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Hormersdorf. Am Dienstag mittag fiel das 2*/,jährige Söhnchen des Expedienten Herrn M. Pfüller in einem unbewachten Augenblicke in ein unüberdecktes Wasserloch bei der Wollerschen Strumpfwarensabrik und fand darin seinen Tod. Als die Mutter von dem Un fall Kenntnis erhielt, brach sie ohnmächtig zusammen. Aus Thüringen Gera. Ein interessantes Hochstaplerpaar hat die hiesige Polizei in sicheren Gewahrsam genommen. Allerdings weiß man noch nicht, mit wem man es zu tun hat, da die Papiere, die das Paar bei sich führt, allem Anscheine nach gefälscht sind. Das Paar sührte sich hier bei einer Frau mit dem Be merken ein, daß es sich aus der Hochzeitsreise be finde, reiche Schwiegereltern und viel Geld in Aus sicht habe. Nach dem Weggange des Paares ver mißte die Frau ein Stück Kleiderstoff aus der Kom mode. Bei der Verhaftung versuchte der angebliche junge Ehemann den wilden Mann zu spielen mit der Behauptung, daß er erst kürzlich aus einer Irren anstalt entlassen worden sei. Ferner wird er be schuldigt, der Aufgeber einer Anzeige in den hiesigen Blättern zu sein, worin ein „Arzt sichere Hilfe in diskreten Fällen" anbot, auf das auch eine Anzahl Briefe eingegangen sind. Der Mann gibt weiter an, Ingenieur zu sein und bestreitet, mit der Anzeige in irgend welcher Verbindung zu sein. Dir weib liche Person hat durch ein Inserat Geld gesucht, sie will in London an einen Droguisten verheiratet ge wesen und von diesem verlassen worden sein. Allerlei Hamburg. Der Dampfer „Rubens", Kapitän Klint, mit Kohlenladung von Sunderland nach PiUau bestimmt, ist in der Nord see gesunken. Der Kapitän, der erste Steuermann und sechs Mann der Besatzung ertranken. Sieben Ued erlebende trieben 23 Stunden in einem Boot umher. Während dieser Zeit starben 3 Leute vor Erschöpfung. Schließlich wurden der zweite Steuermann, der Maschinist und zwei Mann von dem norwegischen Dampfer „Prima" ausge nommen und in Christiansand gelandet. Spremberg i. L. Verschiedenen Personen unserer Stadt ist in letzter Zeit eine weibliche Per son aufgefallen, Witwe Hedwig Fischer geb. Adler aus Königsbrück mit Namen, von der man annehmen mußte, daß sie keine Frau sei. Auch unserer Poli zei war die Sache verdächtig vorgekommen. Man ging demnach dec Sache auf die Spur. Es wurden Erkundigungen eingezogen, und nach der heute vor genommenen Verhandlung wurde durch einen Zeugen festgesteUt, daß die Hedwig Fischer, die am 27. Mai 1880 in Königsbrück geboren sein will, der am 28. September 1845 in Großenhain geborene Weber Julius Wilhelm Paul Fischer ist. Er war, wie weiter ermittel! wurde, m Großenhain verheiratet, lebte seit einigen Jahren aber von der Frau wegen Ehezwistigkeiten getrennt und Hut, wie er angiebt, zu der Verkleidung seine Zuflucht genommen, um dadurch ein besseres Fortkommen zu haben. Dieser Weber Fischer ist, wie ferner festgesteUt wurde, in Posen bereits seit ein paar Jahren als Kinderfrau in Stellung gewesen. Kastrop (Westfalen). Auf der Zeche Erin wurde am Vorabend der Wahl einer Anzahl Berg leuten gekündigt, darunter auch einem Stadtverord neten, der Bergmann ist. Alle sind Vertrauens männer der Zentrumsparlei. Die Erbitterung unter der Bevölkerung darüber war natürlich groß. — Manche Leute scheint der Wahleifer blind gemacht zu haben. 