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trug rötlich-blonden Schnurrbart. Da der betreffende Mann auch anderwärts ähnliche Schwindeleien ver suchen dürfte, so sei hierdurch vor demselben gewarnt. Zweckdienliche Auskünfte über den Unbekannten wolle man an das hiesige Polizeiamt gelangen lassen. — Von dem Vorkommnis wurde von der hiesigen Schutzmannschaft auch der in Callnberg stationierte Wachtmeister in Kenntnis gesetzt, und ist es diesem gelungen, den Schwindler heute vormittag festzuneh men. *— Gestern abend feierte in den Räume» des Neuen Schützenhauses hier der Ballspielklub „Wettin" Lichtenstein-Callnberg unter zahlce cher Beteiligung der geladenen Gäste sein 1. Stiftungs fest. Nachdem einige Musikstücke, ausgeführt von der Kapelle des Herrn Warnatz, verklungen waren, begrüßte Herr O. Nöhuisch im Namen des Clubs die Erschienenen. In kni;en Worten schilderte er die Entstehungsgeschichte des Clubs, sowie dre im Laufe des Vereinsjahres ausgefochtenen Wettspiele. Damit der gewiß gesunde Sport auch in unserer Stadt recht zur Blute gelinge, wurde vor allein die jüngere Generation zu recht zahlreichem Beiintte auf gefordert. Dermalen zählt der Club 46 Mitglieder, darunter die Dameuabteilung, welche das Lawu- tennis-Spiel pflegt, mit 12. Schließlich entboten die Clubmitglicdec den erschienenen Gästen durch ein dreifaches kräftiges ,,Goad bval" ihren Sportsgruß. In das vom Redner auf unser Königshaus, das Fürstenhaus Wettin ausgebrachte dreisachcHoch stimmte dieFestversammluug begeistert ein Im we u eren Verlauf des Programms kamen dann die von Henn Klüglich arrangierten, sehr gelungenen Marmorgruppen, die einige Momente während des Ballspiels darstrUtcn, sowie ein von demselben einstudiener DmnenrBgcn zur Ansfüprung. Der hierauf zum Vortrag gebrachte Schwank in 1 Auszug ,,Vor der Ballpause" wurde von den Mitwirkenden sehr gut gespielt und ernlele, wie überhaupt alle Darbietungen reichen Beifall. Ter Vertreter des Fußballklubs ,,Hohenzol!ern" in Chemnitz beglückwünschte den Klub zu seinem Feste und brachte ein Hoch auf denselben aus. Ferner haben der Fußballklub ,,Teutonia," Chemnitz AU<m- dorstelegrapmschunddaßfcühereKlubmNgl.HerrHoppe z. Z. in Merscheid schrislli u ihre Glückwünsche dar gebracht. Der sich anschließende Ball hielt Fcstleil- nehmec noch sehr lauge.stö stich zusammen. Möge es dem Klub vergönnt sein, noch recht vst sein Stiftungsfest zu feiern. * — Tic erste Klasse der nächsten Gilt .König! Sachs. Landeslotterie wird am 6. und 7. Juli d. I. gezogen. *— Wie alljährlich znr Zeit der (Getreide- reife, tritt auch jetzt wieder ein Mißstand lebhaft in die Erscheinung, der nicht genug gerügt werden kann, das Zertreten des Getreides und der Fluren beim Pflücken von Kornblume». Die Verehrer dieser lieblichen blauen Kuierblu ne richieu in den reifenden Getreidefeldern allenthalben große Ver heerung an, da sie sich meist nicht mit dem Pflücken der am Feldrande stehenden Blumen begnügen, sondern in den meisten Fällen tief in die Felder Hineinlaufen und wahre Gänge bilden, wobei die Aehren umgcknickt und unbarmherzig in den Erd boden getreten werden. Eitern oder Vormünder, deren Kinder oder Pflegebefohlenen beim Kor»- blumraufeu in den Getreidefeldern betroffen werden, können hierfür zur Verantwortung gezogen und für den entstandenen Schaden haftbar gemacht werde». Aber auch Erwachsene stehe» nicht zurück, beim Pflücken der Kornblume und nebenher der farben prächtigen Kornrade in die Getreidefelder cniz» dringen; namentlich kann man das bei Leuten beobachten, die diese Blumen zum Wiederverkauf ein sammeln und denen infolgedessen daran liegt, recht große Mengen davon zu erlangen. Einzelne Ge richte haben das Pflücken von Kornblumen aus den Getreidefeldern als Diebstahl erklärt, so daß man sich unter Umständen sogar wegen Diebstahls zu verantworte» haben kann. * — Durchschnittspreise der Marschfourage. Die in Gemäßhett K 9 Absatz 1 Ziffer 8 des Ncichs- gesetzes über die Naturalleistungen sür die bew tffncte Macht im Frieden in der Fassung vom 21. Mai 1898 — Neichszesetzblatt Seite 201 ige.