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WW-ÄUtMTyM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich KeMA-Anzeiger sm Kahndors, MMtz, Mns-sch Kns-orf, St. Midien, Keimichsort, Mmmm «. MW Amtsblatt für den Siadtrat zu Achtenstein. - ' s 3. Jahrgang. Nr. 135 Sonntag. den 14. Juni 1903. Städtische Sparkaffe Lichtenstein. Spareinlagen werden an allen Wochentagen angenommen und zu- rückgezahlt. Expeditio«sst««denr vormittag 8—12 Uhr, nachmittag 2—4 Uhr. Alle am 1., 2. und 3. eines jeden Monats bewirkten Einlagen werden auf den vollen Monat der Einzahlung verzinst. Volksbibliothek Knabenflügel pari. Nr. 2. Bekanntmachung Montag, den 15. Juni, abends 7 Uhr, findet die Frühjahrsüb««- der Pflichtfe «erwehr statt. Stellung am Spritzenhaus. Zur Pflichtfeuerwehr gehören sämtliche Mannschaften bis zu vollendetem 30. Lebensjahre. Nichterscheinen wird nach Z 17 der Feuerlösch-Ordnung bestraft. Entschuldigungen sind nur beim Unterzeichneten anzubringen. Hahndorf, den 9. Juni 1903. Köcherman«, Branddirktor. Zu den Ereignisse« in Belgrad ist noch nachzutragen: Der frühere Minister des Innern, Todorowitsch, ist seinen Wunden erlegen, ebenso 2 jüngere Offiziere. Die Gesamtzahl der Toten beträgt nunmehr 13. Die Schwestern der Königin wurden gestern unter starker Bedeckung über die Grenze gebracht. Im Konak fand eine Inventaraufnahme statt, wobei Papiere aufgefunden wurden, die andeuteten, daß vor 4 Jahren ein Attentat auf König Milan von Draga und Alexander angezettelt worden war, um Milan zu beseitigen. Das Königspaar hatte sich im Wandschrank versteckt, wurde aber bald entdeckt, trotzdem der Adjutant das elektrischeLichtausgeschaltet hatte.Jm gestrigenMinister- rat kam es zu Komplikationen. DerMinistecdesAeußeren plaidierte für eine Republik. Der serbische Minister präsident Awakumowitsch erklärte, von sämtlichen Regierungen, mit Ausnahme von Berlin seien beruhigende Erklärungeneingegangen. Auch gegen dieAttentäterwirdkein Strafverfahren eingeleitet werden. Für die Mißwirtschaft der Königin Draga ist bezeichnend, daß dieselbe von der Zivilliste zwei Millionen beseitigte und 5 Millionen zu sammenbrachte, welche ihre Geschwister erbten. — Nach einem Telegramm aus Wien traf Minister Kapuist hier ein und hatte eine zweistündige Unterredung mit dem Grafen Goluchowski. Zwischen den beiden Ministern soll die Frage der Thronbesetzung und die Frage der Bestrafung der Attentäter und Urheber erörtert worden sein. — Nach einer weiteren Meldung aus Wien erklärte Minister Gentschüsh, die Skuptschina und der Senat werden erst am Dienstag den König wählen, da am Montag blos die Konstituierung der Kammer erfolge. Es sei vorauszusehen, daß Karageorgiewitjch König werde. Von einer Thronbesteigung durch den Prinzen von Motenegro könne keine Rede sein. Politische Rundschau Deutsches Veicü * Die Untersuchung ergab, daß der Wärter Marggraf m Berlin doch an einer leichten Pcst- infektion erkrankt war, da in seinem Rachenschleim lebende Pestbazillen gefunden wurden, doch ist sein Zustand unter dem Einfluß der Serum-Behandlung verhältnismäßig günstig. Neue Maßnahmen werden nicht für erforderlich erachtet, da die Gefahr einer Weiterverbreitung ausgeschlossen ist. * Oberst Schiel, der Führer des deutschen Hilfskorps des Burenheeres, liegt in Berchtesgaden im Sterben. Frankreich. * Paris. Bei der hiesigen chauvinistischen P . sie Hot die Meldung große Verstimmung hervor gerufen, daß die elsässischen Behörden dem General Farny, Befehlshaber des fünften Armeekorps in Orleans, verboten haben, in diesem Jahre seinen kranken Vater zu besuchen. — Wie es heißt, ist diese Maßregel getroffen worden infolge einer chauvinistischen Rede, die derGeneral in Orleans anläßlich einer Denk malsenthüllung gehalten hatte, also vollauf