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sprach über die bevorstehende ReichStagSwahl. In ea. 1 ^stündiger Rede beleuchtete die Referentin zu« nächst den neuen Zolltarif in seinen einzelnen Posi tionen, die Alters» und JnvaliditätSversicherung, das Unfallversicherungs« und Krankenkafsengesetz. DeS Weiteren unterzog die Rednerin die nationalliberale Partei, das Centrum, den deutschen Freisinn und die deutschen Konservativen einer Kritik. An die zahlreich anwesenden Frauen richtete sie ermunternde Worte; dieselben sollten ihrenEinfluß bei denbevorstehen- den Reichstagswahlen auf die Männer geltend machen, damit nicht ein einziger der Wahl fernbliebe. Auch der Kolonialpolitik, dem Militäretat, der sog. Zucht- hauSvorlage und dem großen Meeraner Weberstreik widmete sie besondere Aufmerksamkeit, gleichzeitig aus die gewaltige Schuldenlast hinweisend, welche sich in Deutschland seit 1873 gebildet hat. Bei der sich anschließenden Diskussion empfehlen die Herren Scharf und Münch den Anwesenden als Lektüre die Arbeiterpresse. Im Schlußwort forderte Frau Dr. Luxemburg die Anwesenden nochmals auf, am 16. Juni für Ignaz Auer zu stimmen, der der richtige Vertreter des Kreises sei und sich im Dienste der Arbeiter krank gemacht habe. Mit einem 3maligen Hoch auf Ignaz Auer und die internationale Sozial demokratie erreichte die Versammlung gegen Vz10 Uhr ihr Ende. * — Volksfest. Zur Erleichterung des Besuchs des am 19. Juli d. I. in Lichtenstein-Callnberg stattfindrnden Volksfestes beabsichtigt die Staats eisenbahnverwaltung am genannten Tage einen Sonder zug von Lichtenstein-Callnberg nachGlauchau verkehren zu lasten. Derselbe wird von Lichtenstein-Callnberg 11 Uhr 20 Min. abends abfahren, in St. Egidien 11 Uhr 28 Min. und in Glauchau 11 Uhr 40 Min. nachts eintreffen. In Glauchau bietet der 12 Uhr 10 Min. nachts abgehende Personenzug Anschluß nach Zwickau und Reichenbach i. V., während in St. Egidien der 12 Uhr 10 Min. nachis abfahren öe Personenzug den Anschluß nach Chemnitz vermittelt (Ankunst in Chemnitz 1 Uhr 3 Min. nachis). Den Festbesuchern wird diese Gelegenheit zur Rückfahrt in später Abendstunde jedenfalls sehr willkommen sein. Zur Benutzung des Sonderzuges berechtigen die gewöhnlichen Fahrkarten. * — Unterirdische Gänge in Lichtenstein Nachdem die Fürstlich Schönburgische Verwal tung genehmigt hat, daß die unter dem Schlosse hierselbst befindlichen unterirdischen Gänge, welche zugemauert sind, geöffnet und erforscht werden dürfen, soll daselbst mit den Arbeiten in nächster Zeit be gonnen werden und darf man auf dieses Ergebnis gespannt sein. Gleichzeitig kann auch die erfreuliche Mitteilung gemacht werden, daß das Einzeichnen der bereits erforschten Gänge in die Lagepläne soweit gediehen ist, daß letztere zu dem am 19. u. 20. Juli d. Js. hier stattfindenden Volksfeste ausgestellt werden können. Es mag auch hier bereits erwähnt werden, daß zu diesem Feste ein „Unterirdischer Gang" aus gestellt werden wird, der es jedem Interessenten er möglichen soll, durch einen Besuch sich von der Eigentümlichkeit und dem historischen Wert dieser Gänge zu überzeugen. * — Bezirks-Versammlung Wir machen nochmals auf die morgen Sonntag nachmittag 3 Uhr in Petzolds Gasthof in Mülsen St. Niclas statt findende Bezirksoersammlung der Bundesve^:,.. des Bezirks Glauchau aufmerksam. * — Riesen-Arena. Auf dem Marktplatze in Callnberg ist die Luftschiffer-, Akrobaten- und Leil- künstlertruppe Theodor Dietsch eingetroffen und wird in den nächsten Tagen daselbst Vorstellungen geben. Morgen Sonntag finden nachmittags 3 und abends 8 Uhr große Vorstellungen statt. Die Dietsch'sche Truppe ist inbezug auf großartige Leistungen in hiesiger Pflege genügend bekannt, und dürften sich infolgedessen^deren Vorstellungen eines zahlreichen