— »ach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des H >.upt- marklortes Glauchau im Monat Mai dss. Js. fest gesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergü tung für die von den Gemeinden rcsp. O lartier- wirten innerhalb der Amtshauptinannschafr Glau chau ina Monat Juni dss. Js. an Mstltärpserde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt fiir 60 Hafer 7 Mk. 96 Pfg, für 5V Kx Heu 4 Mk 74 Vfg., für 50 Ku Stroh 2 Mk. 12 Pfg. * — Nach Falb sollte die zweite Halste Juni „bedeutende Niederschläge" bringen; auf den Höhen sollte sogar Schnee falle». Uud doch diele bsun- ruhiglmde Trockenheit in den leiste» drei Wochen? * - lieber de» (Geschäftsbetrieb der Ver steigcrcr hat das Mmrsteriirm des Jonern be- mer'kenswerle Bestimmungen getroffen. So wird ihnen der Betrieb der Gast- und Schankwirischaft, des Kleinhandels mit geistige» Getränke», de: Trö^el- handels und des Pfaiidleihgemerbes u.iteuaat. Sie dürfen Sachen, die ihnen uud ihre» A -gehörigen oder ihren Angestellte» gehöre», »icht versteigern, »'.ich ist ibac» das Versteigern von S iche», die zum Zwecke der Vcrsteigeruv.a augcfeitigt oder aufgekauft si»a — mit Ausnahme von Vieh — n-llersazt. Aller auf Täuschuug des Publikums abziAeudeu Handlungen oder Unterlassungen habe» sie sich zu enthalten. Insbesondere ist oerbvicn das Entfernen oder Vnändcrit von FabAkzAchnangen, trügerisches Anpreifen der Sachen, Zulassung von Scheinbielcrn, die die Sache» versteigern sollen, Zulassung von Personen, die andere vom Mit- oder Wcitcrbieten abhalte». Das Verabreiche» geistiger Get.änke im Versteigeruugsraiim ist während der Nerstcigernng nicht statthaft. D-e Versteigerer dürfen bei von ignea abgehalt'nen Versteigerungen weder selbst »och durch Dritte Waren erstehen. Auch ihren Angehüri- geil dürfen sie das Mübieten nicht gestalten. *— Postverkehr mit dem Anslande. Vo n l Joli ab lind Postamvüsungc» nach den portu giesischen Kolonien Angola Lapverdn'che Inseln, Gunea, Mozambique, St. Thomas und Prinzipe vis zu 400 Mark zulässig. Das vom Absender zu entiichwnde Franko ist das gleiche wie für Post anweisungen nach Portugal selbst, doch gilt diese Frankieruug nur bis Liss ibou. Für die Wüterbc- fördenmg vq» da nach den Kolonien wird portu- gicsischerscits bei Umwandlung der eingezahltcn Be träge in die portngiesische Währung eine Gebühr von 45 Reis für je 5000 Neis oder einen Teil hier von in Abzug gebracht. Zu schriftlichen Mitteilungen dürfen die Abschnitte nicht bcnntzt w:rden. Ucber die sonstigen Bedingnngen erteilen die Postanstalten ans Erfordern Auskunft. Leipzig. Auf dem Hofe eines der Stadt Leipzig gehörenden Grundstückes im Vororte Zickclhaufen fanden Steinsetzer einen Topf mit lü ciuhaw Pfund ganz vor- znglich erhaltenen Silbermünzcn aus dem 14. Jahr hundert, welche in den Besitz der Stadt Leipzig übergehen. Chemnitz Nach zuverlässiger Mitteilung geht der Wintergarten Chemnitz-Schönau bereits vom 1. Juli d. I. ab auf eine Aktiengesellschaft über, welche sich insbesondere zur Aufgabe stellt, auch rücksichtlich des Theaters den Familienverkehr zu pflegen. In den Vorstand der Gesellschaft wird der seitherige Besitzer Herr Christian Friedrich Lorenz mit eintreten. Zwickau Beim Pflücken von Blumen am Ufer uer Mulde hier ist die vierjährige Tochter des Maurers Hafermalz hier in das Waffer gestürzt und ertrunken. Erst am anderen Tage ist der Leichnam des Kindes aufaesunden worden. Stollberg. In seiner Wohnung erschoß sich am Soinitaz morgen der Gastwirt U. hier mit einem Revolver. Weistbach bei