Volltext Seite (XML)
WWWWW^ * AMVesterreich.1 WM* DiejM i n rster krisisinO e'st,e rjr e ich ist^in ein neues Stadium getreten, da der ungarische Ministerpräsident gegen die in Aussicht genommene Fassung des Handschreibens an Körber, wodurch Demission abgelehnt wird, Einspruch erhoben hat, tveil darin der Hinweis auf die Vorgänge in Ungarn als Hauptursache der Krisis vorkommen sollte. Italic« * R o m. Eine hochgestellte Persönlichkeit aus dem Vatikan äußerte sich, daß man bei der Wahl des künftigen Papstes die Notwendigkeit vor Augen halten müsse, alle Kräfte gegen die Anarchie und Sozialdemokratie ins Feld zu füh ren. Der Jesuiten- Orden sucht das Konklave zu seinen Gunsten um zustimmen. Schweden. -Wegen Lohnstreitigkeiten in einer Gießerei in Stockholm sperrte der Fabrikanten verein sämtliche in den zu dem Fabrikantenverein gehörenden schwedischen Gießereien und mechanischen Werkstätten beschäftigte Arbeiter aus. Von der Aus sperrung werden gegen 15000 Arbeiter betroffen. China. * Aus Peking kommen Nachrichten, welche einen erneuten Ausbruch von Feindseligkeiten gegen die Fremden befürchten lassen. Aus Stadt und Land Lichtenstein, 8. Juli *— Gesamt Feuerwehr Lichtenstein Sämt liche Kreisseuerwehr-Verbände Sachsens sind vom König!. Ministerium des Innern veranlaßt worden, bei Gelegenheit einer Inspektion der freiwilligen Feuerwehr die in jeder Gemeind; bestehende Pflicht feuerwehr gleichzeitig mit zu inspizieren. Unsere hiesige Gcsamtfeuerwehr Hal sich nächsten Monat, den 2. August, einer derartigen Inspizierung zu unterziehen. Demzufolge übt die Freiw. Feuerwehr schon seit Monaten, um ebenfalls wie vor 6 Jahren wieder eine gute Zensur zu erlangen. Vergangenen Montag abend rückte vorgenannte Wehr mit klingen dem Spiel zu einem Detail-Fußdienst auf die Fröhnerweg-Straße aus; nach Rückkehr fand die Hauptversammlung mit Nequisitendurchsicht rc. im Ratskellersaale statt. Nach Eröffnung der Versamm lung machte der Hauptmann die Kameraden auf die im nächsten Monat stattfindende Inspizierung und auf die ernsten Verpflichtungen eines Feuerwehr mannes aufmerksam. — Gestern (Dienstag) abend hielt der hiesige Branddirektor Herr Lademann mit sämtlichen Kompanien der dienstpflichtigen Feuer wehr eine Detail-Uebung ab, welcher die Herren Stadtvertreter und Feuerlösch-Ansschußmitglieder bei wohnten. Die Hebungen gingen glatt von statten und wurde in der darauffolgenden Sitzung seitens des Herrn Stadtrat Götze die allseitige Befriedigung über die Leitung bez. Leistungen jeder Kompanie ausgesprochen. Leider wurden wieder so viele so genannte „Drückeberger" namhaft gemacht, welche wieder teils mit ungenügender Entschuldigung fehlten. Dieselben sehen ihrer Bestrafung entgegen. *— „Sankt Ailian stellt die Schnitter an," sagt der Volksmund. Der nach dem heiligen Kilian, dem Apostel der Franken, benannte Tag fällt auf den 8. Juli. Er bezeichnet ungefähr den Zeitpunkt, mit dem in Deutschland die Roggenernte beginnt. Während die Städter ihren Behausungen entfliehen und aufs Land, ins Gebirge, an die See fahren, haben die Landleute harte Arbeit. Mehrere Wochen hindurch muß die Sense geschwungen werden, mag die Sonne so heiß brennen, wie sie will. * — Um sich gegen de« Blitzschlag möglichst zu sicher«, begebe man sich zu Hause in das geräumigste Zimmer und setze sich in die Mitte desselben, entfernt von allen Ecken, Wänden, Fenstern und Oefeo. Man setze oder stelle sich nicht zu nahe an solche Geräte, an denen Metall befindlich ist. Befindet man sich im Freien, so stelle man sich nicht unter einen Baum, nicht an die Mauer hoher Gebäude, unter Dachrinnen, Torwege, vermeide