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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich KesOsts-AnzeiM für Mnimf, KAüh, Kerns-ors, Ms-ars, St. ßzi-ien, Kemrichsart, Ummm n. MW Amtsblatt für den Ktadlral zn Ktchlenstein. - - - SS. Jahrgang. —— Nr. 13S. Freitag, den 19. Juni 1903 Dieses Blatt erscheint täglich «außer Sonn- und Festtags) abends für den felgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mk. 2b Pfg., durch die Post bezogen 1 Mk. SO Pf. — Einzeln« Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der E^etntmn in Lichtenstein, Markt 6, alle Amferl. Postanstaltcn, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die fünfgespaltene KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. — Im „Amtlichen Teil' wird die zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die bgespaltene Zeile 15 Pfennige. — Bekanntmachung. Wir geben hiermit bekannt, daß der approbierte Tierarzt, Herr Werner Timon Karl Schrader aus Stettin auf die Dauer der Abwesenheit des bis zum 25. dss. Mts. beur laubten Herrn Tierarztes Zeeh als Fleischbeschauer für die Bezirke der Städte Lichtenstein und Callnberg und für den Fürstlichen Gutsbezirk Lichtenstein in Pflicht genommen worden ist. Lichtenstein und Callnberg, am 16. Juni 1903. Der Stadtrat zu Lichtenstein Der Stadtgemeinderat zu Callnberg I. V. Prahtel, Götze, Bürgermeister. Stadtrat. Der Fürstliche Gutsbezirk Lichtenstein. I. Böhm, stellv. Gutsvorsteher. Schbr. Die Anmeldung für den nächsten Aufnahmetermin in die Soldatenknaben» Erziehungsanstalt in Kleinstruppen zu Ostern 1904 kann bereits von jetzt ab bis Ende Dezember 1903 bei den Bezirkskommandos erfolgen. Zur Aufnahme berechtigt sind die Söhne gut gedienter Unteroffiziere und SoldcAen der Königlich Sächsischen Armee, welche zu Ostern 1904 konfirmiert werden. Stotterer, Bettnässer, Bruchleidende und mit stärkerem Fußschweiß Der neue König von Serbien. Am Montag hat die ans Senat und Abge- ordnetenhanS, der Skupschtina, - zusammengesetzte serbische Nationalversammlung mit Stimmeneinheit Len bisherigen Thronprätendenten Peter Karageorge- witsch zum Herrscher Serbiens au Stelle des er mordeten Königs Alexander gewählt, wie dies aller dings schon zu erwarten stand. Sofort nach Voll zug der Wahl wurde das genannte Ergebnis dem Ge wählten seitens der provisorischen Belgrader Regierung in einer Depesche amtlich mitgeteilt, worauf derselbe unter Ausdrücken des Dankes und der Rührung telegraphisch die Annahme der Wahl erklärte. Hier mit ist der Urenkel des Begründers des serbischen Fürstentums auf den durch eine in der Geschichte zivilisierter Staaten fast unerhörte Bluttat zur Er ledigung gekommenen Thron des jüngsten europäischen Königreiches gelangt und die Dynastie der Kara- georgewitsch abermals in Serbien eingesetzt worden, nachdem die Dynastie Obrenowitsch durch das Ge metzel vom 10. Juni plötzlich ein so grausames Ende gefunden hatte. Durch ein Blutmeer ist für Peter I., den jetzigen Serbenherrscher, der Weg zum Throne gegangen, aber er selbst darf gewiß nicht verantwortlich für die grauenvolle Metzelei gemacht werden, mittels welcher König Alexander, Königin Draga und ihr näherer Anhang beseitigt wurden. Denn überzeugend hat Peter Karageorgewitsch sofort nach der Mordnacht von Belgrad versichert, daß er mit den stattgehabten blutigen Ereignissen nicht das mindeste zu thun habe, daß er sie vielmehr entschieden beklage und verurteile. So konnte er denn jetzt ohne moralische Bedenken und Gewissensbisse der ihm gewordenen Berufung auf den serbischen Königs thron folgen, welcher dem Haupt der jüngeren Linie der Karageorgewitsch, wie es scheint, von keiner Seite streitig gemacht werden wird, auch nicht von den Prinzen der älteren Linie Karageorgewitsch. Peter