Zwickau. Auf der Grube „Neue Hoffnung" hier wurde eiu Meter breiter sllbeneicher Eczgaug entdeckt. Plauen i A Beträge in Höhe von etwa 1209 Mark unterschlagen hat der bei der hiesigen Stadtbmwcrwaltnng beschäftigte etwa 20 Jahre alte Kopist Wülher Leonhardt. Dec junge Mann hatte eine von einer Anzahl Ratsbeamten freiwillig ge gründete Reisekasse, in welcher die Beamten Geldbe träge zu einer Ferienreise sparte», schon seit längerer Zeit zu verwalten. Manche Beamte sin' um ihre Ersparnisse m Höhe von 120, 60, 50 Mk. u. f. w. gebracht worden. Leonhardt ist flüchtig geworden. Frankenburg In Wunderbarer Weise vor dem anscheinend unvermeidlichen Tode behütet wurde vor kurzem bas 7jährige Töchterchen des Restaurateurs Kurl Seidel RcichsscGclci) hier Die Kleine halte m kindlichem Unverstand versucht, von einem Fenster zum anderen überznsteigcn und war aus dem Fenster iu einer Höhe von 5 Stock vcrkeu >9 -20 Meters in den gepflastertem Hof hmabqcstürF. Tron des furchtbaren Sturzes, der eine Zerschmetterung des >tmdes als unabwendbar er- fcheiucn ließ, hatte dasselbe nur eine starke Erschütterung des Körvers, jmv'c reuige Stauchuugen davougctraqcn, wovon eS sitz aber inzwnchcn wieder völlig erholt hat, sodaß es in den nächsten Tagen den Schulbesuch wieder ausncbmcn kann. Aus Vem östlichen Dogtlaude. Während am Sonnabend abmd gegen 10 Uhr in verschiedenen Orien des östlichen Vogtlandes bereits Er-erschütter-mgen wieder vei spürt wurden, bat vergangene Nacht gegen Ml Uhr bei völliger Wmdstlllc uud klarem Himmel ein zweimaliges fernes Getöse itatlgcfnnvcn, welches mit uulerirdächcm Erdbeben m Verbindung zu briugcn ist. Illach tagclanger trop scher Hitze trat am Morgen Regen ein und die Temperatur siel wesentlich. Crla bei Schwarzenberg. Ans der Bahnstrecke zwischen cher und Amoustal warf sich ein etwa 60- jähriger Manu vor die Lokomotive des talaufwärts fahrenden Zuges. Ter Körper wurde vou der Maschiue erfaßt uud zur Zcnc geschleudert, wodurch der Bcbauers- wcrtc schwere Verwundungen am Kopfe und au den Armen erlitt. Freiberg. Ein Buchhalter, der während der Wahlbcweguug für daS liberale Komitee tätig war und kurz vor der Stichwahl eiu Fiugblatt als Verleger ge zeichnet hatte, wohnte am Sonntag einem Konzerte in Rieder s ch öua bei. Als er nach Hanfe gehen wollte, hörte er, daß die Bauern, die über den Durchfall Oertels nicht erfreut warcu, sich au ihm rächen wollten. Er flüchtete sich in ein Zuinner. Eine Nolte Wähler holte ihn heraus, warf ihn zu Boden, zog ihn die Treppe herunter, schlug ihn mll Stöcken, ohrfeigte ihn und malträtierte ihn mit Fußtritten. Nur dem Dazwifchenkommen der Frauen jener Ge sellen verdankte der Gemißhandelte sein Leben. Ec kann seinem Berufe nicht nachqeheii und mußte Das (Geheimnis der alten Bettufcha Roman aus Rußlands jüngster Vergangenheit. Non Julius Verger. (Nachdruck verboten.) (14. Fortsetzung.) All dies soeben erzählte Charakteristische an dem jungen Grafen Nabiiisky war natürlich strenges Ge heimnis der Familie geblieben. Die Außenwelt kannte den GiMen Oskar nur als eleganten Kavalier, der mit Bildung und feinen Manieren glänzen konnte, und dieselbe Außenwelt wußte, daß Oskar nur noch eine nicht normal gebaute jüngere Schwester besaß, die eigentlich nicht mitzählte und am Ende in irgend einer adligen Zufluchtsstätte ihr Dasein verbringen würde, sodaß Graf Oskar dereinst alleiniger Besitzer des schönen Gutes der Grafen Nabinsky würde. Auch dieser Umstand trug sein wesentliches Teil dazu bei, daß sich dem jungen, heiratsfähigen Grafen alle gesellschaftlichen Türen öffneten. Dem heiratsfähigen Grafen Oskar von Nabinsky! Nun ja, seine Eltern fanben einen anderen Aus weg nicht mehr, ihren ungeratenen Sohn, der von feinem Leichtsinn nicht lassen konnte, zu zügel», als daß sie sein und ihr schließliches Heil in