Be- uches erfreuen. * — Bczirksausschutzfitzung In der am 3. Juni nachmittag von 3 Uhr ab im Sitzungssaale der Königlichen Amtshauptmannschaft Glauchau ab gehaltenen 3. diesjährigen Bezirksausschuß-Sitzung fanden u. a. meistens bedingungsweise Genehmigung: die Schankerlaubnisgesuche Richard F *e's in Mülsen St. Jakob, Emil Traugott in Rüsdorf, Karl August Kunath's in Callnberg (Kaffee schank) und Louis August Wagner's in Hohndorf. Dagegen wurde mangels Bedürfnisses und aus sonstigen Gründen abgelehnt: das Gesuch Julius Heyder's in Mülsen St. Niclas um Erlaubnis zur Veranstaltung von Singspielen. * — Der Kantoren- «nd Organistenverei« der Amtshauptmannschaften Chemnitz und Zwickau, der in dieser Woche in Schwarzenberg tagte, beschloß einstimmig, seine nächstjährige Hauptver sammlung in Lichtenstein — ebenfalls in der Pfingstwoche — abzuhalten. , ß*—Z kanntäch -st den Diener n beide« Gerichten und Staatsanwaltschaften nachgelassen, für Ver richtungen innerhalb der Justizgebäude und für den äußeren Dienst in der wärmeren Jahreszeit statt des Waffenrocks eine Joppe zu tragen. Das Justiz ministerium hat nun bestimmt, daß diese Joppe von den Dienern der ersten und zweiten Klasse mit silbernen Achselschnüren und von den Dienern der ersten Klasse überdies mit zwei silbernen, an den Enden des Kragens anzubringenden Sternen getragen werde. * — Die am 1. Juli 1903 fälligen Zinsscheine der Hypothekenpfandbriefe Serie II, ÜI und IV der Sächsische« Bode«kredtta«ftalt in Dresden werden nach einer im Inseratenteil unserer vorliegen den Nummer befindlichen Bekanntmachung bereits vom 15. Juni d. I. ab bei sämtlichen Pfandbrief- Verkaufsstellen kostenlos eingelöst. * — Erbe« werde« gesucht! Dem Leipziger Konsulate der Vereinigten Staaten von Amerika ist mitgeteilt worden, daß der Rechtsanwalt Arthur Johns, 43 Cedar Street, Neuyork City die Ver wandten der nachstehend angeführten, in Amerika verstorbenen Personen wegen Erbschaftsregulierungen sucht: Ernst Alfred Patzauer, Mary Anna Jung- Haus, Franziska M. Kaiser, Francis Nord, August Lingeman, Rosina Stang, Louis oder Johann Lud wig Schoenleber und Kathie Longenau oder Langenau. * — Ein praktischer Ratgeber für Bah«- hofswirte. Unter diesem Schlagwort schreibt das Hamburger Fachblatt „Küche und Keller": „Der Bahnhofsrestaurateur North in Zabern schlägt seinen Kollegen eine Neuerung in der Verabreichung von geistigen Getränken vor, nach welcher die Bahnhofs restaurateure ein Kartell abschließen sollen, an den Zügen das Bier das Glas etwa zu 25 Pfg. ein schließlich des Glases zu verkaufen unter der Be dingung, das die Gläser von jedem Bahnhofskellner zum Preise von 10 Pfg. zurückgenommen werden, sodaß also das Glas Bier 15 Pfennig kosten würde. Die Reisenden könnten dann in aller Gemütsruhe während der Fahrt ein Glas Bier trinken, ohne daß man erst die Flasche mitzubezahlen oder das Bier in einigen Sekunden hinunterzuschütten brauchte. Wir halten diesen Vorschlag für ganz außerordentlich vorteilhaft und hoffen, daß er bald zur Ausführung gelangt." —Rödlitz. Eine Henne des Herrn Schäller hier hat ein Ei gelegt, welches ein Gewicht von 122 Gramm ausweist. * — Rödlitz. Wegen Massenschüttung wird die niedere Dorfstraße vom 8. bis mit 13. Juni dss. Ihrs, für den gesamten Fährverkehr gesperrt und letzterer auf die fiskalische Straße in Hohndorf verwiesen. Leipzig. An der Universität Leipzig haben in diesem Svmmcrsemester 58 Damen die Genehmigung zum Besuche der Vorlesungen erhalten; hiervon studieren 1 Theologie, 2 die Rechtswissenschaft, 9 Medizin und 46 Philosophie. Der Prozeß gegen den Architekten Kietz, den Stuk kateur Kienhöfer und den Baugeschäftsinhaber Hennig, welche bei der Ausführung der Stuckarbeiten für die Decke des Palmengartensaales in Leipzig beteiligt waren und