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WM-AckM WM Wochen- und Nachnchtsblatt zugleich KefOsts-Anzeizer für Kohniors, KSilih, Zernsdorf, Küsdors, St. ßgidien, Keinrichsort, Mimu u. MM Amtsblatt für den Stadtrat ;« Mchtenstetn. — ——.. 6 8. Jahrgang. - - - Nr. 162. »°"";-ch.A-ich>ud Donnerstag, den 16. Jnli 1903. Diese- Blatt erscheint t äglich «außer Sonn- und s-esitagk) abends stir den folgenden Lag. Vienctjahrlicher Bezugspreis 1 Mk. 25 Psg., durch die Post bezogen 1 Mk. 50 Ps. — Einzeln« Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 6, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Jsnserate werden die fllnfgespailene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. — Iw ,.?«!. <t>r Tei!" w'rd die -wi'kpolt'or Zelic oder deren Raum mit 30 Psenmoen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die ^gespaltene Zeile 15 Pfennige. — WM MhmsW Dl Ltt lü iit stil' sm BtM«U der »km tiBBti KlM- riislmn. Seit zweihundert Jahren gilt Englands Welt herrschaft zur See als unbestritten, denn Groß britannien 'hatte der Reihe nach in großen See kriegen die drei anderen damals überhaupt in Frage kommenden Seemächte ersten Ranges, Spanien, Frankreich und Holland, niedergeworsen, und das englische Löwenbanner triumphierte auf allen Meeren. Deutschland einschließlich Oesterreich, ferner Rußland und Italien nebst den anderen Staaten zählten ja früher als Seemächte überhaupt nicht weit, und es entstand das stolze englische Nationallied „Kalo üntanZ." (Herrsche, Britannien.) In den letzten 50 Jahren hat sich nun allerdings in Bezug auf die Seemannsstellung der Großmächte viel geändert. Alle großen Staaten ihre Ohnmacht zur See em- sehend und den Anforderungen des sich über alle Länder und Meere erstreckenden Welthandels Rechnung tragend, sind eifrig bemüht, sich starke Flotten zu schaffen und besitzen auch alle bereits seit Jahrzehnten stattliche Kriegsgeschwader. Aber dennoch kann sich leine Großmacht mit Englands Weltyerrschafl zur See messen, denn die englische Kriegsflotte ist nicht nur, zumal in schweren modernen Panzer schiffen zwei- bis fünfmal größer als die Kriegsflotten der einzelnen anderen Großmächte, sondern Englands Seeherrschaft befindet sich auch infolge einer ganzen Anzahl in früheren Zeiten durch seine überlegene Flotte oorgenommenen Annexionen von Meerengen und Inseln in einer solchen bevorzugten Lage, daß man tatsächlich nur von einer englischen Herrschaft zur See sprechen kann, und die anderen Staaten nur in ihren heimischen Gewässern oder dort, wo sie Kolonien besitzen, Seemacht ausüben können. Der Besitz von Gibraltar, Malta, Cypern, des Suez kanals, der Hafenstation am Roten Meere, der Insel Ceylon, ganz Border-Indiens, ganz Australiens, die englische Herrschaft in Südafrika, im nördlichen Teile Nordamerikas und seine vielfach bevorzugte Stellung in den Häfen Ostasiens zeigen auch einem Kinde, das auf der Erdkarte Bescheid weiß, daß England auch heute noch Weltherrschaft zur See ausübt und auszuüben die tatsächliche Macht hat. Man kann es den Engländern auch garnicht ver denken, daß sie alles tun, um sich diesen großen Vorteil zu wahren, und daß sie besonders bemüht sind, sich eine allen anderen Flotten überlegene Kriegsflotte zu erhalten. Wenn aber angesichts der neuesten Flottenoerstärkungen in England der eng lische Ministerpräsident Balfour über die Ursache dieser kolossalen Flottenrüstungen und den Zweck der englischen Kriegsflotte überhaupt amtliche Begründungen in die Welt setzt, die mit der Wahr heit im schreienden Widerspruche stehen, so muß die öffentliche Meinung in Europa dagegen protestieren. Der englische Premierminister hat nämlich in Bezug auf die Flottenrüstungen und die Frage der Ab rüstung im Parlament gesagt: „Aber man muß sich vergegenwärtigen, daß die Ausgaben für die britische Flotte allein unter allen Flotten der Welt nnr einen Verteidigungszweck haben, und daß die übrigen Flotten der Welt keinen Anspruch auf diesen Charakter