einer Heirat desselben zu finden hofften l Die ernstesten Klagen über den gräflichen Tauge nichts wurden im Dorfe laut; der alte Graf war es seinem Namen und seiner Ehre schuldig, mit be schwichtigenden Worten und mit Geld das wieder zu sühnen, was sein Soh» gesündigt halte. Blutige Tränen weinte Lie Mutter; mit Vor haltungen ohn: Rücksicht trat der Vater seinem Sohne gegenüber: nichts half! Nur die Bitte des alten, von seinen Leuten geachteten und geehrten Grafen wurde respektiert, über die Vergehungen seines Sohnes möglichst zu schweigen. Graf Oskar, dem in der Umfchan nach einem hübschen Weibe schließlich Aussicht auf pikante Abenteuer sich ge nug eröffnete, hatte gelegentlich auch Gräfin Zeluscha kennen gelernt. Sie war eine Schönheit, das konnte Niemand be zweifeln : sic war abcr auch eine willkommene Partie. Was Wunder nun, wenn feine Eltern seine Absicht, sich der hübschen Nachbarstochter zu nähern, mit allen Mitteln unterstützten? Ja, gerade Gräfin Zeluscha von Sorin allein wäre vielleicht im Stande gewesen, ihre wohltätige Macht auf den Grasen Oskar auszuüben! Man wußte den jungen Grafen in der Familie des Nachbargutes gut aufgehoben und sah es gern, daß er jetzt so oft Gelegenheit nahm, nach dort zu reiten. Auch die Familien waren von altersher be freundet miteinander, wenn es anders eine aus gemachte Sache war, daß die Grafen Saxin großen Gesellschaftsfestlichkeiten geradezu abhold waren. Wen» man einander traf, war man freund schaftlichst, man besuchte einander auch ab und zu, damit jedoch hatte es sein Bewenden. In der letzten Zeit allerdings hatte die Sach lage insofern eine angenehme Abwechselung erfahren, als die Saxinsche Familie die Familie des Grafen Nabinsky offenbar gern bei sich sah und auch jeden Besuch ebenso bereitwilligst erwiderte. Man schrieb dies nicht mit Unrecht auf das Konto des jungen Grafen Oskar, der den Saxins also ein willkommener Schwiegersohn sein mußte. Und wie bereits ausgeführl an anderer Stelle, war es in der Tat so. Nur Zeluscha selbst, welche bei der Sache am Ende die am meisten Interessierte war, tonnte sich mit diesem Gedanken nicht befreunden. Graf Oskars unruhiges Auge lüß sic seinen Charakter richtig erkenne», ohne daß sie wußte, warum. Und weil es eben an Beläge» fehlte, war es ihren Ellern nicht klar, warum sie sich von dem galanten Kavalier stets so abgestoßen fühlte. Zeluschas Ellern erhofften immer einen Wechsel in ihrer Tochter Gesinnung, obwohl sie ihr Festhalten an einer einmal gefaßten Meinung nur zu gut kannten. Graf Oskar reizte das zurückhaltende Wesen seiner Angebeteten; dabei saß die Flamme der Liebe bei ihm absolut nicht so tief und so fest, als er es erscheinen ließ. Ec hatte sichs aber in den Kopf gesetzt, der hübschen Zeluscha nach allen Regeln der Kunst den Hof zu machen und ärgerte sich, daß er bei dieser Dame nicht auch solche Triumphe feiern konnte wie bei weiblichen Wesen niederen Standes, die er zu begeistern, zu faszinieren gewußt hatte. Heute nun, nachdem er von dem Plauderstünd chen auf dem Saxinschen Gute spät Abends heim gekehrt war, befand er sich in auffallend verteufelt schlechter Stimmung. Zeluicha war nun schon so lange im Pensionat; bis heute jedoch war ihn, dem Grafen Oskar, noch nicht ein Gruß von ihr an ihn bestellt worden. Das war der erste Grund zum Aerger. Er durchmaß in schnellen Schritten sein Zimmer, runzelte die Stirn, schlug am Ende mit der geballten Foust auf den Tisch, daß die Lampe ins Wanken gerieth, und sprach erregt: „Zum Teufel, was bindet mich denn eigentlich an dieses Weib? Nun habe ich das Führen am Gängelbande satt! Morgen schon mache ich der Sache ein Ende. Ich schreibe ihr einfach ins Pensionat, sie könnte sich in den Glaskasten setzen lassen, wenn sie es verschmäht, einem Grafen von Nabinsky anzugehören!" (Fortsetzung folgt.)