ferner den unmittelbaren Aufenthalt an stehendem oder fließendem Wasser. Die Tür des Zimmers, in dem sich die Familie während eines Gewitters anfhält, lasse man offen; damit die Zimmerluft abzieht, und beim Einschlagen des Blitzes den Schwefcldämpfen ein Ausweg geboten nt. Gestatten es Sturm und Regen, so kann man unbedenklich auch ein Fenster öffnen. An Orte, wo es eingeschlagen hat. gehe mau nicht sogleich, weil nicht selten der Blitz nach einigen Minuten in denselben Gegenstand schlägt. In der Nähe von Tieren darf man sich bei einem Gewitter nicht aushalten. * - Se Durchlaucht der Fürst Otto Viktor vo« Schönburg-Waldenburg und Herr Baron von Dicrgard auf Schlebusch a. Rh. sind, von Schloß Belgershain kommend, zu kurzem Aufenthalt in Walden burg eigetroffcn. * —r. Mülsen St. Nielas. Erstickt ist- vor gestern abend das 7 Wochen alte Kind des Webers Paul Oeser. Ein zweijähriges Kind stopfte dem auf dem Tische liegenden jüngsten Kinde ein Stück Aepfel in den Mnnd und hierdurch ist die Erstickung erfolgt. Als die Mutter, welche in einem Webstuhl arbeitete, sich nach dem Kinde umsah, fand sie selbi ges ruhig liegend und tot. Alle Wiederbelebungs versuche waren ohne Erfolg. — Weiter wurde das 6 Jahre alte Kind einer anderen Familie, welches mit noch andern Kindern auf der Straße spielte, von einem Radfahrer überfahren. Die anfänglich schlimm aussehenden Verletzungen stellten sich später als minder gefährlich heraus. * — Niedermülsen. Die gerichtliche Sektion des verstorbenen Wirlschaftsbesitzers Fr. W. Müller hat keine Bestätigung des Verdachts ergeben, daß Müller infolge von Mißhandlungen, die er in einer Schankwirtfchaft erlitten habe, gestorben sei. * — Der Bau der bei Stangendorf über den Mülsengrundbach zu errichtenden eisernen Brücke soll vergeben werden. Dresden. Wie verlautet, sei König Georg persönlicher Gegner einer Aeaderung des Landtags wahlrechts. Auch im Ministerium habe es nur der frühere Justizminister, jetzige Finanzminister Nueger, befürwortet. Der Doppelmörder Speck aus Dresden Hst, in Altona hingcrichtct worden. Zwickau. Der Besuch Sr. Maj. König Georgs am gestrigen Tage in unserer Stadt gestaltete sich zu einem glanzvollen. Fast alle Straßen der Stadt, insbesondere aber diejenigen, welche der hohe Gast berührte, prangten im reichsten Blumen- und Flaggen- fckmuck. An der auf dem Marktplatze abgehaltenen Parade beteiligten sich 100 Vereine mit 1800 Mann und 78 Fahnen. Der Andrang des Publikums aus dem Markte war ein gewaltiger. Auf die Ansprache des Herrn Oberbürgermeister Keil antwortete Se. Maj. mit etwa folgenden Worten: ,,Jch danke Ihnen, mein lieber Herr Ober- bürgermeister für die freundlichen Gesinnungen, die Sic mir gegenüber soeben ausgesprochen haben. Ich danke Ihnen allen, meine Herren, in deren Sinn mir solche Gesinnungen entgegengebracht wurden. Meine Herren, es ist wahr, dieZeiten sind ernst; denMut wollen wir aber deshalb nicht sinken lassen. Gerade jetzt gilt es.Mutzu zeigen un dauSzuhalten. Esrvird schon besser werde n." Den Schluß der Festlichkeiten bildete ein Fackel- zug mit Serenade, welche Veranstaltung allerdings unter dem herrschenden Sturmwind zu leiden hatte. Der in drei Gruppen zerfallende Fackelzug wurde von der Freiwilligen Feuerwehr er öffnet und dann folgten, unterbrochen von Musik korps und Spielmannszügsn, in Reihen zu vieren mit Fahnen und Bannern an der Spitze, die Sänger, die Innungen, der Handwerkerverein, einzelne Teil nehmer, die Schützenvereine, Militär und sonstige Vereine, die Turner, Bergleute, Bergschüler und Schüler der höheren Lehranstalten. Se. Maj. der König hatte sich