's Marienwerder. Durch den gestern srüh nieder gegangenen wolkendruchartigcn Regen wurde auch in dem Gebiet zwischen Mewe und Bijchofswerder großer Schaden angerichtet und die Ernte vernichtet. Die Eisenbahnstrecken sind durch das Unwetter zum Teil derart beschädigt, daß der Verkehr zum Teil eingestellt werden mußte. Einen ungeheuerlichen Appetit haben zwei Arbeiter auf einer Brikettfabrik bei Brühl (Vaden) entwickelt. Infolge einer Wette verzehrten sie 3'/z Meter Bratwurst (das Drittel hatte der Wirt zugegeben) und verlangten dann noch stolz ein Pfund Gehacktes! -f Bromberg. Vorgestern nachmittag sind auf dem Marsch nach dem Schießplatz Hammerstein beim Pferdewaschen im See von Pawlowo drei Kanoniere des Artillerieregiments Nr. 53 (Bromberg) ertrunken. -j- Rustschuk. Hier sind die schwarzen Blattern ausgebrochen. Newyork. Eine Räuber- und Mörderbande, die seit 20 Jahren in Süd-Dakota eine Schreckens herrschaft ausüdte, ist durch die Kühnheit und List eines Geheimpolizisten, der sich in sie einschlich und in ihre Geheimnisse einzudringen wußte, entdeckt worden. Wie die Schuldigen selbst zugestehen, haben sie in den letzten 20 Jahren 40 Menschen getötet, 10000 Pferde und 500000 Stück anderes Vieh ge stohlen. In vier Grafschaften des Staates Süd- Dakota hatten sie die Gewalt in den Händen und besetzten die Aemter nach Gutdünken mit ihren An hängern. Das Haus eines Staatsanwaltes, der der Bande auf die Spur gekommen war, wurde nieder gebrannt. Mer tüt SiMM ü in Muse wird berichtet: Zum ersten Male in der Geschichte Her Chirurgie in England ist bet Ausführung einer schweren Operation hypnotische Suggestion an Stelle der gewöhnlichen Betäubungsmittel zur Anwendung gelangt. Der Versuch ist von Dr. Frank Aldrich in Clapton gemacht worden, als er einer 38jährigen Dame das Bein ^amputieren mußte. „Vor zwei Wochen," so erzählte Dr. Aldrich — „wurde ich zu der Patientin gerufen, die an Geschwüren in der Gegend des Knöchels litt. Bei einer früheren Ope ration war bereits ein Knochen entfernt worden; sie litt schon seit Jahren große Schmerzen und war körperlich sehr heruntergekommen. Die notwendige Amputation fürchtete sie wegen des Chloroforms und dieses war in ihrem Fall auch nicht anwendbar. Da ihr Vater seine Einwilligung gab, begann ich eine Woche vor der Operation mit der Hypnose. Nach 30 Sekunden wurde sie anästhetisch und die Hypnose, die ich täglich vornahm, dauerte eine halbe Stunde. In der Hypnose wurde sie dann eines Abends in ein anderes Zimmer gebracht, das im Hause nebenan lag; ihr Bett wurde auseinanderge nommen und wieder zusammengesetzt und trotz des Lärmes hörte sie nichts und war beim Erwachen sehr erstaunt, sich in einer anderen Umgebung zu befinden. Am nächsten Morgen hypnotisierte ich sie und suggerierte ihr, sie würde beim Erwachen keine Empfindungen im Knie haben. Das war auch tat sächlich her Fall. Um 4 Uhr nachmittags hypnoni- sierte ich sie wieder, ohne ihr etwas von der bevor stehenden Operation zu sagen. Sie nurde vom Bett auf den Operationstisch gehoben; inzwischen waren ein Chirurg aus einem Londoner Krankenhaus und ein Kollege gekommen. Um 4 Uhr 50 Minuten be gannen sie mit der Operation, die um 5 Uhr 10 Minuten beendet war. Ich erweckte die Patientin um 5 Uhr 15 Minuten und um 5 Uhr 30 Minuten hatten wir alle das Haus verlassen. Während der Operation sagte ich zu der Patientin das ihr Vein unterhalb des Knies abgenommen würde. Sie lachte und sagte: „Gut, halten Sie meine Hand". Als der Nerv abgetrennt wurde, packte sie meine Hand fest, nach dem Erwachen sagte sie: „Ich fühle Meck- und Nähnadeln". Symptome von Schreck zeigten sich nicht. Puls und Temperatur waren und find bis heute vollkommen nor mal. Nach der Operation aß sie um 6 Uhr eine kräftige Mahlzeit. Die Wärterin erzählt, dies wäre der wunder barste Fall, der ihr je in ihrem Beruf vorgekvmmen sei. Sie gab der Patientin während der Operation Portwein und Wasser und sprach die ganze Zeit mit ihr. Die Aerzte waren etwas ungläubig und hatten für alle Fälle Chloroform mitgebracht. Jetzt ist die Patientin gut und sicht besser aus als je." Buntes Feuilleton. Stilblüten, die der Sammelmappe eines Richters entstammen, teilt das „N. Wien Tgbl." mit. Wir lesen da: Die meisten Personen ge ringeren Bildungsgrades suchen sich vor Gericht be sonders gewählt auszudrücken, wobei sie die drolligsten Ausdrücke anweudeu. Ein Fräulein (die Geschichte ihrer Verlobung schildernd): Der Herr war mit mir verlobt; dann war ich ihm zu minder, er hat sich mit einer andern verloben lassen und da hat er mir meine Verlobung vor Zeugen retourniert! — Angeklagter (von einer Frau wegen Ehrenbeleidigung verklagt): Herr Richter! Diese Frau ist ein Tiger! Sie ist eine schlimme verwogene Person und wird noch schlimme Dimensionen annehmen! — Ange klagter: Nach Stadlau komm' ich im ganzen Jahr mit keinem Fußtritt. — Der Advokat A. ermahnt Frau B., sich der Würde des Ortes entsprechend zu benehmen, worauf Frau B. verletzt antwortet: Zu fällig bin ich in ganz Wien bekannt durch mein taktvolles Benehmen. — Angeklagte : Ich will nichts, als daß mein Kind mangelhaft (makellos) dasteht!" — Angeklagter (um das Wort bittend): Herr Richter, wenn ich bitten darf um die Ausrede! — Ich bitte, ich sage immer und auf allen Linien die Wahrheit. — Die Wahrheit muß heraus, da bin ich zu neutral für das. — Ich weiß, es steht meine Lebensexistenz und der Schandfleck auf meinem Ge wissen. — Urwüchsiges : Angeklagter (wegen Kohlen diebstahls angeklagt): I kitt' schön, Herr kaiser licher Rat, soll ma si dös bist Heizmaterial, das wa braucht, a no kaufen? Verschiedene Antworten auf verschiedene Fragen: Was sind Sie? An armer Narr. — Gar nichts. Häusliches (Private). — A Böhmin. Lesefrüchte Du kannst dir jeden Feind versöhnen und ver binden, Nur bei dem Neider wirst Du niemals Gnade finden. Dort in jenen düsteren Fernen Waltet keine blinde Macht, Ueber Sonnen, über Sternen. Ist ein Vateraug das wacht. Grillparzer. Man muß Herr sein über sich selbst, um über die Welt Herr zu sein. Kari v. Mit der Freude zieht der Schmerz Treulich durch die Zeiten, Schwere Stürme, milde Weste, Bange Sorgen, frohe Feste Wandeln sich zur Seiten. I. P. Hebet. Humoristisches Eine nette Gesellschaft. „. . . Herr Maier, Sie sind ja nicht mehr Mitglied des Vereins! . . . Warum sind Lie denn ausgetreten?" „Ach was — ausgetreten! Zuerst hat mich vom Verein jed's Mitglied an'pumpt, und wie ich nach her mein Geld hab' hab'n wollen, hab'n s' mich einfach ausg'schlossen !" („Fl. Bl.") Telegramme NnglütkSfaU Potsdam, 18. Juni. Auf einem Neubau riß gestern beim Aufwinden eines eisernen Trägers die Kette. Der Träger durchschlug das Gerüst, wo bei 3 Arbeiter in die Tiefe stürzten und schwer ver letzt wurden. 