berechtigt. England. * London. Die Morgenblätter veröffentlichen lange Berichte über die gestern von Lord Roseberry auf einem Festessen der liberalen Liga gehaltenen Rede. Roseberry richtetean dieselben einen warnenden Aufruf. Er sagte, Chamberlein habe dasjenige ange griffen, was die Stärke des englischen Reiches bilde. Wenn diese Taktik gelingt, so stehe nicht nur das Wohl des Volkes, sondern des ganzen Reiches in Gefahr. Australien *Den Verfall des britischen Reiches sieht in prophetischem Geiste der austra lische Premierminister voraus. Er meint, wenn Großbritannien die Eröffnungen der Kolonien mit Geringschätzung aufnähme, so dürfte es sich nicht beklagen, wenn die Kolonien Gegenseitigkeitsve / iHe mit fremden Mächten abschließen. Grvßs . trüge aber in diesem Falle die Verantwort.für den Zerfall des Reiches, welcher unvermeidlich folgen müsse. ' Airs Stadt ui 2 and Lichtens»»:'", 13. Juni. * — Keine Platzmustk. Wegen anderweitcr Beschäftigung der hiesigen Stadkapelle findet morgen Sonntag keine Platzmusik statt. * — Unglücksfall. Heute vormittag verunglückte in der Kunzeschen Ziegelei der Feuermann Heinrich Franz dadurch, daß er beim Einschütten von Lehm in die Maschine von dem Gerüst herabstürzte und sich da durch einen Bcckcnschaufclbruch zuzog. Durch Mit glieder der Krankcuträgcr-Kolonnc wurde der Verun glückte in seine Wohnung transportiert. * — Künstler-Konzert. Montag, den 15. Juni, abends 8 Uhr findet im „Goldigen Helm" großes Künstler-Konzert statt. Ausführende: Fräulein Margareta Knothe, Konzert- und Ocatorienfängerin (Sopran), Fräulein Ella Hagedorn, Konzert- und Opernsängerin (Alt), Herr G. Nadek, Komponist und Tonkünstler (Klavier), sämtlich aus Dresden. Ueber Fräulein Knothe lassen sich die „Dresdner Nachrichten" u. a. folgendermaßen aus: „Angenehm überrascht wurden die musik kundigen Hörer durch die merklichen Fortschritte, die Frl. Marg. Knothe — wohl auf Grund ihrer noch jüngst bei Prof. Jul. Stockhausen absolvierten Studien — in der gesanglichen Technik wie im Liedervortrag gemacht hat. Die von ihr vortrefflich überwältigte Sopran-Arie „Welch Uebermaß der Güte" von I. S. Bach und ihre hochgelungene Beteiligung an der Ausführung zweier Duette von Cornelius und Wermann waren deß Zeuge." * — RcichStagSwahl. Der Tag der Ent scheidung ist nahe. Von neuem sollen in Deutsch land am 16. Juni etwa 12 Millionen wahlbe rechtigte Männer den ihnen verfassungsmäßig zu- stchenden Anteil an der Verwaltung und Gesetz gebung des Reiches für einen neuen Zeitraum von 5 Jahren ausüben. Werden aber wollt an diesem 16. Juni wieder fast 4 Millionen deutscher Männer auf die Ausübung des Wahlrechts, dieses höchsten bürgerlichen Rechtes verzichten und dadurch es der gegnerischen Partei ermöglichen, daß diese von neuem triumphierend darauf Hinweisen kann, ihrerseits allein mehr als ein Viertel der abgegebenen Stimmen auf zubringen? Hoffen wir, daß dies nicht wieder in Erscheinung tritt, hoffen wir vielmehr, daß die dies jährigen Wahlen es endlich zum Ausdruck bringen werden, daß der gerade in den besten Kreisen des deutschen Volkes so weitverbreitete Ucberdruß an der Politik im Schwinden begriffen ist und daß das deutsche Volk, das gebildeste der Welt, diesmal durch regste Anteilnahme beweist, daß es sich auch politisch weiter gebildet hat. * — Zur Rrichstagswahl. Es ist am Platze, die Wähler wiederholt daraus aufmerksam zu machen, daß sie rechtzeitig zur Wahl gehen und ihrer Pflicht genügen, denn sobald abends die Glocke 7 geschlagen, weiß jeder, was es geschlagen hat: er darf nicht mehr wählen! Auch für diejenigen gilt dies, welche sich be reits im Wahllokale befinden. * — Die diesjährige Hanptkonferenz derGeist- lichen der Ephorie Glauchau findet am 26. August statt. * — Der Sächsische Landesverband gegen den Mißbrauch geistiger Getränke hält seine Jahres versammlung in Bautzen am 18. Juni. Nachm. 