gegen 9 Uhr nach Beendigung der Tafel wieder in den Festsaal des Rathauses begeben, der in einen behaglichen Salon verwandelt worden war, und trat, als der Zug nahte, auf den mit bunten Glühlichtern umrahmten Balkon heraus. Hier defilierte der Zug unter begeisterten Huldi gungen und nabm auf dem Markt Aufstellung. Nach deren Beendigung fangen die Zwickauer Männerge sangvereine zum Teil mit Orchesterbegleitung die Chöre „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre", „Gott grüße Dich", „Zwischen Frankreich und dem Böhmerwald", ,,Zu Straßburg auf der Schanz", „Lützows Jagd" und Kremsers Dankgebet. Darauf zogen die Sänger und Fackelträger auf eine freie Wiese vor die Stadt und warfen unter dem Ge sänge des Liedes der Deutschen die Fackeln zusammen. Se. Maj. der König, der sich über diese letzte Huldigung am Tage seines Einzugs in Zwickau außerordentlich freute, ging bald zur Ruße. Den Armen der Stadt wurde von der Stadt aus Anlaß des Festtages eine festliche Bewirtung mit Gewährung eines Geldgeschenkes ge boten. Von Unfällen ernster Art ist trotz des großen Än- draugesindcnStraßcnnichtsbckanntgewordcn iodaßZwickan auf seinen Königstag mit Befriedigung zurückblicken kann. Leipzig. Am Sonnabend nachmittag stürzte in der Könneritzstraße in Schleußig ein llß.ffähriger Knabe aus dem Küchenfenster der in der vierten Etage gelegenen elterlichen Wohnung in den Hof hinab und blieb tot liegen. Chemnitz. Auf Antrag der Kgl. Staatsanwalt schaft zu Mühlberg a. E. wurde am Sonnabend von der hiesigen Kriminalpolizei der Fleischer meister C. Paul Döhler, Friedrichstraße 18 wohn haft, unter dem Verdacht verhaftet, Fleisch von kre pierten Tieren (Pferde und Rinder), welches er aus einer Abdeckerei in Mühlberg a. E. bezogen hatte, zu Wurstwaren verarbeitet zu haben. Am Sonnabend wurde in Stollberg das neu erbaute Stadtbad eröffnet. Es enthält außer Schwimm- und Duchschbädern auch Wannen- und Lichtbäder. Bei Wildenfels ertrank am Sonntag in der Mulde ein dreizehnjähriger Knabe namens Ebisch aus Grunau beim Baden. In einem Dorfe bei Nossen hatten unlängst Zigeuner neben dem bei ihnen üblichen Betteln auch das Wahrsagen betrieben. Eine biedere, vielleicht etwas wißbegierige Hausfrau ließ sich, wie andere, aus den Linien der Hand die Geheimnisse der Zu kunft enthüllen, vergaß auch nicht, darüber zu klagen, daß es immer am Nötigen im Hause fehle. Die braven Zigeuner versprachen denn auch, diesem Das Geheimnis der alten Bettufcha Roman aus Rußlands jüngster Vergangenheit. Von Julius Berger. (Nachdruck verboten.) (19. Fortsetzung.) Im Nu wendete sich der Kranke um, sah zuerst starr auf das Bild, das vor ihm sich entrollt, wischte sich mit der schwieligen Hand die Augen, daß es kein Traum sei, was er jetzt sehe, und fiel dann, einige Schritte vorwärts wankend, dem Weibe um den Hals und rief mit einer Stimme, die aus dem tiefen Innern zu kommen schien: „Minka, Minka, mein geliebtes Kind I" Den nachgefolgten Aerzten und Krankenwärtern traten die Tränen der Rührung beim Anblick des seltsamen Paares in die Augen: Dieses elegant ge kleidete, schöne Weib in der Vollkraft des Lebens an der Brust dieses elend gekleideten, am Körper zer rütteten Mannes im Greisenaltec I Minuten waren vergangen, die Beiden schienen dem irdischen Dasein entrückt! Kein Laut war hör bar, man glaubte nur das Pochen zweier Menschen herzen zu vernehmen. s^Da trat der dirigierende Arzt auf die kleine Gruppe zu und rief leise: „Gnädige Frau!" Die Dame löste sich aus der Umarmung des Mannes, der ihre Rechte noch krampfhaft festhielt, als fürchte er, er könne sein Liebstes noch einmal verlieren, lächelte