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Schweiz. * Genf. In der Umgebung des Königs Peter war gestern das Gerücht verbreitet, es bestehe gegen ihn ein Komplott. Als der König davon hörte, zeigte er sich keineswegs beunruhigt, sondern erklärte, das sei in solchen Fällen stets der Fall. Eine offizielle Notifikation an die Mächte soll unterbleiben, bis zum Eintreffen in Belgrad. Großbritannien. * Die Preise der Plätze für die Galavorstellung anläßlich des Besuches Loubets im Conventgarten in London haben eine enorme Höhe erreicht. So kostet z. B. die erste Loge 1575 Frank, die zweite 1050 Frank u. s. f. Rußland. * Unruhen in Lodz (Russisch-Polen) werden den „P. N. N." gemeldet. Eine aus etwa 1000 Arbeitem, zum größten Teil der jüdischen sozialistischen Vereinigung „Achtes" angehörig, gebildete Menschenmenge rottete sich zusammen und prügelte den mit blankem Säbel ein schreitenden vrelgehaßten Polizeikommissar Marmuzow zu Tode. Bei dem Hauptkrawall bemühten sich einige 100 Polizisten, etwa 1000 mit Knütteln bewaffnete Haus» Wächter, fowie Kosaken und Gendarmen, die Menschen menge auseinanderzujaaen. 17 Personen wurden schwer, darunter zwei lebensgefährlich durch Säbelhiebe verletzt. Bulgarien * Der bulgarische Staatsgerichtshof fällte am Donnerstag das Urteil gegen mehrere Minister des Kabinetts Jwantschew. Der frühere Ministerpräsi dent Jwantschew und der frühere Minister der öffent lichen Arbeiten Tontschew wurden wegen Außer achtlassung der Bestimmungen des Gesetzes über Vergebung von öffentlichen Arbeiten bei der Anlage eiserner Haugards und die Gewährung einer Sub vention an die deutsche Levantelinie ohne Ermächti gung der Sobranje zu je acht Monaten Zwangs arbeit und der damalige Finanzminister Radoslawow wegen politischer Delikte zu acht Monaten Kerker verurteilt. Finanzminister Tenew wurde freige sprochen. Der Gerichtshof beschloß, alle Verurteilten der Begnadigung der Sobranje zu empfehlen. Afrika * Recht ungünstig steht es mit den Engländern im Somalilande: Der „Daily Mail" wird aus Aden unter dem 16. Juni gemeldet, daß sich Oberst Cobbe in ziemlich bedenklicher Lage befinde. Seine kleine Truppe soll in Galadi stehen und auf halbe Rationen angewiesen sein. General Manning ist ebenfalls umzingelt und nicht imstande, Oberst Cobbe zu unterstützen, da es ihm vor allen Dingen an Transportmitteln fehlt. In England hatte man bisher keine Nachricht von dem Verbleib des Obersten Cobbe. Man wußte nur, daß eine Konzentration der englischen Truppen auf Bohotle angeordnet war. Aus Stadt und Laud Lichtenstein, 20. Juni. * — Keine Platzmufik Wegen anderweitiger Beschäftigung der hiesigen Stadtkapelle findet morgen Sonntag keine Platzmusik statt. * — Neber die Handhabung des sächsischen VersammlnngSrechtS ist von der Kreishauptmann schaft Dresden eine Entscheidung erlassen worden, nach der eine politische Versammlung nicht verboten oder aufgelöst werden darf, weil Minderjährige daran teilnehmen. Vielmehr kann nach den Be stimmungen des Vereinsgesetzes die Teilnahme Minderjähriger an einer öffentlichen politischen Ver sammlung nur die Bestrafung der Minderjährigen und eventuell des Veranstalters und des Leiters der Versammlung nach Z 33a des Gesetzes zur Folge haben. * — TaubstummengotteSdkeust Der Taub stummengottesdienst am 28. Juni in Zwickau fällt aus; der nächste wird am 26. Juli gehalten werden. * — Die Sterbekaffe des Deutsche« Werk meister-Verbandes, die etwa 41 000 Mitglieder zählt, wurde seitens des Kaiserlichen Aufsichtsamtes für Privatoersicherung im ganzen Deutschen Reiche zum Geschäftsbetriebe zugelassen. Während die alten, jetzt vorhandenen Mitglieder Durchschnittsbeiträge zahlen, zahlen neu zuaehende Mitglieder Versicherungs- technisch nach dem Lebensalter berechnete Beiträge. Die Beiträge selbst können dem Vergleich mit denen jeder sonstigen Versicherungsanstalt stand halten. Der Verband selbst, dem die Mitglieder der Sterbekasse zugleich angehören, unterhält überdies noch eine Reihe von Wohlfahrtseinrichtungen. * — Die Sächsische Staatsbahneuverwaltuug hat jetzt an ihre Dienststellen eine Anweisung er gehen gegeben, die vom reisenden Publikum gewiß willkommen geheißen werden dürste. Die Wagenab teilungen und zwar besetzte und unbesetzte, sollen nämlich während der warmen Jahreszeit gelüftet werden. Während der Fahrt sind jedoch die Fenster der unbesetzten Wagenabteilungen geschlossen zu halten. Weiter soll darauf geachtet werden, daß die Wasserbehälter und Wasserkrüge in den Waschräumen der Wagen vor der Abfahrt der Züge gefüllt werden, und daß insbesondere auf geeigneten Stationen unterwegs für genügende Nachfüllung gesorgt wird. * — Ueber den englische« Rase« bringt die Nr. 24. des „Praktischen Ratgebers," Frankfurt a. Oder, von einem Mitarbeiter in London einen Be richt, aus dem hervorgeht, daß die landläufige Vor stellung von der Eintönigkeit und Langweiligkeit des englischen Garten-Rasens nicht die richtige ist. „Gerade der Rasen im englischen Garten erfreut sich sehr häufig reichen Blumenschmuckes. Ueberrascht stand ich im ersten Jahre meines Aufent haltes hier vor den weiten, bunten Rasenflächen. Die ersten warmen Strahlen der Frühlingssonne 1903. H. Schbr. Tageblatt. Der Stadtrat. Steckner, Bürgermeister. liste betr., zurückgezogen. Lichtenstein, am 19. Juni 1903. Der Stadtrat Steckner, Bürgermeister. unter Beibringung eines Geburtsscheines im hiesigen Rathause (Kassenzimmer 1 Treppe) zu melden. Bezüglich der im vorigen Jahr berücksichtigten Bewerber bedarf es neuer. Anmeldung nicht. Lichtenstein, am 17. Juni 1903. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Expeditionsräume bleibt das hiesige Gemeindeamt für Montag, den SS Jnni c., geschloffen. Für Sterbefälle ist das Standesamt an diesem Tage von vorm. 8 bis 9 Uhr geöffnet. Hahndorf, am 19. Juni 1903. Der Gemeknderat. Schaufuß, G.-V. ——— SS. Jahrgang. — Sonntag, den 21. Juni Bekanntmachung Nächstkommenden 7. Juli gelangen die Zinsen der Pleißner'schen Armeu- stistung zur Verteilung. Wir erlassen daher an solche Arme, welche in Lichtenstein geboren ««d daselbst wohnhaft find, das 73 Lebeusjahr erfüllt haben und bei der gegenwärtigen Verteilung berücksichtigt zu werden wünschen, hierdurch die Aufforderung, sich bis Dienstag, -en 39. Jnni, mittags LS Uhr Bekanntmachung. Nachdem durch Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern der Termin für Auslegung der Urwählerliste für die im lfd. I. stattfindenden Neuwahlen zur 2. Kammer der Ständeversammlung verschoben worden ist, wird unsere Bekanntmachung vom 11. lfd. Mts., die Auslegung der Urwähler Düses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtage) abende für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mk. 25 Pfa., durch die Post bezogen 1 Mk. 5V Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt S, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die fünfgespaltene KorpuSzeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bi« spätesten« vormittag 10 Uhr. — Im „Amtlichen Teil" wird die zweispaltige Zelle oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtig« Inserenten kostet die 5gespaltene Zeile 15 Pfennige. — M-MLPrNWU I früher Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich Keschasts-AnzeM für Kohn-srs, Mitz, Zernsdorf, Küsdors, A. Wien, Keinrichsort, Umm« n. MW. Amtsblatt für den Äadlrat z« Kichtenstein. Nr. 141. Politische Rnudschan Deutsche« Reich. * Die frühere Kronprinzessin von Sachsen trägt nunmehr den Namen Luisa von Habsburg- Lothringen-Toskana. * Auf Veranlassung des Großherzogs von Toskana wird der Rechtsanwalt der Prinzessin, vr. Zehme in Leipzig, sich noch im Laufe dieser Woche nach Dresden begeben, um in einer bereits bewilligten Audienz bei dem König Georg und dem Kronprinzen definitive Vereinbarungen in Betreff der Regelung der Vermögensverhältnisse der Prin, zessin und bezüglich der Gestattung eines Wieder, sehens derselben mit ihren Kindern zu erzielen. * Luisevon Toskana traf mit ihrem Kinde in ihrem Sommerwohnsitz Ronno (Südfrank reich) ein. Die Besitzerin des Schlosses, Gräfin Saint-Viktor, hat an einigen lauschigen Plätzchen des Schloßparkes Tafeln mit Zitaten aus Gedichten der Prinzesfin anbringen lassen. — In einiger Zeit soll auch eine Aussöhnung dec Prinzessin Luise mit ihren beiden jüngeren Schwestern stattfinden, nach dem die Eltern ihrer ältesten Schwester verziehen haben. * Er „verd uftet" nicht, Herr von Pod- bielski nämlich, der bekanntlich nur die zweite Heu ernte abwarten wollte, um dann vom Posten des preußischen Landwirtschaftsministers zu verduften. Böswillige Preßleute behaupten nun, Herr von Pod- bielski habe seinen klassischen Verduftungsausspruch überhaupt nur mit einer reservatio mentalis, mit einem geistigen Vorbehalt getan. Wenn nämlich die jetzigen Wahlen einen Sieg der Agrarrebellen Wangen. heim-Hahnscher Richtung gebracht hätten, so hätte sich zweifellos das Jschialleiden des Herrn Ministers so sehr verschlimmert, daß schleunige Demission die einzige Medizin gewesen wäre. Denn mit den Ueberagrariern hätte ein im Grunde doch praktischer und kluger Landwirtschaftsminister auf die Dauer nicht regieren können. Jetzt ist die Lberagrarische Gefahr im Reichstage beseitigt und auch in Preußen haben die Schreier das Spiel ver loren. Kein Wunder, daß sich Herr von Podbielski bedeutend wohler fühlt; es hätte deshalb gar nicht erst der offiziösen Versicherung der „Berl. Pol. Nachr." bedurft, daß der Minister durch seine Karlsbader Kur sich hinreichend gekräftigt fühle, um den An forderungen seines Amtes doch noch über die Heu ernte hinaus gewachsen zu bleiben. Von Reichs, wegen wird man gegen sein Verbleiben im Amte nichts einzuwenden haben, denn als preußischer Ackerdauminister ist Herr von Podbielski hinsichtlich der Reichspolitik doch einigermaßen kaltgestellt. Andere Minister, namentlich der Reichskanzler, werden schwerlich mit dem AuSgange der Wahlen die gleiche Befriedigung empfinden.