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*— Bei dem am 21. Juni a. c. in Schönberg bei Meerane stattfindenden Gustav Adolf-Fest sammeln sich, wie zu unsrer neulichen Notiz noch hinzugesügt sei, die Festteilnehmer im Kötheler G a st h o f, in dem durch die von 4 Uhr beginnende Hauptversammlung nach folgender Tagesordnung gehalten werden wird: 1. Eröffnung durch den Vor- sitzenden, Herrn Kirchenrat Sup. Weidauer. 2. Ver lesung eines Auszugs aus der Jahresrechnung durch den Schatzmeister (z. Z. Herr Kaufmann Schneider). 3. Beratung über Verwendung der eingegangenen Gelder. 4. Bestimmung des Hauptversammlungd- ortes für 1904. 5. Wahl des künftigen Vorstands. 6. Wahl der Deputierten für die Roßweiner Haupt versammlung. 7. Mitteilungen über die eange - lisch e Bewegung in Steinach (erstattet von Herrn Schuldirektor Patzig in Hohenstein-Ernst thal). 8 Schlußwort und Gebet des Schönberger Ortspfarrers von Dosky. Der Rezeßherrschaftlich Schönburgische Zwergverein der GustavAdolf-Stiftung hatte im Jahre 1902 eine Einnahme von 3005 M 40 Pfg., eine Ausgabe von 2979 M. 06 Pfg., darunter 1200 Mk. dem Leipziger Hauptverein, 200 Mk. der ev.-luth. Gemeinde Dux, 600 Mk. der Ge meinde Rißdorf i. Ungarn u. s. f. Vom Völkerschlachtdenkmal. Während der Pfingstfeiertage wanderten Tausende und Aber tausende hinaus zur Baustätte, um sich von dem Fort schritt der Arbeiten, welche in diesem Jahre mit vollen Kräften gefördert werden, zu überzeugen. — Die Treppen wangenmauern erheben sich bereits bis zur Berghöhe. Freudige Hoffnung auf Verwirklichung des längst ersehn ten Werkes erfüllte die Herzen und öffnet die Hände zu Gaben für den Weiterbau. — Die Lose der 2. Geld lotterie haben erfreulicherweise einen flotten Absatz, so daß dieselben bald ergriffen sein werden. Die Aus spielung der Lotterie findet bestimmt vom 10.—13. Juni statt. Lose sind, soweit der Vorrat reicht, in der Expedition des Tageblattes (Gebrüder Koch) zu haben. * — Nadfahrsport DerGauverbano 21 Leipzig im Deutschen Radfahrer-Bunde hält nächsten Sonntag, den 14. d. M., vormittag seinen Sommergautag im Bundeshotel zum Deutschen Hause in Burgstädt ab. * — Der Sächsische Keglerbund, der sein dies jähriges Bundeskegeln jetzt in Döbeln abhält, hat be schlossen, sein nächstes (8.) Bundeskegelsest 1904 in Chemnitz zu veranstalten. * — Tagesordnung zu der am Mittwoch, den 10. Juni 1903, abends 8 Uhr stattfindenden öffentl. Sitzung des Gemeinderates zu Calluberg: 1. Be richt des Finanzausschusses über Prüfung der auf das Jahr 1902 abgelegten Rechnungen über Ver waltung der Armen- und Feuerlöschkasse, ev. Richtig- sprechung derselben. 2. Erweiterung der elektrischen Beleuchtungsanlage betr. 3. Grundstückserwerbungen betr. 4. Wahl von Mitgliedern in den , Orts schätzungsausschuß für die Viehversicherung. 5. Das Wasserleitungsprojekt betr. 6. Mitteilungen. 7. Um- frage. Leipzig. Bei einem Streite wurde am Sonn tag in: benachbarten Engelsdorf ein Mann erstochen. Chemnitz. Einem Mitarbeiter der „Chemnitzer Allgew. Zeitung" gegenüber äußerte Musikdirektor Zöllner, der Grund seiner plötzlichen Abreise von Frankfurt a. M. sei eine Differenz mit dem Grafen Hochberg gewesen. Mehr könne und wolle er z. Zt. über die Ursache dieses Konfliktes nicht angeben. Wenn jedoch von einer anderen Seite falsche Angaben gemacht würden, werde er weitere Angaben machen. Zwicka« Es ist nunmehr bestimmt, daß König Georg am 7. Juli vormittags 10 Uhr hier eintrifft und im Hotel zur Tanne Wohnung bezieht. I« goldenen Ketten Roman von F. Sutau. (Nachdruck verboten.) (51. Fortsetzung.) „Ach, reden Sie doch nicht so. Hier in diesem reichen Hause kommt das doch nicht in Betracht," erwiderte der Arzt. „Pflege aber müssen Sie noch haben, als