I. von Serbien steht zur Zeit im 57. Lebensjahre, eine sympathische, männliche Erscheinung von gewinnendem Aeußeren und weltmännischen Manieren. Vermählt war er mit Zorka, ältesten Tochter des Fürsten Nikita von Montenegro, welche vor einigen Jahren starb; zwei Söhne und zwei Töchter sind Lieser Ehe entsprossen. Wiederholt hat König Peter schon Pulverdampf gerochen und die Strapazen von Feldzügen kennen gelernt, er kämpfte seinerzeit in der französischen Fremdenlegion in Afrika, und nahm 1875 an dem bosnischen Auf stande gegen die Türkei teil, als angeblicher fran zösischer Kapitän Mercunic. Er zeichnete sich in verschiedenen Gefechten durch persönliche Tapferkeit und glückliche Initiative hervorragend aus, auch teilte er mit seinen Leuten getreulich alle An strengungen und Strapazen dieses Feldzuges. Erst dann wurde seine wahre Eigenschaft als Sprosse der Karageorgewitsch seinen näheren Kriegskameraden Behaftete, sowie Knaben, welche voraussichtlich späterhin zum Militärdienst ungeeignet sind, werden nicht ausgenommen! Die Zöglinge der Anstalt in Kleinstruppen werden in der Regel nach einem Jahre in die Unterosfiziervorschule in Marienberg übergeführt, auS letzterer nach 2 Jahren in die dortige Unteroffizierschule versetzt und aus dieser nach weiteren 2 Jahren in die Armee eingestellt. Die Erziehung und Ausbildung in allen drei Anstalten ist völlig kostenfrei. Die vollständigen Aufnahme-Bedingungen können ^bei jedem Bezirks kommando entnommen werden. Dresden, den 15. Juni 1903. Kriegsmiuisterium, Allgemeine Armee-Abteilung. F reiherr v. Wagner. Gesucht wird der am 17. April 1876 in Chemnitz geborene Kellner Ernst Curt Zschiedrich, der zur Zahlung von Unterhaltungsbeiträgen anzuhalten ist. Der Rat der Stadt Leipzig (Waisenamt). Dr. Web e r. H. Volksbibliothek Knabenflügel pari. Nr. 1. bekannt, als ein gedungener Kerl aus Belgrad im Lager der Aufständischen anlangte, um den Prinzen Peter zu ermorden, ein Zufall vereitelte indessen noch rechtzeitig seine verbrecherische Absicht, und der Mordbube erlitt den wohlverdienten Tod. — Seit längeren Jahren wohnte der jetzige König von Serbien in Gens mit seinen beiden Töchtern, in durchaus bürgerlich einfacher Weise, aber stets lebhasten Ver kehr mit Männern der Wissenschaft pflegend und nachdrücklichen Anteil an allen Zeitfragen nehmend. Unter schwierigen und außerordentlichen Ver hältnissen besteigt Peter I. den serbischen Königs thron, sie erfordern auf demselben einen ganzen Mann, eine ebenso kluge wie gewandte und energische Persönlichkeit. Inwieweit sich König Peter als eine solche erweisen yürd, das muß zunächst noch dahin gestellt bleiben, jedenfalls kommt er aber jetzt mit den besten Vorsätzen, Serbien wirklich glücklich zu machen, in das Land seiner Väter, was verschiedene Aeußerungen von ihm bekunden. Von den fremden Mächten hat er sicherlich keine Schwierigkeiten zu erwarten, es muß vielmehr den ersteren daran liegen, dem Nachfolger des ermordeten Alexander durch seine rasche Anerkennung über die ungewöhnliche und heikele Lage hinwegzuhelfen, in welcher er sich be findet, sonst könnte der Thron- und Dynastiewechsel in Serbien unter Umständen allerdings zum Aus gangspunkte neuer Wirren im europäischen Südosten werden. Zunächst jedoch ist mit der Wahl Peter Karageorgewitsch zum König der Kampf zweier mit einander rivalisierender Fürstengeschlechter in Serbien beendet, der tapfere Urenkel des alten gewaltigen Volkshelden der Serben hat das Szepter Serbiens ergriffen — möge es ihm beschieden sein, Land und Volk der Serben einer ersprießlichen Entwickelung entgegenzuführen! Ilckr die krBEe der MsiGW schreibt die „L. Z." u. a. folgendes: Die Reichs tagswahlen in Sachsen haben Ergebnisse gezeitigt, die die Freunde der