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Lish«. Es wird ihm dies ganz besonders zum Be- «ußtsein kommen, wenn Mehrforderungen für daS Heer undMarine, welche nicht in den Rahmen der bisherigen Formationen sich einfügen lassen, kommen sollten l . . . Die DeutscheVolkSver- Iretung geht schweren Konflikten ent gegen." — Natürlich nur dann, wenn die Regierung dem Zentrum nicht zu Willen i st. Wir Laben übrigens vom Zentrum nichts anderes erwartet. (Th. Allg. Ztg.) * Bon der internationalen Arbeitersolidarität wird aus Wien ein recht charakteristisches Beispiel berichtet. — Auf inter nationalen Arbeiterkongressen wird bekanntlrch stets diese Solidarität in den höchsten Tönen gepriesen. Zn der schönen Donaustadt hatten sich im Vertrauen hierauf deutsche Maschinensetzer ange siedelt; sie fanden lohnende Beschäftigung in der Druckerei der noch jungen politischen Zeitung „Die Zeit". Allein die Druckerei der „Zeit" sah sich alsbald in die Zwangslage versetzt, ihre Maschinen setzer, die sie vor achtMonaten aus Deutschland hatte kommen lassen, zu entlassen, da andernfalls das übrige Setzerpersonal gestreikt und das Erscheinen der Zei- tung in Frage gestellt hätte. Wie der Leipziger „Korrespondent" ausführt, war der Grund des Vor- gehens der Wiener gegen die deutschen Setzer in letzter Linie unwürdiger Konkurrenz- neid. Die Deutschen wurden von Anfang an wieEindringlinge behandelt, und man «klärte ihnen, nicht eher ruhen zu wollen, bis der letzt eDeutsche wieder draußen sei. * Ein russischer Grenzsoldat wurde mit seinen Waffen dem Amtsgefängnis in Goldap <Ostpreußen) als Gefangener eingeliesert. Derselbe mar bei Kallweitschen auf preußisches Gebiet getreten und hatte einem ihn zurückweisenden preußischen Grenzausseher Widerstand entgegensetzen wollen, worauf er verhaftet wurde. Oesterreich Wien. In parlamentarischen Kreisen zirkuliert Las Gerücht, daß die Umwandlung des Kabinetts Aörb« in ein Koalilionsministerium vevorstehe. Die Abg. Dr. Derschatta und Kaftan sollen in das Ministerium eintreten. Auch die Errichtung einer tschechischen Universität in Mähren sei von Körber bereits bewilligt worden. Frankreich * Marseille. Das Syndikat der Matrosen Ler Handels-Marine hielt gestern in der Arbeiterbörse eine Versammlung ab, die einberufen war, um im Hinblick auf die jüngste Schiffskatastrophe gegen die schlechten Sch fföverhältnisse in der Handelsmarine zu protestieren. Nach mehreren >Reden nahm die von 500 Mann besuchte Versammlung eine Resolu tion an, in welcher sie ihr Beileid für die Opfer der Katastrophe ausdrückt und eine Abänderung der Verhältnisse in der Handelsmarineoorlage verlangt. England. London. Ritchies Erklärung in seiner Rede im Unterhaus, daß er das Projekt des Vorzugstarifes für die Kolonien erwarte, hat in parlamentarisch»» Kreisen ungeheures Aussehen erregt. Auch kurs.-^n Gerüchte von einer bevorstehenden Auflösung des Parlaments. Nach anderen Meldungen kommt e« zu keiner Kabinettskrisis. Chamberlain wird nicht demissionieren. Ueber sein Projekt wird vorläufig bis zum Herbst nicht verlauten. Amerika. * Roosevelt arbeitet mit Hochdruck für In goldenen Ketten. Roman von F. Sutau. (Nachdruck verboten.) (52. Fortsetzung.) „Eine reine Illusion war es nicht, dieser Glücks- traum," versetzte Adloff, „er hatte seine volle Existenz berechtigung und ich war in meinem Recht, daran zu glauben, ich hielt es ja in Händen, das holde Glück, aber es wandte mir den Rücken für alle Zeit." „Und Sie haben gar keine Hoffnung, daß es «inst zurückkehren könnte?" fragte der Doktor. „Nein!" sagte Adloff kurz und fest und Blick schweifte umflort seitwärts in den Park. Dann wallte es mächtig in seinem Herzen auf, denn das entschwundene Glüch saß ja vor ihm, und leiden- fchaftlich