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4. Straßenbauten: L) Ausbau der Schützenstraße bez. Gerberfeldstraße: d) eine Seitenstraße bei dem Müller'schen Grund» stücke; v) Fürst Otto Biktor»Straße einschl. ArealerwerbS; 6) König Albert-Straße; v) Rödlitzer Straße, vom Dir. Warnatz'schen Grund» stücke bis zum Süß'schen Wehr, einschließlich Be» schleusung. 5. Ufer-und Bachbauten: a) unterhalb der Brücke (das Wehr ist in unglaub lich schlechtem Zustande und deshalb schon mehr fach Beschwerde eingelaufen); d) reichtsseitig Ufermauer an der Neugasse; e) Bachüberwölbung vom Lindig'schen Grundstück nach der Endesfelder'schen Brücke; ä) Ueberbrückung von der Konsumoereinsbrücke nach dem Weitiner Hof. 6. Straßenpflasterung. ») Hauptstraße; b) Marktgäßchen; o) Umpflasterung der Topfmarktgasse. Herr Bürgermeister glaubt nun zur Genüge dargelegt zu haben, wie erforderlich die Aufnahme dieser Anleihe ist, versichert, daß alles nur zum Besten der Stadt gedacht ist und gibt diesen Punkt zur Debatte. An der Debatte, die sehr lange andauerte, be teiligten sich die Herren Stadtrat Fankhänel, Stadt verordnete Baunack, Niehus, Endesfelder, Pampel, Hauptmann, Giegling, Uhlig, Kultscher und Zscherp. Hierauf empfiehlt der Vorsitzende, Herr Bürgermeister Steckner ungefähr folgendes als Beschluß anzunehmen. 1) Die städtischen Kollegien beschließen die Aufnahme einer Anleihe von zusammen 200,000 Mark zu den vom Bau- und Wasserausschuß vor geschlagenen Zwecken, wobei 30,OM Mark für das Conto des Wasserwerks reserviert bleiben. Die Zeit zur Ausführung der Bauten zu bestimmen, heh alten sich die städtischen Kollegien für die jeweilige zu künftige Festsetzung des Haushaltplanes vor, wobei sie von dem Gesichtspunkte geleitet werden, daß die zur Verzinsung aus Amortisation erforderlichen Mittel vorhanden sein müssen, ohne daß eine Erhöhung der Stadtanlagen eintritt. 2) Das Darlehn soll ein 44/z prozentiges Amortisativnsdarlehn sein, wobei 3^—3^/g auf Ver zinsung zu rechnen sind. Die Anleihe geschieht durch Ausgabe von Handdarlehnsscheinen oder lieber noch durch Aufnahme einer Anleihe seitens einer aus wärtigen Sparkasse. Dieser formulierte Beschluß wird vom Rats- und Stadtverordnetenkollegium einstimmig an genommen. — Schluß der öffentlichen Sitzung nach 11 Uhr. Hieran schließt sich noch geheime Sitzung. Etus Stadt und Laud Lichtenstein, 16. Juli. * — Erstes großes Volksfest a« 10 und 8V. Juli iur „Goldnen Helm" zu Lichtenstein Nur noch wenige Tage trennen uns von dem seit langem vorbereiteten Feste. Auf dem Festplatzc selbst wird mit unermüdlichem Eifer gearbeitet, um die in Betracht kommenden Bau-Objekte rechtzeitig fertigzustellen. Das Tagesgespräch für hier und Umgegend bildet jetzt fast einzig und allein unser Volksfest. Jung und Alt rüstet sich, dasselbe zu be- uchen. Und mit Recht: sind doch die geplanten Das Geheimnis der alten Bettnscha Roman aus Rußlands jüngster Vergangenheit. Von Julius Berger. (Nachdruck verboten.) (2ö. Fortsetzung und Schluß.» „Und NUN weißt Du auch, mein Sohn, wer die Tochter ist, die der graue Mann auf dem Gute Deines nunmehr verstorbenen Grafen suchte, suchte nach einer Trennung von 25 langen Jahren!" voll endete die Mutter und barg ihr Haupt an der pochenden Brust ihres Sohnes . . . Die beiden Männer saßen noch lange in ernstem Gespräche beisammen. Der Alte erzählte seinem Enkel den furchtbaren Roman seines Lebens, der auf dem Gute der Grafen von Saxin seinen Anfang genommen; die Mutter stand in unmittel barer Nähe, hatte die Hände vor ihre Augen gehalten und weinte bitterlich! „Und Lu, mein geliebter Vater, sollst der Mörder sein des Grafen Wladschuh von