gewissenhafter Arzt kann ich deshalb eine Üebersiedelrng nach Ihrem stillen einsamen Heim noch nicht gestatten, denn dort haben Sie keine rechte Pflege. In acht Tagen vielleicht wollen wir einmal wieder davon reden, aber jetzt geht es noch nicht. Sie schaden sich wirklich und das kann ich nach der bisher so glücklich verlaufenen schweren Verwundung undKrankheitgarnicht verantworten. Und nun kommen Sie, sonst wird die gnädige Frau schließlich ungnädig. Sie haben doch nicht zu tief in ihre Augen geschaut, und möchten der Gefahr entfliehen. Ein schönes Weib ist sie ja, könnte mir selbst gefährlich werden. Geschmack hat er bewiesen, der Brandhorst, bei der Wahl seiner Gattin!" Ein jähes Rot war in Adloffs Gesicht gestiegen bei diesen letzten Worten des Doktors, er faßte sich aber schnell. „Mit derLiebe zu den schönen Frauen habe ich abgeschlossen, noch in meinen Leutnantsjahren," sagte er so unbefangen wie möglich. „Na, na, das kommt manchmal über uns gleich Sturmeswehen, packt uns mit elementarer Gewalt, und fragt nicht nach den Gesetzen der Moral und Sitte, daher dann die Konflikte, die Ehetragödien, woran grade unsere Zeit so reich ist." „Ein fester, ehrenhafter Wille wird sich durch solche Konflikte und Anfechtungen nicht beirren, nicht aus seinen Bahnen treiben lasten, meine ich!" gab Adloff zurück. „Sießhaben mit dieser Meinung schon recht, Am 8. Juli wird der König nach dem Vogtlande abreisen. Zwickau. Der Polizeiinspektor Heinz, ein all gemein beliebter Mann, hat sich hier erschaffen. Gr hinterläßt eine Frau und ein Kind. Schwermut soll ihn zu diesem Schritt getrieben haben. Zwickau. Gestern stütz wurden 60 Gefangene von hier mittelst Bahn nach der König!. Landesan stalt Bautzen übergoführt. Glaucha«. Der in weitem Umkreise bekannte Gasthof in Voigtlaide ist, dem „Glauchauer Tage blatt" zufolge, gestern früh vollständig niederge brannt. Das Feuer entstand nachts 3 Uhr auf dem Tanzsaal nach Beendigung eines dort stattgehabten Balles. Sämtliche zu dem Gasthof gehörigen Ge bäude sind bis auf die Umfassungsmauern nieder gebrannt, auch ist viel Vieh in den Flammen um- gekommen. Die Entstehungsursache des Feuers ist noch nicht festgestellt. Luga«. Das seltene Fest der diamantenen Hochzeit feierte am Freitag das im Löbelschen Gut hier wohnhafte Seltmannsche Ehepaar. Der Jubilar ist ein Berginvalid aus den Anfangsjahren unseres Bergbaues und lange Zeit auch als Waldwärter be schäftigt gewesen; gegenwärtig ist er 83 Jahre alt, seine Frau zählt 80 Jahre. Beide alten Leute sind nicht mit Glücksgütecn gesegnet und leiden körperlich. Dem Jubelpaar wurden viele Geschenke und Ehrungen zuteil. Klingenthal. Der Geschirrführer Dotzauer, das bedauernswerte Opfer zweier Messerhelden, ist am Sonn tag stütz im Kreiskrankenstist in Zwickau seinen Ver letzungen erlegen. Die Erbitterung gegen die Mordbuben Langhammer ist durch den traurigen Ausgang der Blut tat natürlich noch mächtig gesteigert worden. Hier ist allgemein bekannt, daß Dotzauer, der ein riesenstarker Mann war, sich seiner Angreifer hätte mit Leichtigkeit erwehren und sie hätte unschädlich machen können. Zu seinem Unglück hat der kräftige Mann aus Gutmütigkeit von seiner Kraft nicht den vollen Gebrauch gema bt; Wurzen. An der Wurzen-Eilenburger Chaussee sind nicht weniger als 400 junge Kirschbäume von rohen Buben stark beschädigt worden. Auf Gauernitz, wo sie seit längerer Zeit bei ihrer Schwester, der Gemahlin des Prinzen von Schönburg-Waldenburg lebte, entschlief am 4. Juni die 1838 geborene Gräfin Mariagnes zu Stolberg- Wernigerode. Pfaffenhai« bei Leukersdorf. Der Dienst knecht Franz Müller erhängte sich am Sonntag vormittag 10 Uhr aus Furcht vor einer zu er wartenden Strafe. Als er den Gendarm, der ihn verhören wollte, über den Hof kommen sah, flüchtete er auf den Heuboden und beging dort die Tat. Blafewitz. Im Februar d. I. erregte die Ver haftung des Begründers der „Elbgau-Presse" und der „Jllustr. Reise- ?