bestehenden Staats- und Ge sellschaftsordnung mit größter Unzufriedenheit und mit Sorge erfüllen müsfen. Waren im Jahre 1898 im ersten Wahlgange neben den 3 Konservativen, 2 Nationalliberalen und 2 Antisemiten 7 Sozial demokraten gewählt worden, so haben die Sozial demokraten diesmal gleich beim ersten Anlauf 18 Mandate erobert, während von den Ordnungßpar- teien nicht ein Kandidat durchgebracht worden ist, sie vielmehr lediglich in 5 nicht allzu aussichtsvollen Stichwahlen verblieben sind. Die Sozialdemokraten haben ihren Besitz behauptet in den Wahlkreisen Zittau,Dresden-Neustadt,Dresden-Altstadt, Dippoldis walde, Döbeln <den sie bei einer Nachwahl im vorigen Jahre von den Nationalliberalen gewannen), Leipzig- Land, Chemnitz, Glauchau, Zwickau, Stollberg, Marienberg und Auerbach. Sie haben zu diesen 12 bisherigen Mandaten 6 neue errungen, und zwar in den Wahlkreisen Löbau, Meißen, Pirna, Rochlitz, Annaberg und Plauen, von denen zwei den Konservativen, zwei den Reformern und zwei den Nationalliberalen— wenn man den von Uhlemann * vertretenen Wahlkreis Rochlitz dieser Partei zurechnet — gehört haben. Stichwahlen haben in 5 Wahl kreisen stattzufinden, an allen sind die Sozialdemo kraten beteiligt, und zwar stehen ihnen in dem Wahl kreise Bautzen ein Reformer, in den Wahlkreisen Freiberg, Grimma und Borna Konservative und im Wahl kreise Leipzig-Stadt ein Nationalliberaler gegen über. Neben den abgeschlossenen Erfolgen der Sozial, dcmokraten kommt die Zunahme der für ihre Kandidaten abgegebenen stimmen in einzelnen Wahlkreisen in Betracht. So haben sie sich im Wahlkreise Löbau gegen das Stich- wahlergcbnis von 1898 um nahezu 4000, im Wahlkreise Bautzen gegen die vorige Hauptwahl um reichlich diese Ziffer, im Wahlkreise Dresden-Neustadt um 6500, im 6. Wahlkreise j Dippoldiswalde) um mehr als 11 000, im Wahlkreise Leipzig-Land um gar 15 000, im Wahlkreise Rochlitz um 6500, imWahlkreiseChemnitz umnahezu 10000 Stimmen vermehrt, um nicht weitere Erhöhungen aufzu zählen. Andererseits sind die Wahlziffern der Ordnungs- parleien zumeist nicht wesentlich zurückgegangen, haben aber auch nur in wenigen Kreisen eine bemerkenswerte Steigerung erfahren, z. B. im 11. Wahlkreise (Oschatz- Grimma), in dem die gegen 1898 wesentlich größere Wahlbeteiligung die konservativen Stimmen um rund 6000 Stimmen erhöht hat; freilich sind hier die sozialdemokratischen Stimmen um noch viel mehr gewachsen. Weitere Betrachtungen anzustellen wird sich noch Zeit genug finden. Im Reiche sind die Wahlen, soweit es sich im Augenblicke übersehen läßt, nicht so unbefriedigend ausgefallen wie speziell in Sachsen. Aber auch hier zeigt es sich, daß die Sozialdemokratie durchweg im Fortschreiten ist; während sie 1898 im ersten Wahl gange nur einige 30 Kandidaten durchbrachte, hat sie jetzt schon 53 Mandate gewonnen. Politische Rundschau Zutsche» Berlin. Bis zur Ltunde sind aus 3V6 Wahl kreisen die Resultate bekannt, von denen zwei Drittel gewählt und I^i Ltichwahlrn erforderlich sind Die 2lt gewählten Abg. setzen wie folgt zusammen r 3L ltonservative, I Bauernbund, I B d. L.. <» Ap, -><i Z., 5 Natt., I srs. Bgg, I Antisemit, l bhr. Loz , l l Polen, I Däne, 7 t^lsässcr, I Nat. Loz. und 57 Sozialdemo kraten. An den Stichwahlen werden sich beteilige« 3> llons. 13 B. d. L, l.» Np., 3 > Z.. Mi Natl, I!) fr. Bgg., 24 srs. Bp., 9 Deutsche Bp, l l Antisemit,», S t-hr.-Loz, t» Polen, 6 Welsen, l Nat.-Loz . 4 Elsässer, 2 Wilde, I Bauernbund «nd l2N Lozialdemokrateu. Ter Wahlkreis Neuenburg fehlt noch. * Als am gestrigen Vormillage dem Reichs kanzler das Ergebnis der Wahlen gemeldet wurde, nahm sein sonst so sorglos, heiteres Gesicht einen, wenig geistreichen Ausdruck an. Ein derorliges Re sultat hatte er denn doch nicht erwartet.