Saxin?" mischte sich die Frau in die Unterhaltung, als der Alte geendet. „O mein Gott, auch das noch?" entrang es sich der Brust des Greises. „Will man mich wieder falsch verdächtigen? Will man mir keine Ruhe lassen bis ins kühle Grab?" „Du Aermster," stöhnte der Inspektor, „die An zeichen waren gegen Dich; ich selbst, da ich nicht wissen konnte, wer Du warst, hatte den nämlichen Verdacht! Verzeihe es mir!" Und Brust an Brust weinten die beiden Männer .... An einem der darauffolgenden Tage war Wlad- schinsky zu dem Grafen Stakowski gegangen. Glücklicherweise traf er seine Wanda allein an. Es waren glückliche Minuten für die Liebenden, leider nur zu kurz l Als der von einem kleinen Ausfluge heimkehrende Vater den Herzenswunsch des Inspektors vernahm, Darbietungen so mannigfach und großartig angelegt, daß für jeden einzelnen Besucher etwas dargeboten wird, was dessen Wünschen und Ansprüchen genügen dürfte. Also auf nach Lichtenstein zum VolkS^ft! * — Mit der Obstzeit des Lommers erscheint ein Feind auf der Bildfläche, der recht heimtückisch ist und vor dem man sich deshalb nicht genug in acht nehmen kann. Er bringt die gesunden Glieder der Menschen in die höchste Gefahr. Man liegt plötzlich auf dem Pflaster und entdeckt, nach der Ursache des Falles forschend, Obstschalen oder Fruchtkerne, die acht los fortgeworfen wurden und nur zu leicht ein Aus gleiten Hervorrufen. Nicht immer geht der Fall glimpf- sich ab, vielmehr waren Arm- und Beinbrüche schon oft die Begleiterscheinung. Im Winter dringt die Polizei auf Beseitigung des Glatteises; strenge Strafen treffen die Hausbesitzer, die gegen die polizeilichen Vorschriften, betreffend das Asche- und Sandstreuen und die Ent- sernung des Schnees und Eises vom Bürgersteig, ver stoßen. Es ist das eine sehr löbliche Fürsorge, die all- gemeine Anerkennung findet. Wir wollen nun nicht etwa nach der Polizei rufen, auf -aß sie eine Verfügung erlasse, welche die Schaffung des aus den Obstschalen und Kirschkernen bestehenden Glatteises des Sommers mit Strafe bedroht, sondern wenden uns an das Publi kum. Vor allem find die Kinder zu ermahnen, die Reste der Früchte nicht auf das Trottoir zu werfen; man belehre sie über die schlimmen Folgen, die aus solcher üblen Angewohnheit entstehen können. Jeder Erwachsene aber sollte so viel Selbstzucht besitzen, daß er inmitten fröhlichen Genusses die Regeln der Straßen polizei beachtet. * — Wie jede Mutter wissen dürfte, bringen die Kinder keinerlei Furcht auf die Welt mit, nicht einmal die Furcht vor, wie man meinen möchte, ganz augenscheinlichen Gefahren. So ist es eine bekannte Tatsache, baß Säuglinge, wenn mm ein brennendes Zündholz ihrem Munde nahe bringt, darnach schnappen wie nach einer willkommenen Speise. Erst wenn sie älter werden, lernen sie all mählich einzelne Schädlichkeiten kennen und fürchten. Gerade in dieser Zeit beginnen nun Dienstboten und mitunter leider auch Eltern die Phantasie des Kindes durch allerhand Ammenmärchen und Ge spenstergeschichten mit quälenden Schreckbildern zu erfüllen. Die Kinder träumen oft dann die ganze Nacht hindurch von dem, was sie am Tage erzählen und gehört haben, sind nicht mehr zu bewegen, im Finstern zu bleiben und sehen sich auf Schritt und Tritt von drohenden Phantomen umgeben, was mitumer Trübsinn oder gar schwere körperliche Er krankungen zur Folge haben kann. Dayec sollten die Eltern derartige „Beruhigungs"- und Zerstreuungs- mittel aus der Kinderstube verbannen und besonders darauf achten, daß die Phantasie der Kleinen nicht durch ungesunde Vorstellungen vergiftet werde. * — Während der Zeit der (Herichtsferien wird die Spruchtätigkeit des Reichsoersicherungsamts, wie