- d Bäderzeitung", des Herrn Alwin Arnold, grr>:Aufsehen in den weitesten Kreisen. Gegen Herrn Arnold war aus Betreiben seines Geschäftsteilhabers Herm. Beyer die Unter suchung wegen Betruges und Unterschlagung einge leitet worden. Laut Beschluß des Könglichen Land gerichts zu Dresden vom 29. Mai 1903 ist nun auf Antrag der Königlichen Staatsanwaltschaft Herr Alwin Arnold außer Verfolgung gesetzt worden, weil die erhobenen Beschuldigungen sich als unbegrün det erwiesen haben. Auch in Laufigk hat sich ein Verein zur Hebung des Verkehrslebens gebildet. Biela«. Beim Feuermachen in ihrer Woh nung verwendete die Bergarbeitersehefrau Hiller Herr Oberkontrolleur, aber die Leidenschaften können die menschliche Natur leider manchmal ganz aus den Fugen bringen. Machen Sie erst einmal derartige Erfahrungen, dann werden Sie anders sprechen. Aber nun kommen Sie, bitte, ich habe wirklich Appetit." Ich Erfahrungen machen, dachte Adloff, wo die ganze bittere Stufenleiter der unglücklichen Liebe, der Entsagung und des Schmerzes mein Innerstes durchzittert hat. Trotzdem aber bleibe ich fest, und ich hoffe es stets zu bleiben I Nun saß er Leska gegenüber, draußen auf der Veranda, wo die Rosen blühten, die Sonne durch grüne Blätter funkelte und ihre Lichtfunken in die Gläser, mit goldhellem Rheinwein gefüllt, warf. Von dem Garten unten zogen auch Rosen- und Resedadüfte herauf. Die Welt war so schön, aber die Menschen, die sich ihrer Schönheit voll und yanz erfreuen dürfen, sind so selten. Auch an dieser kleinen Tafelrunde war wohl keiner, der diese Schönheit rings herum hätte voll auf sich wirken lassen. Der Doktor und auch der Amtsrichter hielten es mit den Tafelgenüssen. Auf Brandhorsts Seele lag heute doch wieder infolge der Anwesenheit des Unter suchungsrichters der dumpfe Druck der bösen Tat, von dem niemand ihn befreien konnte, wenn dieselbe auch der Welt verborgen blieb und nur Leska davon wußte. Seit heute hatte selbst Brandhorsts böses Gewissen sogar Sorge vor Leska bekommen, sie war unberechenbar, ein Kind des Augenblicks, irgend ein Umstand, ein unbedachtes Wort ihrerseits konnte alles an den Tag bringen. Es war doch immer ein Damoklesschwert, das über seinem Haupte hing. Brandhorst hatte deshalb oft fürchterliche Stunden, und es bedurfte seiner ganzen Willenskraft und I Petroleum. Dieses explodierte und die Kleider der Frau fingen Feuer. Frau Hiller wurde lebensgefährlich verletzt. Schwarzenberg. Seit dem 3. Pfingstfeiertage ist daß 4 Jahre alte Töchterchen des Kohlenhänd lers Paul Riedel hier verschwunden; man befürchtet, daß die Vermißte in einem der hiesigen Gewässer ertrunken, oder einer der hier umherstreifenden Zigeunerbanden in die Hände geraten ist. — Wie nachträglich berichtet wird, ist das vermißte Kind im Dennerschen Fabrikgraben am entgegengesetzten Ende der Stadt entseelt aufgefunden worden. Bei einer kürzlich im Bad Ottenstein in Schwarzenberg stattgefundenen Wählerversammlung, in der der nationalliberale Reichstagskandidat Reh- woldt einen Vortrag hielt, rief während dieses Vor trages ein Versammlungsteilnehmer dem Redner mit lauter Stimme zu: „Halt bald die G mit Deiner Mährerei!" Diese Ungezogenheit ist zur Anzeige gekommen und der Rufer, ein Arbeiter auS Schwarzenberg, vom dortigen Stadtrate wegen groben Unfugs mit 5 Tagen Haft bestraft worden. Der Mann will sich babei aber nicht beruhigen und hat deshalb Widerspruch gegen die Strafe erhoben, sodaß sich noch die Gerichte mit dem Falle werden be schäftigen müssen. Allerlei i Kommerzienrat Sanden lebt noch. Die Meldung, daß der frühere Direktor der Preußischen Hypothekenbank Kommerzienrat Ed. Sanden, der im vergangenen Jahre zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, im Gefängnis gestorben sei, ist falsch. Sanden befindet sich noch im Untersuchungsgefängnis; sein Prozeß schwebt noch in der Revision beim Reichsgericht. 