haben!" — Also die viel kleineren und schwächeren Kriegsflotten der anderen Mächte haben keinen Ver teidigungs-Charakter, sondern einen Angriffs- Charakter!? — Man könnte danach ironisch fragen, ob die anderen Flotten vielleicht die große englische demnächst anzugreifen beabsichtigen. Oder sagt das böse Gewissen den englischen Staatsmännern, welche die halbe Welt in Englands Schnappsack steckten, daß die anderen Seemächte auch einmal wie Eng land Länder« und Insel-Appetit bekommen sollten? Oder gefällt sich England wieder einmal in der scheinheiligen Rolle des Fuchses? — Es ist nur schade, daß schon lange kein Mensch mehr an Eng lands Scheinheiligkeit glaubt. Politische Rundschau Deutsches ^ ich. * Die Botschaft hör' ich wohl. Der „Köln. Ztg?" und auch anderen Blättern wird aus Dresden telegraphiert: Die Behauptung, daß das Ministe rium einer Aenderung des Wahlrechts abgeneigt sei, ist un richtig. Die Regierung wirdvielmehrbereits im nächsten Landtage eine entsprechende Vorlage einbringen. Das klingt zunächst recht aussichtsvoll. Denn wie dus sächsische Wahlrecht äugen- blicklich gestaltet ist, bedeutet jede Aenderung eine Ver besserung. Ob die Vorlage „entsprechend," d. h. den Wünschen des Volkes entsprechend, sein wird, bleibt ab zuwarten. Jedenfalls wäre es erwünscht, schon vor denWahlendie Grundzüge der geplanten Aendeungen bekannt zu geben, um so mehr, als die Sozialdemokraten als Wahlparole das gleiche, geheime direkte Wahlrecht unter Anwendung des Proportionalsystems proklamiert haben. * Ueber Handelsvertragsverhand lungen sind in letzter Zeit von Leuten, die das Gras wachsen hören, allerlei geheimnisvolle Mit teilungen in die Welt gesetzt worden, die den Anschein erwecken sollten, als seien ihre Verbreiter mit den intimsten Vorgängen vertraut. Diesem unlauteren Treiben üuren erst kürzlich die „Berl. Pol. Nachr." mit Entschiedenheit entgegen, da es sich bei allen diesen Nachrichten nur um Kompinationen handle, und ein anderes Berliner Blatt, das Beziehungen zum Reichskanzleramt hat, ist in der Lage, entgegen anders lautenden Nachrichten versichern zu können, daß die Handelsvertragsoerhandlungen zwischen Deutschland und Rußland noch nicht einmal begonnen hätten. — Es war also wieder einmal nichts mit den „zuverlässigen Informationen". * Die Abstinenz-Bewegung Deutsch lands, welche auf den interessanten Verhandlungen des Bremer Kongresses gegen den Alkoholismus eine so hervorragende Rolle gespielt hat, soll ihre Ver tretung in einem „Deutschen Abstinenten-Tag" finden. Die erste dieser Heerschauen über die Truppen gegen den Dämon Alkohol soll in Berlin vom 8. bis 10. August d. Js. in Verbindung mit dem Großlogen- Fest des Guttempler-Ordens stattfinden. Die Kern truppen gegen die Trinksitten bilden die Guttempler, deren Deutschland augenblicklich etwa 20 000 in 800 Logen zählt. Darauf folgt die Landesgruppe Deutsch land des Internationalen Alkohol-Gegner-Bundes und der deutsche Bund abstinenter Frauen. Außer dem haben sich mehrere abstinenteBerufsvereinigungen gebildet, wie die der Kaufleute, Aerzte, Lehrer und Lehrerinnen, Geistlichen und Studenten. Die Ent haltsamkeitsbewegung Deutschlands ist noch in den Anfangsstadien begriffen, trotzdem darf man die Zahl ihrer organisierten Vertreter gegenwärtig auf 80- bis 35 000 rechnen. * Gegen das Urteil des Oberkriegsgerichts Kiel in S a ch e n Hüssener hat der Gerichtsherr Revision eingelegt. Oesterreich * Triest. Ter Ausbruch der Pest in Kiew hat die Regierung zu strengsten Schutzmaßregeln für sämt liche österreichisch-ungarische Häsen veranlaßt. Italien. * Rom. Der Verlauf der Krankheit des Papstes ist derartig, daß die Katastrophe schon in den nächsten Stunden, oder erst in 2 oder 3 Tagen eintreten kann. Seine Klüfte schwinden langsam. Die Atemnot ist in starkem Zunehmen begriffen. Diarrhöe ist eingetreten. Der Papst ist sich seines Zustandes voll bewußt. Im Vatikan hofft man keine Besserung mehr. Kardinolkämmerer Oreglia ist im Vatikan