5 Uhr spricht in der Aula des König!. Gymnasiums, Bismarckstraße 2, Prof. Dr. med. Adolph Schmidt, Oberarzt am Stadtkrankenhaus Dresden-Friedrich stadt über „den Alkohol als Krankheitsursache" ; der Genannte referiert weiter abends Vz8 Uhr im Saale des Hotels zur goldenen Krone, Steinstraße 15, bei der großen öffentlichen Versammlung über die Frage: „Brauchen wir den Alkohol zu unserer Er» nährung, Erwärmung und Belebung?" * — Das Fest des gesamten Gustav-Adolf Vereins findet Heuer in Hamburg, und zwar vom 6.-8. Oktober, statt. * — Ein sächsischer Pioniertag wird am 2. August in Plauen abgehalten. Die Vorarbeiten sind im Gange. Der Empfang der auswärtigen Gäste findet im „Tunnel" statt, die Hauptfestlich keiten werden in der „Freundschaft" abgehalten. * — Turnhalle« Weihe in Calluberg Die Tage der Feier sind nunmehr gekommen. Nach mühe» voller Arbeit haben die vereinigten Ausschüsse ihre schweren Aufgaben erledigt und sehen nun hoffnungs freudig dem Eintreffen der zahlreich geladenen hiesigen und auswärtigen Vereine entgegen. Die gesamte Bewohnerschaft ist ebenfalls eifrig bemüht, durch Schmückung der Straßen und Häuser ihren Sym- pathieen Ausdruck zu verleihen, welche sie jederzeit in uneigennützigster Weise allen heimischen Veran» staltungenentgegenbringt,umsoauchauswärtigenGästen den Beweis zu liefern, daß alle Gemeindeglieder eines Sinnes sind, wenn es gilt, für eine edle Sache Opfer zu bringen. Und so wünschen auch wir, daß das nach jeder Richtung hin groß angelegte Fest einen dementsprechenden Verlauf nehmen möge, daß aber auch der Wettergott wenigstens am Haupt festtag ein freundliches Gesicht zeigen wolle. Gut Heil! * — Versteigerung in St. Egidien. Montag, den 15. Juni 1903, nachmittags 3 Uhr sollen m St. Egidien 1 Kommode, 1 Kleiderschrank und 1 Lertikow gegen sofortige Zahlung versteigen werden. Sammelort der Bieter: Gasthof „zu den 3 Schwanen". Leipzig. Große Heiterkeit erregte hier die Art des Vertriebes der „Extrablätter" über den serbischen Königsmord. Da das Ausrufen behördlich untersagt ist, durcheilten die Dienstmänner mit großen schwarzen Papp- „zylindern" die Straßen, auf denen in weißen Lettern „Extrablatt" prangte. Andere behalfen sich mit Klingeln und Tuten. Leipzig. Flüchtig geworden ist der Handlungs gehilfe Bussin, nachdem er seinem Prinzipal, dem In haber einer Häute- und Feühandlung im Nordviertel, 5557 Mk. veruntreut hat. Bussin war beauftragt, einen Brief mit obigem Betrage abzusenden, hat den Brief auch abgeschickt, aber anstatt des Geldes Papierschnitzel, in den Umschlag gesteckt. Der Flüchtling ist von mittlerer, schmächtiger Gestalt, hat blondes Haar, blaue Augen und bartloses, ovales Gesicht von gesunder Farbe. Leipzig. Ter geist- und charaktervollen Vor- kämpscrin der deutschen Frauenbewegung, der am 10. Juni v. I. verstorbenen Vorsitzenden des Allg. Deutschen Frauenvercins, Auguste Schmidt, war von ihren Freun dinnen und Verehrerinnen ein von dem Leipziger Professor Lehnert entworfenes Grabdenkmal gewidmet worden, das am Mittwoch feierlich enthüllt wurde. Tas Zwickauer Stcinkohlenwerk C. G. Kästner, das dieser Tage den ersten Spatenstich zu einem neuen Schacht am Fuchsgraben hat tun lassen, spendete aus diesem Anlaß 40 Invaliden und Witwen 4000 Mark. Gersdorf. Der 14einhalbjährige Schuhmacher- lchrling Feistner begab sich vorgestern in der elter lichen Wohnung in eine Kammer, woselbst Wäsche leinen gezogen waren. Hier mag dem jungen un vorsichtigen Mann der Gedanke gekommen sein, das „Hängen" einmal zu probieren. Er machte sich eine Schlinge aus einer der Leinen, indem er auf den Bettrond stieg. Hieivon ist er aber abgerutscht, die Schlinge zog sich zu und der unüberlegte Streich