klopfte sein Herz. Er erschrak aber plötzlich vor seinen Gedankcn und Empfindungen. Dieses Stürmen und Drängen im Innern, diese heiß pul sierende Lebenskraft zeigten ihm aber auch seine Ge nesung an. Und nur fort so bald als möglich aus Ler Nähe der schönen Frau. Das war jetzt Adloffs Hauptgedanke, denn er war schließlich doch auch nur «in Mensch. Von acht Tagen hatte der Doktor vor hin gesprochen, das war zu lange. Adloff war es, nlS stände er vor einer Katastrophe, die zu vermeiden nur durch die Flucht aus diesem Hause möglich war. Gr sann und sann. Wie sollte er es am besten an- fiellen, um rasch hier fortzukommen, der Gefahr ent fliehen. Und dabei mußte sein Blick immer wieder zu Leska Hinüberschweifen. Sie dann nicht mehr sehen, dort drüben im Grenzhause wieder in dem öden, kahlen Zimmer sitzen. Allein I Allein! „Sie werden unS doch in nächster Zeit verlassen, Ich sehe es Ihnen an," sagte jetzt LeSfa. Die kleine Gesellschaft war nach dem Essen in leine Wahl zum Präsidenten. Sein letzter „Trick" I ist ein Buch über den „Amerikanismus", in dem er I feinen Landsleuten unendlich viel Honig um den Bart schmiert. Das Buch ist auch ins Deutsche üb«, setzt und bei Seemann-Leipzig erschienen. «tzina * Peking. Eine große Feuersbrunst brach in dem Verwaltungsgebäude der Kaiser!. Einnahme aus. Es ist in 2 Jahren das dritte Feuer. Hunderte von Chinesen suchten durch Lärm auf Musikinstrumenten und Geschrei das Feuer zu beschwichtigen. Andere schleppten Wasser herbei. Nur dem Eingreifen des Militärs der franzö- fischen Gesandtschaft gelang es, den Brand zu lokalisieren. In dem zerstörten Gebäude befanden sich 6 Millionen Tools. AttS Stadt «ad Laad Lichtenstein, 10. Juni. * — 1. Stiftungsfest. Gestern abend beging in dem schön dekorierten Saale des „Goldnen Helm" der K. S. Militärverein Kavallerie, beritt. Artillerie und Train unter zahlreicher Beteiligung von Mit gliedern und Gästen sein 1. Stiftungsfest durch Konzert, Theater und Ball. Die am Eingänge des Saales ausgestellten zwei Vereinskameraden in Uni formen der Zieten-Husaren und Garde-Kürassiere machten einen recht günstigen Eindruck auf die Fest besucher. Nach dem Vertrag zweier Musiknummern hielt der Vereinsvorsteher, Herr Kaufmann Paul Fröhlich, die Begrüßungsansprache, welche ungefähr folgenden Wortlaut hatte: Werte Gäste, liebe Kameraden! Schon seit vielen Jahren machte sich eine Ueberfüllung der in Lichtenstein Callnberg bestehenden Militär-Vereine geltend. Deshalb erachteten es v ele Kameraden der be- rtttenen Truppen dringend notwendig, dem kameradschaft lichen Geist in engerem Kreise zu pflegen. Dank dem Ent gegenkommen der Behörden und dein Kgl. S. Miliiärvereins- Bund war denn dieses eifrige Streben bald mit Erfolg ge krönt. Und so sind wir heule zusammengekommen, um den I. Jahrestag des Zusammenschlusses der berittenen Truppen festlich zu begehen. Ich heiße Sie, liebe Kameraden und werte Gäste, die Sie unserer Einladung so freundlich und zahlreich Folge geleistet haben, auf's kameradschaftlichste und herzlichste willkommen. Möge Ihren das wenige, was wir bieten können, genügen, daß Sie recht fröhliche Stunden bei uns verbringen. — Ein Militäroerein soll aber nicht nur kameradschastlichen Geist und frohe Stunden pflegen, nein, er soll auch die Liede, die alte Treue zum Vaterland und zum angestammten Fürstenhaus hegen und pflegen. Die alte Sachsentreuc zu Tron und Krone darf nicht aussterben. Werte Gäste, liebe Kameraden! Wir haben vor kurzem unserem neuen Landesfürst den Eid der Treue in Krieg und Frieden geschworen. Erneuern wir heute in dieser Stunde dieses Gelübde, dessen wir stets eingedenk sein wollen. Darum fordere ich Sie auf zu einem 3maligen Hoch auf den Troger von Sachsens Königskrone Se. Majestät König