eingetroffen. Die Vorbereitungen zum Konklave werden bereits getroffen. Die vom Papste inne gehabten Wohnräume weiden geräumt. Die Kardinäle Gotti und Macchi, welche das Testament des Papstes verlesen sollen, befinden sich im Vatikan. Die erste Autorität Italiens, Prof. Cardarellj, wiederholt in einem Brief, daß er die Diagnose der Papstärzte stark anzweifelt. Rußland * In Petersburg bricht sich immer mehr die Ueberzeugung Bahn, daß England in Ostasien mit allen Mitteln gegen Rußland intriguiere, gegen das es auch die Union aufhetzen möchte. Amerika * Die Pest in Chile verbreitet sich über bei nahe alle Hafenplätze des Landes. Dadurch erleidet der Postdienst eine sehr ernste Störung, da seit neun Wochen kein Pavst aus Nordamerika mehr emgegangen ist. — Recht böse muß es m Argentinien aussehen. In folge Erklärung des Belagerungszustandes werden näm- dort Telegramme, welche Mitteilungen über die Arbeits einstellungen des Landes enthalten oder sich auf die Arbeitseinstellungen und auf die von derRegierung dagegen ergriffenen Maßnahmen beziehen, nicht angenommen. Afrika. * Von den Portugiesen hat England die er wünschten und so beharrlich abgeleugneten Zugeständ nisse zum guten Teil bereits erreicht. In Lissabon ist ein Dekret unterzeichnet worden, betreffs den Bau der Eisenbahn von Lorenzo Marquez nach der Grenze, von Swasiland, sowie betreffend den Ausbau der Hafenanlagen von Lorenzo Marquez. Ans Stadt und Land » Lichtenstein, 15. Juli. * — Feuersignale. Heute früh kurz nach tt Uhr ertönten Feuersignale. In einem unbewohnten, Herrn Brauereibesitzer Kühn gehörigen Hause in der Bader gasse hier war das auf dem Dachboden lagernde Heu in Brand geraten. Durch schnelles Eingreifen wurde das Feuer gelöscht. * — Alljährlich, wenn die Periode der Gewitter herannaht, wie gegenwärtig, taucht auch die weitverbreitete Gewitterfurcht wieder auf. An diesem nervösen Zustande leiten verhältnismäßig viele Leute und es dürfte daher angebracht sein, im Nach stehenden einige Verhaltungsmaßregeln zu geben. Bekannt ist ja die alte Regel, die schon in der Schule gelehrt wird: nicht unter Bäumen Schutz suchen. Desgleichen suche man keinen Heuhaufen oder Korn mandeln auf. Man vermeide überhaupt, sich in der Nähe hoher Gegenstände aufzuhalten. Gut ist es, sich aus den Erdboden zu legen, selbst auf die Ge fahr hin, tüchtig naß zu werden. Im Zimmer halte man während des Gewitters Zugluft fern. Das bedingt jedoch nicht etwa, alle Fenster geschlossen zu halten. Es kann ruhig ein Fensterflügel offen bleiben, nur hüte man sich, direkt an demselben zu stehen. Der beste Platz ist mitten im Zimmer. Auch im Bett, sobald es nicht direkt am Fenster steht, ist man vor der Blitzschlaggefahr gesichert. Daß man Metallgegenstände, Waffen usw. ablegen soll, ist be kannt. In vieler Erinnerung dürfte es noch sein, wie vor einer Reihe von Jahren auf dem Tempel hofer Felde bei Berlin eine Kompanie Infanterie vom Gewitter überrascht wurde. Die Kompanie setzte die Gewehre zusammen und die Leute standen dicht bei denselben. Ein Blitz fuhr in die Gewehr pyramiden, zerschmolz etwa 50 Gewehre und traf leider auch einige Soldaten, die mehr oder weniger schwere Verletzungen davontrugen. — Im allgemeinen kann man beim Gewitter bei Anwendung einiger Vorsicht ganz ruhig bleiben. Zu einer nervösen Gewittersurcht liegt keine Veranlassung vor und man wird gut tun, derartige Anwandlungen mit Willenskraft niederzukämpfen. * — Von den ursprünglich ausgelosten 30 Haupt- gefchworenen, die an den vorgestern begonnenen Sitzungen des Schwurgerichts zu Zwickau teilzvnehmen haben, sind u. a. folgende auf ihren Antrag von der Teilnahme entbunden worden: Fabrikant Berger in Callnberg, Fabrikant Zierold in Callnberg und llientier Laux in Lichtenstein. * — Der Termin des Inkrafttretens der neue« Fahrkartenpreise dürfte, den „Bautzner Nachr." zufolge, auf den 1. Oktober mit Beginn des Winter fahrplanes hinausgeschoben werden. Vorläufig ist der 1. September hierzu bestimmt.