8 «««« Mark «nterschlagen. Wie die „Volksmacht für Schlesien" meldet, hat ein Kassierer vom Bankhause Heimann in Breslau 80 000 Mark unterschlagen und ist geflüchtet. Böhmisch-Kamnitz Ermordet wurde der Realitätenbesitzer Vater, als derselbe bei einem Gläu biger, dem Mühlenbesitzer Richter, eine Wechselfor derung einkassieren wollte. Man fand die Leiche des Ermordeten in der Schleiferei. Richter, der sich in den Besitz des Wechsels gesetzt hatte, wurde nebst seiner Frau verhaftet. — Zu diesem Morde berichtet der „Pirnaer Anzeiger" noch folgendes: Man sand den Leichnam in der Radstube des Schleifmühlenbe sitzers I. Richter, welcher der Mörder ist, mit Stricken zusammengebunden. Die Leiche war bereits aus der Werkstatt, wo die Mordtat verübt wurde, mit Stricken in die Radstube hinaufqezogen worden. Auf dem Felde des Schwagers Richter fand man ein fertiges Loch vor, wo die Leiche verscharrt werden sollte. Bei der Entdeckung der gegenwärtigen Mordtat wird auch eine kürzlich begangene unaufgeklärte Mordtat wieder viel besprochen und mit den Mördern deS Vater in Verbindung gebracht. Damals verschwand plötzlich ein Handelsmann aus Kamnitz und ein halbes Jahr später fand man seine Leiche im Kamnitz- bache. Schwere Dampferkatastrophe bei Mar seille. Wie man aus Marseille meldet, stieß der Dampfer „Jnsulaire",derGesellfil -fi Fraissinetgehörig, vorgestern nachmittag mit der., derselben Gesellschaft gehörigen Dampfer „Liban" auf der Höhe der Insel Maire zusammen und brachte ihn m Sinken. Der „Liban" ging von Marseille nach Bastia, der „Jnsu- laire", kam von Toulon und Nizza. Der Zusammen stoß fand um 12'/z Uhr mittags statt. Der Lotsen- dampser „Blächamp", welcher sich in der Nähe der seines noch nicht geschwundenen Glaubens auf die Gnade Gottes, um sich aufrecht erhalten zu können. In einer unglückseligen Gemütsverfassung be fand sich auch Brandhorsts Schwester. Sie hatte auch kein Auge für die schöne Gotteswelt. Sie beobachtete, sie grübelte stets und fand doch nicht des Rätsels Lösung für die Wandlung, die mit ihrem Bruder vorgegangen war. Und Leska und Adloff? Sie hätten wohl alle Weltschönheit hier dahingegeben, dürften sie, und sei es auf der Erde ärmsten Hütte, sich angehören, sich alles, alles sagen, was in ikrem Herzen und auf ihren Lippen brannte. Man ließ die Gläser jetzt auf Adloffs baldige, vollständige Genesung zusammenklingen. „Er fühlt sich ja schon unneheuer kräftig, unser Patient, und möchte seine Tätigkeit lieber heute wie morgen wieder aufnehmen," sagte der Arzt. „Nun, das verbieten Sie ihm nur ernstlich, Herr Doktor!" rief Brandhorst. „Daran denken wir noch nicht, Sie gehen zu lassen, Herr Oberkontrolleur. Vor läufig ist ja auch noch ihr Vertreter da. Warum hängen Sie überhaupt nicht die ganze beschwerliche Laufbahn an den Nagel und leben nur Ihrer Kunst!" „Davon kann ich leider nicht leben," entgegnete Adloff mit schmerzlichem Lächeln, „da müßte ich schon riesiges Glück haben; dasselbe war mir nie sehr gewogen. Einmal allerdings, da glaubte ich fast an mein Glück, der Glaube aber wurde mir erbarmungs los zerstört." „Das sind so die ersten Illusionen der späten Jugendzeit, die werden uns ja größtenteils sehr bald zerstört," sagte der Amtsrichter." Die Ansichten von Glück ändern sich mit den Jahren und man lemt daS Leben anders, wenn auch nicht schöner, auffaffen." (Fortsetzung folgt.)