wehmütig den Arzt an und sagte: „Es ist mein armer Vater, der vor 25 Jahren auf Grund einer falschen Anschuldigung nach Sibirien verbannt worden mar und den ich so jetzt wieder finden mußte! Bitte, besorgen Sie uns einen Wagen, ich nehme den Kranken mit in mein Haus." „Soll sofort geschehen," sagte der Arzt,und gab einem KrankenwärterAdie diesbezüglichenZMefehle. Hierauf fuhr er, zu der Dame gewendet, fort: „Sie haben nicht das Mindeste zu fürchten, der Kranke hat die Krisis überstanden, die in dein Moment ein setzte, als er Sie vorhin zu Gesicht bekam. Wäre die Tobsucht bei ihm in jenem Augenblick ausgebrochen, so war für sein Leben, für sein geistiges unter allen Umständen, zu sürchten gewesen. Nun aber wird alles glücklich ablaufen." „Ich danke Ihnen von Herzen," nickte Frau Wladschinsky dem Sprechenden zu, faßte ihren Vater, dessen Antlitz eine stille Glückseligkeit verklärte und der weiter kein Wort mehr sprach hier vor dem fremden Menschen, am Arm und führte ihn lang sam hinaus, wo der Wagen ihrer bereits harrte. Auch im Wagen sprach der Alte nichts, sah sein Kind mit großen Augen nur an und nickte, wie verzückt, mit dem schneeweißen Haupte. Zu Hause angekommen, merkte Minka, daß eine furchtbare Müdigkeit den Alten erfaßt hatte. Sie legte ihn mit Hilse ihrer Dienerin auf ein nunmehr für ihn bestimmtes Ruhebett, und im nächsten Augenblick breitete der Engel des Schlafes seine Fittige über den arg gequälten, müden Mann. Die Tochter wich nicht von der Ruhestätte ihres Vaters, auf dessen tief gefurchtem Antlitz jetzt der Frieden seine Zeichen malte. So lag der Alte einen vollen Tag und eine volle Nacht. Und als er dann zu einem neuen Leben in der Nähe seines geliebten Kindes feine Augen aufschlug, war sein erstes Wort: „Minka." Es dauerte selbstredend noch einige Tage, ehe der Alte sich vollkommen erholt hatte. In der Zwischenzeit brachte sein Kind seine Zeit stets in der unmittelbaren Nähe des Vaters zu, der es mit Fragen über seine Vergangenheit förm lich bestürmte. Und Minka erzählte. Als ihre Mutter auf dem Gute der Grafen Saxin so plötzlich gestorben war — Minka wußte bis heute noch nicht, daß man sie vergiftet hatte — war der junge Graf Wladschu mit seinen Liebesan- trägen, die sie immer so glücklich gemacht hätten und denen sie völlig vertraut habe, immer stürmischer und stürmischer geworden. „Sie wollen uns trennen von einander, uns unglücklich machen," rief der junge Graf damals in einemfort und flehte: Er halte mir Deifie Treue und Liebe, süße Minka." Dann sei eines Tages der alte Graf mit einem fremden Mann zu ihr gekommen und habe sie ge zwungen, ein Glas Wein zu trinken. Sie sei be rauscht davon geworden und in einen tiefen Schlummer gefallen. Als sie aus demselben erwacht war, hätte sie sich in einem Zimmer wiedergefunden, das sie vordem noch nie gesehen hatte. Aus der ganzen Umgebung konnte man schließen, daß es ein Kloster war, in dem sie sich befand. Dort zwang man sie nochmals, unter der Bargabe, sie sei krank und bedürfte der Stärkung, ein Glas Wein zu trinken. Wieder verlor sie ihre Besinnung, und als sie nunmehr ins Leben zurückkehrte, fand sie sich in diesem Hause wieder, das sie seit damals nicht wieder verlassen hatte. Es wäre ihr von einem Herrn, der jetzt Professor hier in Petersburg sei, eröffnet worden, daß sie dieses Haus als Eigentum behalten könne und ferner alle Jahre eine Rente von 4000 Rubel empfangen würde. „Das ist des Grafen Wladschu von SaxinS Werk," unterbrach der Alte die Sprecherin, der er mit klopfendem Hrrzen und wundersamem Glühen in seinenMugen atemlos gelauscht hatte. (Fortsetzung folgt.)