in früheren Jahren, eine Einschränkung erfahren. Vom 15. Juli bis 19. September werden zur Er ledigung besonders eilbedürftiger Sachen sowohl in Unfall- wie Jnvalideuversicherungs - Streitigkeiten wöchentlich mehrere Sitzungen stattfinden. Auf die Fristen zur Ernlegung der Rechtsmittel, des Rekurses und der Reoission (einen Monat vom Tage der Zustellung an gerechnet) hat die Ferienordnung keinen Einfluß. wollte er von der Werbung nichts wissen und wurde darin von der Verwandten nur unterstützt. „Ich gebe mein Kind keinem Bürgerlichen," hatte er rundweg entschieden. „Sie ist zu einer Fürstin geboren," setzte die alte Dame des Hauses hochmütig hinzu, die auch mit in das Zimmer eingetreten war. „Verzeihung, Herr Graf," fiel der Inspektor ein, „darf ich erfahren, woher Fürst Satorsky stammt, der um die Hand ihrer Fräulein Tochter wirbt?" „Lächerlich," gab ihm die alte Dame zurück, „wer wird einen so hohen Herrn nach seiner Herkunft fragen, ehe es engere Verbindungen gestatten, indiskret zu sein?" Der Graf nickte seiner Verwandten verständnis innig zu. Der Inspektor merkte die Demütigung, neigt? sich Wanda liebevoll zu; denn dieses Intermezzo änderte nichts in beider Neigung, empfahl sich höflich und wollte gehen, als er an der Tür wie enstetzt zurückprallte. Denn über die Schwelle kam: Fürst Satorsky l „Seien Sie uns herzlichst willkommen, lieber Fürst!" jubelte die Alte. Aber der Fürst hatte keine Zeit, zu antworten, zu sprechen; regnungslos stand er dem Inspektor gegenüber. Unverwandt richtete dieser sein großes, offenes Auge auf den Mann, der ihm hier so plötzlich begegnet war; wie ein Blitz durch fuhr ihn ein Gedanke, und wie ein Richter spruch lösten sich die Worte von den Lippen, derweil er, an die Tür tretend, Jedem den Ausgang versperrte: „Graf Oskar von Rabinsky!" Wie ein Schrei entfuhr es zugleich dem Munde der kleinen Gesellschaft: „Oskar von Rabinsky!" „Das ist er, der es gewagt, den Fürsten Sa- torsky zu spielen! Und noch mehr: Er allein ist der Mörder des unglücklichen Grafen Wladschu von Saxin!" * — Der Sächsische Radf«hrer-B«nd feiert im Verein mit dem 10. Gründungsfest des R.-Ä. „Wettin", Leipzig in den Tagen des 8. bis 10. August in Leipzig sein 12. BundeSsest. Den bis herigen Vorarbeiten nach verspricht dieses Sportfest eines der glanzvollsten, die bisher auf diesem Gebiete veranstaltet wurden, zu werden. Das reichhaltige Programm umfaßt außer FestkommerS unter Mit- Wirkung vcn Mitgliedern des Leipziger Schauspiel hauses sowie Festball, einen großen Preiskorso, ferner Bahnwettfahren und großes Galasaalsest, bestehend in Konkurrenzreigen- und Kunstfahren rc. Wir ver fehlen nicht, unsere verehrl. Leser auf dieses glanz volle Radfahrecfest hinzuweisen und ist die Ge schäftsstelle des 12. Bundesfestes des Sächsischen Radfahrer-Bundes Franz Schwencke in Leipzig, Bayrischeste. 12 ort. zu jeden weiteren Auskünften bez. Beteiligung gern bereit. * — Freimaurerei. Seit dem Jahre 1896 zeigt sich im Deutschen Reiche das energische Bestreben, die alte Freimaurerei in zeitgemäßere Bahnen zu lenken und dies ist nicht ohne Erfolg geblieben, denn in vielen Städten Deutschlands und des Auslandes befinden sich bereits reformierte Freimaurerlogen. Es dürfte wohl unsern Lesern bekannt sein, daß die Freimaurerei vor einigen hundert Jahren begründet wurde, daß sie ein geheimer Orden rst, welcher die Aufnahme neuer Mitglieder zu nächst als Lehrlinge unter Beachtung eines besonderen Zeremoniells vornimmt, in gleicher Weise auch die Be förderung zum Gesellen und Meister stattfinden läßt. Wenn auch in früheren Jahren der Freimaurerorden von hochstehenden, den Mitgliedern (Brüdern, unbe kannten Personen geleitet und zu bestimmten Zwecken ausgenutzt wurde, so ist er heute das nicht mehr; er ist jetzt lediglich ein humanitärer, exklusiver Verein, der sich in Geheimnisse hüllt, die meist schlecht gedeutet werden, aber harmloser Natur sind. Daß die Freimaurerlogen im Laufe der Zeit viele Tränen der Witwen und Waisen getrocknet, viele ins Schwanken geratene Existenzen aus gerichtet und unterstützt haben, ist Tatsache, aber sie hätten bei den reichen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, noch viel mehr leisten können, wenn sie werktätige Nächstenliebe in den Vordergrund und die Ausübung eines nervcnerrcgcndcn und heute geradezu unschönen Zeremoniells in den Hintergrund gestellt hätten. Die „Internationale Logm-llnion" (I. L. U.) ist eine zeit gemäße Vereinigung neuester Richtung, die in erster Linie sich werktätiger Nächstenliebe befleißigt ; die Aus übung deS Zeremoniells, gleichfalls in drei Graden, soll den Brüdern kein Gruseln abnötigen, sondern sie er heben und zu guten Taten anspornen. In die Ge heimnisse der Freimaurerei werden die Mitglieder der I. L. U. ebenso gut cingcweiht, wie alle anderen Frei maurer, nur wird von ihnen niHt verlangt, daß sie dies nachmachen sollen. Der neue Orden verstößt weder gegen die bürgerlichen noch kirchlichen Gesetze jcweder Religion; er ist eine echte und rechte Vereinigung zur Ausübung menschenfreundlicher Handlungen, ohne unter dem Einfluß irgend welcher Macht oder Partei zu stehen, also dec freieste von allen. Wer sich näher hiciüber in formieren will, erhält aus Verlangen weitere Auskunft vom Verlagsbuchhändler O. Hemfler in Nicderjchön- Hausen-Berlin. * — Ein „blutiger Witz". In einer säch sischen Schille sollte ein Satz gebildet werden, in welchem das Wort „Telephonstangen" vorkommt. Und was entstand? „Die oberen Tele von Stangen spargel schmecken am besten." — Au! Dem Donner gleich, schleuderte der Inspektor dem Manne die furchtbare Anklage in das Gesicht. Da im Augenblick blitzte etwas auf in den Händen des unheimlichen Gastes; ein Sprung, ein Schlag von des Inspektors sicherer Faust, und auf dem Teppich lag ein glänzender Revolver, den der Fürst aus seiner Tasche gezogen hatte. Er war also nicht dazu gekommen, die Waffe auf sich zu richten. Im Nu hatte der Inspektor sein Gegenüber gepackt, das mit sich alles gelassen geschehen ließ; denn jeder Ausweg war abgeschnitten. „Holt die Polizei," rief der Inspektor, „ich halte den Mörder fest, den Fürsten und Satorsky!" Die Bestürzung im Zimmer war unbeschreiblich. Der alte Graf lief hmaus, die Polizei holen zu lassen, die alte Dame schrie, wie eine Wahnsinnige; und Wanda hatte ihre Arnie über dem Haupte zusammenge schlagen und stierte auf das Bild, das die beiden Männer vor ihr boten. Es dauerte nicht lange, da drangen Polizeibeamte in den Salon des Grasen und ergriffen auf des In spektors Geheiß den jungen Mann. „Aus meine Verantwortung führen Sie den Mörder ab," herrschte der Inspektor die Beamten an, „ich folge Ihnen auf dem Fuße und werde das Weitere ver anlassen!" . . . Wir sind am Schluffe des Romans augelangt, der wirklich wie ein Roman klingt und nicht wie das, was er wirklich ist: die getreue Nacherzählung einer vor ganz kurzer Zeit m Rußland voraekommenen Tragödie, die ihren Abschluß fand in der Vollstreckung des Todesur teils an einem Mörder aus adligem Geblüt: Oskar von Rabinsky . . . Die Kunde von der Festnahme des Mörders des Grafen Wladschu von Saxin durch den Inspektor Wald- schinsky in der Person des ungeratenen Sohnes des Grafen von Rabinsky rief in den genannten beiden Familien begreiflicherweise die allergrößte Bestürzung hervor.