1 Arbeiter ist seinen Verletzungen erlegen. Verurteilt Nordhausen, 18. Juni. Das Schwurge richt verurteilte den Landwirt Aehle aus Dietasdorf wegen Totschlag-Versuchs, begangen an seiner Frau, zu 5 Jahren Zuchthaus. Schärfere Matzregeln Petersburg, 18. Juni. Der Kriegsminister richtete an alle Kommandanten ein Rundschreiben, worin er ihnen befahl, im Wiederholungsfälle die schärfsten Maßregeln gegen die reaktionäre Progaganda im Heere zu treffen. Ausstand London, 18. Juni. Der Ausstand in Oporto nimmt immer größere Ausdehnung an. Den Spinnerciarbeitern haben sich andere Arbeiter ange schlossen. Den Vertretern der Regierung und den Fabrikherren war es nicht möglich, ein Einvernehmen zu erzielen. Der Ministerpräsident erkürte, er werde Unruhen auf das strengste unterdrücken. Die Poli zei verhandelt mit den Truppen. Bisher wurden 94 Personen verhaftet und auf Kriegsschiffe gebracht. 8 Monate Kerker. Sofia, 18. Juni. Der Staatsgerichtshof ver urteilte den früheren Minister Radosbawow zu acht Monaten Kerker. Großes Aufsehen New-Jork, 18. Juni. Die Blätter melden die Demision des Direktors des SchiffSrheder-Trusts „Nixon" vor dem Gerichtshof. Er verlangte die Fallit-Erklärung der Gesellschaft wegen Unterschlagung, schlechter Verwaltung und Veruntreuungen. Die Meldung erregt großes Aussehen. Eprech-Laal. Für Mitteilungen unter Sprechsaal übernehmen wir nur die preßgesetzliche Vtmntworiung. Ein anerkennenswerter Fortschritt ist es, daß sich auch die kleinen Städte mehr und mehr ent schließen, einen oder mehrere Sprengwagen zu be schaffen. Auch unser liebes Lichtenstein hat sich auf die Höhe geschwungen und neben vielen anderen Neuerungen auch die Beschaffung eines entsprechen den Sprengwagens für notwendig erachtet. Das ist lobenswert und verdient Anerkennung. Wenn nun aber ein derartiger Wagen vorhanden, so ist es auch notwendig, daß er seinen Zweck erfüllt durch Löschung des Staubes in den Straßen der Stadt. Leider ist dies jedoch nicht immer der Fall, denn seit 3 Tagen ist derselbe in behaglicher Ruhe an seinem Aufbe wahrungsorte verblieben. Namentlich den Bewohnern der Hauptstraße ist es in den letzten 3 Tagen infolge des Straßenstaubes geradezu zur Unmöglichkeit ge worden, irgend ein Fenster der Frontseite zu öffnen. Es ist dringend erwünscht, daß hierin bald eine Aenderung eintrilt. Im Winter braucht nicht ge sprengt zu werden, wohl aber desto öfterer im Sommer! -r-. I SW. -W. S-OTZ»« 8Ms-Merit Ziehung erster Klasse 6. u. 7.Juli IS«.? hat abzugeben k. dinier, im. 8. v. BM, MeOni. Marktpreise der Stadt Chemnitz. Bom 17. Juni 1903. Weiz-n, fremte Sorten, 8 M- 60Pf.b. 9 M. — Pf.probOKilg . sächsischer, 7 » diesjähr. Ernte, — Roggen,niederländ.sächs. 6 - preußisch.,neuer 6 » hiesiger, 6 - fremder 7 - neuer — Gerste, Brau-, fremde — - sächsische — - Futter 6 Hafer, sächsischer 7 - preußischer — - preußisch und sächsischer, neuer — Erbsen Koch- 10 Erbsen, Mahl- u. Futter- 8 Heu 2 -- verregnetes — Stroh (Flegeldrusch) 1 - Maschinendrusch 1 Kartoffeln, inländ. neue 3 Butter 2 90 - - 8 . 10 . . . 80 - - 7 20 > . I 80 . . 7 - 20 - . . 60 - 6 - 70 - - . 20 . - 7 - 35 . . . 40 . - 6 - 75 - - - — . - 7 - 20 . - . — . -11 - 50 - - - 50- . 9 ' - - - - 50 - - 3 - 50 . - . 80 - - 2 - 30 . - - 10 - - l - 60 . . . - . - g . — . . . 40 - - 2 - 60 - - 1 Preisnotierungen der Produkten-Börs« zu EhemnitzHei Abnahm« von 10 000 kg Voraussichtliche Witterung: Etwas kühleres, halbheitereiteS Wetter mit Niederschlags» Neigung.