, bald beglückte. Schließlich kam ihm ein Gedanke, fand er eine« Ausweg, der ihm'zudem einen Bundesgenossen in AussichtAstellte.^ einer Axt ausgeführt. Die ZdedauernSwerte liegt im Geraer Krankenhaus, sie zeigte noch am Sonn tag absnd Leben. In der Wunde hat sich bereits Ungeziefer eingenistet, woraus hervorzugehen scheint, daß das Verbrechen bereits am Donnerstag abend verübt worden ist. Es wird angenommen, daß ein Liebhaber das Verbrechen begangen hat, der von dem Mädchen abgewiesen worden war. Als solcher kommt ein Dienstknecht in Frage, der seit einigen Tagen spurlos verschwunden ist. Daß das Mädchen noch Leben zeigt, darüber sind die Aerzte erstaunt, weil der Schädel gespalten und auch das Gehirn verletzt ist. K SnckntWmBMi in HtimMn. Von einem süddeutschen Gericht, schreibt die „Soziale Praxis", ist in der letzten Zeit ein Urteil über die Kranken Versicherungspflicht der Heimarbeiter gefällt worden, das an sich und in seiner Begrün dung nach verschiedenen Richtungen hin bemerkens wert erscheint. Das Kcankenversicherungsgesetz be zeichnet als versicherungspflichtig alle gewerblichen Lohnarbeiter im weitesten Sinne, und zwar steht für alle diese Arbeiter die Anzeigepflicht dem Arbeitgeber zu. Durch statutarische Bestimmung einer Gemeinde kann die Versicherungspflicht außer auf andere Per sonen auch auf Gewerbetreibende erstreckt werden, welche in eignen Bstriebsstätten im Auftrage und für Rechnung andrer Gewerbetreibender mit der Herstellung oder Bearbeitung gewerblicher Erzeug nisse beschäftigt werden. Dir Anzeigepflicht liegt alsdann dem Kleingewerbetreibenden ob. Wie die Anzeigepflicht, regelt sich auch die Beitragspflicht: dec Kleingewerbetreibende zahlt den Beitrag zur Krankenkasse allein, zu den Beiträgen des Lohn arbeiters hat der Arbeitgeber einen Zuschuß zu leisten und die Beträge an die Kasse abzuführen. Bestrittenes Gebiet ist nun die Zugehörigkeit der jenigen gewerblichen Arbeiter, welche zwar in ihren eignen Betnebsstätten im Auftrage für andre Ge werbetreibende arbeiten, aber infolge ihres wirtschaft lichen Verhältnisses zu dem letzteren nicht selbst als Gewerbetreibende, sondern als Arbeiter anzusehen sind. Dce Witwe eines solchen Arbeiters harte für die Krankheit und den Tod ihres Mannes bei der Ortskrankenkasse die Auszahlung von Kranken- und Sterbegeld beantragt, die Kasse hatte das Geld aus gezahlt, aber den Auftraggeber für die ihr entstehen den Kosten verantwortlich gemacht, weil er es unter lassen hatte, den Beauftragten bei der Krankenkasse anzumelden. Das Gericht als letzte Berufungsinstanz hat zu Gunsten der O.tSkrankenkasse entschieden. Es nahm an, daß ein gewerbliches Acvsitsoerhältnis vorlar, nicht aber ern Werkvertrag zwischen dem Fabrikanten und einem Kleingewerbetreibenden, in welchem Falle der letztere anm.'lüe- und beitrags pflichtig gewesen wäre. Das Gericht kommt zu die ser Entscheidung aus Grund des wirtschaftlichen Ver- hältmssss. Der in eigner Bstrieosstätle beschäftigte Arbeiter ist zwar nicht wie ein Fabrikarbeiter in regelmäßigen Perioden entlohnt wocoen, aber diese Entlohnung findet auch bei den Slückarbeitecn in der Fabrik nur auf Grund der persönlichen Be quemlichkeit des Arbeitgebers statt. Dagegen hat der Arbeiter dieselbe Arbeit geschafft, die ihm vorher in der Fabrik Angewiesen war, derselbe Acbeitszettel stellte die Abrechnung dar. Auch ein gewisser Zwang zur Abliesernng der Arbeit in gewissen Zeiträumen fand statt, wenn auch mit Rücksicht auf die unzu längliche Gesundheit des Arbeitgebers die Zeiträume nicht so begrenzt waren, wie in der Fabrik. In Hans Kraft! Daß ec auf deu nicht eher ver fallen war l Hans Kraft liebte die kleine Heddy. Was war da leichter als den Sohn eifersüchtig zu machen und so einen, wenn auch unfreiwilligen Bundesgenoffen im eigenen Sohne gewinnen. Dieser gefährliche Harrang mußte fort, fort um jeden Preis und Hans Kraft mußte ihm helfen. Das Wie war ihm noch unklar. Aber er traute sich noch die Kraft zu, eine kleine Jntrigue zu iuscenieren und zur eigenen Zufriedenheit zu Ende zu führen, wenn es nötig werden sollte. — Unschädlich gemacht mußte dieser Künstler auf jeden Fall werden. Ließ er sich nicht aus der Stadt, somit aus Andreas Bereich entfernen, so galt es, ihm auf andere Weise beizukommen. Herunter mutzte er von dem Piedestal seines jungen Ruhmes, wieder untertauchen in dem Nichts, aus de n er heroorgegangen. Vielleicht konnte man ihn lächerlich machen. Ein Mensch, an dem alle Welt seinen Spott ausließ, würde die stolze Andrea nicht mehr lieben und wenn er auch dem Apoll an Jugend und Schönheit gliche. So wogten gleich einem Chaos die Gedanken, Pläne und Gesühle in der Brust der alten Exzellenz, den der Johannestrieb seiner späten Leidenschaft und die Eifersucht so in allen Fugen seines Wesens auf gerüttelt halten. Man nannte Detlef Werdau nicht umsonst den Ewig-Jungen oder den Unverwüstlichen. In ihm pulsierte noch das unverdorbene Blut früherer Geschlechter. Seine Konstitution war von jeher von bewunderungswerter Zähigkeit. Nie war er krank gewesen. Sein Leben, dem Ehrgeiz, der Pflicht des Dienstes geweiht, war bislang von heftigen Leidenschaften nie bedroht gewesen. So nur war es auch erklärlich, daß er, schon ein Greis, dem