beschuldigt werden, infolge Verletzung der Regeln der Baukunst und fahrlässiger Außeracht lassung einer Berufspflicht den Tod einer Person und die schwere Verletzung zweier anderer herbeige führt zu haben, wird erst am 24. September stattfinden. Die Karussel- und Schaukelbesitzer aus Zwicka« und Umgegend wollen, da ihnen die Kgl. Amts- Hauptmannschaft zu Zwickau neuerdings wieder mehr fach die Erlaubnis zum Besuche kleiner Vogelschießen verweigert hat, am Donnerstag kommender Woche nachmittags 3 Uhr in Zwickau eine Versammlung abhalten, um darüber zu beraten, welche gemeinsamen Schritte gegen diese ihr Gewerbe schwer schädigenden behördlichen Maßnahmen zu tun sind. Einberufen wird diese Versammlung von Herrn Karusselbesitzer Gsell aus Zwickau, Referent ist Herr Schaukelbesitzer Albert Prauß aus Crottendorf. Meerane. Wegen der vielen Unannehmlich, ketten, die sich durch die Verhängung des Militär verbotes über öffentliche Säle ergeben, hat der hiesige Städtische Verein beschlossen, bei der zuständigen Behörde vorstellig zu werden, daß die Verhängung des Militärverbots über ein Lokal nicht erfolgen soll, wenn in demselben nur vorübergehend (vor Wahlen) sozialdemokratische Versammlungen statt finden. Auch möchte dahin gestrebt werden, daß das Verbot nur für den Tag Geltung habe, an dem überhaupt sozialdemokratische Versammlungen statt finden. Crimmitschau. Wie aus einer zurückgelassenen Postkarte der am dritten Feiertag ertränkt aufgefundenen 18jährigen Malerstochter Barth hervorgeht, hat das be dauernswerte Mädchen aus Scham über ein an ihm verübtes unsittliches Attentat Selbstmord verübt. Der Polizei ist es auch bereits gelungen, einige 15- bis 17 jährige Bürschchen aus Lettelshain und Frankenhausen zu ermitteln, die in Waldsachsen am 2. Feiertag das Mädchen in gröblichster Weise belästigten. Infolge dieser Ausklärung des traurigen Vorfalls wendet sich den betrübten Eltern der Verstorbenen die allgemeine Teilnahme zu. Döbel«. Der „Döbelner Anz." schreibt: Bei der Tanzmusik im Gasthof zu Zschackwitz ereignete sich am zweiten Pfingstsriertage der Fall, daß die T ä n z e r dem Stadtorchester Schwierigkeiten machten und — streikten, um 5 Pfennig-Touren durchzusetzen. Bis vor kurzer Zeit kostete hier und in der Umgebung bekanntlich überall die Tour 10 Pfennige,Idie Konkurrenz der Saalbesitzer hat den Preis auf 5 Pfennige hersgedrückt, natürlich zum Nachteil der Musikkapellen. Eine große Rohheit begingen vor mehreren Tagen mehrere Porzellandreherlehrlmge aus Nie-ekplarritz, indem sie abends auf ihrem Nachhausewege in der Nähe der Flämigschen Ziegelei wiederholt mit Steinen auf daS Dach derselben, nach einem Hunde und in ein Getreide feld warfen, wobei sie sowohl das Dach, als auch eine Anzahl halbfettige Ziegel beschädigten. Als der Besitzer dazu kam und die Burschen zur Rede setzte, wurde er von dem einen sogar noch bedroht, indem dieser einen großen Stein ergriff und ihm zurief, er wolle ihm die Hirnschale einschagen, wenn er herankäme. Die Burschen sind zur Anzeige gekommen, nachdem ihre Persönlichkeiten ermittelt waren. Am 3. Juni hat sich ein im GerichtSgefängnis Freiberg untergebrachter 70jähriger Rentier aus der Döbelner Gegend entleibt. Vor seinem Tode hat er ein Testament errichtet, in welchem er sein nicht unbedeutendes Vermögen zu milden Zwecken vermacht hat. U. a. sollen der Stadt Freiberg 10000 Mk., zum Besten entlassener Gefangener aus dortigem Gefängnis 2000 Mk. usw. ausgesetzt worden sein. Kieritzsch. Vorvergangene Nacht hat sich der Handlungsgehilfe Willy Zimmermann aus Leipzig auf der Eisenbahnstrecke zwischen Kieritzsch und Breitingen von einem Zuge tätlich überfahren lasten. Am Dienstag wurden in Hartha« von den Sicherheitsorganen 6 Arbeiter der Kunzeschen Ziegelei festgenommen und der