Georg und ferner auf Se. Majestät Kaiser Wilhelm II. Mit Begeisterung stimmte die Festversammlung in das Hoch ein und sang alsdann stehend die Sachsenhymne. Im Auftrage der Bruderveceine von Lichtenstein und Callnberg beglückwünschte der Vor sitzende des hiesigen K. S. Militärvereins, Buch druckereibesitzer Otto Koch, den festgebenden Verein zu seinem 1. Stiftungsfeste und brachte ein Hoch auf denselben aus. Recht fesselnd wirkten der Prolog, gesprochen von Herrn Steuerkontrolleur Geibel, sowie das die „Germania" darstellende lebende Bild. Auch der laktige Schwank: „Die Höllenmaschine in der Kaserne" wurde gut zur Darstellung gebracht und 1 -rntcten die Miuvükenden verdienten Beifall. Der musikalische Teil wurde von der Ztadtkapelle in be kannt vorzüglicher Weise ausgeführt und derselben ebenfalls reicher Beifall gespendet. Dem Konzert schloß sich Ball an, welcher einen großen Teil der Festteilnehmer bis in die Morgenstunden in ne ben Park hinunter gegangen und Adloff und Leska standen sich jetzt auf einmal allein gegenüber, dort auf der kleinen von Tannen bewachsenen Anhöhe, wo Elsa Bergers von Leska Abschied genommen hatte. „Ich muß, ich darf hier nicht länger bleiben!" stieß er erregt hervor. „Ich bin zu Ende mit meiner moralischen Kraft, sie hält nicht mehr stand mit der sich von Tag zu Tag kräftigenden Gesundheit. Es ist, als ob mit der Zunahme der körperlichen Kräfte das Verlangen nach Glück sich steigert. Sie täglich sehen, Leska, und doch schweigen müssen, nichts ver raten dürfen von allem, was da mein ganzes Innere erfüllt. Ich vermag es nicht länger mehr, wir leiden beide darunter und darum ist es besser, wir sehen uns nicht mehr und bleiben ohne Schuld, denn nie und nimmer möchte ich an Ihrem Herrn Gemahl zum Verräter, zum Schurken werden!" „Ich billige ganz Ihre edle Gesinnung" ent gegnete Leska fest, aber dann war es ihr doch, als müsse sie sich jubelnd in seine Arme werfen, denn aus seinen Worten schien sie nun doch das Eine vernommen zu haben, daß er sie noch liebte und daß die Liebe zu ihr ihn forltrteb aus ihr« Nähe. Außer Leska aber hatte noch ein anderer die Worte Adloffs vernommen: Brandhorst. Er war von einem Arbeiter gerufen worden, es sei ein Un glück in der Fabrik passiert. Sein Weg führte hier an den Tannen vorüber, und als er die beiden Stimmen gehört, blieb er wie gebannt stehen. Er vergaß, daß seine Anwesenheit in der Fabrik dringend notwendig, er hatte nur den einen Gedanken noch: Was wird LeSka antworten auf dieser schlichte Bekenntnis. „Du liebst mich! Du liebst mich noch, Kurt!" kam s» dann jubelnd von ihren Lippen. Wie wunderschön da- glückstrahlende Antlitz hoben« Stimmung zusammenkielt. Wir hoffen, daß der K. S. Militärverein Kavallerie, berittene Artillerie und Train, dessen erste StiftungSfestfei« einen so schönen Verlauf nahm, sich immer weit« und wett« entwickele, und daß außerdem zwischen ihm und den übrigen militärischen Vereinen von Lichtenstein- Callnberg jederzeit ein kameradschaftliches Zusammen gehen obwalten möge, denn die Bestrebungen aller Bundesvereine sind ja einheitliche. * — Die gestern abend im Garten des,Gasthaus „zum Grünthal" abgehaltene Volksversammlung war von ca. 600 Personen besucht. Herr Schrift steller Huth aus Dresden sprach über: „5 Jahre Reichstagspolitik und die bevorstehende Reichstags wahl". Heute abend von 7 Uhr ab spricht derselbe Redner in Ober-Rödlitz auf dem Wiesengrundstück des Gartenbesitzers Hermann Bucher, woselbst er gleichfalls über die bevorstehende Reichstagswahl referieren wird. * — Explosion. Heute mittag explodierte im hiesigen Konsumverein an der Wettinstraße ein Spiritusfaß. Teile des Fasses wurden in die Nachbargehöfte geschleudert, ohne jedoch besonderen Schaden anzurichten. * — Reisezeit — schöne Zeit, sie bringt aber auch mancherlei Sorgen mit sich. Doch was sind die Reisesorgen gegenüber den Sorgen, die sonst uns bedrücken, das Herz schwer machen?! Wir nehmen sie leicht und gern auf uns in dem freudigen Gefühl, welches die Freiheit, die vollkommene Fessellosigkeit verleiht. Wer das ganze Jahr hindurch sich redlich gemüht und geplagt hat, der glaubt ein wohlbe gründetes Anrecht darauf zu haben, nur e'.n paar Tage oder einige Wochen ausspannen zu dürfen, der Ruhe und Erholung zu pflegen. Ruhe und Er- holung ist es freilich nicht immer, was wir uns auf der Reise bereiten, vielmehr sind es oft genug ärgste Strapazen. In diesem Falle aber sind wir selbst die Schuldigen und das, was man selber „verbricht", pflegt man nicht allzu scharf zu verurteilen. Eine Sorge bereitet uns zunächst die Wahl des Sommer aufenthaltsortes respektive bei einer geplanten Rund fahrt die Wahl der Reiseroute. Wer die Wahl hat, hat die Qual, heißt es auch hier; es gibt ja so viele schöne Orte. Sind wir endlich ins Reine ge kommen, dann geht es an das Studium des Fahr planes, was für viele eine kleine Arbeit bedeutet. Kommen nur Eisenbahnhauptlinien in Frage, macht die Sache sich rasch, schwieriger ist schon das Auf finden der richtigen Anschlüsse. Aber auch das ge lingt nach einiger Mühe. Das größte „Kopfzer brechen" macht gewöhnlich die Ausrüstungsfraze. Während einige nicht genug einpacken können, wollen andere es sich gar zu leicht machen. Indessen mit einigermaßen praktischem Sinn trifft man schon das Richtige. Wer zu zweien oder mehreren reisen kann, wird das jedenfalls sehr angenehm finden. Die besten Reisebegleiter sind aber ein fester Wille, Sinn für Naturschönheiten und guter Humor. * — Gesundheitsmatzregeln für den Abend mahlsdienst hat das dänische Kultusministerium ausgestellt. Während der Austeilung des Weins ist der Altai kelch so zu drehen, daß jeder der Gläubigen eine reine Stelle berührt. Nach der ganzen Um drehung ist der Rand mit warmem Wasser abzu- maschen usw. Der im Kelch zurückgebliebene Wein rest soll weggegossen und der Kelch mit kochendem Wasser gereinigt werden. Später soll jeder seinen eigenen Becher erhalten. * — Bei Eintritt großer Hitze seien folgende hygienische Grundsätze zur sorgfältigen Beobach- aussah. Sie breitete die Arme aus. Adloff aber trat einen Schritt zurück und sagte mahnend: „Es wäre schwere Schuld, Leska, niedriger Verrat an Deinem Mann, den ich hoch schätze, den ich liebe!" Brandhorst bebte vor Aufregung. Nun war wohl der Moment gekommen, wo seine dunkle Tal ans Tages, licht gelangen, wo Leska, einmal wieder ihrer impulsiven Natur folgend, alles verraten würde. Brandhorst wollte schon hervortreten, um es zu verhindern. Aber da hörte er Leskas Stimme folgen: „Ja, Du hast Recht, Kurt, meinen Mann dürfen wir nicht ver raten, denn bei all seinen Fehlern hat er uns allen doch viel Gutes getan, und er ist ja auch nicht allein die Ursache, daß ich nicht die Deine wurde. Könntest Du mir verzeihen, Kurt?" „Ich verzeihe Dir, Leska," entgegnete Adloff gepreßt. „Das Schicksal hat eine große Prüfung über uns ver hängt. Durch Entsagung und Edelmut können wir sie aber ertragen. Lede wohl, Leska! Ich kehre noch heute in mein stilles Haus zurück. Von Deinem Gatten ver abschiede ich mich hernach noch, wenn die anderen Herren fort sind." Leska winkte ihm wehmütig ihre Zustimmung zu und Adloff schritt rasch nach d« anderen Seite des Parkes. Der hint« den Büschen lauschende Brandhorst seufzte auf, denn diese von ihm beobachtete Szene hatte eine doppelte Zentnerlast von seiner gequälten Seele genommen, Leska verriet seine Untat nicht, und sie wie Adloff waren zu edel und groß angelegt, um ihn zu hmtergehen und seine Ehe zu zerstören. (Fortsetzung folgt.)