König!. Staatsanwaltschaft Chemnitz zugefuhrt, weil sie am 2. Feiertag mittags gemeinschaftlich einen ihrer Mitarbeiter so mit Tot schlägern und Stöcken geschlagen, daß er arbeitsun fähig wurde und in ärztliche Behandlung treten mußte. Pirna. Ein„a rretiertesÄutomobil" erregte hier vielfaches Aussehen. Neben der „Pest» kutsche," wie man diese Fahrzeuge oft bezeichnen hört, schritt ernst und würdevoll ein polizeiliches Organ. Langsam und gemessen steuerte es durch die Straßen nach der Wache. „Was mag dahier passiert sein?" hörte man hier und da fragen. Die Sache war aber durchaus nicht schlimm. An dem „Mobbel" fehlte nur die vorschriftsmäßige, für jedermann er kennbare Nummer, welcher Mangel jedenfalls für die Autler eine Ordnungsstrafe nach sich ziehen dürfte. Die beiden im 6. und im 4. Lebensjahre stehen den Knaben des Gutsbesitzers Klier in Pechbach bei Klingenthal hatten am Dienstag eine mit Korn schnaps gefüllte Flasche erwischt und dieselbe nahezu geleert. Der jüngere Bruder erlag nach denselben Tag einer Alkoholvergiftung, der ällere wurde be sinnungslos und schwer krank im Gastzimmer liegend aufgefunden. Aus Thüringen Gera. Die 15jährige Dienstmagd Pufe aus Schüptitz, die wegen Brandstiftung beim Gutsbesitzer Neupert dort verhaftet wurde, hat jetzt auch gestanden, mehrere Giftmordoersuche verübt zu haben und zwar an dem kleinen Kinde des Gutsbesitzers P., bei dem sie zuletzt in Diensten stand, sowie an ihrem Mitge sinde. Als Grund für ihre Taten hat sie angegeben, daß sie aus dem Dienste habe fortkommen wollen. — In Kühndorf wurden bei einem Gewitter ein Mann und eine Frau vom Blitze getroffen und getötet. Greiz. Der Arbeiter Greim, welcher unweit Elsterberg Attentate auf zwei bejahrte Frauen ver übte, und eine der Frauen durch Messerstiche ver letzte und beraubte, hat jetzt nach anfänglichem harten Leugnen vor dem Untersuchungsrichter die Tat ein gestanden. Da die Verbrechen auf reußischem Landesgebiet verübt wurden, ist G. im hiesigen Gerichtsgefängnis interniert. Allerlei P Berli«. Nach einem Telegramm des „Berl. Lokalanzeig." sind bei einem Orkan in der Nähe von Valparaiso insgesamt mutmaßlich 20 Schiffe untergegangen. - s- Der Postwage«, dessen Kutscher mit dem gestohlenen Gelbe geflüchtet ist, wurde auf offenem Felde bei Rakossalva gesunden. Der Hintere Teil des Wagens ist erbrochen. Es fehlt eine eiserne Kassette mit Papieren im Werte von 98 OM Kronen. P Als Mörder deS erschaffenen Förster Keller in Bromskirchen bei Marburg, wurde der 17- jährige Wildschütz Karl Strieder verhaftet. Mühlberg iElbe). Am 3. d. M. vormittag ließ sich der Husar Schumann, der seit Herbst bei dem in Torgau garnisonierenden Husaren-Regiment Nr. 12 dient, vvn einem auf Station Falkenberg einfahrenden Eisenbahnzuge überfahren. Er wurde gräßlich verstümmelt und war sofort tot. Sch., ein Sohn des Gemeindevor stehers Schumann in Falkenberg, weilte während der Pfingstfeiertage auf Urlaub im Elterhause. Wie ver lautet, soll er den Urlaub überschritten und aus Furcht vor Strafe den Selbstmord begangen haben. -j- Wie«. Der in der Römergasse wohnhafte 38jährige Perlmutterdrechsler Kubak hat seine 16- jährige Pflegetochter Aloise Loideld, welche seinen Liebesanträgen kein Gehör schenkte, durch 18 Messer stiche getötet, woraus er sich aus der drei Stock hoch gelegenen Wohnung aus die Straße stürzte, wo er alsbald an den erlittenen Verletzungen starb. P Newyork. In Ottawa eingetroffene Passa giere der Kanadischen Pacific-Eisenbahn, die von Montreal kommen, berichten über große Feuers brünste, die in einiger Entfernung von Ottawa die Getreidefelder verwüsten und immer weiter um sich greifen. Flugseuer, das von den brennenden Feldern nach Ottawa getrieben wurde, richtete in der Stad^ einen Brandschaden im Betrage von 90 OM Pfun^